
Real Madrid scheidet gegen City zu Recht aus
0:4 im Etihad Stadium. Ein brutales Ergebnis. Ein bitteres Champions-League-Aus für Real Madrid. Ein gefühltes vorzeitiges Ende der Saison, das erst einmal schwer zu verdauen ist. Manchester City ist daheim eine Macht. Das hat Pep Guardiolas Starensemble am Mittwochabend eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Und Real Madrid präsentierte sich vor allem in Durchgangs eins schwach, devot.
„Die ersten 20, 25 Minuten haben uns das Spiel verloren“, brachte es Toni Kroos auf den Punkt und hat damit recht. Real Madrid hat gegen dieses starke ManCity – speziell in der ersten Hälfte – kein Land gesehen. Es ist eine „Tracht Prügel, die wehtun“, titelte die MARCA und hat damit ebenfalls recht.
Die Erfolge dürfen nicht in Vergessenheit geraten
Wird auf die Saison 2022/23 jetzt zurückgeblickt, lässt sich bilanzieren: in der Champions League wurde man von City im Halbfinale regelrecht weggepustet, in LaLiga wurde der FC Barcelona – wohl, da noch vier Spieltage ausstehen – mit einem schmerzhaften Vorsprung Meister. Und nicht zu vergessen: Die Katalanen gewannen auch das Supercopa-Finale klar mit 3:1. Was bleibt 2022/23 also aus Madrider Sicht? Nun ja, alles war nicht schlecht. Wie denn auch? Die Copa del Rey haben die Königlichen schließlich gewonnen. Und das erstmals seit 2014. Eine neunjährige Durststrecke fand damit endlich ein Ende. Und dann gab’s ja auch noch die FIFA-Klub-WM sowie den UEFA Super Cup zu bejubeln.
Drei von möglichen sechs Titeln klingt erst einmal ausbaufähig. Ist es auch. Vor allem, weil das Gefühl auftritt, dass in LaLiga und der Supercopa mehr drinnen gewesen wäre. Real hätte Barça nicht so dominant wirken lassen dürfen. In der Champions League war City für Madrid dieses Jahr einfach zu stark, das ist ein Fait accompli. Und im Vorjahr war es womöglich auch in gewisser Weise Glück, dass die Rückspiele in der K.o.-Runde ständig im Bernabéu stattfanden, Real dort mit der nicht zu beschreibenden Energie Wunder vollbrachte, obwohl man schon als tot galt. Diesmal war es andersrum und damit gab’s auch keine sensationelle „Remontada“, demzufolge keinen Henkelpott.
Ancelotti gebührt trotzdem Respekt
Trotzdem: Seit Carlo Ancelotti im Sommer 2021 auf die Trainerbank von Real Madrid zurückgekehrt ist, hat er jeden Wettbewerb gewonnen. Und dafür gebührt dem Italiener Respekt. Er hat der Mannschaft – gerade in der Vorsaison – nochmal ein neues Gesicht verpasst. Es war plötzlich wieder ein Spektakel, Real Madrid zu schauen. Weil „er es wie kein Zweiter versteht, eine Gruppe zu managen und hinter sich zu bringen“, wie Kroos nach dem Finalsieg in Paris gegenüber REAL TOTAL betonte.
Es kommt nicht von ungefähr, dass sich die Spieler für ihren Coach stark machen, seinen Verbleib fordern. „Der Trainer verdient es sich, zu bleiben – ohne Zweifel. Er hat in seiner zweiten Amtszeit alle Titel gewonnen und die vergangene Saison war für uns unglaublich“, bekräftigte Luka Modrić nach dem Aus in Manchester. Dani Carvajal erklärte indes schon nach dem Hinspiel, dass unabhängig vom Ausgang gegen City kein Zweifel an Ancelottis Zukunft aufkommen dürfe: „Er ist ein fantastischer Trainer.“
Ancelotti hat der Mannschaft vor allem Harmonie eingehaucht, eine Symbiose ungleicher Altersgruppen geschaffen; einzelne Spieler weiterentwickelt. Das beste Beispiel: Vinícius Júnior. Während der Brasilianer unter Zinédine Zidane noch als Chancentod abgestempelt worden war, avancierte er unter Ancelotti zu einem der gefährlichsten Offensivspieler der Welt. So steht er auch diese Saison wieder bei starken 23 Toren und 21 Assists aus 53 Pflichtspielen. Bei dieser Entwicklung, an der Ancelotti großen Anteil trägt, ist der Ballon d’Or nicht mehr weit entfernt.
Real Madrid muss seinen Kader verbessern
Als Trainer, so sind sich die Spieler von Real sicher, ist Ancelotti weiterhin der geeignete Mann, um Erfolg zu bescheren, das Team zu entwickeln. Doch es steht außer Frage: es braucht Veränderungen im Sommer. Nicht auf der Trainerbank, sondern im Kader. Und das angefangen bei den Außenverteidiger-Positionen. Fran García wird für die Linksverteidiger-Position kommen, Ferland Mendy kann wohl gehen. Und Dani Carvajal wird mit seinen 31 Jahren nicht jünger, ein neuer Rechtsverteidiger wird schon lange gefordert. Jude Bellingham soll unterdessen die Mittelfeldtransformation vorantreiben.
Und dann fragt sich, was im Sturm passiert. Ja, Karim Benzema ist der amtierende Ballon-d’Or-Sieger. Und doch ist der Franzose nur ein Schatten von dem, was er letzte Saison darstellte. Von ständigen Muskelblessuren geplagt, wirkte er auch im Rückspiel gegen City außer Form, schlichtweg platt. In der kommenden Saison wird der Mittelstürmer bereits 36 Jahre alt. Und erneut ohne einen adäquaten Ersatz respektive direkt einem (perspektivischen) Nachfolger in die neue Spielzeit zu starten, wäre für Real Madrid ein Wagnis sehr großen Risikos. Es muss sich was tun bei den Königlichen, das ist klar. Dann braucht sich der Madridismo keine Sorgen zu machen, dass den Königlichen eine glorreiche Zukunft bevorsteht!
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