Es geht nicht um deinen oder meinen Plan, sondern den Plan des Vereins. Perez hat sich längst für diesen Weg entschieden, der da heißt: a) Fokus auf ausländische Talente, potentielle Galacticos kaufen und davon viele. b) Ausbildung in der Cantera verbessern, um möglichst viel Masse zu "produzieren", die man weiterverkaufen kann. Noch mal: das ist nicht etwas, das ich mir ausdenke, sondern Realität. Wenn du das nicht siehst, kann ich mir die Finger Wund schreiben und es wird nichts bringen.
Alles, worauf ich seit hunderten von Worten hinaus will ist, die Optimierung dieses eingeschlagenen Weges. Wenn man schon so viele Talente hat, dass man sie verleihen muss, sollte man sich Leih-Klubs suchen, bei denen man eher weiß, dass das Drumherum für die Spieler passt. Kooperationen bieten sich da nunmal an.
a) Ja, da geb ich dir Recht, kann man auch nicht anders sehen, wenn man sich die sinnlosen Transfers anschaut.
b) Darauf gehe ich später ein.
Entweder denkst du dir die Geschichte mit den Leih-Klubs zu einfach, oder ich zu schwierig. Schwierig für mich einzusehen, wieso explizite Leih-Klubs besser sein sollen, als z.B. Mallorca?
Was spricht dagegen, sich einfach mehr Mühe bei der Leihe zu geben, bzw. alternativ eine Klausel in die Leihe einbauen, dass bei nicht genügender Einsatzzzeit ein Betrag an Real Madrid gezahlt werden muss. Vereine, die diese Klausel nicht akzeptieren wollen, fallen dann einfach weg.
Gut, sagen wir die Castilla steigt endlich in die zweite Liga auf. Dann ist Platz für einen ZOM, sagen wir Reinier. Und wo parkst du die anderen ZOMs? Bei der Anzahl an Talenten, die der Verein kauft, ist schlichtweg nicht genug Platz in der Castilla. Vor allem, wenn man parallel den Canteranos Spielzeit geben will (um deren Marktwert zu steigern).
Es würde das gleiche passieren, wie wenn man zwei Eigengewächse hat, die am besten auf der gleichen Posi sind.
Einer spielt dort und andere spielt entweder auf einer anderen Position oder wird verliehen.
Nacho war hier immer nur Notnagel, Jese kam trotz teilweise grandioser Leistungen nie auch nur in die Nähe eines Startelfplatzes, weil die Stars im Sturm alle gesetzt waren, egal wie schlecht sie gespielt haben.
Diese Personalien widerlegen für mich also das Argument nicht.
Hakimi und Casemiro hatten Einsätze in der ersten Mannschaft, das stimmt. Casemiro hat erst unter Zidane (nach seinem Jahr bei Porto) eine echte Chance bekommen. Bei Hakimi kann man streiten, man hat ihn damals zumindest als Back-Up eingeplant und da waren seine Leistungen durchwachsen. Viel gespielt hat er nicht.
Hab auch nie behauptet, dass Jese oder Nacho Stammspieler waren. Aber alle 3 (Casemiro schliesse ich mal aus) hatten zuerst Einsätze in der ersten Mannschaft und wurden dann allenfalls verliehen(Hakimi), insofern stimmt es nicht, dass man Eigengewächsen erst die Chance gibt, wenn sie wo anders schon Erfolg hatten.
Was aber stimmt, dass es ein Spieler ungemein einfacher hat, sich bei einem Klub wie Leverkusen 1-2 Jahre lang durchzusetzen und dann als gestandener Spieler zurückzukommen, anstatt 1-2 Jahre z.b. hinter Arbeloa zu spielen.
Wobei ich dir recht gebe, dass habe ich allerdings auch schon geschrieben, dass man den 17ten, 18ten Kaderplatz auch gerne mit Spielern aus der Castilla auffüllen könnte. In unserem Fall hätte ich also schon längst einen Isco verkauft und z.B. einem Antonio Blanco erste Spielzeit ermöglicht.
Einer allein nicht, aber wenn du in mehreren Ligen Kooperationsvereine hast, sieht es schon anders aus. Das müssen in meinen Augen auch nicht alles Vereine in einer Top-3 Liga sein. Die ersten Ligen in Holland oder Portugal wären zB sehr attraktiv, auch ein Mittelklasseclub in der Ligue 1 oder der Serie A würden sich anbieten. Das ist vom Niveau immer noch deutlich über den unteren Ligen in Spanien und womöglich spielen diese Clubs dann sogar international.
