
Kroos über Geisterspiele: „Leider daran gewöhnt“
MADRID. Estadio Alfredo Di Stéfano statt Estadio Santiago Bernabéu, null statt 80.000 Fans vor Ort: Wegen der Folgen der Coronavirus-Pandemie haben sich die Stars von Real Madrid mental auf ein völlig neues Szenario einstellen müssen, was ihre Heimspiele betrifft. Weil wegen COVID-19 in Spanien seit fast einem Jahr keine Zuschauer mehr in die Stadien dürfen, entschieden die Bosse der Königlichen, die Profis in das Di-Stéfano-Stadion auf dem Trainingsgelände umziehen zu lassen, um den Bernabéu-Umbau nicht unnötig zu stören.
„Leider ist es mittlerweile so, dass man sich echt daran gewöhnt hat“, so Toni Kroos vor Reals Champions-League-Achtelfinal-Hinspiel bei Atalanta Bergamo (Mittwoch, 21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei Sky) in einem Interview mit Sky. „Du weißt mittlerweile: Es kommt keiner, es ist keiner da. Trotzdem wirst du aber genauso bewertet und kritisiert, als wenn alle da wären. Ich habe mich daran gewöhnt und würde behaupten, dass es meine Leistung nicht groß beeinflusst. Aber es stimmt schon, dass man ein bisschen gebraucht hat, weil es schon komisch ist und hoffentlich auch komisch bleibt“, meinte der Spielgestalter.
Es müsse von jedem selbst kommen, sich auch ohne Fans und in einem im Vergleich zum Bernabéu viel kleineren Stadion zu motivieren, gab Kroos zu Protokoll. Dass der Fußball rein spielerisch weniger ansehnlich geworden ist, findet der 31-Jährige keineswegs. Aber: „Ich glaube, der Spaß leidet darunter. Es ist ja eines der schönen Annehmlichkeiten von Real Madrid, dass du normalerweise in so einem Stadion vor 80.000 Menschen spielen kannst. Da will jeder Fußballer hin. Ich durfte das zum Glück schon sechs Jahre erleben, jetzt im siebten Jahr merkt man natürlich, was fehlt.“
„Auch mit Cristiano einige Jahre nicht Meister geworden“
Nicht nur das Bernabéu fehlt dem Madridismo, sondern beispielsweise auch jemand wie Cristiano Ronaldo. Ohne den portugiesischen Superstar mangelt es dem weißen Ballett zu oft an der notwendigen Offensiv-Power und Gefahr vor dem gegnerischen Gehäuse.
„Wenn du keinen Eins-zu-eins-Ersatz holst, ist klar, dass das Spiel anders aussieht, dass du dich nicht auf gewisse Spieler fokussierst und Sachen mehr als Mannschaft machen musst. Dass dir natürlich jemand fehlt, da braucht man doch nicht lange drumherum reden. Man sieht ja, was Cristiano heute noch macht. Das fehlt auf Dauer“, betonte Kroos, um jedoch auch an den Erfolg in der zurückliegenden Spielzeit zu erinnern: „Es heißt nicht, dass du nicht erfolgreich sein kannst. Wir sind auch mit Cristiano einige Jahre nicht Meister geworden, letztes Jahr aber schon. Es geht, aber natürlich gab es viele Spiele in den vergangenen zwei Jahren, wo man das Gefühl hatte: Mit ihm auf dem Platz hättest du vielleicht die Chance gehabt, dieses Spiel zu gewinnen.“

Nicht wenige Anhänger malen sich in ihren Träumen ein Comeback von Ronaldo aus. Aus der goldenen Ära mit den drei Champions-League-Titeln nacheinander zurückgekehrt ist aber nur Erfolgstrainer Zinédine Zidane, der nach Rückschlägen allerdings zunehmend in die Kritik gerät. „Man muss schätzen, dass er in einer Situation zurückgekommen ist, die nicht so einfach war. Dann ist er letztes Jahr Meister geworden, was in Spanien nicht so einfach ist. Und dann hast du die Situation, dass wir seit zwei Jahren auch aus Corona-Gründen keine Transfers gemacht haben oder machen konnten“, nimmt Kroos seinen Coach in Schutz.
Kroos will bis 2023 „hundertprozentig bei Real Madrid sein“
Ob „Zizou“ über die laufende Saison hinaus Verantwortlicher der Blancos bleibt, gilt als offen. Wie sich die kommenden Jahre von Kroos gestalten, ist dagegen klar – sagt er selbst jedenfalls. „Ich habe einen Vertrag bis Sommer 2023, das sind zweieinhalb Jahre. Es ist eine Top-Länge, die ganz bewusst so ausgesucht ist. Ich möchte diese zweieinhalb Jahre hundertprozentig hier bei Real Madrid sein und im Sommer 2023, wenn ich 33 bin, entscheiden, worauf ich dann Lust habe“, stellte die Nummer 8 der Merengues klar.
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