Wie gesagt, bei Reguilon habe ich mich offensichtlich falsch ausgedrückt. Ich wiederhole aber gern: in Anbetracht der Rolle, die man Mendy gibt - nämlich die des Nachfolgers und nicht des Back-Ups - war die Entscheidung absolut nachvollziehbar, auf den Franzosen zu setzen.
Hakimi wurde bis zu dem Punkt, an dem er hochgezogen wurde, gefördert. In der A-Mannschaft hat er nie eine echte Chance bekommen. Man kann sich den Verkauf schönreden, ich persönlich empfinde es als extrem schade und kanns mir nur mit Geldgeilheit erklären. Der Bursche wäre aktuell unsere beste Alternative auf mindestens zwei Positionen (RV, RA), eher drei (Hakimi auf links 2020 > Marcelo auf links 2020). Ich bin sicher, hätte man ihm eine Perspektive geboten (und da rede ich noch gar nicht von Stammplatz), wäre er jetzt noch in Madrid. Es geht hier auch nicht um Almosen, sondern realistische, leistungsgerechte Spielzeit.
Reguilon und Hakimi sollten aber sowieso nur zwei Beispiele sein, wo man auf Canteranos hätte setzen können aber es bewusst nicht getan hat. Klar kann man im Nachhinein sagen, Spieler X ist zu schwach. Aber mir gings vor allem ums Prinzip.
Ich bin ganz bei dir: Talent kann man nicht steuern. Aber man kann es bewusst fördern - und das passiert nicht. Außer die Talente kommen von einem großen Markt und haben viel Geld gekostet. Es garantiert dir auch keiner, dass die Reiniers, Vinis und Rodrygos dieser Welt zu Stars werden. Würden dieselben Burschen in der Castilla kicken und Spanier sein, würden sie keine Chance bekommen. Dass aus Jese nicht mehr wurde, liegt zu einem Großteil an ihm. Aber sind wir uns ehrlich: eine faire Chance auf einen Startplatz hat er auch nie bekommen. Er wäre irgendwann frustriert gegangen, weil an BBC kein Vorbeikommen gewesen wäre. Bei Ronaldo kann man es nachfollziehen aber Bale war in dieser Phase schwach.
"Zidanes y Pavones" ist 1. schon eine Weile her und 2. eher ein exzellentes Beispiel dafür, wie Perez die Jugend sieht: Lückenfüller, die wenig Geld kosten und leicht ersetzbar sind.
Mir ist schon bewusst, dass nicht alle Jungs das Zeug für Madrids erste Mannschaft haben. Aber den Talentiertesten von ihnen könnte man zumindest die Chance geben.
Ich hab auch nirgends geschrieben, dass ich fordere, mit 11 Canteranos aufzulaufen oder zum Ausbildungsverein zu werden. Mir geht es aber darum, dass die Vereinsführung die Cantera in erster Linie betreibt, um Geld zu machen und das kann nicht deren Hauptzweck sein. Das hat nichts mit Propaganda zu tun, sondern ist nüchterne Realität.
Mittlerweile sind ja nicht einmal mehr die Ersatzkeeper aus der Jugend. Ein Areola hat hier nichts zu suchen und das meine ich nicht despektierlich und hat gar nichts mit dem Spieler selbst zu tun.
@Florentina: Dein Optimismus bezüglich Blanco/Gutierrez/Salazar/Vibora in Ehren aber warum sollte Perez plötzlich auf diese Spieler setzen? Bis dahin gibts 18jährige Talente, die mehr Geld kosten und die man besser vermarkten kann.
Ich persönlich war auch schon optimistischer, irgendwann reichts einem halt einfach.
Dann musst du es halt anders Formulieren. Laut deinen Worten war Mendy überflüssig, was ich angesichts seiner Qualität und Rolle nicht teile.
Hakimi wurde nicht mehr gefördert? Man hat für ihn Danilo verkauft und er kam auf immerhin 17 Einsätze in seiner ersten Saison, Odri hatte diese gesamte Saison 9 Einsätze bei 2 verschiedenen Vereinen. Apropos Odri, der ach so geile Taktiker und Talentförderer Lope wollte nichts mehr von Hakimi und auch Theo oder Odegaard wissen und hat lieber seinen Odri für 40 Mio aus Sociedad geholt. Mit Dortmund selber hat man aber eine sehr gute Leihstation gefunden und ich bin bis vor kurzem davon ausgegangen, dass man ihn sicher zurück holt. Der Transfer selber und, dass man scheinbar kein tiefes Gespräch mit ihm geführt hat. regt mich auch verdammt auf. Ist für mich allerdings eher ein allgemeines Problem des Vereins im Umgang mit Talenten und dem Festhalten an Bewährtem, welches sich auch, aber sicher nicht nur in der Castilla zeigt.
