Weil Ancelotti noch nie mit einer kreativen hängenden Spitze etwas gewonnen hat (Weltfussballer Kaka)? James und Isco sind doch keine prädestinierten Flügelspieler oder ZMs? Du findest nicht, dass das ne kreative verschiebung des Problems ist, die zwei außerhalb ihrer Position spielen zu lassen?
James hat bisher was? 20% seiner Profikarriere in Europa auf der 10 gespielt!? So ist er erstmalig auffällig geworden und hat Monaco davon überzeugt, 40 Millionen für ihn auf dem Tisch zu legen.
Doch ich denke nicht, dass Carlo ein 4-4-2 geplant hat (hier können die meinungen auseinander gehen) sondern es eher nun ein Produkt des Kaders ist.
Kommend von der Sacchi Schule hat Ancelotti als Trainer zunächst auf ein 4-4-2 gebaut mit hohem Pressing. Er war ein hoher Verfechter davon, was ihn bei Parma sogar dazu verleitet hat, den jungen Roberto Baggio abzugeben, weil es in seinem System keine 10 gab und alle Spieler gleich gegen den Ball arbeiten sollten. Später sollte er dies als seinen größten Fehler in seiner Trainerlaufbahn bezeichnen.
Was diese Anekdote soll? Daraus hat er gelernt, flexibler zu sein und kein System zu präferieren und auszuschließen. Ich glaube nicht, dass er vor Madrid irgendwas im Kopf hatte, was er unbedingt durchsetzen wollte.
Wir fragen hier also nach der henne oder dem ei. Spielen wir wie wir spielen, weil wir so spielen wollen und haben wir die spieler dazu gekauft, die das umsetzen können? Oder spielen wir so wie wir spielen, weil wir die leute im kader haben die wir wollten, und nun ein system brauchen, die, die spieler besonders hervorstreicht?
Kommt drauf an, was du mit "wie wir spielen" meinst. Meinst du die 4-4-2/4-3-3 Formation, so sehe ich das nicht als so wichtig an. Meinst du, dass wir diesen etwas lahmerem, auf die Flügel basierenden, mit weniger Durchschlagkraft aber dafür mit hoher Sicherheit und wenig Gefahrensituation(wenn wir unser bestes Spiel aufzeigen), dann ist das die Handschrift des Trainer und die Einkäufe fügen sich gut ein.
Warum Isco und James nicht eine Rolle wie Kaka bekommen, liegt am Spielermaterial im Kader. Der Weg nach Rom könnte anders aussehen, tut er aber nicht, weil die Spieler es halt kaum zulassen. Entweder man wollte also nun diese spieler, die genau das was wir spielen werden zulassen, oder aber man spielt es nur weil die spieler da sind.
Aus vielen Gründen. Zum einem sind Isco und James nicht Kaka. Zum anderem hatte das damalige Milan weder Cristiano noch Bale.
Bis wir diese formation gefunden haben ist es für mich pre season das jahr.
Der Unterschied ist, dass nun jeder Sieg 3 Punkte zählt und in Madrid besteht die Selbstverständlichkeit um die Meisterschaft zu spielen. Einem Maldini konnte Ancelotti in acht Jahren aber nur einem Scudetto bringen.
Inwiefern siehst du Isco und James als "Ancelotti Spieler" ?
Hierfür muss ich nochmals meine Ansicht von Ancelottis Philosophie erläutern. Sein Charakter spiegelt sich nämlich, wie ich finde, ziemlich auf seine Mannschaften wider. Seine Mannschaften sind nicht extrem impulsiv, sie denken viel nach. Sie benutzen den Ballbesitz mehr um das Spiel zu kontrollieren, als um anzugreifen. Ancelotti sammelt gerne technisch und passstarke Spieler, wodurch es oft danach aussieht, als wolle er seine Chefs bloß besänftigen, weil er alle Stars zusammen aufs Feld schickt.
Sagt man: Isco, James und Özil sind alles 10er, also sind die im 4-2-3-1 alle am besten aufgehoben, so denke ich, man hat das zu kurz gedacht.
