
Geisterspiel? Klopp will eigene Atmosphäre schaffen
LIVERPOOL. Der FC Liverpool gibt die Hoffnungen nicht auf, trotz des 1:3 im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid, im Rückspiel an der Anfield Road (Mittwoch, 21 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN) den Turnaround zu schaffen. „Nach einem 1:3 im Hinspiel hat man scheinbar wenig zu verlieren. Wir werden alles probieren. Es ist ein Ergebnis, das uns gezeigt hat, dass sie besser waren als wir und wir besser sein sollten“, sagte Jürgen Klopp am Dienstag auf der Pressekonferenz.
Der Cheftrainer der „Reds“ fügte an: „Wir haben darüber gesprochen, eine gute Atmosphäre in Anfield zu schaffen, daran zu glauben. Es ist klar, dass wir während des Spiels Probleme haben können und dass das Fehlen der Fans ein zusätzliches Problem darstellt.“
„Wir haben nichts zu verlieren“
Der 53-Jährige betonte: „Wir müssen versuchen, das Spiel zu gewinnen. Danach werden wir sehen. Wir haben nichts zu verlieren. Wenn wir mehr schaffen können als in Madrid, was möglich sein sollte, weil wir nicht viel hatten, dann werden wir sehen. Wir können Comebacks nicht als selbstverständlich ansehen, vor allem nicht ohne die Fans im Stadion. Wir werden unsere eigene Comeback-Atmosphäre schaffen.“
Im Hinspiel sei es vor allem die fehlende Zweikampfhärte gewesen, die für das Endresultat sorgte, wie der gebürtige Stuttgarter anhand von zwei Gegentoren festmachte: „Das erste Tor von Real war ein toller langer Ball. Aber die anderen beiden Tore haben wir nicht gut genug verteidigt. Wenn sie 30 Meter vor dem Tor einen Einwurf haben und es keinen Zweikampf gibt, bis sie ein Tor erzielen, macht das absolut keinen Sinn. Das müssen wir ändern.“ Zugleich stellte er klar, dass er „total in Stimmung“ für das Rückspiel sei.
„Real Madrid wird zu 100 Prozent bereit sein“
Zwar reisen die Madrilenen mit Personalsorgen nach Liverpool, „da sind wir aber gleichauf“, meinte Klopp und setzte fort: „Der entscheidende Teil der Saison ist jetzt, und ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass Real Madrid zu 100 Prozent bereit sein wird. Wir wissen, dass wir bislang keine brillante Saison haben. Wir müssen auf einem Top-Niveau sein, um eine Chance auf das Weiterkommen zu haben.“
Gegen die Königlichen werde es jedoch schwer, Gegentore zu verhindern, so der Coach des amtierenden englischen Meisters: „Man will nie Tore kassieren, das wird nicht anders sein als in anderen Spielen. Ich habe keine Ahnung, ob es irgendeine Mannschaft auf der Welt gibt, die Real Madrid davon abhalten kann, eine Chance zu kreieren. Aber das Spiel beginnt 0:0.“
Von Vinícius „beeindruckt“ – Kroos „einer der erfolgreichsten Fußballer der Welt“
Mit Vinícius Júnior und Toni Kroos, die im Hinspiel als Doppeltorschütze respektive Vorlagengeber glänzten, lobte Klopp zwei Blancos ganz besonders. Zu Vinícius’ Aufritt sagte er: „Ich war beeindruckt, nicht überrascht. Er ist ein unglaubliches Talent.“ Deshalb gebe er seiner Mannschaft fürs Rückspiel den Auftrag: „Wir müssen Pässe auf Vinícius vermeiden.“
Zu seinem Landsmann Kroos befand der Liverpool-Trainer: „Er war schon zu jungen Jahren ein großartiger Spieler und hat sich zu einem der erfolgreichsten Fußballer der Welt entwickelt. Der Wechsel nach Madrid war mutig und er ist noch nicht einmal sehr alt (31; d. Red.), er hat noch viel vor sich. Wir kennen uns nicht sehr gut, aber ich bewundere ihn schon seit Jahren. Er ist sehr dynamisch, kann schnell umschalten und nur schwer vom Ball zu trennen.“
“Nettes Gesamtpaket”, sagt #Klopp über @ToniKroos: “Machte einen mutigen Schritt nach Madrid, aber ist einer der erfolgreichsten Spieler. Und ist immer noch jung, 29? (31!) Ich schätze und bewundere ihn seit Jahren, sehr dynamisch, schnell im Kopf, schwer zu verteidigen.”#kroos pic.twitter.com/W1PlOQD8Tz
— Nils Kern (@nilskern17) April 13, 2021
Robertson bedauert fehlende Zuschauer-Unterstützung
Neben Klopp stellte auch Andrew Robertson vor Anpfiff klar, dass der Zuschauer-Ausschluss nicht zu unterschätzen sei. Der Schotte meinte sogar, dass Liverpools legendäre Halbfinal-Aufholjagd 2019 gegen den FC Barcelona (4:0 im Rückspiel nach 0:3 im Hinspiel) ohne Fans gar nicht möglich gewesen wäre. „Sie gaben uns das Gefühl, drei Meter groß zu sein. Vor 54.000 Menschen zu spielen, die daran glauben, gab uns die zusätzlichen fünf Prozent. Wir brauchen unsere eigene Atmosphäre“, konstatierte der Linksverteidiger und merkte an: „Wenn wir es schaffen, fantastisch. Wenn wir es nicht schaffen, können wir zumindest erhobenen Hauptes gehen. Wir wissen, wie gut dieser Wettbewerb ist und wir wollen so lange wie möglich dabei sein.“
Laut Robertson wissen seine Kollegen und er, „dass wir eine Leistung brauchen, die so nah wie möglich an der Perfektion sein muss“ und dass Fehler wie im Hinspiel vermieden werden müssen. „Das Auswärtstor ist der einzige Bonus. Wir haben uns eine Chance gegeben. Es liegt an uns, sie zu nutzen. Einige schreiben uns schon ab und das müssen wir ändern. Wir müssen so positiv wie möglich sein“, erklärte er und betonte: „Es ist eine riesige Aufgabe, die vor uns liegt, aber wir glauben, dass wir jedes Spiel gewinnen können, und wir werden sehen, ob es reicht. Wir werden es zu einer unangenehmen Nacht für Real Madrid machen.“ Ob Liverpools Plan aufgehen wird – und Anfield eine weitere magische Nacht erlebt? Das wird sich am Mittwochabend zeigen.
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