Ich sehe 2 Problemzonen, wobei nur eine davon (eindeutig) Alonso anzulasten ist.
1) Der Kader ist weiterhin unausgewogen und alles andere als perfekt. Man hat im Sommer die wichtigsten Baustellen (=LV, RV, IV) bearbeitet. Aber man konnte oder wollte nicht die grundsätzliche Architektur des Kaders verändern (das hätte bedeutet: 1 LA muss gehen, 1 ZM (aus dem Trio Tchoua/Fede/Cama) muss gehen).
2) Alonso hat für sich noch keine Stabilität gefunden. Liegt u.a. zentral daran, dass wir keine saubere Vorbereitungszeit hatten. Zum anderen, dass er nicht restlos die Spieler bekommen hat, die er wollte (zB den Regista-Typ mit Zubimendi). Dazu plätscherten erst nach und nach verletzte Spieler wieder in die Mannschaft (Cama, Bellingham). Das machte es in Summe fast unmöglich, bis Mitte Oktober einen stabilen Kern und ein griffiges System zu entwickeln. Letzteres liegt zT auch an den Spielertypen, die ich - aus weiter Entfernung betrachtet und ohne persönliche Bekanntschaft - nicht als total fügsame Systemspieler wahrnehme, sondern als ziemlich selbstbewusste (um nicht was negativer Klingendes zu sagen) Individualisten: Vini, Mbappé, Bellingham, Camavinga, (mit Abstrichen) Valverde ... das sind keine Spieler, die du als Trainer einfach in dein System formen kannst. Fragt nach beim Obersystemtrainer Guardiola, was er von Spielern hält, die Vorgaben nicht strikt einhalten, sondern glauben, selbst zu wissen, welche Aktionen sie starten sollten...
--> An 2) muss Alonso mit dem Team arbeiten. Was mich schon ein wenig an ihm wundert und was ich auch kritisiere, ist, dass er gewisse Dinge nicht schon von vornherein gesehen hat oder zumindest nach der Klub-WM gelernt hat. Zum Beispiel:
-Arda gehört ins (halbrechte) Zentrum und nicht auf die Außen;
-Bellingham gegen Atléti starten zu lassen;
-Gonzalo nicht als direkten Mbappé/Mittelstürmer-Ersatz zu gebrauchen (sondern ihn teils parallel als halbrechten Stürmer einzusetzen);
-Tchouaméni teils wieder als alleinige 6 aufzustellen;
-Vini nicht klar zu verbieten, Elfer zu schießen...
Das sind so Punkte, wo ich Zweifel an Alonso bekomme, ob er wirklich schon bereit ist für die Aufgabe Real Madrid. Denn das hier ist alles andere als ein "easy job". Vielleicht ist derzeit nur ManUnited noch schwerer trainierbar.
Abschreiben würde ich Alonso aber definitiv nicht. Weder sieht/hört/liest man, dass Spieler gezielt gegen ihren Trainer arbeiten (das war bei Benítez bekanntlich anders). Außerdem hat er m.E. schon eine höhere Autoritätsaustrahlung als etwa Lopetegui. Allerdings darf er letztere nicht länger dadurch gefährden, dass er glaubt, der beste Freund seiner Spieler sein zu müssen.
Alonso ist ein noch sehr junger Trainer. Und Real eine sehr schwierige Station, wo Kleinigkeiten oft ganz entscheidende Wirkung entfalten.
Ich hoffe sehr, Alonso lernt schnell dazu, was seine unmittelbare Agenda betrifft (ein paar Punkte s.o.). Zweitens hoffe ich, dass er dadurch Zeit gewinnt, um auch den Transfersommer 2026 zu bestimmen. Wenn er dann die letzten Kaderbaustellen bearbeiten kann, sehe ich tatsächlich vielversprechende 2-3 Jahre auf uns zukommen. Kriegt er allerdings weiterhin in großen Spielen keinen Fuß vor den anderen, findet bis Weihnachten keinen soliden Mannschaftskern und kein solides System für die wichtigen Spiele (ein anderer User schrieb hier zuletzt: "Wir sahen bei Alonso gefühlt noch keine 2 Spiele die selbe Startelf"), steigt also frühzeitig aus den Titelrennen aus - dann sehe ich Alonso hier scheitern.