Isco sehe ich schon mal als ganz anderen Spieler.
James und Özil teilen für mich nur drei Qualitäten und alles andere ist bei denen komplett unterschiedlich: Sie fühlen sich am wohlsten auf der 10, sie haben beide einen ausgezeichneten letzten Pass und sie sind bei Konter gefährlich.
Özil ist aber pure Vertikalität, genau das, wovon Ancelotti nicht so Fan ist, so glaube ich. James ist dem Kurzpassspiel mehr zugebunden, ein ruhigerer Spielertyp. James ist in der Elite der traditionellste 10er, während Özil der Inbegriff des modernen 10ers ist. Der Kolumbianer kommt dem Ball entgegen, während der andere sich systematisch davon entfernt. Mesut ist der König des Spiels zwischen den Linien, während James dort noch nicht entwickelt ist. Der eine erhöht das Tempo immer, während der andere pausiert, überlegt und das Spiel leitet. Der eine opfert sich ungern auf(Drecksarbeit, Umpositionierung), während der andere damit aufgewachsen ist. Ein wichtiger Punkt, wenn man Bale und Ronaldo Freiheiten geben möchte.
Da geht's überall um den Typus, ich vergleiche hier nicht das allgemeine Niveau.
Wenn zwei Spieler so unterschiedlich sind also, wie können beide "perfekt prädestiniert für das 4-2-3-1 sein"? Nur weil sie die 10 gerne bekleiden, reicht mir als Grund nicht aus. Man kann ein 4-2-3-1 sowieso in 100 verschiedene Weisen spielen.
Ich weiß diese Aussage hast du nicht getan, das geht auch auf Patrock ein, wobei ich dieses Argument ja schon mal genannt hatte. Aber auch du scheinst mir zu sehr festgefahren von dem Gedanke "der ist ein 10er und der ist ein 8er" usw.
Auch wenn ich ein bisschen über die Frage hinaus geantwortet habe, hoffe ich, dass meine Antwort trotzdem klar geblieben ist.
Zu Isco: er ist ein Spieler, der es schafft, seine Mannschaft technisch und passstärker zu machen. Das ist seine Superkraft. Deshalb ein perfekter Fit für Ancelotti, imo.
Bale ist für mich ein geordneter Spieler, wenn es keine Umschaltsituation gibt. Genau wie Kaka. Ihre besten Szenen waren, wenn sie ins Laufen gekommen sind, was aber nicht heißt, dass sie es in jeder Situation darauf angelegt haben. Kaka war natürlich der Spieler mit besserem Passspiel, aber ich glaube Bale konnte sein Talent darin noch nicht voll zeigen in Madrid auch wegen der neuen Rolle. Was nicht heißen soll, dass er dort Bäume ausreißen wird.
Dieser spielte doch in den meisten Fällen im 4-3-3. James könnte man noch eher so sehen. Dieser könnte im 4-3-3 als HS wie einst Kaká natürlich funktionieren. Allerdings nicht mit CR als Zielspieler mMn. Isco als klassischer 10er hat da auch wenig Sinn. Als LM in unterstütznder Funktion zu einem HS eventuell. Aber im Zusammenhang mit unserem Spielermaterial kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dies Wunschspieler von Ancelotti waren.
Bei Kroos stimme ich zu. Dieser passt mMn absolut in Ancelottis Philosophie.
Edit: Sehe gerade, dass Patrock darauf schon geantwortet hat. Deckt sich eh ungefähr.
Ancelotti ließ doch alles mögliche Spielen, was mit einer 4er Kette möglich ist. 4-4-2 flach und als Raute, 4-3-2-1, 4-3-3 und 4-2-3-1, wobei dies wohl weniger erfolgreich, was aber nicht heißt, dass er nicht auch noch spielen ließ. Glaube kaum, dass er auf irgendwas fixiert ist, das hat die letzte Saison doch schon gezeigt.
Für mich ist die Eignung der Spieler an die Spielphilosophie so gegeben, dass es eventuelle taktische Herausforderungen relativiert.