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26. Spieltag Saison 13/14: Atletico Madrid vs. Real Madrid

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Hab jetzt nicht alle Reaktionen hier gelesen, sondern nur überflogen. Hier meine:

Wie sehr treffend erwähnt war das Spiel aus Atleticos Sicht schon ein kleines Finale und so haben sie sich auch präsentiert. Das was ihnen an Intensität bei der Copa gefehlt hat, haben sie gestern nochmal extra darauf gepackt.

Das 1-0 praktisch nach Anpfiff war schon eine harte Probe für die Rojiblancos, die sie aber mit Bravur bestanden haben.
Atletico spielte eine Stunde lang ein immenses Pressing. Der komplette Angriff war beteiligt und die Doppelsechs kümmerte sich nicht darum, was sie hinter ihrem Rücken offen ließen. So eine aggressive(und ich meine keine übertriebene Härte) Taktik erhöht normalerweise immer die Chancen auf individuelle Patzer, aber Atletico blieb konzentriert, das war schon sehr bewundernswert.

Atleticos Pressing erschreckte Real Madrid, die zwei 8er ließen sich weiter fallen bis sie praktisch auf einer Linie mit Alonso waren. Das war ein Teufelskreis, man war vom Pressing eingeschüchtert und rückte nach hinten, was das Pressing noch erleichterte, wodurch man weiter eingeschüchtert wurde.. Auch Ramos und Pepe agierten taktisch nicht perfekt, da sie auch zu nah beieinander standen, wieder etwas, was das Pressing des Gegners erleichterte. Atleticos Plan ging voll auf.

Das Spiel ist nicht sehr gut wiedergegeben, wenn sein Name nicht fällt: Diego Costa. Er dominierte Ramos wie ich es in der Form selten gesehen habe und dabei war Sergio nicht mal besonders schwach. Dem Stürmer fehltet zwar die letzte Präzision beim Abschluss, aber alles andere was er auf dem Feld machte hatte Hand und Fuß.

Real Madrid braucht nicht unbedingt den Ball, aber ohne ihn hat man auch seine Schwächen. Di Marias Probleme als Verteidiger hervorgehoben(es war allgemein nicht sein Tag). Man sah beim ersten Gegentor, dass Marcelo nicht unbedingt der Schuldige ist für unsere Schwäche in dieser Zone, es ist etwas womit wir leben müssen.

Aus der Halbzeit kamen wir nicht gerade besser raus. Wir wechselten auf ein 4-4-2, wahrscheinlich im Versuch, Xabi und Modric etwas Platz zu verschaffen, ohne großen Erfolge. Atletico war spielbestimmend bis ihnen langsam die Puste ausging und Marcelo dann eingewechselt wurde. Er war eine weitere Anspielstation und brachte Ruhe rein, aber wirklich gut wurde es erst, als dann Isco und Carvajal auch noch reingekommen sind. Die Außenverteidiger brachten unseren Angriffen richtig Tiefe(wobei ich nicht implizieren will, dass wir besser gewesen wären, wenn die beiden von Anfang an gespielt hätten) und Isco war einfach nur stark.

