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Toni Kroos, zur Vini Thematik.
Bin ja gespannt, welcher unserer „Top-Analytiker“ hier, die sonst jeden für ahnungslos halten, jetzt auch Toni Ahnungslosigkeit vorwerfen, nur weil er ihn nicht gleich 14 Spiele auf die Tribüne schicken würde.
Was ich wiederum nicht gut finde ist, wenn man Alonso wirklich öffentlich dafür kritisiert.
Man MUSS da hinter dem Trainer stehen. Immer !
Autorität des Trainers darf man niemals so untergraben. Dann brauchen wir keinen Coach mehr.
Abgesehen davon, dass die (v.a. deutschsprachige) mediale Berichterstattung nach dem Real-Sieg die Vini-Thematik m.E. zu sehr in den Vordergrund rückt, ist es für sich genommen schon ein wichtiges Element, weil es auf vielen Ebenen Dinge sichtbar macht:
1) Vini selbst: "Siempre yo! ... Me voy..." und sein Ärger ist für mich komplett nachvollziehbar. Es macht nochmal deutlich (für alle, die es bis jetzt aus Mangel an Empathie, Verstand oder einfachem nicht-wahr-haben-wollen verpassten), wie er sich fühlte, seit Mbappé als neuer Heiland hier ankam - und das nach einer überragenden Saisonleistung, die ihm eigentlich ohne Diskussion den Ballon d'Or hätte einbringen müssen. Ja,
@ceydo hat natürlich schon recht, wenn er meint, dass Vini nicht ganz auf dem Level von CR7 und Co. ist, wo man dann wirklich quasi-sakrosankten Status hat. Trotzdem war/ist er ohne Zweifel der wichtigste Offensivspieler der Ära nach CR7 und Benzema. Und dann kauft dir der Verein den zweitbesten LA der Welt dazu, der individuell in gewissen Bereichen genau das besser macht, was dir fehlt: Abschluss, Verhalten, Imagewirkung ... Für Vini war der Mbappé-Transfer "ein Schlag in die Fresse", um es mal SM-tauglich (social-media oder auch sado-m...) zu formulieren. Aber er hat in dieser Saison - nach einem Jahr des sichtbaren Trotzens und Widerwillens - sich wieder gefasst und mit Leistung reagiert. Das finde ich wieder bemerkenswert bei einem sonst relativ schwierigen Charakter. Andere hätten um Versetzung gebeten...
2) Xabi: Xabi hat Vini nach der durchwachsenen letzten Saison sichtbar vor die Wahl gestellt: Entweder du ackerst wieder richtig oder du musst sogar damit rechnen, Stammplatz und Spielzeit an Rodrygo zu verlieren. Außerdem hat Xabi ganz deutlich Vinis Verhalten auf dem Platz angesprochen und korrigiert. Das hat alles dazu beigetragen, dass Vinis Leistungskurve zuletzt wieder steil nach oben ging.
Man muss aber berücksichtigen, dass das Ganze viel Fingerspitzengefühl von Xabi erfordert. Vini ist kein einfach zu (beg)leitender Spieler und Mensch. Die Auswechslung war ein harter Moment, aber taktisch klug und plausibel (Gründe wurden hier schon von anderen aufgezählt). Entscheidend ist, dass man das intern jetzt bespricht und vielleicht gewisse Dinge einfordert: entweder eine kleine Sanktion gegenüber Vini (nächstes Spiel von der Bank aus oder ...) oder ein öffentlicher Einzeiler der Selbstkritik ("Habe im Eifer des Gefechts falsch reagiert und entschuldige mich hiermit beim ganzen Team. Toller Sieg! Hala Madrid!"). Mehr muss man daraus nicht machen, da hat Toni Kroos natürlich vollkommen recht. Aber man darf es nicht völlig frei durchgehen lassen, wie es wahrscheinlich unter Ancelotti geschehen wäre. Damit hilft man niemandem. Nicht Xabi und schon gar nicht Vini.
Was es jedenfalls gar nicht braucht, ist eine Einmischung irgendeines Vorstandsmitglieds. Das ist eine Sache zwischen Trainer, Spieler und Mannschaft. Der Trainer muss das volle Pouvoir haben, wie er aufstellt, wen er wann aus-/einwechselt usw. Aber leider haben wir da bei Real Madrid ein ganz dickes Brett zu bohren: man erinnere sich nur an gewisse Trainingseskapaden der Galáctico-Ära (gut, da standen dementsprechend auch nur B-Trainer an der Linie), an direkte Einmischungen von Pérez (Beckham und Figo müssen spielen; Bale kann man ruhig zentral probieren; etc.pp) oder daran, dass hier gewisse Spielercliquen schon gewisse Trainer ver- bzw. behindert haben (Ramos gegen Antonio Conte; Casillas gegen Mourinho; 3/4 der Truppe gegen Benítez etc.).
Wie gesagt: Xabi braucht hier letztlich viel Fingerspitzengefühl, um die Angelegenheit um Vini gut zu managen.
3) Verein: Der Kaderverantwortliche (aka Pérez) könnte auch was draus lernen: Dass man nämlich aufpassen muss, wie man durch Transfers die Mannschaft, d.h. die einzelnen Spieler wie auch das Gesamtgefüge, beeinflusst. Das hätte ein guter Sportdirektor jedenfalls immer im Auge und würde einen potentiellen Transfer nach sportlichen wie menschlichen Kriterien bewerten und tätigen.