Ich kopiere mal meinen Kommentar aus der Kommentarsektion hierher, um meinen Senf dazuzugeben.
Puh, das ist eine ganz schwierige Sache und irgendwie wie die Wahl zwischen Pest und Cholera.
Einerseits kann ich den Unmut und die Kritik verstehen. Das gestern war eine Schande und unter aller Sau. Ich habe lange vieles verteidigt, aber leider muss ich zugeben, dass die ewigen Nörgeler, so sehr ich sie hasse, je länger desto mehr recht bekommen. So kann es nicht weitergehen und es muss schleuningst etwas gehen.
Man könnte jetzt Benitez entlassen. Die grosse Frage ist, was bzw. wer dann?
Zidane wäre ein schlechter Witz, sorry. Er hat bisher 1 Jahr als Co-Trainer (wo niemand so richtig weiss, was, wie und wo ei eigentlich gemacht hat) und ist nun im 2ten Jahr bei der Castilla. Letztes Jahr wurde er in der 3ten Liga 6ter, momentan ist er 2 und es sind gewisse Steigerungen zu sehen. Er macht sich nicht schlecht, aber er hat halt auch noch keine Bäume ausgerissen und kaum Erfahrung, ob das für den Chefposten bei Real reicht, gerade in Kriesenzeiten wie jetzt? Natürlich wäre es geil, jemanden aus den eigenen Reihen und mit einer Strahlkraft wie Zidane als Trainer zu haben, aber der Fussball hat schon oft gezeigt, das gute Fussballer noch lange keine guten Trainer sind. Und wenn jetzt einer mit Pep kommt, Pep hat vorher die Barca-Philosophie schon jahrelang eingeimpft bekommen und konnte eine goldene Generation kurz vor ihrer Blühte übernehmen, dazu kommt das Taktik-Genie, das er ist. Kann man schwer vergleichen mMn. Man kann Zidane jetzt ins eiskalte Wasser werfen, aber man muss sich einfach bewusst sein, dass er dann unter sehr schwierigen Umständen sofort liefern muss und wenn nicht, dass es das dann mit dem Kapitel Real war. Wäre schade, ihn so zu verschwenden mMn. Ich würde ihn lieber mal im Sommer sehen, wenn er den Kader und die Vorbereitung nach seiner Vorstellung gestalten kann und etwas mehr Erfahrung hat.
Carlo wird nicht zurückkommen. Perez ist ein absoluter Sturkopf diesbezüglich, der niemals Fehler eingestehen wird. Dazu weiss niemand, wie es unter Carlo diese Saison gelaufen wäre. Mir wird er hier nun etwas zu sehr zu einem unfehlbaren Gott gemacht, der er sicher nicht ist. So toll La Decima usw. waren, so schwach und erfolglos war die Rückrunde letzte Saison. Ob sich diese Saison viel geändert hätte bei Sturkopf Carlo, naja. Gut möglich, dass wir auch weiterhin 10’000 Flaken, inexistente Rotation und leeres Gelaber gesehen hätten und nun in einer ähnlichen Situation stecken würden. Das Kapitel Carlo ist abgeschlossen, etwas zu früh, aber auch nicht völlig aus der Luft gegriffen.
Mou will ich hier im Moment nicht sehen. Nicht, weil ich ihn nicht mag oder so, sondern einfach weil er der völlig falsche Mann wäre. Mou ist jemand, der für schnellen Erfolg steht, aber dafür langfristig nichts aufbauen kann. Aber genau das bräuchten wir mal.
Und sonst sollte man halt auch mal die Signalwirkung bedenken, die eine Entlassung zum jetztigen Zeitpunkt hätte. Es wäre nicht unberechtigt, aber irgendwo auch ein Armutszeugnis des Vereins. “Nueveo Impulso” nach 3 Monaten, erbärmlich. Kein Verein “verbraucht” so viele Trainer wie Real (ausser der FC Sion). Ich fände jemanden wie Paco Jemez, Unay Eremy oder Michael Laudrupp mal geil, aber eben, wer tut sich diese tickende Zeitbombe noch an, vor allem bei so einer Situation mitten in der Saison?
