Schade, dass unserem Spielern so wenig Vertrauen entgegen gebracht wird. Die vor dem Spiel teils stark kritisierten Alonso und Pepe mit einem sehr gutem Spiel, vor allem der Portugiese. Nichts gegen Kritik, aber wie die eigenen Spieler "behandelt" werden, obwohl das wirklich gute Fußballer sind, finde ich nicht besonders toll. Aber jedem das seine.
Zu dem Spiel. Joa 3:0, nur noch ein Tor vom Halbfinale entfernt(würde ich mal sagen), darüber gibt's nichts zu meckern.
Zum Spiel selbst, naja, da sieht das etwas anders aus.
Für mich lässt sich das Spiel in verschiedenen Phasen unterteilen. Zu Beginn des Spiels kam direkt das frühe Tor, was für Madrid, in meinen Augen, ein Segen war. Benzema macht das mal wieder klasse, Hummels, der sonst ein überragendes Spiel gemacht hat, trifft mal wieder einer dieser Entscheidungen, die man nicht verstehen kann und die seinem Team ein Tor kostet - das wird er wohl nie ablegen - und Bale zeigt seine physische und technische Qualität beim Tor. Das war ein typisches Bale Tor und so früh in der Partie so ein Tor zu machen ist eben die Qualität, die man sich denke ich von der Verpflichtung erhofft hat.
Mit dem Selbstvertrauen und Ruhe, die der Zwischenstand mit sich brachte, kam dann die beste Phase des Spiels aus Madrider Sicht. Besonders positiv war das Aufbauspiel, das Ancelotti konstruierte, und womit Klopp augenscheinlich nicht gerechnet hatte. Es schien als hätte Klopp mit einem Aufbau gerechnet, dem viele Fehler unterlaufen oder dass man anfangen würde mit langen Bällen zu operieren, doch stattdessen hatte Madrid ein sehr gut einstudiertes Konzept: Carvajal und Coentrao sehr breit und sehr offensiv, was die Dortmunder Außen nach hinten zog. Alonso, Pepe und Ramos sehr weit zurückgezogen und in Überzahl gegen die vorderen zwei. Und Modric und Isco mit extrem viel Platz, tief, so wie zwei ins Zentrum gezogene AV, sprich sie standen hinter Carvajal resp. Coentrao. Die zwei 8er waren ein Problem, das Dortmund nicht lösen konnte und immer anders verteidigt haben und wenn einer aus ihrer Doppelsechs rauslief, um Madrids Mittelfeldspieler anzugreifen, spielte Alonso dann auf einen des BBC, die sich auch taktisch sehr klug anstellten, um sich Platz hinter Dortmunds Mittelfeld zu schaffen. Mkhitaryans Arbeit gegen Alonso ließ auch zu wünschen übrig. Klopp sprach von zu großen Abständen in den Mannschaftsteilen seines Teams und ich glaube Madrid hatte großen Anteil daran, denn sie stellten die gegnerische Doppelsechs vor einer schwierigen Aufgabe, die sie nicht zu bewältigen wussten. Hier hat Ancelotti seinen Gegenspieler überrascht und somit ausgecoacht.
In dieser Anfangsphase war neben dem guten Plan auch wichtig, dass die Spieler - allem voran Benzema, Isco und Modric - technisch richtig sauber waren und dass Alonso beim Umschaltspiel von Angriff auf Verteidigung hellwach war.
Nach diesen anfänglich dominanten 15-20 Minuten, fängt Real Madrid abzubauen. Gut, man mag argumentieren, dass man allgemein nicht in der Lage ist, 90 Minuten lang so ein Fußball zu praktizieren. Aber das größte Problem was ich zur Zeit in dieser Mannschaft sehe ist, dass sie kein Selbstvertrauen hat. Man glaubt nicht an sich selbst und daraus resultiert eine Unkonstanz. Man gab den Ball immer weiter her(jeder war mehr darauf bedacht, seine Zone zu schützen, als den Ball anzugreifen) und verlor an Kontrolle und Dominanz. Dies war aber nicht so schlimm, wie es zunächst klingen mag. Da Isco kein besonders guter Verteidiger ist und der BVB eine klare Struktur besitzt, schien es ab und zu, als würde eine Gefahr aufkommen, aber in Wahrheit tat sich nichts im Madrider 16er. Alonso, Ramos, Coentrao und Pepe konnten die 23 kompensieren. Dazu hat man sich nicht 25 Minuten reingestellt, man hatte auch seine Ballbesitzphasen und die waren besser als die der Borussia. Isco zeigt dann die gleiche Qualität wie vorher bei Bale erwähnt und es steht 2:0.
