@Los Merengues
Ich finde du malst hier einige Dinge etwas zu schwarz. Es ist ja nicht so als hätte man nicht versucht Spieler wie Bale und James loszuwerden. Das Board muss sich zwar den Vorwurf anhören, dass einem 42 mio € von Neapel nicht genug waren. Allerdings war unser MF nachdem man Ceballos bereits abgegeben hatte schon sehr schmal besetzt und Valverde stand noch vor seinem Durchbruch.
Außerdem ist die Saison noch im "vollen" Gange. Wir haben wegen Corona nur eine Unterbrechung und zurzeit
kein Transferfenster. Das Perez, Zidane und CO im Moment sich sehr diplomatisch verhalten, kann man ihnen nicht vorwerfen. So werden nämlich die Spieler geschützt, die uns diese Saison noch Titel bescheren sollen. Nach der Saison kann man dann ein Fazit ziehen.
Ich denke am Geld wird es nicht unbedingt scheitern, aber es ist die Ungewissheit über das Ausmaß der Corona Krise. Niemand weiß, wie groß die finaziellen Schäden insgesamt sein werden. Es kann jederzeit eine zweite Welle kommen, die zu weiteren Spielunterbrechungen, finanziellen Einbüßen etc. führt. Da heißt es erstmal auf Sicht zu fahren und sich alle Optionen (Van de Beek, Camavinga, Havertz, Pogba, Haaland, Odegaard, Hakimi) offen zu halten. Wenn man beispielsweise Camavinga jetzt für den richtigen Kandidaten hält wird es mMn nicht an den 50 Mio € scheitern. Der Markt fällt und wir können einen langen Atem beweisen. Kurzschlussreaktionen halte ich jetzt für verkehrt. Da ist es scheißegal, ob jetzt andere Vereine wie ManUtd, Bayern, PSG etc. mit Millionen um sich werfen und Preise weit über dem Marktwert zahlen. Da müssen wir nicht gleich auf den Zug aufspringen und mitmachen. Zumal das bisher alles nur in den Medien stattfindet und der einzige große fixe Transfer der von Icardi ist.
Ich befürworte ebenso eine Odegaard Rückkehr, aber das tut jetzt nicht zur Sache. Der Junge hat noch eine Saison zuende zu spiele, danach kann er sich mit Zidane austauschen und
wenn der Spieler gewillt ist zurückzukehren, wird es bedeutend einfacher sich mit RSSS im Guten zu einigen. Da braucht man es sich auch nicht mit dem Klub zu verscherzen. Sollten weder Zidane oder Odegaard eine frühzeitige Rückkehr ins Bernabeu anstreben, dann bleibt er lieber da wo er ist und kann sich weiterhin in Ruhe entwickeln anstatt bei uns auf der Bank zu versauern.
Ich interpretiere die Situation als solche, dass die Verantwortlichen
im Stillen! verschiedene Optionen für unterschiedliche Szenarien ausarbeiten, bei potentiellen Neuzugängen die Transferambitionen abklopfen und
nach der Saison Zidane entscheiden lassen, wie er den Kader für die kommende Saison zusammenstellen will. Dieser Weg ist mir um einiges lieber als bei unseren katalanischen Freunden, die ein Leuchtsignal nach dem anderen verschiessen und am Ende auch nicht ertragreicher sind. Nie im Leben werden die sich Martinez in diesem Sommer leisten können. Wenn dann nur über ein großes Verlustgeschäft, in dem Spieler getauscht werden. Da lach ich mir ins Fäustchen, wenn sie 120 Mio € für ein Spieler
während Corona ausgeben, der kein Deut besser als Jovic ist.
Nenn mich pessimistisch, aber mein Vertrauen in eine Vereinsführung, wo einer alleine das Sagen hat und gewisse Meinungen von ein paar Auserwählten, die sich am Ende doch 95% mit der des Big Boss decken, geduldet und wenn nötig übertönt werden, die in den letzten Jahren wenig Weitsicht oder klare Strukturen gezeigt hat, die gefühlt in einer Fantasiewelt lebt, wo man noch immer im Jahre 2016/17 lebt und auf Teufel komm raus irgendwie versucht, diesen Status Quo in alle Ewigkeiten zu konservieren, ist zumindest etwas angeknackst.
