Mag etwas übertrieben sein, ist aber nicht komplett an den Haaren herbeigezogen.
Der Club wurde 1908 mal praktisch für tot erklärt, weil sie bankrott waren und keine sportlichen Erfolge hatten (einige Jahre danach btw nochmal). Dann kam Gamper und hat den Club umgekrempelt und Barca war danach oft mehr ein politisches Instrument als ein Fussballclub. Die ersten internationalen Erfolge kamen 1992 mit Cruyff, davor wurde keine einzige CL gewonnen. Das war eigentlich der Beginn des Barcas wie wir es heute kennen. Also der Club hat internationale Relevanz seit knapp 30 Jahren, das ist halt doch noch relativ jung.
Also nach dem, was ich so aus meinem Umfeld und anderen Fußballforen seit Jahren kenne, ist ein Retortenverein ein Verein, der
- auf Teufel komm raus Titel gewinnen will,
- deswegen mit Geld geflutet wird,
- optimalerweise direkt einen starken Geldgeber im Rücken haben (eine AG, ein Investor, ein Scheich, ein Oligarch z.B.),
- mit diesem Geld gezielt die besten Spieler kaufen will,
- die dann logischerweise kaum Identifikation mit dem Verein haben,
- und deshalb auch null Leben um den Verein herum herrscht.
Bis auf Punkt eins, der heutzutage aber auf halb Europa anzuwenden geht, trifft für Barcelona doch nichts zu. Barcelona existiert seit über 100 Jahren, ist von damals bis heute auf normalem Weg gewachsen, eben weil der Verein in gewissen Zeiten ein politisches Instrument gewesen ist stand das Gewinnen bzw Titel nicht an erster Stelle (ging ja teilweise gar nicht, als man vom Regime kleingehalten wurde) und eine seit den 70ern berühmte Jugendakademie spricht ebenfalls überhaupt nicht für einen Retortenverein.
Klassische Retortenvereine sind City und PSG, wo man Tradition, Jugendarbeit und Identität mit der Lupe suchen muss, aber doch nicht Barcelona, das übrigens schon 1978 den Europapokal der Pokalsieger holte oder erstmals 1960 mit Luis Suárez Miramontes, auch noch einem Spanier, den Weltfußballer stellte.
Lange Rede kurzer Sinn: Ja, die These ist mehr als abenteuerlich

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