
Nacho lässt Zukunft mehrmals offen
Bei Real Madrid wurde zuletzt viel über personelle Angelegenheiten diskutiert: Neben einer möglichen Verpflichtung von Jude Bellingham waren insbesondere die noch ausstehenden Verlängerungen von Toni Kroos, Luka Modrić oder Karim Benzema immer wieder ein heißes Thema, auch auf den Pressekonferenzen vor diversen Spieltagen. Eine Personalie lief dabei immer ein wenig unter dem Radar: Nämlich die von Nacho Fernández, dessen Vertrag zu Saisonende ebenfalls ausläuft und bei dem eine Verlängerung – so der aktuelle Stand – mittlerweile alles andere als ein Selbstläufer ist.
So ließ der gebürtige Madrilene, der bereits im zarten Alter von elf Jahren der königlichen Akademie beitrat, seine Zukunft zuletzt in mehreren Interviews immer wieder offen. Nach dem furiosen 5:2-Erfolg in Liverpool am Dienstag betonte der 33-Jährige nun abermals, dass ein Abgang von seinem Herzensverein durchaus eine realistische Option sei – und zwar mit Nachdruck: „Sobald ich eine Entscheidung treffe, wird der Klub der Erste sein, der Bescheid weiß. Zu Beginn der Saison sind mir viele Dinge durch den Kopf gegangen. Aktuell spiele ich mehr und bin zufriedener. Ich versuche von Tag zu Tag zu leben, aber ich habe noch keine Entscheidung getroffen. Es ist sehr persönlich. Selbst wenn ich alle Minuten bis zum Saisonende spielen würde, würde das meine Entscheidung nicht beeinflussen. Genauso verhält es sich, wenn ich gar nicht mehr spielen würde.“
Deutliche Worte von Reals Nummer 6, die für manch einen durchaus überraschend daherkommen mögen. Schließlich zeichnete sich der Defensivallrounder vor allem auch immer dadurch aus, dass er seine Rolle stets ohne großes Murren akzeptierte und sich immer in den Dienst der Mannschaft stellte. Dem scheint nun nicht mehr zwangsläufig so. Der Traum (vieler Fans), „ihr“ Nacho könnte als One-Club-Man in die Annalen eingehen, er bröckelt enorm. „Ich kämpfe darum, um Stammspieler zu sein, das habe ich mein ganzes Leben getan. Die Konkurrenz hier ist enorm. Die letzten Jahre war mein Niveau sehr gut, aber das Niveau meiner Mitspieler ebenfalls. Ich arbeite dafür, um Stammspieler zu sein, aber am Ende entscheidet der Trainer. Natürlich, wenn du in Spielen wie heute nicht von Beginn an aufläufst, enttäuscht dich das, aber ich bin Optimist. Ich versuche immer die positiven Dinge zu sehen und zu spielen, wenn ich an der Reihe bin“, so der Canterano, um mit Blick auf den Beginn der Saison, als er sehr oft mit der Reservistenrolle Vorlieb nehmen musste, anzufügen: „Ich habe es letztens schon gesagt, zu Beginn der Saison ging es mir nicht gut.“
„Persönliche“ Motive als Grund für das Zweifeln
Es erweckt den Eindruck, dass Nacho vor allem mit seiner Degradierung zum nominellen Innenverteidiger Nummer vier seit der Verpflichtung von Antonio Rüdiger zu kämpfen hat. Zumal der deutsche Nationalspieler diesen Status nicht immer vollends rechtfertigen konnte. Dass „Nachete“ seine Situation überdenkt, ist vollkommen legitim. Schließlich wäre der dienstälteste Real-Profi vermutlich bei fast jedem anderen Verein auf der Welt unangefochtener Stammspieler. Und darf diesen Status in Anbetracht seiner zuletzt gezeigten Leistungen ohne Frage auch bei den Blancos beanspruchen.
Dass er die Rolle als „Feuerwehrmann“, die er über Jahre bravourös erfüllte, im Herbst seiner Karriere möglicherweise nicht mehr ausfüllen möchte, ist ebenfalls nachvollziehbar. Zumal ihn die Loyalität zum Verein und das Bekleiden ebenjener Rolle auch um einige Einsätze und Turniere im Trikot der spanischen Nationalmannschaft gebracht haben könnte. Denn: Wenn Nacho regelmäßig für die Königlichen auflief, wurde er in der Regel auch für „la Roja“ berufen. Gestalteten sich die Einsätze rar, blieben in der Regel auch die Berufungen aus, wenngleich er es sich aufgrund seiner Leistungen zweifelsohne weitaus öfters verdient gehabt hätte.
Der nächste Vertrag, er könnte der letzte große seiner Karriere sein. Eine Entscheidung also, die wohlüberlegt sein möchte. Der Iberer betonte mehrmals, dass die Beziehung zum Verein weiterhin intakt sei, alleine „persönliche“ Motive eine Rolle spielen würden. Ob es sich dabei um (mangelnde) sportliche Wertschätzung oder doch die Sehnsucht nach einer neuen Herausforderung zum Abschluss der Karriere handelt? Ein Großteil der Fans würde sich – alleine der Romantik wegen – zwar wünschen, dass Nacho seine Laufbahn im königlichen Dress fortsetzt und auch beendet, in Anbetracht seiner Leistungen und seiner Hingabe für den Verein würde ihm jedoch niemand einen Abgang auch nur ansatzweise übel nehmen. Was für viele Jahre undenkbar erschien, könnte nun also Realität werden: Ein Nacho-Abschied zum Ende der Saison ist keineswegs ausgeschlossen. Und Manolo Sanchís droht der bisher letzte One-Club-Man zu bleiben – er beendete vor 22 Jahre seine Karriere bei Real.
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