Was genau war/ist Perez' Plan über die letzten paar Jahre und in naher Zukunft? 2017 hat man den besten Kader aller Zeiten stark ausgedünnt und mit jungen Spaniern aufgefüllt, die diese Lücken unmöglich stopfen konnten. 2017 hat man auf Teufel komm raus versucht, die Triple CL Stammelf irgendwie zu konservieren, und gleichzeitig das beste Pferd im Stall verkauft und dafür sogar den Erfolgstrainer geopfert. Damals hat auch der Neymar 2.0 Wahn angefangen. Man hat Lope als neuen Impuls geholt, ihm dann aber keine Bitten erfüllt und die üblichen unrealistischen Triple Ansprüche gestellt und nach 4 Monaten wieder entlassen. Danach hat man lieber Solari statt Conte oder so an die Seitenlinie gestellt, wahrscheinlich in der verzweifelten Hoffnung, man könne der Zidane Effekt von 2016 irgendwie wiederholen, ohne die komplett anderen Vorzeichen zu beachten. Das ging sogar eine Zeit lang gut dank 2-3 funktionierender Mechanismen, bis in der berühmten Märzwoche 2019 die Realität zum Vorschein gekommen ist. Solari durfte ebenfalls gehen und man hat den Monsieur himself zurückgeholt. Letzten Sommer haut man dann plötzlich 300 Mio raus und wollte obendrein noch Pogba/Van de Beck. Man hört/liest wieder von den grossen Plänen um Mbappe, Haaland, Camavinga, jüngstens Havertz, aber wirklich konkret ist davon wenig bisher. Ich sehe irgendwie viele Ansätze, aber keine klar durchdachte und konsequent durchgesetzte Strategie. Und ja, im Fussball wie im Leben ist nicht alles planbar, dennoch kann man gewisse Grundstrukturen aufbauen und überlegen. Aktuell haben wir einen sehr weirden Mix aus alternden CL Helden, die Teils noch Leistung zeigen, teils auch nicht mehr, jungen Talenten, die auf der Bank oder bei schlecht ausgesuchten Leihklubs versauern, einem Erfolgstrainer, der irgendwie den Umbruch schaffen soll und die üblichen Triple Ansprüche jedes Jahr. Es geht halt irgendwo nicht auf.
Was mir wirklich fehlt bei Real, quer durch das ganze Board von Perez über Sanchez und Brutagueno zu Zidane, den Spielern und teilweise auch den Fans, ist irgend eine klare Vision, eine Struktur, jemand, der weiss, was das aktuelle Madrid ist, wofür es stehen soll, wohin die Reise gehen soll und der das Rückgrat hat, das auch konsequent so umzusetzen und die Gesamtentwicklung des Vereins im Griff hat. Was genau ist Real Madrid im Jahr 2020? Wofür steht es, was will es, wie will man das erreichen? Momentan sind wir eine Mischung aus dem Mythos des vergangenen Jahrhunderts, den Erfolgen der letzten Jahren, wirtschaftlichen Erfolgen und jede Menge Talent. Aber in der Gegenwart, im Jahr 2020 auf dem Platz und bezüglich Planung, sieht man davon, zumindest basierend auf dem, was man als Fan einsehen kann, irgendwie wenig. Man will alles gewinnen, logisch meistens sind es aber dann doch nur Floskeln. Gefühlt versucht man auf Teufel komm raus ein Saubermann und Gewinner Image aufrecht zu erhalten, sowohl nach aussen als auch intern, vergisst dabei aber sich selber komplett, wer man eigentlich ist, und was man eigentlich will.
Ich werde auch dieses schwarz weiss Denken nie verstehen. Um bei Ode zu bleiben, warum gibt es gefühlt nur ihn bei Sociedad zu lassen oder gegen seinen Willen zurückholen und sich mit Sociedad zu verscherzen? Die Abmachung zu einer 2 jährigen Leihe war mündlich und in einer Pre Corona Zeit, wohl auch in der Annahme, man würde Pogba/Van de Beck/X bekommen. Jetzt haben sich halt die Voraussetzungen geändert und man sollte zumindest das Gespräch mit Martin und Sociedad suchen. Bei Aussicht auf Spielzeit und einen würdigen Ersatz überlegen sie es sich vielleicht. Und ansonsten ja, ich bin auch dafür, dass man versucht, Abmachnugen einzuhalten und gute Beziehungen zu haben, trotzdem muss man halt manchmal auch seine eigenen Interessen in der Vordergrund stellen und durchsetzen. Martin ist ein Spieler von Real Madrid, sein Leihvertrag läuft am Ende der Saison aus und es gibt kein zwingendes Recht auf eine Verlängerung, und Sociedad hatte bereits Glück, einen der besten Spieler überhaupt für ein Jahr ausgeliehen zu bekommen. Für mich wäre es jetzt kein kompletter Gesichtsverlust, wenn man auf Grund der aktuellen Situation auf eine Rückkehr besteht. In Liverpool juckt es auch niemanden, wenn man mitten in der Saison den Abwehrchef aus Southampton loskauft, oder bei den Bauern, wenn man sich mal wieder bei der Konkurrenz bedient und in Madrid für weitere Geschenke nachfragt. Gute Beziehungen in Ehren, aber hat uns das je eine wirkliche Gegenleistung gebracht? Kroos haben die Bauern selber verbockt, bei Ribery, Lewa, Alaba, Thiago usw. gabs absolut nichts zu holen. Bei Sociedad durften wir damals trotzdem die 40 Mio AK für Illara zahlen, und wir werden es auch bei Oyarzabal oder wenn auch immer man mal wieder aus Sociedad holen möchte, dürfen. United gibt uns regelmässig Mittelfinger, nachdem man sie einmal nach einer Katastrophe wieder aufgebaut hat und ihnen oft schon entgegen gekommen ist. Ich sag nicht, man sollte jetzt auf Barca machen und sich mit allen verscherzen, bloss nicht, aber wir müssen aufhören, unsere eigenen Interessen und Planung als Klub allem anderen unterzuordnen. Ich kenne wirklich keinen anderen Verein, der für eine mündliche Abmachung mit seinen besten Spieler nochmal ein Jahr hergibt und die gesamte Planung (soweit überhaupt existent) dafür umkrempelt.
