Die meisten sind über dieses Thema ja auch so gebildet...
Auf Spox kommt ein Artikel mit Real Madrid Schulden und alle schreiben, was für ein dreckiger Schuldenklub Real Madrid ist und man die endlich bestrafen sollte. 99% der Fussballfans sind Gelegenheitsfans, die nur ihre Mannschaft verfolgen und sich sonst Informationen nicht direkt holen, sondern halt von TikTok / Youtube und Boulevardzeitungen.
Das grösste Problem ist doch, dass die meisten Nicht-Real Anhänger sich NULL mit der Superleague befasst haben und immer noch das im Kopf haben, was sie 2020(?) mitbekommen haben. Nämlich das Perez eine geschlossene Liga mit den Topklubs will. Mittlerweile hat Perez das ja gefühlt zum 20ten mal dementiert und gesagt dass es ne sportliche Qualifikation geben soll für die Superleague, allerdings habe ich jetzt auch nirgends ein neues Konzept gesehen oder lesen können.
Die Clubs nehme ich nicht ernst, die geiern alle auf das sichere Geld und das ist momentan einfach die UCL und nicht die Superleague. Sobald irgendwie in der ersten Saison der Superleague alle Teilnehmer der Gold-Liga 150 Mio. bekommen werden, wirste sehen wie schnell auch die anderen Vereine, die heute die Superleague ganz KLAR ablehnen, ihre Meinung ändern werden.
Ich persönlich finde die UCL jetzt nicht mal schlecht, mich nerven eher die etlichen Freundschaftsspiele mit den Nationalmannschaften, aka Nations League oder die Erweiterung der Klub-WM, die dann sowieso sowas wie ne Champions League Light sein wird.
Ich weiss, ist wahrscheinlich nicht so gemeint, aber genau solche Beiträge sorgen doch dafür, dass das in den Medien eh schon lange gezeichnete Bild vom arroganten und geldgeilen Real Madrid noch mehr gefestigt wird. Nicht jeder kann es sich leisten, ein Vollblutfan zu sein und/oder will nicht so viel Zeit/Aufwand investieren, und das ist aus meiner Sicht auch fair. Ebenso, dass viele halt vor allem ihrem Lokalverein folgen und diesen mehr oder weniger unterstützen. Dass es diese freut, wenn es ihr Verein in einen europäischen Wettbewerb schafft und es sie oberflächlich wenig juckt, ob Real jetzt das Monopol der UEFA und PL bricht oder nicht, ist halt so. Wenn wir daran irgendwas ändern wollen, dann müssen wir ihnen halt konkret aufzeigen, wo die Probleme bei Status Quo sind, und wo eine potenzielle Alternative Vorteile für sie haben könnte. Mit Abwertung und Belächeln werden wir eine Mehrheit der Vereine und Fans nicht auf unsere Seiten ziehen können, und ohne Mehrheiten gibts keine SL, as simple as that.
Allgemein finde ich den Ton mancher hier gegenüber anderen Vereinen und Fans teilweise schon sehr anmassend und grenzwertig. Man muss ihre Ansichten und Motivationen nicht gut finden und natürlich gibts überall auch schwarze Schaffe, dennoch können sie ihre Ansichten und Gründe haben. Ohne CL, La Liga und Rivalitäten ist auch Real nur halb so viel wert und es spielt halt wirklich 1 zu 1 in die arrogant und geldgeil Stereotypen.
Wäre ich für die SL verantwortlich und hätte noch ein halbwegs realistisches Interesse an deren Erfolg, würde ich aktuell vor allem Ressourcen in folgende Aspekte investieren:
- ein fähiges Marketingteam:
Die Vermarktung der SL bisher ist auf gut Deutsch gesagt ein einziges Desaster. Angefangen bei der ursprünglichen Präsentation, wo Perez auf einmal, warum auch immer, seine stereotypische, grosskotzige und grössenwahnsinnige Version geworden ist und einen geschlossenen Exklusivklub für die reichsten Vereine angekündigt hat, um noch reicher zu werden, und damit bereits eine Mehrheit der Fans und Klubs verloren haben dürfte. Darauf springen sämtliche Teams bis auf wir und Barca ab und bekommt, nicht zu Unrecht, sein Fett weg. Nun hat man nach bald 3 Jahren einen ersten Erfolg for Gericht. Und was macht man? Man prescht wieder vor und will eine halbgare Version der SL durchboxen, für die es aktuell schlichtweg nicht mehrheitsfähig ist. Und schafft es so, eine eigentliche Niederlage der UEFA schon fast wieder als Sieg dastehen zu lassen. Dieser Richart, der wie der Vogel heisst, ist seit gestern wieder voll im Damage Control Mode und viele dürften ihren Ersteindruck der SL bestätigt sehen. Warum Perez mit seiner Erfahrung und seinem Ehrgeiz bei seinem wahrscheinlich grössten und ehrgeizigsten Projekt dermassen von einem Fettnäpfchen ins nächste stolpert, ist mir wirklich unerklärlich und das ganze Team wirkt wirklich sehr losgelöst von der aktuellen Realität. Wenn das noch was werden soll, muss man das dringend überarbeiten. Letztendlich ist halt auch die beste Idee nichts wert, wenn sie schlecht umgesetzt ist und/oder keinen Anklang findet.
