Wann entsteht ein Foul? In der Regel, weil ich nicht in der Lage war den Gegner regelkonform zu stoppen. Ein bewusstes Foulen würde man meist als taktisches Foul abstufen.
Die Statistik von Blutgrätsche beweist also hauptsächlich, dass die Gegner mit der Spielweise überfordert waren/sind und man bei einem ballbesitzorientierten System als Gegner zu 90% in Situationen kommt, wo man dem Ball "hinterherhechelt". Diesbezüglich erhöht sich also die Rate an Fouls, da man bei schnellen kurzpässen oftmals zu spät kommt.
Weiters gibt es sportpsychologische Thesen die unterstützen, dass der Frustlevel ein hohes Maß an Geduld einfordert und so unkonzentrierte Aktionen die Ursache sind, die dann wiederum zu teils sehr dummen Fouls führen.
Das hinterherlaufen eines zirkulierenden Balls in den gegnerischen Reihen ist also sowohl physisch als auch psychisch absolut kräftezehrend und erfordert ein hohes Maß an Selbstkontrolle und Konzentraition.
Diese Selbstkontrolle und Konzentration ist es auch die ich pers. immer wieder bewundere wenn ein Team gegen so ein Balldominantes Team den "Bus parkt". Dass diese Spielerweise verpönt ist und nicht anerkannt kann ich verstehen (will das Faß nicht nochmal öffnen). Für mich ist aber diese These wichtig und gut, WENN man dann in der Lage ist mit dem Ball was anzufangen und hier scheiden sich die Teams in ihrere Qualität. Ein kleiner Verein parkt vielleicht den Bus, schafft es dann aber meist nur selten mit Ball am Fuß etwas produktives umzusetzen.
Die Relation zwischen Foulrate und Ballbesitzfußball ist aber auf jeden Fall gegeben. Ob es dann auch du Benachteiligungen kommt ist eine andere These, ich pers. kann es mir aber mit dem hohen Pensum an Entscheidungen "pro" Barca aufgrund der hohen Chancenverteilung so eines "Fouls" absolut erklären. Viele Fouls werde ja mittlerweile auch "gezogen". Wenn ein Spieler sich dazu bewusst entscheidet nach einem Schlag zu Boden zu gehen, obwohl er zu 100% hätte weiterlaufen können. Ist das dann eine Schwalbe?
Hier ist die Unterscheidung enorm wichtig.
Ein Neymar der auf die Socken bekommt und der Schiri sieht den tritt, hat zwei Möglichkeiten.
A) Er läuft weiter und steckt den tritt weg, versucht sich sportlich durchzusetzen in einem offensiven Zweikampf oder gibt den Ball ab (Flanke, Pass, Schuss). Wenn Neymar das tut und scheitert, gibt es aber keinen Vorteil zurück. Denn er hatte dann ja die Chance das Spielgeschehen positiv zu beeinflussen. Wenn er den Ball in die Wolken schießt, kann man als Schiri ja nicht auf einmal trotzdem noch zusätzlich den Freistoß pfeifen...
B) Er zieht das Foul. Er entscheidet sich also, obwohl er weiterlaufen könnte, sich fallen zu lassen und "das Foul anzunehmen". Sowas ist dann eigentlich keine Schwalbe, da es dafür dann ja keinen Kontakt braucht. Da hier aber ein Kontakt stattfand, ist es keine Schwalbe. Trotzdem hat er sich fallen lassen... verzwickt.
Neymar (bzw. jeder Spieler), wäre aber blöd sich nicht fallen zu lassen, wenn er in einer Situation ist, wo der Freistoß eine höhere Chance auf Erfolg hat, als seine Optionen mit Ball am Fuß.
Ich sehe daher einen hohen Zusammenhang zwischen hoher Foulrate beim Gegner (auch durch ziehen der Fouls) und dem Ballbesitz. Da man wie gesagt ja nicht gefoult werden kann (selten) wenn man den Ball nicht hat.
Das wirklich faszinierende ist dann eben, wenn dann ein Team kommt, das die Ruhe weg hat und sich nicht frustrieren lässt vom Ballbesitz des Gegners. Diese Art von "Dominanz ohne Ball" habe ich mir schon unter Mourinho gewünscht, aber der Portugiese hat die Jungs immer auf 150% aufgestachelt, weshalb so eine "Ruhe" ohne Ball nicht möglich war.
Unter Ancelotti hat man nun die Bayern in München 4:0 geschlagen und siehe da: Nur 7 Fouls von den Blancos, während die Bayern 13 Fouls begingen. In diesem Fall hat es also ein Team geschafft, den Gegner unter Kontrolle zu haben, ohne den Ball zu haben. Dieser "sinnlose Ballbesitz" hat wiederum die Bayern frustriert - bzw. auch der Spielstand - weshalb die Unfähigkeit Konter zu unterbinden zu einer höheren Foulrate führte.
Wie war das also? Die Ausnahme bestätigt die Regel
