Mich würde im Gegenzug mal interessieren, wo ich oder andere gefordert haben, dass der komplette Kader ausgetauscht werden müsste. Meine Kritik richtete sich danach, dass der Kader aus meiner Sicht nicht zu Ende gedacht ist und dass man sich dadurch in vielen Bereichen selber schadet, und dazu stehe ich auch weiterhin, auch wenn der befürchtete Worst Case bisher glücklicherweise ausgeblieben ist und Carlo und das Team das bisher, angesichts des eben nicht kompletten Kaders und einiger Verletzungen, wirklich gut machen, Resultat mässig kann man nichts beklagen und einige Kritik mag überzogen bzw. die Befürchtungen zu gross gewesen sein, am Ende des Tages ist doch vieles relativ und der Kern des Kaders ist nicht das Problem, der fehlende Topstürmer und AV sind es, und werden es auch bleiben.
Letztendlich ist vieles auch einfach eine Momentaufnahme. Die Kritik war besonders gross, nachdem man einige unbefriedigende Spiele sehr knapp gewonnen hat und dann das bis dahin wichtigste und schwierigste Saisonspiel gegen den Stadtrivalen kläglich vergeben hat, sowohl von Carlo als auch vom Team. Es gibt immer welche (nehme ich mich selber nicht zwingend von aus), die bei manchen Dingen über die Stränge schlagen mögen, aber es gibt auch viele fundamentiere Kritik, die durchaus berechtigte Ansätze hat(te) in dem Moment.
Jetzt hat das Team sehr gut reagiert und die letzten 4 Spielen deutlich besser und überzeugender gespielt. Das muss man ihnen und Carlo anrechnen und ist sicher eine gute Entwicklung, die ich nach dem Napoli Spiel auch ausführlich gelobt habe.
Jetzt stehen mit den Auswärtsspielen bei Sevilla und Barca wieder 2 Brocken an, schauen wir mal, wie sich das Team dieses mal schlägt. Ebenso ist die Saison noch lang, wir werden sehen, wie sich das Team schlägt, wenn es dann wirklich über mehrere englische Wochen gegen Topgegner geht, da dürften die bemängelte Kaderbreite dann eher in Gewicht fallen, 14/15 und letzte Saison lassen grüssen.
[...]
Das ist für mich ein Grundübel bei vielen unserer Forumsdiskussionen und macht es für mich zunehmend uninteressant, daran teilzunehmen und konstant (bzw. längere) Beiträge zu verfassen.
Klar war (und ist) die Ausgangslage mit 1.9. alles andere als optimal, das habe ich auch deutlich kritisiert. Wir haben keine weltklasse-9, keinen guten RV-Backup, haben den Stammtorwart und den Stamm-IV verloren, ohne zu reagieren. Dazu hat man eine große Systemumstellung gemacht, weil man (Pérez) im Mittelfeld weiter aufrüstete. Kurz gesagt: Die Balance im Kader ist - meines Erachtens - nicht optimal, wenn man als Referenz immer den aktuellen CL-Sieger hernimmt.
Das zu kritisieren ist absolut nachvollziehbar. Ich schließe mich aber
@FS10 an, dass gefühlt über 80% des Forums in ihrer Kritik dazu übergegangen sind, in Bausch und Bogen alles zu verdammen:
- Ancelottis Rauswurf nach der Vorbereitung bzw. nach dem ersten Spieltag (Tenor: "ab nach Brasilien mit dem Blindgänger")
- Stopp des "taktischen Wahnsinns" mit der Raute und sofortige Rückkehr zum 4-3-3
- Kroos und Modrić und die ganzen Carlo-Lieblinge spielen eh immer
- ...
Wenn "Kritik" nur vor dem Horizont einer "Momentaufnahme", wie du es nennst, geäußert wird, dann hat das nichts mehr mit einer sinnvollen Auseinandersetzung zu tun. Ist einfach nur noch eine lächerliche Kindergartenunterhaltung, die man halbbelustigt überfliegt, aber im Grunde ignorieren muss. Denn an einer konstruktiven Debatte sind die Leute offensichtlich gar nicht interessiert.
