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Kommentar: Saison keine Enttäuschung – aber Real Madrid muss handeln

Real Madrid hatte Hoffnungen auf die Titelverteidigung in der Champions League – doch diese wurden von Manchester City brutal zerstört. Für die Königlichen ist die Saison so gesehen vorzeitig beendet. Was bleibt damit von 2022/23? REAL TOTAL-Redakteur Adrian Kühnel zieht ein Fazit, bewertet Carlo Ancelottis Arbeit und blickt voraus.

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Adrian Kühnel Real Madrid
REAL TOTAL-Redakteur Adrian Kühnel zu Reals Saison 2022/23 – Fotos: Privat, Getty Images

Real Madrid scheidet gegen City zu Recht aus

0:4 im Etihad Stadium. Ein brutales Ergebnis. Ein bitteres Champions-League-Aus für Real Madrid. Ein gefühltes vorzeitiges Ende der Saison, das erst einmal schwer zu verdauen ist. Manchester City ist daheim eine Macht. Das hat Pep Guardiolas Starensemble am Mittwochabend eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Und Real Madrid präsentierte sich vor allem in Durchgangs eins schwach, devot.

Die ersten 20, 25 Minuten haben uns das Spiel verloren“, brachte es Toni Kroos auf den Punkt und hat damit recht. Real Madrid hat gegen dieses starke ManCity – speziell in der ersten Hälfte – kein Land gesehen. Es ist eine „Tracht Prügel, die wehtun“, titelte die MARCA und hat damit ebenfalls recht.

Die Erfolge dürfen nicht in Vergessenheit geraten

Wird auf die Saison 2022/23 jetzt zurückgeblickt, lässt sich bilanzieren: in der Champions League wurde man von City im Halbfinale regelrecht weggepustet, in LaLiga wurde der FC Barcelona – wohl, da noch vier Spieltage ausstehen – mit einem schmerzhaften Vorsprung Meister. Und nicht zu vergessen: Die Katalanen gewannen auch das Supercopa-Finale klar mit 3:1. Was bleibt 2022/23 also aus Madrider Sicht? Nun ja, alles war nicht schlecht. Wie denn auch? Die Copa del Rey haben die Königlichen schließlich gewonnen. Und das erstmals seit 2014. Eine neunjährige Durststrecke fand damit endlich ein Ende. Und dann gab’s ja auch noch die FIFA-Klub-WM sowie den UEFA Super Cup zu bejubeln.

Drei von möglichen sechs Titeln klingt erst einmal ausbaufähig. Ist es auch. Vor allem, weil das Gefühl auftritt, dass in LaLiga und der Supercopa mehr drinnen gewesen wäre. Real hätte Barça nicht so dominant wirken lassen dürfen. In der Champions League war City für Madrid dieses Jahr einfach zu stark, das ist ein Fait accompli. Und im Vorjahr war es womöglich auch in gewisser Weise Glück, dass die Rückspiele in der K.o.-Runde ständig im Bernabéu stattfanden, Real dort mit der nicht zu beschreibenden Energie Wunder vollbrachte, obwohl man schon als tot galt. Diesmal war es andersrum und damit gab’s auch keine sensationelle „Remontada“, demzufolge keinen Henkelpott.

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Ancelotti gebührt trotzdem Respekt

Trotzdem: Seit Carlo Ancelotti im Sommer 2021 auf die Trainerbank von Real Madrid zurückgekehrt ist, hat er jeden Wettbewerb gewonnen. Und dafür gebührt dem Italiener Respekt. Er hat der Mannschaft – gerade in der Vorsaison – nochmal ein neues Gesicht verpasst. Es war plötzlich wieder ein Spektakel, Real Madrid zu schauen. Weil „er es wie kein Zweiter versteht, eine Gruppe zu managen und hinter sich zu bringen“, wie Kroos nach dem Finalsieg in Paris gegenüber REAL TOTAL betonte.

