Wir müssen als Fans aber aufpassen, das will ich hier nochmal ganz klar so sagen. Gut, dass du diese "Was soll man machen?"-Einstellung mit ein bringst, denn das ist eine ganz zentrale Frage, die ich mir als Fan stellen muss. Das geht jetzt nicht gegen dich. Also nicht falsch verstehen. Klar, aktiv machen kann man dagegen gar nichts. Es kann aber in eine ganz andere Richtung ausschlagen. Bei den Tendenzen, die momentan herrschen und teilweise auch gefordert werden, kann es zu einem kritischen Punkt kommen. Irgendwann muss man sich als Fan fragen: " Ist das noch der Verein, der mich so begeistert und fasziniert hat? Ist es noch der Verein, wegen dem ich nach Titeln freudentaumelnd durchs Haus gehüpft? Schlage ich für diesen Verein nochmal fast die Wand ein, wenn man im Clásico bitter verliert?" Oder zucke ich nur mehr mit den Achseln und sage: " Was soll man machen, wirtschaftlich läufts eh!" Bin ich wirklich ein Typ, der so etwas hinnimmt?
Gott sei dank muss ich mir diese Frage (noch) nicht stellen. Mit Carvajal hat man einen sehr positiven Schritt gemacht und Jesé ist ja noch da. Auch Morata kann zurückkehren, dieser wurde nicht verjagt wie so manch anderer. Momentan scheidet Iker Casillas langsam aber sicher dahin. Wie viele Leute damit nicht klarkommen, verdeutlicht mir nochmal, wie sehr man sich nach solchen Identifikationsfiguren sehnt. Und nicht falsch verstehen: Ich will damit nicht sagen, dass es keine Einkäufe im Stile eines Ronaldo geben darf, keines Wegs. Mein Real Madrid hat immer eine Mischung aus Stars und Eigengewächsen ausgemacht. Damit identifiziere ich mich. Genauso wie viele andere hier.
Aber müssen wir uns wirklich mit dem Weg abfinden, den wir (vor allem unter Perez) eingeschlagen haben? Ich lasse die Frage offen.
Dieser Titelhunger, den du hier ansprichst, hat man den wirklich? Hier muss ich auch nochmal zum Nachdenken anregen. Hat Real Madrid dem eingeschlagenen Weg wirklich nur dem Streben nach sportlichem Erfolg unter geordnet?
Das hat Patrock mal stark in seinem Blog klar gemacht:
http://www.halamadrid.at/2013/12/kann-man-titel-kaufen-perez-gab-eine-milliarde-aus/
Wie man sieht, steigt Jahr für Jahr der Umsatz. Hier schafft man seit Jahren eine erfolgreiche Weiterentwicklung. Das sportliche kann für die Führung nicht im Fokus stehen. Ansonsten würde kein Bale hier spielen, wenn der Trainer sich eindeutig dagegen ausspricht. Ansonsten würde man in einem "ruhig geplanten Sommer" nicht drei WM Stars um fast 120 Millionen Euro holen.
Edit: Ich weiß, dass dies der falsche Thread ist. Wenn es hier noch weiter geht, sollten wir wohl in einen passenderen Thread wechseln.
Ja, ich kenne all diese Diskussionen und Gedankengänge und sie sind auch Teil meines Denkens. Unabhängig von der Debatte, die wir jetzt gerade führen, halte ich es ohnehin für wichtig und berechtigt, dass es Anhänger in einem Verein gibt (ganz gleich wie groß dieser ist), die auch solchen Einschätzungen Gewicht und Stimme verleihen. Wobei unsere Stimmen im Weltverein Real Madrid unerhört verhallen dürften...
Mit "Abfinden" meinte ich auch das Tolerieren und Akzeptieren solcher Begleitumstände. Sicher kann sich die Situation einstellen, bei der man aufgrund seiner eigenen Entwicklung und der Entwicklung seines Vereins ein Auseinanderdriften verspürt, welches im schlimmsten Fall auch zu einer (vorübergehenden ?) Trennung führen kann. Besonders schade ist es dann, wenn man sich jahrelang und vielleicht von Kindesbeinen an mit dem Club identifiziert hat.
Deine Einschätzungen zur Wechselwirkung von witschaftlicher Potenz und sportlichem Streben sehe ich anders.
Ersteres war und ist die Basis für Zweiteres, gerade in der heutigen Zeit und ich erkenne nach wie vor, dass die Transfers der letzten Jahre basierend auf einem finanziell extrem gut aufgestellten Verein sportliche Motive hatten. Auch liefert Ersteres den langen Atem, um in etwas weniger erfolgreichen Zeiten am Ball zu bleiben und kontinuierlich auf höchstem Niveau wettbewerbsfähig zu bleiben.
In Relation zu den Investments hätten wir die letzten 10 Jahre mehr holen müssen aber wir sind auch nicht erfolglos gewesen. Man muß das auch ein wenig relativieren, gelegentlich neigen Madridistas zur Depression, wenn sich am Silberhorizont nicht der nächste CL-Titel abzeichnet. Der Ein oder Andere hat schon manische Eingebungen wegen "La Undécima"...
Keine Sorge, auch die Führung Reals kann das Sportliche nicht vom Finanziellen entkoppeln. Beides steht prinzipiell zueinander in einer klaren Abhängigkeit, das ist gut so und das wird auch so bleiben.
Deine Argumentation mit Bale kann ich nicht nachvollziehen.
Erstens...woher glaubst Du zu wissen, dass Ancelotti ihn nicht wollte ?
Zweitens...warum sollte der Bale-Transfer nicht primär sportliche Motive gehabt haben ?
Nein, nein...da ging es nicht nur um die Demonstration der Schwanzlänge von Perez, wie hier viele immer formuliert haben. Bale wurde mit klaren sportlichen Vorgaben geholt und er ist diesen Vorgaben in seinem ersten Jahr unter der Berücksichtigung aller Einflußfaktoren mehr als gerecht geworden. Ich finde es sehr schade, dass er hier in diesem Forum nicht ausreichend gewürdigt wird.
Ich bin heilfroh, dass wir ihn haben und schätze ihn sehr - nur den Haarreif soll er bitte rausnehmen, das kann ich nicht ab...
By the way...120 Mio. sind zwar nicht synonym zu einem ruhigen Sommer, entsprechen aber durchaus unserem Investitionsgebaren. Und wer die Bilanz der vergangenen Jahre aufmacht, sollte sich bitte auch die vielen hochkarätigen Verkäufe ansehen...aber ich räume ein, dass wir wie erwähnt
unter dem Strich in Anbetracht der Investments (noch) größere sportliche Erfolge hätten erzielen müssen.
Vielleicht war das vergangene, sehr erfolgreiche Jahr der Start in eine neue, glänzende Epoche.
Wir werden es alle erleben.