Ich denke auch wenn es momentan nicht ganz einfach ist, muss man in der Nachbetrachtung etwas sachlicher über einige Themen reden. Es wird nicht oft erwähnt, aber ein 5:1 gestern war viel zu hoch und spiegelt nicht die Kräfteverhältnisse wider. Teilweise waren wir den Katalanen sogar überlegen, aber nur dann, wenn wir uns entschlossen haben, Fußball zu spielen. Das ging zugegebenermaßen nicht sehr lang. Barca schießt uns ab, wenn sie uns in einem Formtief erwischen oder merken, dass wir ihnen weitaus unterlegen sind. Das hätten wir auch in der Vergangenheit tun können, aber dann ist es wichtig wie man taktisch agiert. Barca ist klug genug ein 3:1 zu halten und nichts schlimmeres zuzulassen. Wir haben uns aber gestern nach dem 3:1 hängenlassen und gar nichts mehr getan, das ist momentan auch der Grund wieso es nicht läuft, die Spieler sind ausgelaugt, physisch wie mental.
Die Fehler sind auch nicht so einfach zu korrigieren, diese Mannschaft kannst du nach so vielen Titeln nicht mehr motivieren. Vier mal CL-Sieg in 5 Jahren und für einige noch WM-Sieg bzw. WM-Finale oder Weltfußballertitel bzw. Weltelfauswahl, kaum eine Mannschaft konnte solche Erfolge je verzeichnen. Die Erfolge der letzten Jahre auf der einen Seite und die permanenten Ausdünnung des Kaders auf der anderen Seite hinterlassen nun mal ihre Spuren. Da muss man sich nicht wundern.
Für einige Spieler ist es eine Wohlfühloase geworden. Und da hat es Lope ein wenig verpasst neue Reize zu setzen und die Spieler zu motivieren. Dazu kommt, dass er kein eigenes System hat. Mourinho hat hier alles verändert, ich würde sagen grundlegend. Carlo hat aus dem 4-2-3-1 ein 4-3-3/4-4-2 gemacht und bspw. einen Di Maria ins Mittelfeld gesetzt, uns mehr spielerische Klasse gegeben, indem er auf die Fähigkeiten eines Modric, statt eines Khediras gesetzt hat. Rafa hat zumindest viel ausprobiert und Zidane hat Ancelottis System verbessert, indem er Casemiro als eine Art höher stehenden Innenverteidiger statt den lethargischen Kroos auf der Sechs eingesetzt hat und nach vorne auch risikoreicher spielen ließ als Carlo, was nicht immer diesselbe Flankentaktik zur Folge hatte. Bei Lope sehen wir weder eine sinnvolle Ergänzung des Systems noch etwas völlig Neues. Ich glaube er weiß selber nicht, was er hier spielen lässt.
Gestern haben wir in der ersten Hälfte eine zurückgezogene Mannschaft gesehen, die aber nicht richtig verteidigt hat, zumindest nicht auf unserer rechten Seite. Angsthasenfußball gegen ein Barca, das schon lange nicht mehr den dominantesten Fußball spielt. Im zweiten Abschnitt dann volles Risiko und hoch pressen, was uns einerseits mehr liegt, aber andererseits wäre es hier auch sinnvoll gewesen, für etwas mehr Absicherung nach zu sorgen und Barca nicht zum Kontern einzuladen. Am Ende durfte dann wieder jeder machen was er wollte. Und ja dann fällt das Ergebnis so katastrophal aus. Insofern war es auch kein Pech, sondern absolut selbstverschuldet.
Die Mannschaft braucht inzwischen tatsächlich jemanden, der nicht ihr Freund ist, sondern einen Coach, der sie diszipliniert bzw. auch aussortiert. Das sehe ich in Typen wie Conte oder Mourinho eher als bei Lope.