Es kommt nicht von ungefähr, dass sich die Spieler für ihren Coach stark machen, seinen Verbleib fordern. Der Trainer verdient es sich, zu bleiben – ohne Zweifel. Er hat in seiner zweiten Amtszeit alle Titel gewonnen und die vergangene Saison war für uns unglaublich“, bekräftigte Luka Modrić nach dem Aus in Manchester. Dani Carvajal erklärte indes schon nach dem Hinspiel, dass unabhängig vom Ausgang gegen City kein Zweifel an Ancelottis Zukunft aufkommen dürfe: Er ist ein fantastischer Trainer.“

Ancelotti hat der Mannschaft vor allem Harmonie eingehaucht, eine Symbiose ungleicher Altersgruppen geschaffen; einzelne Spieler weiterentwickelt. Das beste Beispiel: Vinícius Júnior. Während der Brasilianer unter Zinédine Zidane noch als Chancentod abgestempelt worden war, avancierte er unter Ancelotti zu einem der gefährlichsten Offensivspieler der Welt. So steht er auch diese Saison wieder bei starken 23 Toren und 21 Assists aus 53 Pflichtspielen. Bei dieser Entwicklung, an der Ancelotti großen Anteil trägt, ist der Ballon d’Or nicht mehr weit entfernt.

Real Madrid muss seinen Kader verbessern

Als Trainer, so sind sich die Spieler von Real sicher, ist Ancelotti weiterhin der geeignete Mann, um Erfolg zu bescheren, das Team zu entwickeln. Doch es steht außer Frage: es braucht Veränderungen im Sommer. Nicht auf der Trainerbank, sondern im Kader. Und das angefangen bei den Außenverteidiger-Positionen. Fran García wird für die Linksverteidiger-Position kommen, Ferland Mendy kann wohl gehen. Und Dani Carvajal wird mit seinen 31 Jahren nicht jünger, ein neuer Rechtsverteidiger wird schon lange gefordert. Jude Bellingham soll unterdessen die Mittelfeldtransformation vorantreiben.

Und dann fragt sich, was im Sturm passiert. Ja, Karim Benzema ist der amtierende Ballon-d’Or-Sieger. Und doch ist der Franzose nur ein Schatten von dem, was er letzte Saison darstellte. Von ständigen Muskelblessuren geplagt, wirkte er auch im Rückspiel gegen City außer Form, schlichtweg platt. In der kommenden Saison wird der Mittelstürmer bereits 36 Jahre alt. Und erneut ohne einen adäquaten Ersatz respektive direkt einem (perspektivischen) Nachfolger in die neue Spielzeit zu starten, wäre für Real Madrid ein Wagnis sehr großen Risikos. Es muss sich was tun bei den Königlichen, das ist klar. Dann braucht sich der Madridismo keine Sorgen zu machen, dass den Königlichen eine glorreiche Zukunft bevorsteht!

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Ja, wir haben drei Titel gewonnen, dagegen stehen aber ebenso drei in ihrer Form fast schon skandalös verlorene Titel. Ein derartiger Rückstand in der Liga ist indiskutabel, die Unterlegenheit in der CL/Supercopa war ernüchternd bis beschämend.

Das die Spieler Carlo mögen verstehe ich, er ist sehr sympathisch im Umgang und weist mit Charme dem jeden seine gut bezahlte Rolle zu. Leider impliziert sein handeln aber ebenso, dass es leider keinen wirklichen Konkurrenzkampf gibt. Die Reservisten (unabhängig von ihrer oft fehlenden Qualität, was wiederum die Hauptschuld des Vereins ist...) haben gefühlt resigniert und gleiten beinah unsichtbar im Aggregatzustand, ihrem jeweiligen Vertragsende in Madrid entgegen. In Frage gestellt werden sie leider nicht, ihnen wurde scheinbar die Rolle der nützlichen Idioten für gewisse Saisonmomente wie Copa Erstrunde oder Auftritte im April/Mai zugewiesen, wenn die Stammelf sich für die CL schont. Zumindest werden sie ehrenhaft vergütet, hemmt natürlich wiederum die Leidenschaft, ihre Profizeit woanders auf dem Grün zu verbringen...

