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Bericht: Sportswashing von Saudi-Arabien bei Real Madrid?

Paris Saint-Germain und Manchester City haben sie schon lange, der FC Barcelona und FC Bayern auch teilweise: Sponsoring-Deals mit Staaten oder Organisationen, die Menschenrechte so wichtig sehen wie Real Madrid in den letzten Jahren die Copa del Rey. Wie die TIMES berichtet, riecht es nun auch bei den Königlichen nach Sportswashing – es geht wohl um einen Sponsoring-Vertrag mit einem saudi-arabien Staatsprojekt.

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Laut TIMES befindet sich Real Madrid in Verhandlungen mit einem saudi-arabischen Staatsprojekt – Foto: IMAGO / Dan Baciu

TIMES: Saudi-Arabien als ein neuer Sponsor?

Bei Real Madrid geht es sportlich nur um eines: Erfolge. Aus wirtschaftlicher Sicht besteht ebenso ein klares Ziel: Wachstum. Seit Jahren ist der spanische Rekordmeister darum bestrebt, neue Umsatzrekorde einzufahren und weitere Einnahmequellen zu erschließen. Nach Rekord-Deals wie mit Adidas und Fly Emirates scheinen Florentino Pérez und Kollegen in (und möglicherweise aufgrund) der Corona-Krise nun den nächsten Schritt zu gehen und dabei auch eine moralische Grenze zu überschreiten: das Sportswashing.

Denn wie THE TIMES am Freitagabend exklusiv berichtete, befinden sich die Blancos in Verhandlungen mit Saudi-Arabien um einen Sponsoring-Deal. Konkret soll es dabei gehen um das vom Staat initiierte Qiddiya-Projekt – ein gigantischer Mix aus Stadt und Themenpark in der Wüste – das auf den Trikots der königlichen Frauen beworben werden soll. Real Madrid Femenino spielt aktuell noch seine erste Saison in den Trikots der Herren, also mit Fly Emirates als Hauptsponsor. Wie die britische Tageszeitung schreibt, winken Real Madrid bei diesem Deal 150 Millionen Euro, wobei es anscheinend „nur“ um das Hauptsponsoring der Damenmannschaft gehe.

Ob nun Herren oder Damen: Durch dubiose Deals mit arabischen Staaten haben schon viele Marken für negative Schlagzeilen gesorgt, egal ob Paris Saint-Germain (Katar), Manchester City (Abu Dhabi), die Formel 1 oder zuletzt auch der spanische Verband RFEF, der die Supercopa de España 2020 erstmals in Saudi-Arabien austragen ließ. Auch beispielsweise dem FC Bayern (Katar, China), FC Barcelona (Katar, Dubai) und Atlético Madrid (Aserbaidschan, Israel, China) werden oder wurden Sportswashing-Deals vorgeworfen.

Beim Sportswashing geht es darum, dass Staaten, die beispielsweise systematisch Menschenrechtsverletzungen vergehen, ihr Image durch die Strahlkraft des Sports reinwaschen, um durch beispielsweise die Weltmeisterschaft 2022 in Katar für positive Schlagzeilen aus dem Land zu sorgen.

Verkauft Real Madrid einen Teil seiner Seele?

Wenn der Bericht der TIMES stimmt, könnten die Verantwortlichen aus Madrid so einen weiteren Teil der Seele des Vereins verkaufen. Wichtig: Es geht nicht um eine systematische Verbrüderung mit einem Staat wie beispielsweise bei PSG oder ManCity, sondern scheinbar „nur“ um einen Sponsoring-Vertrag.

Zwar steht man finanziell noch solide da – im letzten Geschäftsbericht wurde sogar ein leichter Gewinn kommuniziert – und doch zwingt die Corona-Krise Florentino Pérez und Co. weiter zum Umdenken. Erst Ende Dezember hatte Real Madrids 73-jähriger Präsident sich auch hinsichtlich einer europäischen Super League nicht abgeneigt gezeigt. Nachdem beispielsweise die Suche nach einem gesponserten Zusatznamen für das Estadio Santiago Bernabéu erfolglos verlief, droht nun ein Deal mit Saudi-Arabien und damit mit einem Staat, wo Frauenrechte mit Füßen getreten, Homosexuelle verfolgt und noch immer Todesstrafen verhängt werden, dazu kommen Einschränkungen der Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit und Demonstrationsfreiheit.