- ein fähiges Diplomatenteam:
Diese sollten wirklich mal ausführliche Gespräche mit allen Stakeholdern führen und versuchen herauszufinden, welche Punkte sie an der SL stören und was man einbauen könnte, um sie für das Projekt zu begeistern. Angst vor der UEFA und/oder Angst vor Verlust des Status Quo ist sicher ein Teil, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es bei allen nur daran scheitert und vieles dürfte tatsächlich auf falschen Ideen, mangelndem Wissen und/oder Ängsten basieren. Warum man jetzt wieder vorprescht und sich Richart beklagt, die Vereine sollen sich doch mal mit dem (nach wie vor wenig ausgereiften) Konzept befassen, statt dass man mit ihnen diskutiert und sie aktiv in den Enstehungsprozess des neuen Konzepts einbindet, keine Ahnung. Und auch hier wurde viel Schaden schon angerichtet, weshalb man um so mehr die Diskussion suchen und durch geschicktes Verhandeln und Marketing versuchen sollte, mächtige Stakeholder auf seine Seite zu sehen. Ohne die PL, Bayern, PSG und die Traditionsklubs hat die SL einfach keinen Wert, ist halt so.
- ein fähiges Team an Juristen, Sportwissenschaftlern, Finanzexperten und was auch immer es noch braucht, um ein konkretes und faires Konzept für die SL auszuarbeiten
Das Konzept der SL ist das Kernstück der ganzen Geschichte und letztendlich wahrscheinlich auch der Punkt, mit dem das ganze stehen oder fallen wird. Wenn man überhaupt einmal ernst genommen oder gar als bessere Alternative zur CR gesehen werden will, braucht man ein Produkt mit entsprechender Qualität. Dass dieses nicht mal so schnell aus dem Hut gezaubert wird, ist klar, aber genau deshalb ist es wieder unverständlich, warum man jetzt wieder mit einem halbgaren Konzept vorprescht. Das neue Konzept wirkt wie eine Light Version des ursprünglichen Systems, die den restlichen Fussballklubs ein paar Krümmel hinwirft in der Hoffnung, dass sie anbeissen. Die Topvereine sind nach wie vor in eine pseudo gesetzten Liga für sich, immerhin können aber nun 2 Teams pro Saison auf und absteigen. Wie genau die Gelder verteilt werden, ist nach wie vor unklar, ebenso, wie viel für die kleineren Vereine am Ende tatsächlich an Mehrwert herausspringt. Wenn die Elitevereine einfach die UEFA als Veranstalter ablösen und einen Grossteil der Gelder dann für sich abschöpfen, ändert sich am Status Quo für die kleineren Teams ja auch nicht, unter Umständen wird es sogar noch schwieriger, wenn eine Meisterschaft (oder Platz 2-3) auf einmal nur noch für die Blue League und nicht die Star League reichen. Wie die Finanzen der Teams kontrolliert werden und was für Folgen Verstösse dagegen haben könnten, ist ebenso unklar. Und es gibt aktuell nicht weniger Spiele als bei der neuen CL, so wie es oft angepriesen wurde. Gratis Streaming klingt auf dem Papier natürlich sehr gut, wie genau man das dann umsetzen will, werden wir auch sehen. Das sollte wirklich alles weiter überarbeitet und verfeinert werden, bis man ein Produkt hat, welches wirklich für eine Mehrheit der Vereine konkrete Vorteile bringt, die auch klar belegbar und nachvollziehbar sind.
Selbst wenn man sich mit dem überarbeiteten Konzept der SL auseinandersetzt, bleiben aktuell viele Fragen offen, das Marketing ist nach wie vor absolut stümperhaft und die SL ist so stand jetzt nicht realistisch und mehrheitsfähig, da können wir noch so gegen andere Vereine und Fans wettern.
Man sollte wirklich mal 2-3 Jahre den Ball flachen halten, ein konkretes und nachhaltiges Konzept ausarbeiten und Gespräche mit den Klubs und anderen Stakeholdern führen und sehen, wie sie auf die neue CL und Klub WM reagieren, vielleicht sind sie dann empfänglicher für mögliche Alternativen.
Hauptpunkte für mich bleiben ein offenes Ligasystem ohne jegliche (pseudo) Setzliste, welches aktuelle sportliche Leistungen belohnt/bestraft, ein fairer Verteilschlüssel für die Einnahmen, von dem alle profitieren und ein Salary Cap sowie Financial Fairplay System mit klaren Konsequenzen bei Verstössen. Dass Girona als Meister einer europäischen Top 5 Liga erst mal in die Blue Liga soll, während Atletico oder Sevilla in der Star League gesetzt sind, einfach aufgrund ihres Namens, ist hat wirklich lächerlich und hat mit spannendem und fairen Sport nichts zu tun.
Aktuell wirkt es halt wirklich so, als hätte Perez die Offerte der amerikanischen Investoren bekommen und versucht nun mit Dollarzeichen in den Augen, das Ganze auf Teufel komm raus irgendwie durchzudrücken. Und das spielt halt perfekt in das weit verbreitete Bild zu ihm und uns und dürfte uns kaum Mehrheiten einbringen, mit einem unausgereiften Konzept und dem unterirdischen Marketing bisher schon gar nicht. Im Extremfall müssen Perez und wir halt vielleicht sogar weg als Gesicht der SL. Die Meinung dazu sind gemacht und wohl kaum mehr zu ändern, so falsch sie auch sein mögen. Perez hatte seine Chance 2021, und sie untypisch kläglich verkackt, nun muss er zu Don Quijote (do Flamingo) werden, wenn er den Kampf gegen Windturbinen noch gewinnen will.