Hakimi war wie gesagt mMn ein Fehler, wobei auch hier viele der Meinung sind, Dani sei eh besser und Hakimi hätte kein Recht, irgendwelche Ansprüche zu stellen. Mendy ist schlichweg besser als Reguilon, Spanier oder Canterano hin oder her, da gibts nicht viel zu diskutieren mMn. Reguilon war 2018 teil einer Phase, wo man bewusst auf Canteranos und Spanier gesetzt hat, das Ergebnis kennen wir ja.
Letztendlich gibt es nie eine Garantie, das ein Talent einschlägt, egal woher es kommt. Wichtig empfinde ich, dass man die besten Talente sucht und ihnen eine faire Chance gibt, Herkunft ist nebensächlich. Wie Jese ausgegangen wäre, kann keiner wissen. Ich denke unter Zidane hätte er Chancen bekommen. Letztendlich ist es an der Verletzung und seinem Charakter gescheitert, nicht zwingend an den Chancen.
An der stelle mal Gegenfrage, ist es so verwerflich, wenn man Jugendspieler auch als Einnahmequelle und manchmal leicht zu ersetzende Lückenfüller sieht? Man sollte Spieler nicht als Ware oder Sklaven sehen, logisch, aber ich finde die Arbeit, die der Verein hier leistet, kommt in der Bewertung oft zu kurz. Reals Jugendakademie ist einer der besten Weltweit, absolut auf Augenhöhe mit La Masia, Ajax usw. Die Spieler bekommen hier von klein auf eine profesionelle Ausbildung in einem modernen Trainiggelände mit ganzen Armeen von guten Ausbildern, Kost, Logie, Unterricht und zig Freizeitakivitäten inklusive. Jede Altersstufe hat 20-30 Spieler, in den unteren Bereichen oft noch mehr. Jeder, der hier unterschreibt, ist sich absolut bewusst, dass es nur wenige nach ganz oben schaffen werden, aber dass es trotzdem eine gute Ausbildung sein kann, mit der man in einer europäischen Topliga unterkommen kann. Ist es dann so verwerflich, aus einem Spieler, in dessen Ausbildung man sehr viel investiert hat und bei dem es sich abzeichnet, dass es mittelfristig nicht in den A Kader reicht, noch etwas herauszuholen? Sollen wir alle Castilla Spieler bis Vertragsende verleihen oder ablösfrei gehen lassen? Es ist sicher auch im Interesse der Spieler, dass man sie nicht ewig in einem Dead End festhält. Jugendspieler als Lückenfüller zu nutzen, ist nicht zwingend die feinste Art, aber eine Praxis, die so ziemlich bei allen Vereinen zur Anwendung kommt und auch eine Lehrerfahrung sein kann. Zumal es sich oft nicht lohnt, einen Spieler für die entsprechende Rolle zu holen. Einerseits kritisiert du das, dann aber andererseits Areloa, der genau so eine Rolle einnimmt. Was jetzt?
Sprichwort Areloa, finde ich auch nicht zwingend das beste Beispiel. Er war ein einmaliger Nottransfer, weil sich der werte Herr Navas nach monatelangen Pochen auf einen Verbleib dann doch zu fein war, auf der Bank Platz zu nehmen und man Lunin schon verliehen hatte. Er wird nach der CL wieder gehen und Lunin als Nr.2 aufgebaut werden. Daneben hatten wir in den letzten Jahren immer TW aus der Castilla im Kader, und werden es auch in Zukunft haben. Aber wenn der aktuelle beste TW ein Belgier und der dahinter talentierteste ein Ukrainer ist, den man sehr jung gekauft hat, ist auch das halt eben so. Einen neuen Casillas wird es so schnell nicht geben, da müssen wir uns keine Illusionen machen.
Leider hat man sich mittlerweile eh daran gewöhnt. Aber so Aktionen wie der Hakimi-Transfer, bei dem ich schlichtweg dem Verein die Schuld gebe, lassen meine Wut wieder wachsen.
Meine "Rangordnung" bezüglich der Herkunft der Talente wäre auch: Cantera>Spanien>Europa>Südamerika>Rest der Welt. Wenn ein Barrenetxea Brasilianer wäre, hätte man wohl schon eine Unsumme für ihn bezahlt. Wer kann schon messen, dass der weniger Talent hat als Vinicius/Rodrygo? Am Ende zählt, wie sie gefördert werden und sich entwickeln.