Noch keine Stellungnahme vom Verein

Die TIMES stützt sich in ihrem Bericht auf „geleakte Dokumente“, die zu „enthüllen scheinen“, dass sich Real Madrid „in fortgeschrittenen Gesprächen“ mit dem saudi-arabischen Qiddiya-Projekt befinde. Spanische Medien, auch nicht EL PAÍS oder EL MUNDO, haben die Meldung noch nicht aufgenommen und auch von Real Madrid selbst gibt es noch keine Stellungnahme. Gut möglich, dass die Königlichen im Laufe des Samstags noch ein Kommuniqué veröffentlichen und sich vom Vorwurf der TIMES distanzieren. REAL TOTAL bleibt dran.

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von
Nils Kern

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Kommentare
Finde diesen Artikel mehr als nur gefährlich.
Denn wenn wir uns anschauen wer die meisten Verbrechen gegen die Menschheit in den letzten 100 Jahren begangen hat waren es ganz klar nicht die arabischen Staaten. Ein Land wie die USA lässt Leute immer noch zu Tode hinrichten aber wenn ein Land wie Saudi-Arabien dies tut wird kritisch drüber berichtet.
 
Danke für dein Feedback. Meinungen können variieren, ja, aber wenn du das so siehst, dann sind wir da so weit auseinander, dass ich sagen muss, dass du als Leser bei REAL TOTAL nichts zu suchen hast. My opinion.

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Denn wenn wir uns anschauen wer die meisten Verbrechen gegen die Menschheit in den letzten 100 Jahren begangen hat waren es ganz klar nicht die arabischen Staaten. Ein Land wie die USA lässt Leute immer noch zu Tode hinrichten aber wenn ein Land wie Saudi-Arabien dies tut wird kritisch drüber berichtet.
 
Danke für dein Feedback. Meinungen können variieren, ja, aber wenn du das so siehst, dann sind wir da so weit auseinander, dass ich sagen muss, dass du als Leser bei REAL TOTAL nichts zu suchen hast. My opinion.

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Denn wenn wir uns anschauen wer die meisten Verbrechen gegen die Menschheit in den letzten 100 Jahren begangen hat waren es ganz klar nicht die arabischen Staaten. Ein Land wie die USA lässt Leute immer noch zu Tode hinrichten aber wenn ein Land wie Saudi-Arabien dies tut wird kritisch drüber berichtet.

Vielen Dank, dass ich zum Gehen aufgrfordert werde, weil ich hier meine Meinung äußere.
Ich finde Politik und Sport sollten ganz klar nichts miteinander zutun haben.

War mir eine Ehre euch verfolgt zu haben =^)
 
Ob mit solchen Deals gleich die Seele verkauft wird lasse ich jetzt mal dahingestellt, allerdings verändert sich ein empfindlicher Teil der Vereinsphilosophie. Wenn Erfolg dauerhaft nur erkauft wird und dazu "solche" Partner an die Seite unseres Vereins gestellt werden wird sich wohl der eine oder andere Fan fragen ob er noch Teil davon sein möchte. Erfolg ja gerne aber nicht um jeden Preis! Sollten wir in Zukunft in solche Kerben schlagen werden meine Trikots wohl ganz tief nach hinten in den Schrank wandern...
 
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Denn wenn wir uns anschauen wer die meisten Verbrechen gegen die Menschheit in den letzten 100 Jahren begangen hat waren es ganz klar nicht die arabischen Staaten. Ein Land wie die USA lässt Leute immer noch zu Tode hinrichten aber wenn ein Land wie Saudi-Arabien dies tut wird kritisch drüber berichtet.

