Das klingt jetzt sehr negativ und pessimistisch aber solange es keinen langfristigen Plan gibt, wie und mit welchem Personal man Fußball spielen lassen will (Trainer, Spieler), wird es meiner Meinung nach immer wieder zu Fehlkäufen wie Bale kommen – oder Talenten, die sich nicht wie erhofft entwickeln. Es wird einfach wild gekauft und dann muss Trainer X schauen, was er daraus macht. Es hat nicht mehr Galactico 1.0-Ausmaße aber im Grunde hat sich das unter Perez nicht geändert. Warum? Weil er keine Ahnung vom sportlicher Planung hat und diesen Bereich auch nicht an jemand Fähigen mit genug Handlungsfreiraum abgibt.
Der momentane Kader sagt eh schon alles:
Zieht man Nacho ab, der eh keine Rolle spielt, haben wir nur 3 IV im Kader
Kein adäquater Back-Up für Kroos,
Kein adäquater Back-Up für Casemiro (Valverde könnte einer sein, der wird aber schon vorne gebraucht)
2 LA-Talente – meiner Meinung nach einer zu viel, denn beide brauchen Spielzeit, um sich entwickeln zu können
Mariano, den der Trainer nicht will
2 ZOM für ein System, das keinen ZOM vorsieht …
Das alles ist für mich Kraut & Rüben und erfreuliche Personalentwicklungen wie Fede sind eher Glücksfälle.
Zidane hat im Sommer immerhin schon einige Baustellen gehoben: TW, LV und MS. Dass jemand nicht einschlägt oder länger braucht (Jovic) kann man natürlich nie 100% ausschließen. Auch, ob ein Talent zum Crack oder zum Rohrkreppierer wird, weiß man nie sicher. ABER einfach mal alles aufkaufen, was nicht bei 3 in Katalonien landet (Bestes Beispiel: Brahim Diaz. Was ist der Plan mit ihm??) und hoffen, dass am Ende irgendwer übrigbleibt, der zum Star wird, ist nicht gerade gut/wirtschaftlich durchdacht.
Und wenn dann noch jedes 2. Jahr ein neuer Trainer kommt, fängt das Chaos von neuem an.
Das war jetzt alles sehr weit ausgeholt, ist aber wichtig für etwas Entscheidendes:
Wenn man wieder jemand will, der den Unterschied ausmacht (sprich viel Geld in die Hand nimmt), muss man sich anschauen, wer da überhaupt in Frage kommt und wie man ihn einsetzt, anstatt einfach einen der individuell besten zu holen und zu hoffen, dass er im neuen Umfeld funktioniert und/oder auf einer anderen Position funktioniert.
Zidane wollte (kolportiert) zum Beispiel Mane statt Bale und ich frage mich, ob er auf der rechten Seite überhaupt sein Spiel aufziehen hätte können. Womöglich hätte er damit ähnliche Probleme gehabt wie Rodrygo oder Vini, wenn sie auf der "falschen Seite" spielen müssen.
Oder Mbappe. Ich kann so einen Spieler nicht einfach auf RA und drauf hoffen, dass er in neuem Umfeld funktioniert. Er ist jemand, der offensiv viele Freiheiten hat aber viel über Schnelligkeit kommt. Das heißt, er wird es in Spanien nicht leicht haben. Was heißt das widerrum für unseren eher auf Ballbesitz ausgelegten Spielstil? Passt das zusammen? …
Ich hoffe, es kommt rüber, was ich damit sagen will. Mein Eindruck ist, dass man in Madrid nicht Spieler für einen Plan kauft, sondern Spieler kauft und dann irgendwie versucht, einen Plan um diese herum zu bauen. Mit einem Trainer, der sich diese Spieler meist nicht ausgesucht hat … So funktioniert aber langfristige Kaderpolitik nicht!
Ich lese immer wieder, dass man adäquate Back Ups für gewisse Personen braucht. Aber wen genau stellst du dir denn vor? Ich denke, auf diesem Niveau gibt es eben Ausnahmespieler wie Kroos oder Casemiro, die man einfach nicht ersetzen kann, ausser mit anderen absoluten Weltklassespielern. Man gibt aber keine 120 Millionen für z.B. N'Golo Kante aus, damit er den Back Ups für Casemiro gibt. Bei Kroos ist es noch extremer, da ich mir überhaupt keinen Spieler vorstellen kann, der seine Rolle übernehmen könnte.
