Haha, der Postillon weiß wirklich wie Satire geht

Insgesamt sehe ich das Thema über die deutsche Berichterstattung etwas gelassener. Real Madrid ist der Inbegriff des deutschen Feindbilds im Clubfußball. Real hat in jüngster Vergangenheit reihenweise deutsche Vereine aus der Champions League geworfen und wenn Real mal von deutschen Vereinen besiegt wurde, dann war es immer ein denkbar knappes Spiel, in dem Real Madrid stets als haushoher Favorit galt. Dann paart sich das noch mit der Omnipräsenz eines CR7, der nun mal alles andere als sympathisch auf den Großteil der Menschen wirkt. Jeder, der sich ein wenig mit seiner Person auseinandersetzt, wird sehr schnell eines besseren belehrt, aber bis dahin? Bis dahin wirkt er durch seine Gestik und Mimik auf dem Platz, seiner Präsenz neben dem Platz und dem humorlosen Eindruck auf ihn nicht wie ein Ausbund an Sympathie. Wenn sich das dann noch mit der deutschen Neidgesellschaft paart und wir zusätzlich über die Sportberichterstattung des Fußball verrücktesten Land der Erde sprechen (siehe Stadien und was in diesen abgeht), dann ist das eine hochemotionale Mischung bei der nun mal wirklich überhaupt nichts anderes rauskommen kann, als das, worüber sich viele hier so aufregen. Ich stehe darüber, weil ich es verstehe und weiß wie Medienunternehmen funktionieren.
Ich arbeite für Bild Sport, ja die BILD-Zeitung, und bin dann bei einigen Zeilen, die meine Kollegen aufs Papier bringen auch kurz angesäuert und muss einige Texte oftmals auch inhaltlich korrigieren lassen. ABER eigentlich finde ich es dann doch ganz geil, wenn wir am Tag des Spiels die Zeile haben "Heute gehst du K.o.naldo" und am Tag darauf eine riesige Optik von Ronaldo bringen mit der Zeile "Der weiße Riese" und gleich im ersten Absatz des Fließtextes eine Entschuldigung auf die "K.o.naldo"-Zeile folgt.
Ingesamt habe ich sowieso die letzten 2 Jahre eine stetige Steigerung der Berichterstattung über Real Madrid festgestellt. Durch die Laola/BILD-Koop steht endlich auch mal der spanische Ligafußball im Fokus der deutschen Presse. Ob dieser nun oftmals unfair und polemisch ist, geht mir eigentlich am Arsch vorbei. Hauptsache es wird überhaupt geschrieben und wir dürfen Inhalte zu unserem Verein lesen. Außerdem genieße ich die aufgehitzte Stimmung vor den Spielen sehr. Man merkt, der normale deutsche Bürger ohne Realbezug, gönnt Real keinen Pfifferling (für mich absolut nachvollziehbar), aber dann wieder einmal zu siegen und in die Gesichter jener Menschen zu schauen, hah ja das kann schon ein echter Genuss sein. Ist ja nicht so als hätten wir mit "La bestia negra" nicht das gleiche Phänomen in Madrid.
http://www.tagesspiegel.de/sport/reals-lieblingsfeind-die-schwarze-bestie-fc-bayern/6516240.html
Hier ein schönes Beispiel aus der Mourinho-Zeit und ich kann mich auch noch gut an die Berichterstattung der Marca vor dem Spiel erinnern. Nichts anderes als das, worüber wir über die deutsche Presse meckern. Presse bleibt Presse. Und im Kern ist sie überall gleich, sie wird nur je nach Emotionalität des Themas und der Bürger des Landes etwas anders geführt...