Hat auch viel damit zu tun, dass Verbrechen in den arabischen Staaten gar nicht publik gemacht werden, weil es dort bereits so normal ist. Vergewaltigung gibt es da nicht, denn Frauen sind da Objekte. Kritik gegen die Regierung gibt es da nicht, denn bevor man gross was sagen kann, ist man einen Kopf kürzer. Glaubst du nicht? Lies dir mal die neuen Berichte bezüglich Latifa, die Tochter des Emirs von Dubai. Ein Vater, der seine eigene Tochter foltern und einsperren lässt, nur weil sein Ruf in Gefahr ist. Grosser Aufschrei? Vergebens und wenn, dann nur bei einer solch bekannten Persönlichkeit und auch erst nach etlichen Jahren. Und Dubai ist noch eine der "ruhigeren" Städte.

Ich persönlich habe auch Probleme damit. Besonders, dass man das Sponsoring angeblich hinter der "Damenmannschaft" versteckt. Man ist sich ja prinzipiell bewusst, dass es nicht "gut" ist, also soll es nicht die Herrenmannschaft und grösste Marke tragen. Bis vor einigen Jahren durften Frauen da nicht mal Auto fahren, mit den Frauenrechten da sieht es auch noch relativ rückschrittlich aus.
 
Machen wir nicht ähnliches schon seit Jahren mit Fly Emirates?
Ist zwar eine Firma und nicht direkt der Staat VAE selbst aber das Unternehmen gehört der dortigen Regierung.

Ich kann schon verstehen, dass man das nicht gut findet aber es ist halt auch leider mittlerweile nötig um oben dranzubleiben. Vor allem mit Corona wird es sehr schwierig und wir alle wollen Mbappe, Haaland und andere Weltklasse Spieler bei uns sehen. Ist man wirklich bereit die sportliche Konkurrenzfähigkeit aufzugeben für die Moralität?
Ich glaube weder der Verein noch ein Großteil der Fans würden das wollen.

Gesendet von meinem SM-G970F mit Tapatalk
 
Geld regiert die Welt. Die meisten Politiker, egal welche Staaten sind Heuchler und Lügner. Leider kann Sport von Politik nicht getrennt werden, da hätte man einfach Ruhe.
 
Vielen Dank für den Artikel. Es ist meiner Meinung nach sehr wichtig auch über fragen der Vereinspolitik abseits des Sports informiert zu bleiben. Sollte der Bericht der Times stimmen wäre das natürlich ein weiterer Schlag für Madrids Ansehen. Unser Hauptsponsor Fly Emirates verfolgt mit seinem Engagement ja ähnliche Zwecke, nur eben im Namen des Emirats Dubai, in dem Folter, moderne Sklaverei, Verfolgung Andersdenkender, Raubbau und Umweltzerstörung trauriger Alltag sind. Es ist wichtig sich kritisch mit solchen Themen auseinanderzusetzen und ein öffentliches Bewusstsein dafür zu schaffen. Daher, Danke für Eure Arbeit.
Die geäußerte Kritik, dass andere Länder wie die USA (O-Ton) 'genauso schlimm oder noch schlimmer' als die arabischen Golfstaaten seien, zeugt meines Erachtens nach von einer kompletten Ahnungslosigkeit und Ignoranz gegenüber solchen Problemen. Europäische und US-Amerikanische Politik ist und war in vielen Fällen kritikwürdig und der öffentliche Umgang damit ist vielleicht in vielen Beispielen auch heuchlerisch, weil oftmals auf die offenkundigen Verfehlungen anderer Staaten (wie den Golfstaaten) verwiesen wird, während eigenes Unrecht verschwiegen oder eher weniger offen zur Aussprache kommt. Dies ändert jedoch nichts an unhaltbaren Zuständen in Saudi-Arabien, Katar, Bahrain, den Emiraten usw. und, dass ein Verein wie Real Madrid mit seiner Anhängerschaft dagegen Stellung beziehen sollte, anstand davon zu profitieren.
 

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