Carletto hat eine Gemeinschaft von Superhelden beerbt, die das Mädchen nie retteten. Sie zeigten, dass sie besonders waren, besser als der Durchschnitt, aber sie hatten zu oft verloren und das lastete an ihnen. Sie hatten vergessen, oder glaubten nicht mehr daran, wie gut sie eigentlich waren und ihren Rivalen erging dasselbe.
Um das zu kompensieren, ließ Ancelotti das Mädchen aus dem Vordergrund raus. Vor den Spielen gab es keine Kampfansagen, Feinde oder irgendeine Mission. Weder Rummenigge noch Guardiola konnten Carlettos Dynamik stören.
Die früher ängstlichen Blancos gingen in die Allianz Arena ohne Nervösität, aber mit einem großem Hunger und weil sie die besseren Spieler haben und eine Mannschaft, die vielleicht nicht ganz so dominant ist, dafür aber weniger klare Schwächen aufweist, haben sie sie aufgefressen.
Madrid, der Club mit den meisten legendären Europapokal-Abenden, schrieb eine der schönsten ihrer Geschichten. 4-0 in München gegen den amtierenden Sieger mit Guardiola als Trainer zu gewinnen ist die Wiedergeburt.
Madrid hat nicht eine der Schwächen der Bayern unbekannt gelassen, als wäre das Spiel eine Radiographie gewesen und jedes Problem nochmal mit der Lupe in Betracht genommen wurde. Ancelotti wusste das würde passieren, wenn eine, etwas fragliche, Sache gegeben wäre: Wenn Bale 90 Minuten verteidigen würde. Wenn der Waliser seinen Flügel dicht machen würde, der Flügel den Alaba sein Zuhause nennt, um genau zu sein, würde die Partie so stark zu Gunsten der Madrider kippen, dass Pep nicht mehr viel dagegen unternehmen könnte. Und so war das auch auf dem Platz.
In der ersten Aktion bedrängte Bale Ribery und zwang den Franzosen zu einem ungefährlichen Rückpass. Guardiolas 4-2-4 hat zugegebenermaßen die Arbeit leichter gemacht. Mit nur 2 Zentrale Mittelfeldspieler und keine Bewegungen der Stürmer mit dem Willen, die Mitte zuzuladen, war die Aufgabe an die Nummer 11 mehr eine Frage des Willens und Aufopferung als der Intelligenz. Und Bale hat das nicht eine Sekunde vermissen lassen.
Carvajal war nie in Unterzahl, Alaba außen festgetackert, Di Maria kontrollierte jedes Aufrücken von Lahm und Madrid dominierte Bayern mit der größtmöglichen Intensität in einem Spiel dieser Art. Man konnte den Spaniern ihre Kontrolle nicht streitig machen, die Arbeit und ihr Effekt auf dem Gegner näherte sich an die Perfektion. Welche Fehler hat Real Madrid in der Partie gemacht? Man brachte den amtierenden Sieger zur Verzweiflung wegen der eigenen Nutzlosigkeit.
Wie in der zweiten Halbzeit des Hinspiels, verteidigte Madrid höher. Das Pressing war nicht aggressiv, aber taktisch sehr gut umgesetzt und so konnte Benzema seine Qualitäten auch in diesem Bereich zeigen. Wie erwähnt waren die gegnerischen AV breit aufgestellt und Karim sorgte dafür, dass der Ball dort landete, wo er ihn haben wollte, meistens bei Dante aus verschiedenen Gründen. Zum einen weil Dante noch fehleranfälliger ist als Boateng. Dazu hat Kroos keine Qualitäten darin, sich schnell von einer Pressingwelle zu befreien. Der letzte Grund war, dass der rechte ZM im 4-4-2 noch stärker im Zweikampf war als der linke. Modric, so habe ich den Eindruck, genießt nicht gerade eine hohe Anerkennung international, meiner Meinung nach nicht zu unrecht, denn er hat bisher keine großen Titel gewonnen, aber gestern schien es so, als wollte er sich als Weltklasse Mittelfeldspieler in den Köpfen der Zuschauer einbrennen.