Oder auch bezüglich Kommunikation mit Spielern. Warum soll es nur "f.ck dich und verp.ss dich" oder "du bist der beste aller Zeiten, hier nimm diesen 10 Jahres Vertrag mit 50 Mio Gehalt" geben. Man kann einem Spieler für die verbleibende Saison vertrauen und ihm trotzdem klar machen, dass sich die Wege im Sommer trennen sollten, oder er im Falle eines Verbleibs keine überragende Rolle mehr spielen wird. Das funktioniert bei vielen Klubs wunderbar, keine Ahnung, warum wir so ein Problem damit haben. Und natürlich wissen wir nicht, was intern so besprochen wird, aber wenn man sich Interviews, auch private, von Bale, James, Modric, Marcelo, Benzy, Mariano usw. anhört, scheinen alle in ihrer eigenen Welt zu leben und sich der allgemeinen Situation des Vereins und auch der, in der sie sich selber befinden sollten, wenn überhaupt nur sehr bedingt bewusst zu sein. Ich finde es gut, gibt Zidane den Spielern das Gefühlt, wichtig und akzeptiert zu sein, und gibt ihnen auch mal eine 2te Chance, aber wenn es zu Ende geht, sträubt er und der Klub allgemein sich sehr, mal Klartext zu reden. Paradebeispiel Navas. Warum er letzte Sommer überhaupt nochmal zur Vorbereitung kommen durfte und bis in den September hinein geglaubt hat, er sein noch immer die klare Nr.1 bzw. werde es wieder, weiss der Geier, das hat die Kommunikation mMn komplett versagt. Real scheint oft auf so indirekte Zeichen zu setzen, indem man halt Verträge verlängert oder eben nicht, durch Transfers, Einsätze usw. in der Hoffnung, der Spieler werde dann schon verstehen. Wenn ich mir Bale, James, Navas, Mariano, Modric usw. anschaue, scheint diese Strategie definitiv nicht richtig zu funktionieren.
Ich hoffe ihr versteht, was ich ausdrücken will, es ist noch schwierig in Worte zu fassen. Es ist auch weiss Gott nicht alles schlecht. Das Potential und die Voraussetzungen sind absolut da und man hat 2019 nach 2 Katastrophen Sommer schon vieles richtig gemacht. Wenn man diesen Weg diesen Sommer, innerhalb von dem, was wegen der Coronakriese möglich ist, weiterverfolgt bin ich schon sehr zufrieden. Und vielleicht ist hinter den Kulissen tatsächlich schon längstens alles geplant und wartet nur noch auf die Umsetzung. 2021 kommen Ode, Camavinga, Mbappe und Haaland, Zidane findet eine gute Taktik, die Altlasten verabschieden sich, die Jungen werden intergriert und wir sind wieder das beste Team in Europa, dann Hallelujah. Aber ich habe auf Grund des Larifari und mangelnden klaren Strategie in den letzten paar Jahren gewisse Zweifel. Meine grösste Kritik war immer, dass man das wirtschaftliche und sportliche Potential, das absolut da ist, bei weitem nicht ausnutzt, und gefühlt schlittert man wieder in so eine Situation. Hätte man aktuell auch nur 1/10 der Motivation, mit der man 2014 das La Decima Team auseinandergerissen und Di Maria für ein 80 Mio Model vom Hof gejagt hat
