
Hat Cala „scheiß Neger“ zu Diakhaby gesagt?
CÁDIZ/VALENCIA. Der Rassismus-Skandal in Spanien geht nicht nur weiter, er könnte noch schmutziger werden als eh schon. Denn nach dem Vorfall am Sonntagnachmittag bezichtigen sich mittlerweile beide Parteien der Lüge.
Der Reihe nach: Als sich der FC Cádiz und der FC Valencia am 29. Spieltag gegenüberstanden, soll es in der 28. Minute zu einem Rassismus-Vorfall gekommen sein. Dabei soll Cádiz-Verteidiger Juan Cala Valencia-Verteidiger Mouctar Diakhaby rassistisch beleidigt haben. Weil die Valencia-Spieler später solidarisch mit ihrem Mitspieler vom Platz schritten, wurde die Partie kurzzeitig unterbrochen, dann ohne den ausgewechselten Franzosen beim Stand von 1:1 fortgeführt. Nach einer scheinbaren „Aussprache“ in der Halbzeit ging es weiter, dann auch ohne den ausgewechselten Cala. Marcos Mauro gelang kurz vor Schluss der (glückliche) 2:1-Siegtreffer für die Hausherren.
Das Spiel war gelaufen, der Skandal ging aber erst so richtig los. Wie über den Schiedsrichter-Bogen bekannt wurde, behauptet Diakhaby, von Cala als „negro de mierda“ (scheiß Neger) beschimpft worden zu sein. Cala und Cádiz kündigten entsprechend eine Pressekonferenz für den Dienstag an.
Diakhaby: „Mir geht’s gut, aber es hat mir sehr weh getan“
Und an diesem Tag ging es dann Schlag auf Schlag. Erst meldete sich das vermeintliche Opfer Diakhaby zu Wort. In einem Video sagte der Franzose unter anderem:
„Ich möchte darüber reden, was in Cádiz passiert ist. Ein Spieler hat mich beleidigt, die Worte waren: ‚Negro de mierda.‘ Das hat mir der Spieler gesagt und das ist nicht tolerierbar. Sowas darf im normalen Leben nicht passieren und schon gar nicht im Fußball, der ein Sport des Respekts ist. Ich und meine Mitspieler entschieden uns, in die Kabine zu gehen, was eine gute Entscheidung war. Dann sagte ein Spieler von ihnen zu einem von uns, ob wir zurückkehren würden, wenn sich Cala entschuldigen würde. Wir sagten, dass es so nicht geht, dass man sowas nicht machen kann. Mir geht’s heute gut, aber es hat mir sehr weh getan. Ich hoffe, dass LaLiga jetzt Sachen und Strafen unternimmt, damit die Sache aufgeklärt wird.“
” Negro de Mierda ” pic.twitter.com/FcuT3PNwpy
— Mouctar Diakhaby (@Diakhaby_5) April 6, 2021
Cala beteuert Unschuld und droht sogar
Wenig später kam es zur angekündigten Pressekonferenz in Cádiz. Auf dieser beantwortete Cala zahlreiche Fragen, wies jedoch jegliche Schuld von sich. Entsprechend der geltenden Unschuldsvermutung sagte er: „Ich sagte zu Diakhaby, er solle mich in Ruhe lassen (‚Dejame en paz‘), dann lief er mir hinterher und sagte, ich hätte ihn beleidigt. Ich habe nicht ‚negro de mierda‘ gesagt, niemals! Was ich jetzt erlebe, ist eine Lynchjustiz, ein Zirkus!“
Cala verwies darauf, dass in einem „leeren Stadion mit 25 Kameras und keine Ahnung wie vielen Mikros“ keiner der anderen 22 Spieler etwas mitbekommen habe: „Mir wird etwas vorgeworfen, das ich nicht bin. Ohne Beweise wird mir etwas vorgeworfen und über mich geurteilt.“
Der Spanier sieht sich als Opfer, bezeichnete die Sache regelmäßig als „Zirkus und Lynchjustiz“ und kündigte rechtliche Schritte an, unter anderem gegen Diakhaby und Anil Murthy, Valencias Präsidenten, der sich früh hinter seinen Spieler gestellt hatte. Cala ist sich keiner Schuld bewusst und teilte seine Kooperation mit: „Falls es eine Untersuchung gibt, werde ich LaLiga unterstützen, aber nur mit Beweisen.“
DIRECTO | Rueda de prensa de Juan Cala https://t.co/N2XGpovtbB
— Cádiz Club de Fútbol (@Cadiz_CF) April 6, 2021
„Möglichkeit verpasst, Fehler zu gestehen und sich zu entschuldigen“
Nicht nur Cala ging in die Offensive – nach der rund 30-minütigen Pressekonferenz legte der FC Valencia nach. „JUAN CALA, WIR GLAUBEN DIR NICHT“, lautet die Überschrift der Pressemitteilung. In dieser heißt es unter anderem: „Cala hat die große Möglichkeit verpasst, einen großen Fehler einzugestehen und sich beim Betroffenen zu entschuldigen. Stattdessen hat er den Spieler und andere Mitglieder des FC Valencia angegriffen!“
Und weiter: „Nach den Drohungen von Juan Cala halten der Klub, sein Präsident Anil Murthy und sein Spieler Mouctar Diakhaby an ihrer tiefen Überzeugung fest, wo immer es nötig ist und bis zum Ende für das Wohl des Fußballs zu kämpfen.“
COMUNICADO OFICIAL | JUAN CALA, NO TE CREEMOS #YoCreoAMouctarDiakhaby
— Valencia CF (@valenciacf) April 6, 2021
Noch kein Zeichen von LaLiga
Es steht Aussage gegen Aussage, und es gilt weiter die Unschuldsvermutung – entweder Cala lügt oder Diakhaby hat sich all das bloß ausgedacht (oder sehr viel sehr falsch verstanden). Von Liga-Verband LFP gibt es derweil noch keine offizielle Stellungnahme, auch wenn zumindest eine Untersuchung nun unausweichlich erscheint.
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