Und dann, im Ufer eines Kontinents, am Rand eines schier unendlichen Meeres, umzingelt von drei Feinden, die ihm das Weg zur Zivilisation versperrten, hat sein unbegreifliches Elan Tribut gezollt mit Schritten wie die eines Stepptänzers. Karim ist ein besonderer Spieler, gepeinigt von seiner Besonderheit; ein Spieler mit einzigartigem Beitrag, der, dafür, die Normalität einer Nummer 9 ablegte. Vielleicht wäre er lieber etwas anderes gewesen, etwas einfacheres, wenige wissen so wie er, dass es in den heutigen Zeiten, geprägt von Unsicherheiten und Ängsten, sich nur auf dem verlassen wird, was greifbar ist. So ist dieser Tanz, das seine abstrakte Gabe in die materiale Welt transferiert hat, vielleicht der Anfang einer Veränderung. Karim machte die Aktion und Definition seiner Karriere. Es war dort, im Abgrund des Fußballfeldes, wo der Eisritter das Nichts einfror, um für ewig zu tanzen.
Benzemas Aktion war der Beweis einer Überlegenheit, die immer irgendwo zu sehen war. Simeone hatte eine utopische Mission und machte das, was die Erfüllung für ihn am greifbarsten machte. Er setzte auf eine Anfangsphase mit großen Volumen, wo die Beharrlichkeit die große Maxime war. Er wollte, dass das Spiel so nah an Keylor Navas wie möglich stattfand, sodass jeder Fehler in der Nähe des Keepers stattfände. Selbst der improvisierte RV Gimenez hatte die Freiheit, mehr im 6er Raum zu agieren, um Gabi und Saul mehr Freiheiten zu geben und so nah wie möglich an zweiten Bällen in der Zone von Casemiro, Modric und Kroos zu sein. Die Präzision war nicht besonders hoch, die Kontrolle war nie da, die Logik versicherte, dass etwas mehr nötig war, als die bloße Leistung der Gastgeber: dass Real Madrid sich erschrack. Und es geschah das, was in Panik hätte enden können, denn nach 16 Minuten, nach einer Ecke und einem Elfmeter, brannte das Calderion beim Jubeln des zwischenzeitlichen 2-0. Man muss sich das durch den Kopf gehen lassen, mit Cholo ist Atletico so gewachsen, dass ohne Fußball, bloß mit Willenskraft, ein Duell, das sie mit 3 Toren unterschied verloren, wieder offen wurde, gegen niemanden geringeres als die Mannschaft, die die Gegenwart kontrolliert und die Geschichte beherrscht.
Aber Madrid erschütterte auch das größte Erdbeben nicht. Mit la Decima, la Undecima und Zidane, hat dieser Kader eine Kenntnis über die Champions League erlangt, das es ihm ermöglicht, aus jedem Wendepunkt, das ein Fußballspiel beinhaltet, gestärkt zu kommen. Egal ob positiv oder negativ, zu Beginn oder am Ende eines Spiels, etwas was die großen Stars oder die Ergänzungen beteiligt; was auch passiert, es sind die in weiß, die souveräner und vor allem mit mehr Klarheit antworten, wenn der Fußball von den Spielern verlangt, ihre Haltung zu überdenken. So, wie es selten zu sehen war in den letzten 61 Jahre des Wettbewerbs.
Real Madrid ging davon aus, dass das 2-0 im Bereich des Möglichen war. Für sie war das etwas ganz natürliches, Atletico ist eine Mannschaft mit großen Qualitäten, die zu Beginn des Spiels alles geben würde und, mit der richtigen Präzision, Chancen hatte, eben diese zwei Treffer zu erzielen. Anstatt sich also darum zu sorgen, war man weise genug zu erkennen, dass der Spielverlauf nicht so schlimm war, wie das Ergebnis es vermuten ließ, und vor allem nicht ewig so weiter durchgezogen werden konnte von Seiten der Gastgeber. In diesem Kontext kam die Stunde von Ramos - es gibt keine fünf Fußballer, die eine stärkere Saison spielen als seine - Modric und Alarcon. Die Persönlichkeit vom spanischen Verteidiger gibt seiner Mannschaft einem Polster, das schwer zu beschreiben ist. Beim Verteidigen ist es Sicherheit, Meter und Einschüchterung, aber beim Angreifen ist das vielleicht sogar noch krasser. Sergio Ramos ist der Grund, warum Zidane Casemiro immer spielen lassen kann. Wenn es dann gegen einen Torres geht, der mehr mit dem Herzen als mit dem Kopf spielt, wird seine Dominanz noch größer.
Noch mehr ins Auge fielen aber die zwei kleinen Mittelfeldspieler, die dir die letzte Hoffnung rauben. Modric, mit fließenden Bewegungen als wäre er Wasser, nachdem er monatelang schwerfällig wirkte, entmachte die erste Pressinglinie der Rojiblancos mit himmlischen Manöver, wie in seiner besten Zeit, als er Madrid zum ersten Sieg in München verhalf. Er war wieder der Alleskönner, der in der Verteidigung und im Angriff, beim Kontrollieren oder Chaos stiften, Zerstören oder Konservieren sich nie mit dem Fußball streitet, weil sie immer die gleiche Sprache sprechen.
Das kann man nicht unbedingt vom Genie Isco Alarcon sagen, dessen Effektivität sich auf andere Weise bemerkbar macht. Isco im Europapokal ist ein Junge mit Superkräften, der mit Genuss und Freude seine verbotene Magie gebraucht. Eine Überlegenheit, die das Gemüt des Spiels beeinflüsst, weil es übertreffen will und übertrifft. Atletico machte den Fehler ihn ständig zu attackieren, denn so ein Begabter ist nie weiter von dir entfernt, als wenn du seine nähe suchst, aber seine Leistung war mehr als nur die Aufgabe zu erkennen und sie mit Klasse zu lösen. Isco überwand ein Gegnerdruck und suchte gleich die nächsten, befreite sich aus einem Schlamassel und wollte sich schon in den nächsten zwei begeben, alles mit einem Grinsen im Gesicht. Er schien so einfach, er fühlet sich so wohl, dass er größere Herausforderungen brauchte, das zeigte er nach jeder Aktion. Ein Spieler in Trance, mit der Leidenschaft von jemanden, der weniger gespielt hat, als er es gerne getan hätte. Und niemand konnte ihn davon überzeugen, dass er sich nicht im Schulhof befinden würde.
Ich erinnere mich an das Finale von 1998. Es gab selten solche, mit so viel Anspannung in der Luft, mit so vielen Leadern, mit so viel Angst auf beiden Seiten. Aber ich zweifle nicht, dass das was uns am 03.06. bevorsteht noch größer sein wird. Vor 19 Jahren war Juve Juve, aber Real nicht Real. Ähnlich wie bei den Turinern vor zwei Jahren als sie auf Barcelona trafen, es war zu lange her seit dem letzten Angriff auf den Titel, um das nicht zu ignorieren. Dieses Mal, werden die vecchia signora und los merengues auf einander Treffen im vollen Ausmaß ihrer Größe. Zwei gigantische Klubs, bereits das Beste von sich zu geben, voller Träume und Ziele. Mit den Legenden von Buffon und Cristiano kurz davor neu geschrieben zu werden. Es ist lange her, seit dem ein Finale so 50/50 war, so unglaublich wie dieses Juventus FC - Real Madrid CF.