
Lucas Vázquez ist ein Dauerbrenner und das nicht ausschließlich durch die Tatsache, dass er einer der Spieler im königlichen Kader ist, der bereits durch die Jugendakademie gegangen ist. Auch bei Zidane gilt der waschechte Canterano als einer der Lieblinge: „Er ist ein Jugendspieler, hat Real im Herzen und gibt immer alles.” Nur wenige Akteure bekommen vom Franzosen so viele Minuten auf dem Rasen wie er zugestanden, auf dem Platz gilt er als unermüdlicher Dauerläufer. Durch seine Flexibilität und Polyvalenz hat der Mann aus dem Nordwesten Spaniens seine Rolle(n) für die Mannschaft gefunden und zugleich auch angenommen. Kaum wegdenkbar ist er aus sportlicher Sicht für „Zizou“, zumal Dani Carvajal und Álvaro Odriozola aktuell wie auch wiederkehrend in der Vergangenheit mit Verletzungen zu kämpfen haben. Nicht umsonst, schwärmte auch Anfang des Jahres der Übungsleiter: “Er gefällt nicht nur mir, er gefällt uns allen, weil er stets bei der Sache und zuverlässig ist. Er gibt auf dem Platz immer alles, und das schätzen wir.”
Spitzenleistungen und Allrounder-Qualität
Dennoch zögert sich eine auf dem ersten Blick obligatorische Vertragsverlängerung heraus – denn das bestehende Arbeitspapier läuft diesen Sommer aus. Da stellt sich schon die Frage nach dem “‘Wieso”? Die Leistungen des Mannes aus Galicien stimmen, nicht nur zuletzt bei der Partie der Königlichen gegen Real Sociedad zeigte der 29-Jährige, wie wichtig er für seine Mannschaft ist und spielte in überragender Manier auf. Durch den erzwungenen Positionswechsel vom gelernten Rechtsaußen auf die Rolle des Außenverteidigers ist er zwar nicht mehr so torgefährlich, doch als Vorlagengeber weiß Vázquez noch immer zu brillieren. Permanent beackert er die Außenbahn und weiß seine Offensivstärken nach wie vor einzusetzen. Ein Rechtsverteidiger also, wie gemalt für die Merengues.

On top bietet er dem Trainer zahlreiche Alternativen, was man auch beim angesprochenen Spiel gegen die Basken und dem dabei im zweiten Durchgang praktizierten 3-5-2 beobachten konnte, als der Spanier nicht nur einen seiner saisonübergreifenden sechs Assists sammelte, sondern bei besserer Chancenverwertung seiner Angreifer auch noch häufiger auf dem Scoreboard aufgetaucht wäre. Sportlich gibt es also keine Debatte über die Wichtigkeit der Nummer 17, welche im weißen Dress seit ihrer Rückkehr aus dem einjährigen Intermezzo bei Espanyol Barcelona bereits dreimal die Champions League gewinnen und ebenso häufig den Weltpokal in ihren Armen halten konnte. Auf 233 Einsätze (26 Tore/52 Assists) kommt der in einer galicischen Kleinstadt namens Curtis bei A Coruña geborene Fußballer. Er ist etabliert im Ensemble, hat schon jetzt mehr Spiele in dieser Saison (27) als in der gesamten abgelaufenen Spielzeit bestritten und gibt sich ob des Höhenflugs dennoch bescheiden: „So ist der Fußball. Ich freue mich sehr über die Möglichkeiten, die der Trainer mir gibt.“
Reize von der Insel oder aus Nahost
