Ich weiß nicht, ob es für den FCB richtig ist Jupp zurück zu holen. Sicherlich waren sie in der Triple-Saison allen Mannschaften überlegen. Der Fußball verändert sich aber schnell und ein Spielstil, der gestern Erfolg versprach, kann heute schon veraltet und überholt sein. Jupp ist eine Übergangslösung bis man Nagelsmann nach der Saison verpflichten kann, er spielt sozusagen den Feuerwehrmann. Find ich etwas schäbig, ehrlich gesagt, jetzt einen Rentner wieder zurück zu holen. Insbesondere nachdem man ihn auch in seiner zweiten Saison nicht gerade gut behandelt hat, indem man ohne Absprache bekannt gab, dass Pep im nächsten Jahr das Zepter übernimmt. Sein Monument sollte man vielleicht auch nicht so leichtsinnig gefährden, immerhin neben den WM-Sieg 2014 der größte internationale Erfolg für den deutschen Fußball der letzten Zeit.
Dass Tuchel ausscheidet, war für mich klar. Zu groß ist der Druck für die Verantwortlichen und falls Tuchel tatsächlich die nächste Zicke im Stall ist, spätestens dann wird man auch Ulli und Kalle hinterfragen. Aber vielleicht wäre es langfristig sinnvoll gewesen einen Neuanfang zu starten. Tuchel ist ein exzellenter Fußballlehrer und Taktiker. Ein Neuanfang wäre mit ihm möglich gewesen, allein weil er einer der wenigen ist, die den Mut haben, das zu tun, was dafür notwendig ist. Altstars und Diven auszuortieren, einen dominanten Fußball zu spielen, der an Peps Philosophie anknüpft und junge Spieler besser zu machen. Das sind alles Dinge, die ich kaum einem in Deutschland zutraue. Jupp wird sich keinen Gefallen tun. Kroos ist in Madrid, Lahm in Rente, Schweini in den Staaten, Neuer und Ribery verletzt, Mandzukic in Turin und alle anderen Triplesieger sind völlig indisponiert oder zu alt. Selbst wenn er alle Stammkräfte dazu bringt alles zu geben, glaube ich nicht, dass man mit den großen noch mithalten kann.
Finde ohnehin, dass man in der Debatte um hohe Transfers in Deutschland immer einen Ethos rein bringt, der keinen hier weiter bringt. Hohe Transferausgaben können meines Erachtens wie im Falle vom FC Bayern richtig sein, also genau dann wenn eine Mannschaft sich neu aufstellen muss. Wenn man für einen Spieler mal 50-100 Mio ausgibt aber weiß, dass dieser die nächsten zehn Jahre mit dabei hilft den Klub wieder groß zu machen, ist es besser als hier und da mal 30-40 Mio auszugeben und am Ende Rudy, Süle und Müller für Tollisso, Hummels und James spielen zu lassen. Bayern hatte eine goldene Ära und viel Glück, dass sie einen Ribery kaufen konnten, für den sie heute nie im Rennen gewesen wären oder weil wir ihnen Robben gegeben haben. Inzwischen werden sie ihre Wunschspieler nicht mehr so leicht bekommen, falls sie nicht mal ordentlich in die Tasche greifen. Da hilft meiner Meinung nach auch kein Jupp Heynckes. Wobei ich aber glaube, dass sie ihn etwas mehr respektieren als Carlo und er auch etwas mehr als Carlo unternehmen wird, um noch einmal anzugreifen. Dortmund sollte so weiter machen wie bisher und keine Panik kriegen.