Ich bin diesbezüglich auch enttäuscht von einigen arrivierten Forumsschreibern, die über die letzten Jahre hinweg immer häufig - und häufig sehr klug und kritisch - gepostet haben. Dass man bspw. weder dem Kader, noch den einzelnen Spielern oder gar Ancelotti Zeit/Kredit einräumt für die in der Vorbereitung umgesetzte Formationsänderung. Es ist einfach nur kurzsichtig, wenn man nach Spieltag 2 oder 3 keine Abstimmungsprobleme (Stichwort Defensive und insb. Vinicius' Positionierung) mehr akzeptieren will und nach dem 4-3-3 schreit. Es ist genauso kurzsichtig, nach den wenigen Spielen bspw. über Fran García den Stab zu brechen. Von der anderen Seite halte ich es für kurzsichtig, Bellingham auf die CR7-Stufe zu heben (inkl. der damit verbundenen Erwartungshaltung!), weil er aktuell einen echten (Scorer-)Lauf hat. Womit wir wieder bei der "Momentaufnahme" wären. Die Dinge sind aber komplexer...
Natürlich ist nicht alles Gold, was bei uns derzeit glänzt (Ergebnisse mit Ausnahme des Derbys, Bellingham, Carvajals Hochform, Ancelottis kluges Managmeent des Generationenwechsels u.a.m.). Gerade das Derby hat gezeigt, wo die Schwachpunkte liegen und wie ein starker Gegner uns wehtun kann. Das Spiel gegen Napoli hat diesbezüglich immerhin schon Korrekturen seitens Ancelottis offenbart (insb. was die Defensivordnung bzw. -bewegung anging). Auch die Positionierung von Vinicius wurde angepasst und sollte ihm wieder mehr Raum geben. Dazu wurde bei der Defensivbewegung nachgeschärft - zu Lasten von Fran, das muss man klar sagen. So blind ist der "Mister" jedenfalls doch nicht...
Dennoch ist klar, dass wir weder in LaLiga noch in der CL als Favorit Nr. 1 gehandelt werden (sollten). Der Grund dafür ist die Unausgeglichenheit des Kaders inkl. fehlender Weltklasse in bestimmten Bereichen. Diese Kritik gehört Pérez! Ich sehe uns heuer eher als Wundertüte: Wenn sich die Mannschaft als Truppe einigt und wir zB die fehlende individuelle Weltklasse auf der 9 anderweitig kompensieren, dann ist schon Großes möglich. Aber ich erwarte jetzt keine Rekordsaison in Sachen Tore, Punkte oder der überwältigenden Dominanz in Europa. Dafür sind die Voraussetzungen während der Transferzeit nicht geschaffen worden.
Vor diesem Hintergrund ließe sich jetzt fair und ausgewogen kritisieren. Dann kann man die indivdiuellen Formschwankungen der Spieler in den Blick nehmen und ob von seiten des Trainerteams damit konstruktiv gearbeitet wird (Stichwort: Rotation nach Form). Dann kann man die taktischen Änderungen beurteilen, wer damit gut zurecht kommt, wer eher darunter leidet und wo man summarisch den größeren Gewinn für das Ganze erzielen könnte. D.h. man sollte fair und reflektiert Kritik üben. D.h. zum Beispiel dort Zeit/Kredit einräumen, wo es nötig ist (taktische Anpassungen), während dies an anderer Stelle eher ausbleiben kann (zB ist die Kritik an Rodrygo für mich sehr berechtigt, weil er "theoretisch" von den taktischen Änderungen am ehesten profitieren sollte, er aber derzeit nicht wirklich "funktioniert"; das kann ein Formproblem sein, eine mentale Blockade ob der nun von allen erwarteten Leistungsexplosion o.ä. Daran muss man im Team arbeiten. Es wäre jetzt freilich ein Kurzschluss, schon von seinem Verkauf zu phantasieren...).