Das ist eine gute Frage, schwer zu beantworten, gerade wenn du Asensio/Isco als prädestinierte ZOM ansiehst. Für mich war der letzte "klassische" 10er bei uns Ödegaard; aber man war als Verein nicht bereit und auch nicht in der Notwendigkeit, für ihn das ganze System umzubauen, denn auf der 8 hatte er einfach noch bessere Mitspieler (Kroos/Lukita) gegen sich. Asensio und Isco sind/waren für meinen Geschmack etwas zu langsam in ihrem Spiel, um wirklich große 10er zu sein: beide tendier(t)en dazu, den Ball relativ lange zu halten, bevor sie den Pass finden. Ödegaard hingegen erinnert(e) eher an Özil: sensationeller Erstkontakt, tolle Spielübersicht, exzellent getimtes Passspiel. Mourinho hatte überdies eine klare Vorstellung, wie er spielen lassen wollte. Mit Ancelotti und den Zu- bzw. Abgängen 2014 änderte sich vieles. Das steht ev. wieder an, wenn Kroos/Modric aufhören.
Was dein 4-2-2-2 angeht: Hältst du das mit den aktuellen AV für machbar? Was machst du mit Vini? Ist Benzema altersbedingt (noch) für intensives Pressingspiel tauglich?
Du hast von "klassischem 10er" gesprochen. Da kann man jetzt natürlich ewig diskutieren, wer da hineinfällt. Für mich persönlich sind das kreative Spielmacher, die brillieren, wenn sie ihre Freiräume haben und defensiv wenig bis gar nichts machen müssen. Riquelme, Zidane … Özil, Isco, Mata etc.
Als modernen Spielmacher würde ich hingehen bezeichnen, der zwar auf derselben Position wie seine "Vorgänger" spielt, aber diese taktisch komplexer auslegen muss bzw. sind diese "modernen 10er" einfach gesagt komplettere Spieler, die mehr rackern müssen.
Leute wie De Bruyne oder eben auch Ödegaard.
Da sehe ich einen großen Unterschied (zB eben zwischen einem Özil und einem Ödegaard), darum hab ich mich wohl an deinem Wording "klassischer Spielmacher" etwas aufgehängt, weil Ödegaard für mich ein moderner, sehr kompletter Spielmacher ist.
Ich versteh aber, dass du wiederum einen Unterschied machst zwischen den Spielertypen Asensio, Isco und Ödegaard. Auch die Sache mit dem zu langen Ball halten stimmt absolut. Vor allem bei Isco. Wobei man das, auf die Spitze getrieben, auch von einem Zidane behaupten kann, der für mich (vermutlich auch für dich?) einer der besten 10er überhaupt war. Ich denke, es hat viel mit dem gerade angesagten bzw gängigen Spielstil im Fußball zu tun. Die einen können sich anpassen, den anderen fällt es schwerer. Am besten zu sehen bei Özil, der vor gar nicht all zu langer Zeit der beste Spielmacher der Welt war und das über mehrere Jahre.
Ich denke, wir können uns aber darauf einigen, dass alle drei auf der Position ZOM ihr volles Potential ausschöpfen und auf dieser am besten aufgehoben wären. Auch wenn sich das Spiel sicher verändert, wenn ein Asensio statt eines Ödegaard am Platz steht.
Zum 4-2-2-2:
Der Gedanke kam mir vor allem aufgrund der Tatsache, dass wir so viele gute Mittelfeldspieler haben und es eigentlich ein Jammer ist, dass immer nur drei spielen können (plus Fede, der ausweichen muss).
Deshalb würde sich das System in meinen Augen schon eigenen. Auch, weil unsere Mittelfeldspieler fast alle sehr polyvalent einsetzbar sind. Einen Camavinga traue ich zB die Position LZOM genauso zu wie Ceballos. Im RZOM hätte man Modric, wodurch Fede zentraler spielen kann neben Kroos auf der Doppel-Sechs. Und hinter Modric kann man Asensio probieren, der dann endlich seine Stärken besser einbringen könnte (ob er nochmal eine ernsthafte Option wird, steht natürlich trotzdem in den Sternen).
Ich seh Madrid dieses System aber nicht so spielen wie es zB die Red Bull Teams tun/taten, so ein krasses Pressing wird man wohl in Madrid generell nicht sehen, da man selbst das Spiel machen will.
Es wäre für mich eher eines mit schnellen Ballbesitzrochaden – trotzdem aber mit dem Ziel, viele Tore zu schießen, also nicht Ballbesitz um jeden Preis.
Bei dem Vinicius aus dem Jahr 2019 hätte ich tatsächlich noch Zweifel gehabt aber mittlerweile hat er sich vor dem Tor so sehr gebessert, dass ich ihm die Rolle durchaus zutrauten würde. Technisch ist er auch stark genug dafür. Und in der haben die Stürmer in dieser Formation viele Freiheiten, Vini kann also auch auf die Flügel ausweichen. Ich gebe dir aber Recht, dass die Position LA, die es in diesem Fall nicht geben würde, sicherlich jene ist, die ihm am besten steht.
bezüglich AV mache ich mir weniger sorgen, denn ich habe das Gefühl, sie werden aktuell zu sehr an der kurzen Leine gehalten. Mendy und vor allem Dani sind eigentlich sehr komplette AV, die auch offensiv eine Waffe sein können. Ich weiß nicht, warum das aktuell nicht passiert, vielleicht fehlt Dani mittlerweile die Fitness, um in jedem Spiel den Flügel rauf und runterzulaufen, keine Ahnung. Aber gerade das viele rackern und die gefährliche Flanken waren stets seine größten Stärken. Auf LV fehlt natürlich eine Alternative aber das Problem haben wir in jedem System.
Es hat natürlich alles Vor- und Nachteile und ich versteh auch grundsätzlich, dass man mit dem Kader lieber 4-3-3 spielen lassen will. So wie man es mittlerweile interpretiert hat es auch nichts mehr mit dem langweiligen Sicherheits-Ballbesitz-Fußball zu tun, den man lange ertragen musste. Vieles spricht für diese Formation. Sehr vieles sogar. Hauptgrund dagegen ist für mich allerdings immer noch die Position RA und die Tatsache, dass wir hier in Wahrheit keinen Spieler haben, der 100% passt. Und das ist mMn ein fettes Contra. Rodrygo wäre zB im Doppelsturm sicher besser aufgehoben und Fede gehört für mich, trotz einiger Tore auf RA in letzter Zeit, schlichtweg ins ZM.
Aber wenn Valverde auf rechts so weiter macht, dann erübrigt sich das Problem vielleicht bald und der Erfolg gibt Carlo (wieder einmal) Recht.