Wenn Bayern den Ball nicht hergegeben hatten, verlagerte Kroos, sehr tief stehend, auf Robben, der aus dem Stand dann das Dribbling suchte gegen Di Maria und Coentrao, die sehr gut und vorbereitet standen.
Wenn Bayern sich in der Hälfte Madrids durchsetzten, lief es immer auf dem gleichen Schema ab. Ribery oder Robben starteten einen diagonalen Dribbling Richtung Mitte, Real machte diese zu mit einer hohen Energieleistung und die überragenden Ramos, Alonso, Pepe und Modric gewannen den Ball und leiteten einen Konter ein, der sofort nach Tor roch, denn die taktische Überlegenheit war eklatant. Guardiola hat sich entschieden sich mit 2 Männern abzusichern, Dante und Boateng, total waghalsig, wenn man bedenkt, dass Madrid von Ronaldo und Benzema nicht verlangte, dass sie sich mit nach hinten fallen lassen.
Portugiese und Franzose stellten sich breit auf, getarnt als Außenspieler, um die Absicherung der Bayern auseinanderzuziehen und um die einfachsten Passwege für den Madrilenen im Zentrum. Die meisten Konter liefen gleich ab: ein (Außen)stürmer wird gesucht, der hält den Ball und wartet auf einen Kollegen, und Modric, Di Maria oder Bale kommen frei über die Mitte, mit Gesicht zum Tor, gewappnet um eine tödliche Aktion vorzubereiten. Cristianos 3-0 war das Paradebeispiel, um die Partie zu beschreiben. Madrid hat mit Standardsituationen den Sack zu gemacht, aber wenn Guardiola den Martinez für Mandzukic Wechsel nicht in der 20. schon gemacht hätte, wäre diese Aktion nur eine Frage der Zeit gewesen. Zu groß war die eigene Schwachstelle und zu groß war die Qualität und Klarheit des Gegners, um dies auszunutzen.
Taktisch sehe ich nicht mehr viele Elemente, die es zu erwähnen gibt. Real Madrid dominierte auf Basis von 3 Konzepte: Isolierung von Kroos, das Drängen von Robbery Richtung Zentrum und einfache Spieleröffnung über die Mitte. Ab da waren die Individuellen Fähigkeiten der Spieler gefragt und es gab keinen Spieler in weiß, der nicht zumindest die Note gut verdient hatte. Das sei gesagt, so muss ich zuerst Modric besonders erwähnen, weil er mich ohne Witz an Zidane erinnert hat. Seit dessen Rücktritt habe ich keine solche Vorführung im weißem Trikot gesehen. Was für eine Ruhe, Spielintelligenz, Ballbehandlung und was für eine Dominanz der rollenden Kugel. Jede Berührung des Kroaten zeigte, dass die Bayern nicht das ausführen konnten, was ihr Trainer von ihnen verlangte, weil sie *ihn* benötigten, aber *er* war bei Madrid. Seine Risikoaktionen, die keine waren, kristallisierten Ancelottis Plan heraus. Der Italiener schützt seine Mannschaft mit allen möglichen taktischen Vorsichtsmaßnahmen und ab da verlangt er Charakter von seinen Spielern und dass sie Risiken eingehen, wenn die Zeit dafür reif ist. Modric hat nicht ein Mal den Ball verdroschen, stellte sich jedem Pressing der Bayern und weil er so viel Qualität besitzt, braucht er nicht ein makelloses Stellungsspiel seiner Mitspieler, um den Ball nach vorne zu bewegen.
