Madrid spielte ein 4-4-2 wie in der letzten Saison, wenn einer der Vordermänner oder Alonso fehlte. Das war eine Formation, die den Gästen gewöhnlich defensive Stabilität brachte und an die dessen Neuzugängen James und Kroos sich besser anpassen sollten, als an das 4-3-3. Vor allem in Tonis Fall, der vor 13 Monate noch ein 10er war. So hatte Madrid eine starke Anfangsphase, mit perfekter defensiver Stabilität und einem Angriffsspiel, das mehr aus individuelle als auf kollektiver Leistung basierte, aber effektiv war. Die Klarheit Kroos' und die Inspiration Modrics, Iscos und Bales brachten Chancen im Minutentakt hervor.
Real Madrids Vorgehen, hinterließ dem Gegner aber eine Hintertür, die manche Mannschaften noch weiter verunsichert und anderen ein Funken Hoffnung bringt: Ballbesitz. Ancelotti selbst hatte in einer PK in der letzten Saison schon angemerkt, dass seine Mannschaft im 4-4-2 besser verteidigt, dies dafür aber länger tun muss. Ein Preis, den man sonst gerne eingeht, weil man für gewöhnlich wenig zugelassen hat und dafür mehr Platz zum Kontern bekommen hat. Gestern aber war das anders, Ancelotti musste sich mit einem Problem auseinandersetzen: Jedes Mal wenn Sociedad den Ball über die Flügel vortrug, verabschiedete sich seine Abwehr komplett vom Spiel. Es war wirklich komisch, die vier gerieten in Panik, sie drehten sich um und liefen richtung eigenem Tor, als wären sie Torhüter. Im Rücken von Kroos und Modric tauchte eine so riesige Lücke auf, ohne dass einer der beiden große taktische Fehler begang, dass Madrid sich als Mannschaft zerteilte, ohne Aussicht auf eine schnelle Lösung. Wenn sich eine Abwehr so verhält, können die restlichen Spieler nichts tun, um ein Spiel über 90 Minuten zu kontrollieren.
Statistisch und visuell war die größte Folge, die Anzahl an zweiten Bällen, die die Gastgeber in der Hälfte der Blancos wieder eroberte, sogar auch im 16er. Generell beeinflusste das das komplette Spiel. Xabi Prieto und Zurutuza konnten die Situation am besten lesen, ersterer empfing den Ball und warte auf die Kollaboration des zweiten, um seine Deckung zu umgehen(Isco oder Marcelo), um dann einen tödlichen Pass zu spielen, da weder Toni noch Ramos die Zone deckten. Zuruzuta attackierte gleichzeitig im Zentrum eine schlecht besetzten Raum. War das ein Fehler von Kroos oder Modric? Eine Doppelsechs aus Alonso und Gustavo hätte sicher die eine oder andere Szene besser gelöst, aber nein, insgesamt war es kein Fehler der beiden. Wenn eine Verteidigung in der Qualität von unserer auf Ruhe basiert ist, ist der Raum um den Sechzener kein Paradies für einen Zuruzuta und auch keins für einen prime Gullit. Da es aber eine Unordnung gab und der Gegenspieler eine ordentliche Qualität besaß, bestrafte uns la Real.
Wenn niemand die Kontrolle der Partie hat und eins gegen eins Situationen an Bedeutung gewinnen, kann Carlos Vela seine Qualität zum Tragen bringen. Ihn ohne Hilfe und mit viel Platz dem Ball abzunehmen ist unglaublich schwer. Seine Leistung war sowohl offensiv als auch defensiv, im Sinne dass er den Ball gekonnt halten und verstecken konnte, stark - auch wenn Real Madrid dann schon komplett aus dem Spiel zu sein schien. Unser System erlaubte uns nicht, gemeinsam vorwärts zu kommen, der Offensivplan basiert fast nur auf die Qualität Iscos, der die Gabe hat, ein kollektives Spiel von alleine zu produzieren, da seine Spielweise gute Bewegungen und einfache Pässe für seine Mitspieler mit sich bringt. Nichtsdestotrotz nicht genug, um ein Real Sociedad zu knacken, das einige Tage zuvor noch leiden musste und ein solches Erfolgserlebnis nun nicht daherschenken würden.
Ancelotti hat zwei Wochen zeit um herauszufinden, warum Marcelo, Ramos, Pepe und Carvajal Torhüter ohne Hände sein wollten, und dies ausmerzen. Eine Wiederholung dessen und Simeones Mannschaft wird das nächste Ligaspiel dominieren.