Allgemein kann man wohl feststellen, daß das Niveau aller Mannschaften relativ gleichauf ist.
Es gibt nicht wie früher DIE Topfavoriten. Es ist eine breite Masse an vielleicht 10-14 Mannschaften,
die den Titel holen kann, letztendlich entscheiden da Details. Ich habe keinen Favoriten mehr,
da sich die Mannschaften grundsätzlich von ihrer Spielanlage sehr, sehr ähneln. Früher war es so,
daß man sagen konnte " die Brasilianer spielen SO, die Italiener SO, die Deutschen SO, die Argentinier SO,
die Holländer SO " . Spaniens Höhenflug ist erstmal beendet und nun gibt es keine Mannschaft mehr,
die über den Anderen als Favorit schwebt, weil sie sich in ihrer Spielweise viel zu sehr angeglichen haben. Alle spielen soliden, kontrollierten Fußball, fast schon maschinenartig, lediglich 1-2 Spieler pro Team haben irgendwo individuelle Eigenarten, die ein Spiel mit 1 Aktion entscheiden können, aber auch diese Spieler sind mit den Jahren immer seltener geworden , alles ist immer mehr zum Einheitsbrei verkommen, sodass man schon über die Frisuren mehr spricht, als über die technischen Fähigkeiten und spielerischen Eigenarten.
Ich bin , wenn ich mir, über 20 Jahre betrachtetes, höchstes fußballerisches Niveau vor Augen führe, von fast nichts mehr überrascht, was mir die weltbesten Mannschaften heutzutage(!) zeigen. Man kann die Spielzüge, dadurch, daß die jewelige verteidigende Mannschaft mit 8-10 Mann hinter dem Ball stehen und die Räume schließen, oft schon antizipieren und wie ich schon sagte, fallen Tore deshalb nur noch aus Standards, Flanken, (abgefälschten) Distanzschüssen und Kontern, indem Leute überlaufen werden. Es ist keine Kunst im fußballästhetischen Sinne mehr. Es ist mitlerweile "Kunst" geworden, die Fehler des Anderen auszunutzen und nicht mehr selber etwas groß zu riskieren, kreativ zu sein, besondere Laufwege mit besonderen Kurzpasskombinationen einzugehen, wo man dann natürlich auch eigene Räume Preis gibt, verliert man den Ball nach dem Versuch. Aber genau DAS ist für mich Fußball und es macht mich traurig, die Entwicklung dieses so wunderbaren Sports mitanzusehen und immer wieder die Hoffnung zu haben, daß sich mal wieder das Spiel in seiner reinen Blüte zeigt, wie ich es kennen und lieben lernte.
Die 2. HZ. von Ghana vs Deutschland hat mir wieder einmal gezeigt, warum ich diesen Sport liebe, warum er ganz besonders ist und für mich über allen Anderen steht. Das sind die Spiele und Momente, an die ich, ich kann nur von mir sprechen, mich erinnern werde, wenn ich an emotionalen, rassigen und REINEN Fußball,
aus seiner Grundidee keimend, denke.
Dadurch, daß KONTROLLE heutzutage als Zentralbegriff über den Köpfen jedes einzelnen Fußballers eingebrannt ist, haben diese Spiele, in denen die Zuschauer um ihre Nerven bangen und mitgerissen werden, extremen(!) Raritätswert bekommen. Genau davon aber lebt der Fußball. Das ist DER Fußball.
edit: Noch kurz zum Thema "Favorit" . Das ist eigentlich nichts anderes heutzutage als "Lieblingsmannschaft". Spanien war 2010 DER Favorit, 2012 vielleicht auch noch, aber da gab es schon viele Zweifler. Da konnte man sich nicht darum herumreden, wer die objektiv beste Mannschaft war. Jetzt gibt es ihn nicht mehr, DEN Favoriten. Jetzt gibt es nur noch Lieblingsmannschaften, die aber von vielen Menschen als Favoriten verpackt und eingetütet werden.