Ich glaube man sollte sich weniger auf Back Ups und Doppelbesetzung auf jeder Position konzentrieren. Gerade bei Mittelfeldspielern hat man doch genügend Optionen, um Ausfälle zu kompensieren. Wenn Casemiro ausfällt, was übrigens kürzlich passiert ist, spielen Modric/Kroos/Valverde eben etwas defensiver.
Dass man einen langfristigen Plan haben sollte, wie man Fussball spielen will, kann man so oder so sehen. Wir bewundern ja alle heimlich gerne den FC Barcelona für sein Spielsystem, das auf allen Ebenen durchgesetzt wird. Dass das gewisse Vorteile bringt, haben sie im letzten Jahrzehnt eindrucksvoll bewiesen, dass es gewisse Nachteile bringt, beweisen sie jetzt eindrucksvoll. Wenn man sich auf diese Art und Weise einer Philosophie verschreibt, limitiert man sich eben auch selber. Gutes Beispiel dafür ist Guardiola. Sein Tiki-Taka wurde von den grossen Teams geknackt, er hält aber daran fest, weil er sich der Philosophie verschrieben hat. Wenns funktioniert und der Gegner Norwich City heisst, dann spielen sie den besten Fussball der Welt. Wenn der Gegner aber auch Fussball spielen kann und einen Weg findet, das System zu durchbrechen, dann verlieren sie das Selbstvertrauen, weil sie keine Alternative zu ihrem System haben.
Von "kein Plan" zu sprechen finde ich absurd. Dass der Plan dir nicht gefällt, ist eine Sache, aber es ist doch ganz eindeutig einer ersichtlich mit den ganzen Jugendspielern, den Leihspielern etc. Klar kann man dann einzelne Transfers kritisieren wie der von Brahim, mann muss das aber auch nüchtern sehen. Brahim kam zu sehr günstigen Konditionen, hatte letzte Saison seine Einsätze, hat sich dann Anfang dieser Saison verletzt und wurde fit in einer Phase, die sehr wichtig war und wo das Team gerade wieder in Schwung kam.
Ich finde man hat letzten Sommer sehr gut eingekauft! Einen Spieler wie Hazard kaufst du einfach, wenn er verfügbar ist, come on. Ob er nun links oder rechts seine Paradeposition hat und damit Vinicius verdrängt, gewisse Kompromisse muss man eingehen. Was wäre die Alternative gewesen? Hazard nicht kaufen, um Vinicius zu fördern? Vinicius damals nicht kaufen, damit Hazard niemanden verdrängt? Auf diesem Niveau kannst du nicht Ausschau halten nach einem Spieler der "genau ins System passt". Spieler, die für Real Madrid überhaupt in Frage kommen sind sehr rar, weil a) die verlangte Weltklasse ist selten und b) wenn jemand gut genug ist, will sein aktueller Klub ihn mit allen Mitteln halten. Wenn also jemand wie Hazard verfügbar wird, dann kaufst du ihn, genau weil er einer der individuell stärksten ist.
Militao war ein guter und nötiger Einkauf, tausendmal lieber er als De Ligt.
Jovic hat zwar noch nicht so eingeschlagen wie erhofft, ihn im Sommer zu kaufen war aber absolut die richtige Entscheidung. Alle haben nach einem zweiten Stürmer geschrien, ein alter Hase teilt sich seinen Platz nicht mit Benzema, also musste ein junges Talent her, das bezahlbar ist.
Mendy war der von allen verlangte LV, der sich ziemlich gut macht bis jetzt.
Und Rodrygo war halt das Supertalent 2.0
Wie oft ich hier lesen musste, dass man planlos eingekauft habe und "300 Millionen für die Ersatzbank" investiert habe... Ich finde die Transferpolitik aktuell ziemlich schlau. Man kauft nicht so hysterisch wie z.B. Barcelona ein, man schläft aber auch nicht wie Bayern, man führt kein Marketing-Projekt wie Juventus. Also mir gefällts.