Hätte man zB eine Kooperation mit einem holländischen Erstligisten, hätte man Ödegaard von Beginn an dort Spielpraxis sammeln lassen können für 2-3 Jahre. Man muss nicht jedes Mal einen neuen Club suchen, der Spieler muss sich nicht jede Saison neu zurechtfinden. Für mich sind das sehr wohl klare Vorteile. Das gleiche gilt für Lunin, Vallejo, Kubo, Brahim und Co. Namen beliebig austauschbar.
Ich behaupte aber gar nicht, dass das ein Allheilmittel ist, es wird trotzdem weiterhin das Risiko bestehen, dass sich Spieler X nicht weiterentwickelt, Gründe gibts dafür genug. Aber solche langfristigen Business-Partnerschaften reduzieren das Risiko in meinen Augen zumindest.
Was mich an dieser ganzen Sache stört ist, dass bei deinem Szenario alles perfekt läuft. Nehmen wir an, wir haben 1-2 solche Vereine. Was muss alles stimmen?
- Die Vereine müssen auf unseren Spieler setzen (nehmen wir an es ist Reinier).
- Die Vereine dürfen rein theoretisch in diesem Zeitraum kein eigenes Talent auf dieser Posi haben, dass vielversprechend ist. Eine Erklärung wieso, ist hier wohl nicht nötig.
- Der Spieler (Reinier), muss der Leihe ebenfalls zustimmen. Allenfalls weigern sich aber solche Spieler überhaupt ins Ausland verliehen zu werden, da völlig andere Kultur, Wetter, Sprache, etc. -> Brahim Diaz hat sich ja ebenfalls lange geweigert.
- Der finanzielle Aspekt muss sich auch für Real Madrid lohnen. Wie ich ja vorhin schon ausgerechnet hatte, bekommen wir ca. 20 Mio. jährlich an Transfereinnahmen. Diese 20 Mio. müssten ja die gesamte Jugendinfrastruktur von Real Madrid decken, die Zahlungen an Kooperationsclubs, die Gehälter aller Jugendspieler, die Gehälter aller Trainer usw.
Habe jetzt kurz was gesucht, ob ich was dazu finde. Was ich finden konnte ist folgendes (2019, 2018, 2017, in Tausend): Non-identifiable youth activity expenses (7,365) (5,771) (8,368)
Youth football team personnel expenses 17,195 14,782 (2019, 2018, in Tausenden)
Quelle :
https://www.realmadrid.com/en/members/member-card/annual-reports (Seite 122,123)
Wenn man diese zwei Zahlen zusammenrechnet, kommt man je nach Jahr auf ca. 20 Mio - 24 Mio. Was jetzt alles in diesen Zahlen drin ist, kann ich dir nicht sagen, aber wir sehen, dass die Kosten für die Jugendakademie die Einnahmen von den Verkäufen fast gänzlich wieder verschwinden lässt.
Darum jetzt auch wieder meine Annahme - es würde mir nie in den Sinn kommen, dass ein Geschäftsmann wie Perez auf die Idee kommen würde, Jugendspieler nur dafür auszubilden, damit er mit ihnen Geld machen kann. Das rentiert sich einfach nicht.
Da bin ich bei dir, das Beispiel war irreführend. Bei Chelsea hat das alles noch viel größere Ausmaße.
Trotzdem wird man auch diese "Premium-Youngstars" verkaufen, wenn sie a) nicht wie gewünscht performen oder b) schlichtweg kein Platz im Team ist. Kubo und Brahim zB spielen dieselben Positionen, beide wird man langfristig nicht integrieren können.
Danke für die Mühe des Ausrechnens. Nehmen wir doch die tatsächliche Summe her, willkürlich gewisse Jahre auszuklammern, verfälscht doch die Realität, oder? Dann sind wir bei deinen errechneten rund 28 Mio pro Saison - sagen wir es sind "nur" 20 Mio, dann ist das immer noch viel Geld. Das ist schon mal das Jahresgehalt eines unserer Top-Spieler. Kleinvieh macht in Summe auch Mist.
Militao ist aktuell 4. IV, das ist Realität. Und dafür hätte es keinen 30 (?) Mio-Transfer gebraucht. Genauso wie für einen RV-Back-Up (Odriozola, Danilo). Es wäre was anderes, wenn diese Spieler eine echte Chance bekommen würden auf Startelfeinsätze. Da Zidane aber strikt in A- und B-Elf trennt (auch wenn er immer das Gegenteil behauptet) und die B-spieler nur Notnagel sind, kann man genauso gut mit Canteranos "auffüllen". Da sind wir dann eh einer Meinung. Ich geb dir auch Recht, dass ein Militao wesentlich mehr Potential hätte. Betonung auf hätte.
a) Yes
b) Yes
Den anderen Abschnitten habe ich nichts hinzuzufügen, da schon oben beantwortet.