Meinetwegen könnte Florentino sogar ewig Präsident bleiben, wenn er doch nur den sportlichen Bereich in kompetente Hände geben würde und man bei Transfers gemeinsam mit Trainer und Sportdirektor plant. Schuster, bleib bei deinen Leisten. Aber da das nicht passieren wird, hoffe ich auch auf ein baldiges Ende der Perez-Ära. Zu seinem Glück war Calderon halt ein Griff ins Klo, sonst wäre er vielleicht gar nicht erst wieder zurückgekommen damals.
Dieser Post ist mir eindeutig zu viel romantisches Wunschdenken. Es ist noch ironisch, weil ich bezüglich der eigentlichen Kritik absolut auf deiner Seite bin, aber bezüglich Argumente und Wunschszenarien so gar nicht.
Wo ich dir absolut zustimme, ist, dass wir noch dringend viel mehr fördern müssen. Wir haben keine klare Strategie, bzw. sie ist sehr widersprüchlich. Einerseits hortet man Talente, andererseits hält man auf Teufel komm raus an alternden Starts und teuren Platzhaltern auf der Bank fest und verkauft dann wieder Talente wie im Falle von Hakimi. Hier bräuchten wir definitiv dringend einen Sportdirektor, der endlich mal aufräumt und die vorhandenen Talente besser einbaut. Das ist definitiv auch Perez grösste Schwäche, er hat einfach keine langfristige sportliche Philosophie und Strategie, sondern sehr viel "wird schon schief gehen", was es denn oft auch tut.
Aber bei der Umsetzung bin ich gar nicht bei dir. Es gibt einfach ein paar Realitäten im modernen Fussball, die man nicht ignorieren kann:
1. Als reiner Ausbildungsverein gewinnst du langfristig nichts. Wenn du in der Liga und vor allem der CL oben mitspielen willst, kommst du nicht darum herum, einige der besten Spieler und Talente weltweit im Kader zu haben und einen Trainer, der die PS dann auch auf den Platz bringt. Es kann vorkommen, dass ein Verein eine goldene Generation an Jugendspielern hat, wie Barca mit Pep, Bayern mit Müller, Alaba, Schweini, Kroos und co oder wir mit Raul, Guti, Casillas usw. damals oder das ein Verein vorübergehend wegen äusseren Umständen vor allem auf die Jugend setzt, wie Chelsea oder United aktuell. Mittelfristig kommt aber keiner dieser Vereine darum herum, wieder gewisse Spieler zu verpflichten. Die Vereine, die auf Jugendspieler oder junge Talente setzen, tun es vor allem mangels Alternativen. Dortmund, Ajax oder Benfica haben sicher nicht nur Freude daran, dass ihnen jeden Sommer die besten Spieler abgeschöpft werden. Ich möchte damit nicht die wichtige Arbeit dieser Vereine schlechteden, sie ist notwendig und eine Bereicherung, aber für meinen Geschmack wird das ganze Jugendspieler Buisness oftmals etwas zu sehr romatisiert.
2. Auf Punkt eins aufbauend sind die heutigen Wettbewerbe mittlerweile so umkämpft und eng getaktet, dass du kaum noch darum herum kommst, halt nicht nur eine starke Stammelf, sondern auch eine gute Bank zu haben. Früher haben 11 starke Spieler und eine Bank voll Jungspunde gereicht, heute brauchst du praktisch 2 gute Stammelfs, wenn du auf 3 Hochzeiten bis zum Ende mittanzen möchtest. Es ist kein Zufall, das unser grösster Trumpf sowohl 2012 als auch 2017 und diese Saison die Kaderbreite war, während sie uns 2014 letztendlich das Genick gebrochen hat. Das schränkt halt die Möglichkeiten für Jugendspieler weiter ein.
3. Der Transfermarkt verändert sich. Es gibt mehr finanzkräftige Vereine, die sich um die gleiche Anzahl an Topspielern streitet und gleichzeitig werden auch die kleinen und mittleren Vereine finanzstärker und können entsprechende Summen verlangen. Mit der geballten Finanzkraft der Scheichs können wir nicht mithalten, also muss man sich halt auf günstige Vertragssituationen und einzelne Grosstransfers konzentrieren oder die Spieler möglichst jung holen. Vor 20 Jahren hätte man bei Vini sagen können, schauen wir mal, wie er sich entwickelt, solange er nicht gerade bei Barca landet, wird er für einen hohen, aber nicht komplett irren Preis zu haben sein. Heute wäre er bei PSG, City oder Chelsea gelandet und damit erst mal 3-4 Jahre weg. Oder wie Sancho, den alle wollen, aber niemand bezahlen kann, weil Dortmund nicht (mehr) verkaufen muss. Auch hier können die ganzen Talente sich negativ auf die Chancen der Jugendspieler auswirken.
