Der SSC Neapel von Maurizio Sarri konnte seine Stärken auf dem Platz demonstrieren. Sie glänzten mit Vielseitigkeit und Geschwindigkeit im Sturm, mit einem intelligentem Pressing, Weltklasse in ihrem Mittelfeld in der Figur von Marek Hamsik und ein Glauben an sich, das das Drehen des Hinspielergebnisses in greifbarere Nähe brachte als es die meisten vor dem Spiel für möglich gehalten haben. Es war keine Leistung, die sie zu würdigen CL Sieger gehoben hat, aber eine, die jeden Anwärter auf diesen Titel diesen Traum verwehren konnte. Genug, um besser als Real Madrid zu sein. Und dann kam Sergio Ramos.
Zidane hatte mit seinem Pressing im Hinspiel den Unterschied gemacht und setzte nochmal drauf, aber es lief anders ab, denn seine Mannschaft konnte mit dem Ball nicht zusammenrucken und war demzufolge auch ohne ziemlich auseinander gerissen. Zunächst mal muss man feststellen, dass der Plan mehr darauf basierte ein Tor zu schießen als keine zwei zu kassieren und dafür zog man seine Offensive in die Breite und trennte seine Spieler so, dass Bale und Cristiano so weit weg von einander standen wir möglich. Man wollte Räume generieren gegen eine Mannschaft, die diese nicht extrem komprimiert. Das Problem war, dass die vier direkten Verbindungen zu BBC - Carvajal, Marcelo, Modric und Kroos - auch eine zu aggressive taktische Routine an den Tag legten. Die 8er entfernten sich zu sehr von Casemiro und Carvajal und Marcelo, anstatt eine Zwischenposition einzunehmen, um den Ball zu empfangen, Gegenspieler auf sich zu ziehen und mit den Außen zu kombinieren, rückten sie stark auf und standen sich mit denen auf den Füßen. Es war als würde Madrid mit 8 anstatt 10 Spielern angreifen, mit dem Zusatz, dass die zwei Flügel von zwei Außenverteidigern in die Zange genommen wurden: die der Rivalen und der eigenen. So war es unmöglich den Ball vernünftig laufen zu lassen.
Wie erwähnt und aus den letzten Sätzen schnell zu folgern, war Real Madrid extrem unkompakt, wenn Napoli ihre Angriffe begannen. So sehr, dass wenn man sagt, dass man mit 8 angreifte, dann kann man sagen, dass man mit einem verteidigte. Die Klemme, in der Casemiro steckte, war gewaltig. Mit nichts weiter als gute Wünsche von Kroos und Modric musste der Brasilianer alleine mit der rastlosen Mobilität von Hamsik, den Aktionen vom kleinem Dämon namens Mertens und den Diagonalläufen, die zugegeben seltener vorkamen, von Callejon und Insigne klar kommen. Pepe und Ramos, die Casemiro auch mal geholfen hätten mit mehr Risiko für Antizipationen, haben ihr Alter bewiesen und zogen sich zurück zum nicht mehr so überraschend nervösen Keylor Navas. Das alles, ohne die Korrekturen von Marcelo und Carvajal, die noch vorne waren und selten rechtzeitig zum Verteidigen erschienen, führte zu einer nicht zu übersehbaren Gefahr von seiten von Sarris Jungs, die Zidane nur nicht zum Verzweifeln brachte, weil, ehrlich gesagt, es eigentlich immer unwahrscheinlich schien, dass Madrid kein Tor machen würde.
Und sie machten nicht eins, sondern zwei in kürzester Zeit. Beide von Sergio Ramos, der den Titel als torgefährlichster Verteidiger in der CL schon mehr als gefestigt hat, nun die Robben, Suarez, Ronaldo, Messi und Co im Visier hat, um das mit dem "Verteidiger" in "Spieler" umschreiben zu lassen. Nachdem die Madrilenische Legende zwei Mal eingenickt hatte, verschwand Neapel aus der Bildfläche.
Wir tendieren häufig dazu, die Standartsituationen als Etwas außerhalb des Spiels zu betrachten. Aber man muss nur die jüngere Vergangenheit der CL betrachten, nicht nur bei Zidanes Real Madrid, und sieht, dass das ein gigantischer Faktor in den Resultaten und entsprechend auch im Spiel ist. Das ist mir spätestens beim City-Monaco Spiel wieder klar geworden und ich hatte gelesen, dass 50% der Gegentore von Napoli aus Standartsituationen entspringen. Mit dieser Information, wie gut standen die Chancen, dass sie Real Madrid wirklich rauskicken, mit diesem Capitán?