Ancelotti glaubte an die unglaubliche Qualität seiner Spieler, während Guardiola sich sein Kopf zerbrach, wie er Vorteile kreiert, die nie zustande kamen. Real Madrids Ballbesitz hatte viel mehr Qualität ohne die defensive Struktur zu vernachlässigen, die Robben, Ribery und Müller im Keim erstickte. Und das, weil die Beteiligten ihre Aufgaben mit dem Selbstvertrauen eines antiken Gottes ausübten, dirigiert von einem kleinem Kroaten.
Was soll man zu Ramos sagen. Der Fußball gibt dir immer eine Chance zur Tilgung. Dass er gerade die Bayern abschießt ist symbolisch so viel Wert. Schon krass was für ein legendärer IV aus ihm geworden ist, bei all seinen bekannten Schwächen, so erreicht er ein Topniveau, das viele erblassen lässt. Aber Pepe nicht vergessen, der für mich der beste Spieler gewesen wäre, wenn Modric ein sterblicher wäre. Pepe ist Ancelottis größtes Werk. Sein ehemaliges ich hätte nicht 180 Minuten gegen Bayern verbringen können ohne einen Fehler zu manchen und auf negativer Weise im Mittelpunkt zu stehen. Die Rhetorik des Trainers hat seine Essenz so manipuliert, dass er ohne die Fähigkeiten, die ihn unüberwindbar machten, zu entnehmen noch die Eigenschaft Weisheit schenkte. Pepe wartet auf seinem Moment und der kommt immer. Der krasse Ballgewinn an der Strafraumgrenze (
) in der zweiten Hälfte (Minute 2:18) war eine Ansage am Fußball: Nun sind wir beides, tyrannisch und unfehlbar. Natürlich in den Grenzen der Unfehlbarkeit, die ein Sport so voller Fehler wie der Fußball bietet.
Es ist doch so, es gibt keine Hoffnung gegen Ramos und Pepe wenn der Fehler ausgeschlossen wird. Auf was soll ein sterblicher Stürmer warten, wenn er auf sie trifft? Auf einem ähnlichen Niveau agierten Coentrao und der überragende Carvajal, dessen Arbeit gegen Ribery ihn sein Leben lang verfolgen wird. Das ist sein Ticket zum Stammplatz und ein unvergessliches Beispiel von Madridismo. Vielleicht auch sein Ticket nach Brasilien.
Und vorne waren Bale, Ronaldo und Benzema oder einfach die gewisse Torgefahr. Bayern konnte im Bernabeu noch widerstehen, weil sie nur gegen 1 1/2 gespielt haben. Gestern, gegen die drei, bestätigte sich das, was vorher logisch erschien: sie können sie nicht aufhalten. Sie sind taktisch zu schwach und individuell zu anfällig um ein Trio abzuwehren, das als eines der beachtlichsten in Erinnerung bleiben wird.
Ronaldo hat zwei Tore in der Allianz Arena geschossen. Oder besser gesagt, weitere zwei Tore. Das ist so krass, dass es nicht oft genug erwähnt werden kann. 16 Tore in 10 CL Spielen. Ronaldo ist das Hauptmotiv von Ancelottis Real Madrid. Er hat an das Pressing, Verteidigung, Spieleröffnung und Mittelfeldspiel gearbeitet, weil er weiß, dass er mit der Nummer 7 schon ein Angriffssystem besitzt. Das war der strategische Vorteil in der Saison der Blancos.
Das weiße Trikot hat in dem bestem Moment ihre Macht im europäischen Abenden wieder gewonnen.
Was bleibt noch zu sagen? So vieles! Gestern war einfach ein schöner Abend. Das Wort Genugtuung ist öfters gefallen und das ist auch eines der ersten Wörtern, die mir eingefallen sind. Wir haben diesen Moment verdient und alle Rückschläge in der Vergangenheit machen es nur noch schöner. Deswegen ist der Fußball auch so ein toller Sport.
Alonsos gelbe ist eine harte Schwächung, unglücklich und sehr schade. Aber ich lobe mir einen Spieler, der 50 Minuten vor Schlusspfiff noch nicht an das CL Finale denkt.