Ansonsten stimme ich zu, egal welcher Trainer hier Verantwortung hätte, ohne 4-5 neue Spieler, Spieler die Stammplätze sportlich rechtfertigen und sie auch vom Trainer zugelassen anstreben dürfen, hat es hier jeder Trainer weiterhin schwer die Ziele zu erreichen. Zudem wäre es sehr angenehm, wenn wir spielerisch wesentlich dominanter auftreten würden und nicht durch unsere destruktive Art des Fußball jeden Gegner sportlich erhöhen.
 
Es macht auch absolut kein Sinn Ancelotti zu feuern. Nicht nur das er ein Top-Trainer ist sondern weil der Markt auch keine namenswerten Alternativen hergibt. Ancelotti ist der Grund weshalb Real Madrid wieder relevant geworden ist nach CR7s Abgang (mMn). Gibt Ancelotti Bellingham, Fran Garcia, ein weiteren RV und einen soliden ST und er wird uns die CL nochmal gewinnen können. Ich vertraue Ancelotti absolut. Wem ich nicht so ganz traue ist der brasilianische Verband. Der könnte Ancelotti um den Garn wickeln und wenn man noch bedenkt, dass Davide ebenfalls vor einem Abgang steht (bald Cheftrainer), überlegt sich Ancelotti vielleicht auch abzutreten. Das wäre meiner Meinung nach fatal für uns, aber übel nehmen kann man es ihm nicht. Er ist nach Zidane der grösste Trainer den wir hatten und hat sich das Privileg erarbeitet auch mal nach seinen eigenen Interessen zu handeln (I said what i said).
 
Ein großer Titel aus CL oder Liga wäre definitiv möglich gewesen, aber man ist entweder grob fahrlässig oder einfach hilflos daran gescheitert. Ich freue mich über Carlos Copa, aber er weiß wohl am besten, dass man sehr gute Chancen sowohl auf CL als auch auf die Liga extrem leichtfertig vergeigt hat. Somit verbleibt ein sehr bitterer Beigeschmack dieser Spielzeit und als erfolgreich oder gar gelungen würde ich diese nicht bezeichnen. Enttäuschend ist sie auf jeden Fall.
 
Guter Artikel, aber was nützt es, wenn Carlo sich oft selbst und damit auch der Mannschaft im Weg steht?
Wenn Carlo bleibt, MUSS er sich fragen, warum solche Leistungen/Auftritte in meinen Augen zu oft vorkommen. 2 - 3 Transfers werden da keinen Unterschied machen.

Ich gehe ehrlich gesagt davon aus, dass Carlo gehen wird und das brasilianische Nationalteam übernimmt.
Carlo ist und bleibt ein Turnier Trainer, eine Nati zu trainieren ist genau das richtige für ihn.

Auf die Mannschaft selbst bin ich stolz und vergesse nicht, was die meisten die letzten 10 Jahre hier geleistet haben.
 
Also leichtfertig vergeben war die CL nicht. Ich glaube von 10 Spielen gegen diese Mannschaft hätten wir 9 verloren. Nicht wegen Carlo, sondern weil wir mit City nicht mithalten können.

- er stellt Modric Kroos auf, haben wir doch jetzt schon 100x gesagt das es nicht mehr klappt (Hinspiel war "okay")

- Valverde seit längerer Zeit einer der schlechtesten Spieler bei uns

- Karim nicht fit, verstehe aber das er spielt.

Und ich danke Walker dafür das er es mal öffentlich sagt: schalte Vini aus und Real hat keinen Plan B
 
- er stellt Modric Kroos auf, haben wir doch jetzt schon 100x gesagt das es nicht mehr klappt (Hinspiel war "okay")

- Valverde seit längerer Zeit einer der schlechtesten Spieler bei uns

- Karim nicht fit, verstehe aber das er spielt.

Und ich danke Walker dafür das er es mal öffentlich sagt: schalte Vini aus und Real hat keinen Plan B

Es sind einige Spieler dabei die nicht Körperlich Fit sind und eigentlich mal ein Pause benötigen. Fede gehört neben Benz ganz oben auf die Liste der Jungs die einen Leeren Tank haben und seit einiger Zeit ihre Verletzungen nicht Auskorieren können. Deswegen auch die Hoffnung auf mehr Breite im Kader, damit Spieler wie Fede oder auch Benz mal die benötigte Zeit bekommen um wieder bei 100% zu sein.
 

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