
Neun Liga-Titel in 14 Jahren „dank Messi“
17 Punkte Rückstand 2017/18, und 2018/19 sind es aktuell zwölf auf den FC Barcelona (siehe auch: Tabelle). Wo Real Madrid im nationalen Wettbewerb mal wieder versagt hat, glänzen die Katalanen – und stehen vor ihrer zehnten Meisterschaft in den letzten 15 Jahren. Woher kommt diese plötzliche Kontinuität, nachdem um die Jahrtausendwende fünf Jahre keine Silberware nach Katalonien ging? „Alles steht und fällt mit Messi“, ist sich Barça-Experte Alex Truica sicher. „Solange Messi da ist, wird Barça immer Titelfavorit sein. Er hebt eine sehr gute Mannschaft auf das maximale Level, und diese höchste Qualität setzt sich über 38 Spieltage durch. Dazu gibt und gab es noch andere Weltklasse-Spieler wie Ter Stegen, Piqué, Xavi, Iniesta, Busquets, auch Dani Alves… Aber an 30 von 38 Spieltagen ist Messi das Phänomen, für das er bekannt ist“, das mache den Unterschied aus, befindet der Deutsche im Gespräch mit REAL TOTAL.
Wie ist dann zu erklären, dass Serienmeister wie Barcelona, Juventus, Bayern oder Paris international in den großen Momenten oft patzen, wohingegen das unkontinuierliche Real genau da in den letzten Jahren zur Stelle war? „PSG hat eine schwache Liga, ist es weder gewohnt zu verlieren, noch Gegner auf Augenhöhe zu haben, und die Bayern haben den Umbruch verpasst, hatten oft Verletzungspech und das Pech, fast immer auf die stärksten Gegner zu treffen – da kann man immer raus fliegen“, relativiert Truica. Reals Erfolg mit vier Königsklassen-Titeln in fünf Jahren sieht er auch im Spielermaterial der Blancos begründet: „Der Kader war jahrelang das Beste in Europa mit Spielern wie Bale oder Isco auf der Bank – die anderen (Bayern) hatten dagegen keinen zweiten Robben auf der Bank. Dazu kommt das Spielglück: Ulreich, Karius, der Elfer gegen Juve… In K.o.-Spielen gibt es viele knappe Momente, die den Ausschlag geben!“ So kann der LaLiga-Experte sich auch kaum erklären, wie Barcelona beispielsweise gegen Rom ausscheiden konnte: „Müde? Ausgelaugt? Schlechte Tage hat jeder, wie Real in Wolfsburg. Atlético hat Barcelona zuletzt nur in der Champions League geschlagen, in der Liga nie, wie soll man sowas begründen?“
Barcelonas Erfolge der letzten Jahre wurden oft durch die viel gelobte „Masia“ begründet. Doch hat Reals „Fábrica“ der katalanischen Nachwuchsabteilung mittlerweile den Rang abgelaufen, und stellt im dritten Jahr hintereinander die meisten Profis in Europas Top-Ligen (aktuell 36 gegenüber Barcelonas 34). Und trotzdem haben diese Saison die „Culés“ mehr zu feiern. „Real gibt seinen Youngster keine Zeit“, findet Truica, und erklärt auch: „Diese Top-Klubs haben alle keine Zeit, Talente zu fördern, denn sie müssen immer alles gewinnen. Für manche Eigengewächse reicht es für 20 Minuten gegen Huesca, aber auch ein Callejón ist kein Spieler in einem Meister-Team.“ In Achraf Hakimi sieht er hingegen den „perfekten Weg“ wie es sein solle: „Er ist Stammspieler in Liga und Champions League, wie Carvajal damals in Leverkusen. Wenn er zurückkehrt, könnte er direkt Stammspieler werden, weil er sich entwickeln konnte. Barcelona hätte das mit Munir auch machen sollen, Deulofeu auch. Man hatte es versucht, aber die Spieler konnten sich nicht durchsetzen. Aber andere wie Marc Bartra, da reicht es auch eher für ein Team wie Betis. Und so ist es bei fast allen Talenten von Real oder Barcelona.“
Triple größer als 13 CL-Titel?
Am Ende der Saison will und dürfte Truica den einen oder anderen Titel feiern. Oder gar das dritte Triple der Vereinsgeschichte? Die Gretchen-Frage: Was ist größer – Triple-Saisons oder 13 Champions-League-Titel? Für ihn klare Sache: „So ein Triple kommt so selten vor… Die Champions League verliert da fast schon an Wert, wenn du sie 13 Mal gewinnst. Das große Triple haben in 100 Jahren nur fünf Teams geschafft: Bayern, Inter, United, Ajax, und zwei Mal Barça. Das ist so selten, und so schwierig zu schaffen…“
Der Journalist würde „eh erst ab 1992/93 zählen“, also der Gründung der UEFA Champions League. „Die Bilanz 7:4 sollte man eher gelten lassen als 13:5!“
Angst vor Zidanes Rückkehr? „Überhaupt nicht“
Vielleicht steht es nach dem Saisonende auch 7:5 respektive 13:6, sollte Ernesto Valverdes Team am 1. Juni ausgerechnet in Madrid triumphieren. Und dann könnte es in Madrid wieder aufwärts gehen – dank des Comebacks des Zinédine Zidane. Ob Truica Angst habe vor dem Mann, der in zweieinhalb Jahren neun Titel und drei Clásicos gewann? „Überhaupt nicht!“

„Mit Ronaldo wäre Reals Saison ähnlich verlaufen“
Vielleicht verspürt er keine Sorgen, weil Real seinen Superstar hat gehen lassen, unter anderem wegen zu hoher Gehaltsvorstellungen Cristiano Ronaldos, wohingegen die Katalanen fast jährlich Messis Gehalt erhöhen – inzwischen verdient der Argentinier mit 8,3 Millionen brutto im Monat mehr als drei Mal so viel wie Reals Top-Verdiener Gareth Bale (2,5 Mio.). „Das Alter spielt da eine große Rolle“, erklärt Truica. „Ronaldo ist 34! Auch wenn er ein Ausnahmetalent ist, und einen Sonderstatus genießt, aber der Alterseffekt ist messbar, und ab 30 und 34 wird es weniger. Einem 34-Jährigen kannst du nicht so viel Zahlen wie einem 30-Jährigen. Messi ist jünger (31) und heilig.“ Ob der Barça-Experte an Florentino Pérez‘ Stelle noch CR7 behalten hätte? „Ein, zwei Jahre schon noch, aber dann für das gleiche Gehalt!“
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Und was wäre, wenn? Wäre Cristiano Ronaldo noch da, dann wäre diese Saison? „Ähnlich verlaufen”, findet Alex Truica, “aber ich glaube, Real hätte keine weitaus bessere Saison gespielt, aber mehr Tore erzielt.“
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