Eine ehrliche Frage in den Raum geworfen:
Ist Barcelona wirklich so stark oder waren wir in dieser Saison einfach zu schwach? (Das Thema Schiedsrichter klammere ich hier bewusst aus)
Unter Flick hat sich deren Spiel zweifellos stabilisiert. Das muss man anerkennen. Sachlich und ohne Neid. Wenn man tiefer reinschaut, sieht man, dass sie in einer entscheidenden Kategorie uns überlegen sind: im Tore schießen.
Defensiv?
Trotz unserer Verletzungsmisere und der gefühlt 50 verschiedenen Viererketten in dieser Saison haben wir nicht wesentlich mehr Gegentore kassiert als Barcelona.
Offensiv?
Stellt man die Namen gegenüber, also quasi unsere mit Topbesetzung, ihre mit einem überperformenden Yamal und einem formstarken Raphinha – müsste der Favorit eigentlich klar sein. Und doch: Sie treffen konstanter.
In der Champions League hatten sie zudem einen deutlich leichteren Weg. Während Real sich durch City und Atlético kämpfen musste, trafen sie bis zum Halbfinale auf keinen Gegner von echtem Weltklasseformat und sobald der erste kam, war Schluss.
Und das führt zur eigentlichen Frage:
Wie viel ist dieser ansehnliche Fußball unter Flick wirklich wert? Wird er Früchte tragen? Kann La Masia auch langfristig viele Lücken schließen?
War es der Beginn einer dominanten neuen Phase oder eher eine Momentaufnahme, getragen von einem kurzfristigen Systemeffekt und einem psychologisch sauberen Lauf durch einen Trainerwechsel?
Sie werden jetzt überall als neue Übermacht gefeiert. Aber ist das gerechtfertigt? Oder wirken sie nur so stark, weil sie international wenig geprüft wurden und wir ihnen die Liga mit eigener Inkonstanz praktisch überreicht haben?
Die Antwort auf all das wird natürlich erst in der nächsten Saison gegeben. Denn ein junges Team muss sich nicht nur bestätigen, sondern sich weiterentwickeln. Auch der Flick Effekt muss mehr tragen als nur bis zum ersten CL Dämpfer. Man erinnere sich an Xavis zweite volle Saison. Sie war ein klarer Rückschritt im Vergleich zur ersten. Damals galt er noch als Retter des sportlichen Projekts und nicht wenige, mich eingeschlossen, hatten das Gefühl, dass er tatsächlich die Wende bei Barcelona einleiten könnte.