Somit ist eigentlich klar, woran es haken muss: Das Geld! Vázquez, der vor geraumer Zeit zum zweiten Mal Vater wurde und nun so ziemlich am Zenit seiner Schaffenskraft stehen sollte, gilt als einer der Akteure im Kader der Hauptstädter, welche unterdurchschnittlich verdienen. Ohne ihm den Vorwurf der Gier anhängen zu wollen – denn für seine Familie wird er sicher auch mit dem aktuellen Salär sorgen können – ist das Gehalt vermutlich das größte Hindernis für ein neues Arbeitspapier. Laut “Cadena Ser” beläuft sich das momentane jährliche Einkommen auf 3,5 Millionen Euro im Jahr. Eine Summe, die er in England oder gar in Katar – wo nicht nur im Sommer sondern auch im Herbst vergangenen Jahres offensichtlich ein konkretes sowie nicht uninteressantes Angebot vorgelegen haben soll – signifikant steigern könnte. “Luqui” lehnte jedoch ab, denn sein Wunsch ist es, noch viele Jahre in Madrid zu verbringen, wie er bereits in der abgelaufenen Saison gegenüber Realmadrid TV bestätigte: „Ich bin sehr glücklich, das Trikot des Klubs meines Lebens zu verteidigen. Jedes Mal, wenn ich auf den Platz gehe, ist es eine Freude. Es ist meine fünfte Saison hier. Ich bin sehr glücklich und hoffe, dass es viele weitere werden.“
Auch wenn aus einer Anstellung im Wüstenstaat bisher nichts wurde, ranken sich immer wieder Gerüchte um einen Abgang des neunmaligen Nationalspielers, zuletzt wurde Interesse vom SSC Neapel oder auch Tottenham Hotspur gemeldet. Und bei all der Liebe zu den Blancos scheint es gerade die Premier League dem Flügelspieler angetan zu haben: „Als ich klein war, habe ich die Premier League zusammen mit meinem Bruder verfolgt”, wird Vázquez im Guardian zitiert. „Sie war und ist auch immer noch sehr attraktiv für mich: ein schön zu spielender Fußball und einer, der gut zu meinen Eigenschaften und meinem Charakter passen würde.” Ganz offensichtlich eine Option für den Rechtsfuß, zumal er ablösefrei zu haben sein wird, einigen sich die Königlichen nicht zeitnah mit ihrem Akteur. Im Winter wären noch bis zu 25 Millionen Euro aus Katar drin gewesen, der aktuelle Marktwert beträgt zumindest 15 Millionen Euro – Geld, das man an dieser Stelle verschenken müsste.

Er ist nicht der Leader, wie Ramos. Er ist auch kein Vollstrecker, wie Benzema und auch kein Strippenzieher wie Kroos oder Modric. Er hat aber etwas, was vielen Akteuren auf diesem Niveau teilweise abkommt: Den Biss, die Leidenschaft, den Willen und vor allem die Aufopferungsbereitschaft. Für ein Kollektiv ist der Leistungsträger unter dem Radar womöglich wichtiger, als es so manchem Experten und zahlreichen Medien erscheinen mag. Seinem Coach ist es zumindest aufgefallen: „Was er gerade leistet, überrascht uns nicht”, sagt Zizou, der ihn sicher gerne halten würde. Das Verhältnis zwischen Vázquez und Zidane soll grundsätzlich sehr gut sein. Fehlt nur noch die Erkenntnis in der Chefetage rund um Florentino Pérez.
„Verlängerung hängt nicht nur von mir ab“
In Zeiten von Corona ist auch das Budget von den Blancos und Pérez endlich, allerdings sollte eine Anpassung für Vázquez nicht per se ausgeschlossen werden, denn als flexibler Baustein im Zidane´schen Mannschafts-Baukasten würde er sicherlich mehr fehlen, als man meint. Im März soll laut “Cadena Ser” eine Entscheidung fallen. Bis dahin wird Vázquez weiter Gas geben und versuchen, sich in den Fokus zu spielen und in der Situation ruhig zu bleiben: „Meine Verlängerung hängt nicht nur von mir ab, also werden wir abwarten müssen.“ Klappt das nicht, geht mit ihm ein Stück Identität verloren, wie es einst bei José Callejon der Fall war, der als Publikumsliebling sein Glück in der Ferne suchte und an der Concha Espina ein Loch im Herzen der Madridistas hinterlassen hatte. Zu oft weiß man Dinge erst wirklich zu schätzen, wenn sie weg sind.
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