Was sind also die Erkenntnisse nach diesem Spiel? Offensichtlich, dass Atletico nicht mehr die Mannschaft ist, die uns 6 Punkte garantieren.
Dazu ist es wohl das beste, gegen Madrid zu pressen. Wenn du tief stehst ist die Chance hoch, dass du das gegnerische Tor nicht erreichst. User Toli wird nicht müde zu sagen, wir können nicht gegen solche Konzepte bestehen. Rein theoretisch dürften wir damit nicht größere Probleme haben als andere Topteams auch, aber es stimmt, dass wir das auf dem Feld noch beweisen müssen. Unser Positionsspiel und die Geschwindigkeit, wie der Ball gespielt wird, muss noch verbessert werden. Ich würde aber die Zeit unter Mourinho nicht mitberücksichtigen, denn das ist schlichtweg ein neues Projekt. Es ist noch sehr viel feinschliff notwendig, die Mannschaft stellt sich nicht besonders klug an.
Unsere LV Zone ist unsere defensive Achillesferse, aber das ist ja nicht wirklich eine neue Erkenntnis.
Genau so wenig wie die Tatsache, dass Bale spielerisch einfach nicht integriert ist. Das ist schon sehr besorgniserregend, zur Zeit profitieren wir nur von seiner Qualität spielentscheidend zu sein, dabei kann er viel mehr sein. An sich ist das eine sehr wichtige und gute Qualität, auch ein Ronaldo hat gestern bis zu seinem Tor nichts auf die Reihe gekriegt, aber wir benötigen mehr. Ich würde deren schwachem aber trotzdem relativieren, bis Atletico die Intensität nach unten schraubte haben sie auch gar keine Bälle in aussichtsreichen Positionen gekriegt, die Arbeit, die gegen sie verrichtet wurde, war also schon gut.
Und Isco hat gezeigt, dass er auch für unser Mittelfeld eine wichtige Figur sein kann/wird, wenn der Gegner tief verteidigt.
Außerdem hat die Mannschaft nachdem sie eine Stunde lang dominiert wurde es noch geschafft, sich die Dominanz mit dem Ball zurückzuerobern und Ancelotti hat mal wieder gezeigt, dass er Spiele gut lesen und auf sie reagieren kann.

Dadurch, dass wir das Unentschieden noch herausholen konnten und es immer noch in der Hand haben, fand ich den gestrigen Nachmittag noch ganz in Ordnung. Natürlich war es nicht toll uns eine Stunde lang unterlegen zu sehen, aber wir standen mal in einer schwierigen Situation und haben uns noch aufgerappelt. Dazu wurde es klar, dass noch viel zu arbeiten gibt und dass man sich steigern muss, wenn es eine sehr erfolgreiche Saison werden soll. Gleichzeitig konnte ich aber an der Mentalität der Mannschaft nichts aussetzen und das war das größere Fragezeichen, als ob Madrid spielerisch schon perfekt sei.
 
Ich frage mich noch immer warum Simeone nicht früher/öfter gewechselt hat.
Es war sehr deutlich zu erkennen, dass ihnen ab der 75 min ziemlich die Puste ausging und er hätte durchaus Alternativen auf der Bank gehabt, wie Villa, Diego, Sosa..
 
Darauf hat Simeone in der Pressekonferenz geantwortet. Er sagte, er hatte Bedenken, dass die Spieler, die von der Bank reinkommen würden, mit dem Intensitätslevel seiner Mannschaft nicht mithalten könnten. Lediglich Cebolla hätte das passende Profil gehabt und der wurde schließlich auch eingewechselt. Dazu war seine Mannschaft in Führung und insgesamt gefiel ihm der Spielverlauf.

Wenn man sich die Bank von Atletico auch anschaut, sieht man, dass die offensive Spieler alle eher eine Schwächung in der Arbeit gegen den Ball bedeutet hätten. Insofern macht das schon etwas Sinn. Andererseits können frische Beine natürlich immer andere Möglichkeiten bieten und man kann Simeones Entscheidung schon hinterfragen.

Ich denke aber es war ihm von vornherein klar, dass die letzten 20-30 Minuten dem Gegner gehören würden und darauf hat er sich eingelassen. Sie hatten ja auch dadurch die Führung erlangt also war es nicht völlig umsonst.

Der späte Ausgleich ist zwar bitter und nun haben sie die Meisterschaft nicht in der eigenen Hand, aber ich glaube psychologisch war das Spiel wichtig und gut für Atletico, vor allem nach der Pokalpleite. Dass man zwischenzeitlich besser war, wird der Trainer nutzen und seine Mannschaft weiter zu pushen.
 
@ Fenomeno: Zwei sehr gute und schön zu lesende Beiträge!
 
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