4. Wie ich und auch du selbst schon gesagt haben, Talent ist nicht steuerbar. Manchmal haben wir Glück und einer dieser Rohdiamanten findet schon als Kind seinen Weg in die Castilla oder halt nicht und man muss ihn auf anderen Weg holen. Entscheidend ist rein die Qulität, alles andere ist nebensächlich.
5. Wie schon gesagt waren wir seit Bernabeu nie mehr ein reiner Ausbildungsverein und haben unsere Erfolge mit einer gesunden Mischung aus allem aufgebaut und geholt. Auch Perez' Nachfolger wird nicht darum herum kommen, externe Spieler und Talente zu holen, auch wenn er noch so ein Jugendfanatiker sein mag.
Man kann dieser Realitäten mögen oder nicht und sich beklagen, wie früher alles besser war und das Fussball seine Emotionen verloren hat. Fakt ist sie existieren und wenn du im Jahre 2020 erfolgreich sein willst, kommst du nicht darum herum, sie irgendwie in deine Strategie einzubauen, was wir zum grössten teil auch tun. Wie gesagt, mehr Förderung gerne, aber deine Vorstellung von Canterano > Spanien > Europa > Südamerika > Rest ist sehr naiv und romantisiert. Wo sie allenfalls eine Rolle spielen sollte ist bezüglich Kaderplätzen, dann ja. Ich hab auch lieber einen TW aus der Jugend statt Areola. Aber bei den Spitzenplätzen? Soll Vazquez statt Hazard, Vini, Rodry, Asensio oder Brahim spielen, weil er Canterano ist? Nacho statt Varane und Militao? Altube statt Curtois? Hätten wir Barrenetxea
, der wohl ähnlich viel wenn nicht sogar mehr gekostet hätte als die Brasilaner, holen sollen, nur weil er Spanier ist?
Finde ich übrigens auch wieder sehr unfair und frech gegenüber Vini, der in den letzten 2 Jahren einer der wenigen Lichtblicke war und mit seiner Spritzigkeit ein absoluter Unterschiedsspieler, der einer der besten der Welt werden kann. Zu behaupten, jeder dahergelaufene Spanier und/oder Canterano wäre mindestens gleich gut halte ich für sehr gewagt.
Welche Spanier und/oder Canterons der letzten Jahre hätte man den unbedingt holen/behalten sollen? Casillas, Casilla, Lopez, Carvajal, Arbeloa, Ramos, Nacho, Vallejo, Reguilon, Theo, Alonso, Illara, Isco, Ceballos, Marcos Llorente, Asensio, Vazquez, Brahim, Mariano, Mayoral und Morata sind/waren hier. Sämtliche Barca Spieler sind unerreichbar. Gaya und Bernat kamen zu einer Zeit, als wir Marcelo und Coentrao in Hochform hatten. Javi Martinez wollte schon 2012 nicht zu uns und war die ganze Karriere über verletzungsanfällig und unkonstant, selbiges bei Thiago. Die ganzen Bellerins, Inigo Martinz', Parejos, Rodrigos, Gerard Morenos, Sarbias, Susos usw. wären alle nice to have, aber ultimativ keine Unterschiedsspieler. Über die Canteranos haben wir schon diskutiert. Die einzigen 3, die ich als klaren Fehler bezeichnen würde, sind/waren Rodri, der aber a) bei Atletico spielter und b) unbedingt zu Pep wollte, Morata, der aber mittlerweile auch stark abgebaut hat und Hakimi, der mich sehr aufregt, aber die Türe ist noch nicht zu. 3 Spieler in einem Jahrzehnt, wo man 3 Meisterschaften, 2 Copas und 4 CLs in 5 Jahren gewonnen hat und mehrmals den mit Abstand besten Kader der Welt hatte. Ärgerlich, aber letztendlich irgendwo verkraftbar.
Ich würde dir eher zustimmen, wenn wir in der Zeit zig super talentierte Canteranos und/oder Spanier verpasst hätten, was wir aber mMn nicht haben und ich daher auch nur bedingt als Argument sehe, so sehr ich deine Grundkritik teilen mag. Ich sehe das Problem wie gesagt vor allen in unserer Strategie und Grundphilosophie, und da müsste man ansetzen, was letztendlich allen Talenten, auch den Canteranos, zu gute kommen würde. Aber wer einen glorifizierten FC Kastillien nach Vorbild von Bilbao will, ist hier an der falschen Adresse und das entspricht auch nicht der jahrzehnte alten Philosophie Madrids, Perez hin oder her.