Mein Wunschszenario ist hier eigentlich nicht relevant, weil es unter Perez nicht passieren wird. Aber spielen wir es durch: Wenn es nach mir ginge, hätte die Cantera einen wesentlich höheren Stellenwert. Ich würde keine 30+ Millionen für Ergänzungsspieler ausgeben und würde versuchen, mehr Eigengewächse und spanische Talente zu fördern.
Ausländische Talente können gern zu preisen kommen, wie man sie für Varane, Kubo oder Valverde gezahlt hat. Hier würde ich aber nur jene Talente holen, deren Position es bei uns gibt und die realistischerweise Chancen auf Einstzzeit haben. 2 LA-Talente und 3 OM-Talente mehr oder weniger gleichzeitig zu holen, finde ich nicht zielführend. Leihen sind in meiner Idealvorstellung eher die Ausnahme und wenn dann sollte man sie zu Clubs verleihen, mit denen eine langfristige strategische Partnerschaft vereinbart wurde, damit das Risiko des Scheiterns etwas minimiert wird.
Aber, nochmal: die Realität ist für mich eine andere. Wir haben zu viele Talente auf zu ähnlichen Positionen und die müssen irgendwo Spielpraxis sammeln. Die Realität ist, dass die Castilla in einer zu schwachen Liga spielt und es nichts bringt, einen Kubo dort zu unterfordern. Einige dieser Talente wird man früher oder später verkaufen, weil schlicht nicht alle Platz bei Real Madrid haben. Wir sind, und da sind wir wieder bei Porto etc, eben kein Ausbildungsverein und müssen daher diese Kompetenz auslagern. Die Castilla wird weiterhin in erster Linie Spieler verkaufen. Blanco, Gutierrez … ich hab keine Hoffnung, dass die eine Chance in der ersten Mannschaft bekommen, sie werden also verliehen werden. Und da es keine Kooperationsclubs gibt, muss man bei jedem beginnen, einen passenden zu suchen und hoffen, dass dieser Club die Spieler einsetzt. Perez wird auch nicht aufhören, in ausländische Talente zu investieren, auch für die muss man Leihclubs suchen.
Ich denke, dass was ich mir wünschen würde und das, was du forderst, ist gar nicht weit voneinander weg. Der Unterschied ist, dass ich meine Wünsche praktisch komplett ausblende bzw. an die Perez'sche Realität anpasse. Und in dieser Realität hat zB ein hoher Stellenwert der Cantera keinen Platz. Man kann es sich natürlich weiterhin einreden aber ich sehe nicht, was das bringt.
Ja, wir sind effektiv nicht gross voneinander entfernt. Und du hast sogar sehr wahrscheinlich recht, dass es realistischer ist, dass sich Perez eher einen Kooperationsclub holen wird, anstatt den Fokus auf die Castilla zu legen.
Bei deinem ursprünglichen ersten Beitrag hast du geschrieben, dass man einen solchen Ausbildungsverein "brauchen" wird, was für mich impliziert hat, dass eher du einen solchen als wichtig empfindet als Perez. Was Perez schlussendlich will oder als wichtig erachtet, können wir beide leider nicht wissen, dass dein Szenario aber realistischer ist als meines, dass will ich gar nicht bestreiten.
Zusammenfassend:
1.) Wir beide fänden, dass ein Fokus auf die B-Mannschaft besser wäre, als irgendwelche Kooperationsclubs.
2.) Punkt 1 ist unter Perez (Transferpolitik) realitätsfremd.
3.) Die Cantera hat keinen hohen Stellenwert unter Perez.
4.) Kaderlücken sollten viel öfters mit eigenen Spielern gefüllt werden.
Wo wir uns eventuell nicht einig sind?
1.) Die Ausbildung von Eigengewächsen hat nicht das Ziel, möglichst viel Geld reinzuholen. Finanziell gesehen, macht man allenfalls (auf 11 Jahre gesehen) sogar Verlust.
2.) Aufbauend auf Punkt 1, Eigengewächse die ein hohes Potenzial haben, wird sehr wohl eine Chance auf die 1. Mannschaft gegeben, grundsätzlich ist es aber einfacher sich als 19/20-Jähriger bei einem anderen Verein zu beweisen, als Weltklassespieler bei Real Madrid zu verdrängen. Dieser Umstand bedeutet aber nicht, dass eigene Talente nur als Geldquelle angesehen werden. Fakt ist, dass es wohl nur alle 3-5 Jahre einen Spieler gibt, der die Klasse dazu hätte als Stammspieler zu spielen. Verschiedene Faktoren (wenig Spielzeit, zu grosse Konkurrenz, Trainer) führen aber dazu, dass nicht jeder Spieler sofort bei uns durchstartet, sondern eventuell über Umwege/Jahre später. (Hakimi?Reguilon?)