Tatsächlich nicht nein, zumindest nicht im Vergleich zu einer kaputten Schulter über ein Jahr. Selbst ein Camavinga als RF/RM gegen Barca hat sofort funktioniert und das ist ja nur ein Beispiel von vielen das unsere Spieler bereits gemacht haben was Positionswechsel angeht. Flexibilität ergibt sich aus der Bandbreite an Qualitäten die diese Spieler mitbringen.
Ardas Fehler im Clasico kann ja nichts mit der Positionierung zu tun haben, sondern war einzig und allein seinem Unvermögen in diesem Moment geschuldet. Er hat das Talent um mehr zu leisten und muss das abrufen.
Da kann man nicht mit dem Finger auf Bellingham zeigen und sagen Arda wäre kreativer und vorne nützlicher und Bellingham sollte deswegen lieber nach hinten. Arda sollte selber einfach sich steigern damit man solche Schritte eben nicht vornehmen muss. Die Positionierung auf dem Papier ist doch völlig zweitrangig. Bellingham ist sowieso überall auf dem Platz und das sollte man ihm auch nicht einschränken.
Arda ist 20 Bellingham ist 22. 23/24 war er auch 20, sofort funktioniert auf einer für ihn neuen Rolle.
Ich kann dich insoweit verstehen, dass Güler definitiv seine Leistung noch steigern muss, wenn er langfristig bei Real seinen Platz in der ersten Elf haben will. Er hat schon einzelne tolle Momente, aber hier ist die Erwartung (zu recht) die, dass er diese Momente wenigstens in jedem Spiel mind. 1x hat, dass er zudem gegen große Gegner noch einen Schritt zusätzlich machen kann. Das erfordert einfach die Hausnummer Real Madrid.
Auch bin ich bei dir, wenn es darum geht, Bellingham als kreativen Spieler zu sehen. Ich finde schon, dass er definitiv ein sehr gutes Auge und ein sehr gutes Passspiel hat.
Aber: Du kannst nicht alle Spieler über den gleichen Kamm scheren. Bellingham war mit 20 "besser", weil ein wesentlich reiferer Typ mit einem viel stabileren Körper. Güler hat ja gerade deswegen auf der Außenbahn begonnen (obwohl er eigentlich seit der Jugend nie ein klarer Außenbahnspieler war wegen seinem Geschwindigkeitsdefizit), weil er dort die körperlichen Defizite besser kompensieren konnte als im 10er-Raum, wo der körperliche Kontakt wesentlich enger erfolgt. Güler hat körperlich in dem einen Jahr bei Real massiv zugelegt, das ist schon mal gut. Jetzt muss er noch sein Spiel insgesamt anpassen und reifen. In Bezug auf (Key-)Passspiel und Kreativität ist er für mich nur noch einen Schritt von der Weltklasse entfernt. Auch das kann vielleicht schon nach dem Erfahrungszugewinn in dieser Saison geschafft sein. Was ihn dabei von Bellingham unterscheidet: Güler kann (sieht/erkennt) die klassischen Zwischenlinienpässe, die Lochpässe auf einen im Lauf befindlichen Mbappé, einfach eine Spur besser als Bellingham. Das ist halt einfach eine besondere Fähigkeit, die so auch Özil oder Guti hatten.
Das zweite ist: Du musst Fußball als komplexen Mannschaftssport begreifen und nicht einfach stur nach Individualqualität/-quantität gehen. Bellingham hat bei Dortmund den tieferen 8er ausgezeichnet gespielt. Bei uns hat er in der ersten Saison dann ebenso ausgezeichnet den 10er mit Strafraumpräsenz gegeben, weil wir zu der Zeit quasi gar keinen Abschlussspieler mehr hatten. Güler hingegen hat bei uns eindeutig als 10er bzw. im Halbfeld am besten gespielt, war jedoch als tiefer 8er öfter defensiv schlecht positioniert und damit bei Gegenangriffen ein Stabilitätsproblem. Als Flügel ist er sowieso die meisten Spiele verloren gewesen, deshalb hat ihn Alonso da auch kaum mehr eingesetzt. Wenn deine Offensivspieler sonst schon Vini und Mbappé heißen, musst du auf der rechten Seite zwingend einen Spieler einbauen, der defensiv einen höheren Workload verträgt.
M.E. wäre dann die logische Konsequenz aus dieser Gemengelage: Ich ziehe Bellingham eher zurück, gebe Güler die Rolle als offensiver Freigeist. Beide können so ihre jeweilige Aufgabe näher an ihrem Leistungsoptimum ausfüllen.
Anders sähe es aus, wenn man vorne mit einem Zweiersturm antritt: Vini halblinks, Mbappé halbrechts. Wodurch es Raum gäbe für den zentral vorstoßenden 10er. In so einem System würde ich dann tatsächlich eher Bellingham als 10er aufstellen, weil damit die Torgefahr (allein das Kopfballspiel als Option!) viel höher wird. Solange aber Mbappé zentral steht/läuft, ist dieser Raum nicht gegeben (und falls in dem Fall der 10er doch zentral vorstößt, öffnet man bei Ballverlust ein brutales Loch für den Konter).
-->es hängt also immer auch von der Gesamtsituation ab, wo ein (relativ) polyvalenter Spieler wie Bellingham eher eingesetzt werden sollte. Priorität sollte nämlich im Mannschaftssport das "Wohl des Ganzen", nicht das "Wohl des Einzelnen" haben. Daher müssen andere polyvalente Spieler wie Valverde oder auch Camavinga die Krot schlucken, wenn sie als RV oder LV eher gebraucht werden als auf ihren geliebten Positionen im zentralen Mittelfeld.