Nach der Halbzeit kam dann die erschreckendste Phase des Spiels aus Madrider Sicht. Klar, im Europapokal mit einer 2:0 Führung ist es überhaupt nicht ungewöhnlich abzubauen. Man wird nervös, denn es ist ein sehr gutes Ergebnis, dem Gegner wird klar, dass es für sie nur jetzt oder nie heißen kann usw. Aber Madrid verlor komplett die Kontrolle, weil man es nie geschafft hat, die Mannschaft in Ballnähe zusammen zu kriegen. Und zwar aus purer Unsicherheit, denn wenn sie es versucht haben, haben sie es geschafft.
In einer Partie mit mehr Fehler und allgemein niedrigerem Niveau konnte Dortmund dann viel mehr brillieren. Sie verbesserten ihre Arbeit gegen Alonso und vorne waren sie durch ihre Spielgeschwindigkeit angeführt von Reus gefährlich und Isco war am schlimmsten davon betroffen. Modric und Alonso versuchten das auszugleichen, aber der Nachteil in der Zone war zu groß und besorgniserregend. Und das war schade, denn Isco arbeitete hart, gewann sogar Zweikämpfe aus Willen, aber er hat keine defensive Technik und verliert schnell die Orientierung. Man merkt, dass er physisch und taktisch noch nicht bereit für die Rolle ist, aber dass er versteht, was die Anforderung des Trainers sind und dass er versucht, sich anzupassen. Dazu hat Ramos' Torhunger für noch mehr Instabilität gesorgt. Sein Talent aber, samt Pepes und Alonsos, plus die Tatsache, dass Lewandowsky nicht mit von der Partie war, haben dafür gesorgt, dass man kein Gegentor kassierte, was man eigentlich verdient gehabt hätte. Ein weiteres eigenes, was auch verdient war, konnte man dann aber auch erzielen.
Dann kam die Schlussphase mit Illarra für Isco und offensive Wechsel von Klopp und das Spiel verlor noch weiter an Qualität, weil Dortmund dann die Struktur verlor. Der Madrider Wechsel hätte in meinen Augen schon früher kommen sollen, denn trotz der ganzen Offensivspieler auf Seite der Borussen, konnten sie lange Zeit nichts aufs Madrider Tor bringen.
Fazit:
Ein 3-0 in der CL nehme ich immer gerne an, ohne wenn und aber, und dass man so ein Ergebnis geholt hat, war auch nicht selbstverständlich. Wenn es aber um die Zukunft der Saison geht, komm ich nicht darüber hinweg zu denken, dass das Spiel in Anoeta eine Schlüsselstelle darstellen wird. Ein Sieg dort und das Selbstvertrauen müsste wieder da sein. Man drückt seine Gegner die eigene Philosophie mit dem Ball zu wenig auf. Man konnte gestern auch sehen, wie viel besser die Konter bei den deutschen einstudiert waren, wenn man das Spielermaterial vergleicht. Das zeigt für mich die Problematik des vorletzten Satzes auf.
Man hat vielleicht kein System, das Europa dominieren kann, aber eins, das die Spieler verstehen und umsetzen können. Dazu ist bis auf Cristiano jeder Spieler momentan in einer ordentlichen bis sehr guten Verfassung.
Wenn man aber nicht gegen Real Sociedad gewinnt und die Spieler weiterhin diesen Gemütszustand aufzeigen, sind sie sehr verwundbar. Sie sind dann trotzdem in der Lage gute Momente zu bieten, aber keine Kontinuität über 90 Minuten, wie Paris, Atletico, Barcelona oder Bayern das zeigen können, auch wenn sie fußballerisch teils größere Probleme haben als die Blancos.
Man muss die Wunde Barcelona+Sevilla verheilen und es bleibt nicht viel Zeit dafür. Es heißt jetzt oder nie und die Anfangsphase so wie das Ergebnis dieses Spiels sollten hilfreich sein.