Ich würde sagen, dieses Risiko ist immer gegeben, bei jedem größeren Transfer. Bestes Beispiel ist unser Hazard, der seine hohe Ablösesumme in drei Jahren nicht einmal zu rechtfertigen wusste. So darf man da nicht herangehen, denke ich. Profisportvereine sind wie Unternehmen, da wird Erfolg als selbstverständlich angegangen. Ich glaube übrigens auch nicht, dass so eine halb-neue Mannschaft auf Anhieb erfolgreich sein kann. Diese 4+x Neuzugänge müssen sich erstmal an die Mannschaft gewöhnen und umgekehrt; ein bisschen Anlaufzeit ist ja normal. Bei PSG letztes Jahr dachte ja auch jeder, dass die mit Messi, Ramos, Donnarumma usw. alles in Grund und Boden spielen. Das Ende vom Lied kennen wir.
Ein "Heruntersparen" aber, wie häufig gefordert wird, also der Verzicht auf Transfers und das ausschließliche Setzen auf die Jugend, funktioniert nicht, da so auch die Einnahmen (=Wettbewerbsfähigkeit, Marketing, Attraktivität für Zuschauer und Sponsoren, der ganze Rattenschwanz) stark sinken würden, auf die Barca angewiesen ist. Fest steht natürlich, dass Barca Einnahmen (TV-Rechte) vorgezogen und Ausgaben (Gehaltszahlungen von Piqué z.B.) nach hinten verschoben hat. Da die Situation zur Amtsübernahme (2021) mehr als bedrohlich war, ein normaler Schachzug, um liquide zu bleiben. Barca war in größter Bedrängnis und hatte Probleme mit dem Gehaltsetat. Dieser wurde mittlerweile massiv gesenkt, sodass Barca das größte Problem nicht mehr mit nahenden Ausgaben hat, sondern "nur noch" mit ihrem Schuldenberg.
Dieses Sparen funktioniert halt nur, wenn die Einnahmen einigermaßen konstant bleiben oder sogar gesichert auf Dauer ansteigen. Wenn aber durch Sparen das Produkt unattraktiver wird und dadurch die Einnahmen sinken, wird man immer nur hinterhersparen. Und das Hinterhersparen wird dann solange betrieben, bis die Einnahmen so weit eingebrochen sind, dass der Schuldenstand und die daraus resultierende Zinslast erdrückend wird. Man kann sich bei einem Produkt wie Barca auch in die Insolvenz sparen. Barca hat keine andere Wahl mehr als aus der Misere herauszuwachsen. Und dafür braucht es ein attraktives Produkt. Dass dieser Versuch immer mit Risiken verbunden ist, steht außer Frage.