Ergebnisfußball. Mehr sehe ich derzeit nicht.
Heute hat mir sowohl das Feuer gefehlt als auch die strukturelle Komponente - letztere gerade im Defensivverbund.
Man könnte jetzt einzelne Spieler rauspicken: Fran mit einer weiteren (defensiv) schwachen Leistung. Modrić ganz weit von alter Klasse entfernt (er wirkt auf mich in allen Belangen zu "langsam"). Rodrygo - bis auf das Tor - über rechts ohne jede Gefahr. Kroos hat als Dirigent gefehlt.
Aber man muss auch sagen: Das System greift nachwievor mehr schlecht als recht, was meiner Meinung nach an schlecht implementierten Abläufen liegt. Da kann man jetzt zwar einzelne Spieler austauschen, aber auch mit Kroos oder mit Joselu vorne drin haben wir im Defensivverbund schon sehr schlecht ausgesehen. Wenn man bedenkt, dass am Samstag ein flügellastiger Gegner auf uns wartet, könnte man schon ein wenig Angst bekommen...
Das stellenweise "Pressing", wenn es denn überhaupt so bezeichnet werden kann, war jedenfalls lächerlich. Im Radius von 10-15 Metern anlaufen und mit ebensolangen Distanzen nachrücken: das wird dir gegen jeden passsicheren Gegner das Genick brechen.
Unterm Strich: Gewonnen, 3 Punkte geholt, der Aufstieg in die KO-Phase zum Greifen nah. Ergebnisfußball halt.
Im Clásico braucht es jedenfalls ne individuelle wie kollektive Steigerung.
Ich glaube, dass das mit dem fehlenden Feuer ein taktisches Problem ist und kein individuelles.
Meine These:
Es ist vollkommen normal, dass die Spieler gegen Braga, Almeria und Union Berlin nicht so motiviert sind, wie gegen Barca, Bayern oder ManCity, auch wenn alles Vollprofis sind. Das finde ich menschlich nachvollziehbar, da der Reiz, sich mit den Besten der Besten zu messen wesentlich größer ist, wie gegen eine unbekannte „Luschentruppe“ zu spielen. Philipp Lahm hat das nach einem Pokalspiel gegen einen Fünftligisten auch mal offen zugegeben.
Wenn ich den Spielern nun taktisch viel Freiraum gebe, was Ancelotti offenbar macht, dann wirkt sich die fehlende Motivation extrem auf das Spiel aus, weil dann jeder nur dann etwas macht, wenn er Lust dazu hat.
Beispiel Pressing:
Oftmals laufen bei uns nur Vini und Rodrygo die gegnerischen Verteidiger an. Gelegentlich sogar nur Vini allein. Ein Anlaufen als Kollektiv gibt es bei uns fast gar nicht. Das liegt nach meiner Bewertung daran, dass Ancelotti hierzu keinerlei Vorgaben macht, wann und wo gepresst werden soll.
Das gleiche gilt für Gegenpressing allgemein. Das spielt meistens nur Fede allein.
Durch unser schwaches Pressing hat der Gegner dann oft Raum und Zeit sich in Position zu spielen. Da unser Angriff durch das nur individuelle Pressing ruckzuck überspielt ist, schaffen es die Gegner dann auch einfacher sich auf den Außen freizuspielen, was zu gefährlichen Flanken führt. Diese können dann oft auch nicht verhindert werden, weil die Raute im Mittelfeld zu eng steht und gar keinen Zugriff auf die Außen hat. So hatte auch Braga gestern keinerlei Mühe, sich über Außen ins Angriffsdrittel zu spielen und dann Flanken zu schlagen.
Für mich wäre die Lösung:
1. ein konsequenteres Pressing mit klaren Vorgaben an jeden Spieler. Wenn ich den Spielern klare Anweisungen gebe, was sie wann zu tun haben, überlasse ich es nicht mehr ihrer Motivation. Außerdem würde ein kollektives Pressing dazu führen, dass sich die Spieler aus Gründen des Gruppenzwangs besser/mehr am Spiel beteiligen müssten. Das Pressing funktioniert nur im Verbund. Wenn da einer nicht mitmacht, kann er ganz schnell den Zorn seiner Mitspieler auf sich ziehen.
2. klare Anweisungen welche Spieler sich in das Angriffsspiel einschalten sollen. Das kann von mir aus so weit gehen, dass man einzelne Spieler anweist, immer mit in den 16ner zu gehen. Dann kommt es auch nicht vor, dass Vini, Jude und Rodrygo die Alleinunterhalter spielen müssen. Wer sprintet denn von sich aus gerne einem Vini hinterher, wenn der nen Konter startet? Niemand, weil der ein überragend hohes Tempo hat und es dann nicht ausreichen würde, wenn man selbst nur mit 80% nach vorne sprintet.
Ich finde, dass Modric am meisten unter den fehlenden Anweisungen leidet. Klar ist er immer noch ein guter Spieler, aber alles was er macht, wirkt irgendwie halbherzig. Defensiv wie offensiv.
Ich glaube, dass solche Auftritte nicht vorkommen würden, wenn wir klare Vorgaben was die Taktik betrifft.