Ich kann nur wiederholen, was ich gestern schon gesagt habe, das Hauptbroblem ist nicht der Trainer, sondern Perez und die ganze Philosophie des Vereins. Benitez ist am Ende auch nur die Spitze des Eisbergs und eine Marionette (wie alle Trainer ausser Mou), die die Suppe des Bigboss wieder auslöffeln kann. Sei es die fehlende (spotliche) Vereinsphilosophie, das Auftreten gewisser Spieler auf dem Platz wie gestern, die ewigen Galacticos, das Aufstellen nach Ablöse usw. All diese Probleme sind hausgemacht und gab es schon vor Benitez und wird es auch nach ihm geben. Wir können noch 1000 Trainer und 1000 Galacticos holen, solange Perez da oben weiterhin seinen Affenzirkus durchzieht, werden wir immer und immer wieder am gleichen Punkt enden.
Real braucht mMn einfach mal eine Generalüberholung, und zwar von Grund auf. Und damit meine ich nicht (nur) einen Trainerwechsel und/oder neue Superstars, sondern wirklich radikal alles einreissen und von Grund auf neu aufbauen. Als erstes muss Perez weg. Er hatte seine positiven Seiten, aber er hat auch sehr vieles zerstört bzw. verhindert. Vor kaum einem Jahr waren wir auf dem absoluten Gipfel und hätten mit den richtigen Entscheidungen eine Ära prägen können. Die La Decima Mannschaft an den richtigen Stellen verstärkt hätte unglaublich stark sein können, stattdessen hat man wieder alles mit dem Vorschlaghammer zusammengehauen und hat nun Zustände wie vor Mou 2010, Bravo Perez. Wirtschaftlichkeit schön und gut, nur was nützt es, wenn man sportlich nichts daraus macht? Ein paar grosse Namen für fette Ablösen kaufen und dann irgend eine Trainermarionette holen mit der Vorstellung, er würde irgendetwas basteln, reicht halt heutzutage einfach nicht. Ich will endlich einen Trainer, der sich das Wirtschaftliche und Administrative kümmert und das Sportliche denen überlässt, die etwas davon verstehen. Dann will ich auch wieder eine klare Vereinsphilosophie. Wie wurde Real zum besten Klub des 20. Jahrhundert? Mit einer guten Jugendarbeit kombiniert bis einheimischen Spielern und passenden ausländischen Superstars und einem Trainer, der diese Philosophie voll ausgelebt und ausgenutzt hat. Heute haben wir fast nur noch Galacticos, die mehr kaputt machen als sie bringen. Bestes Beispiel ist momentan Danilo. Er darf spielen und Canterano, Spanier und wohl beste RV der Welt momentan Carvajal darf auf der Bank hocken, 32 Mio Gründe sei Dank. Dann will ich einen Trainer, der diese Philosphie umsetzt und die nötigen Kompetenzen dazu bekommt (sprich er tätigt die Transfers, NICHT der Präsident). Und wenn man mal den Trainer wechselt, was in gewissen Momenten durchaus legitim ist, sollte man hat nicht vielleicht nicht immer von einem ins andere Gegenextrem. Von Konterfussball (Mou) zu Ballbesitzfussball (Carlo) und zurück (Benitez) in keinen 5 Jahren ist/war für manche wohl einfach zuviel. Und dann braucht man noch Spieler, die wirklich 100% für den Verein geben, no matter what. Es tut einfach weh, wenn Leute wie Carvajal, Casemiro, Jese, Lucas, Isco usw. die alles für diesen Verein tun würden, auf der Bank versauern müssen, damit Danilo, Kroos, James, Bale, CR, Benzema usw. mit ihren x Millionen Gründen spielen können und dann solchen Rotz abliefern wie gestern, was des weissen Trikots nicht würdig ist. Ich will Spieler sehen, die schwitzen, wenn nötig auch Blut, kämpfen und wirklich alles geben, was sie haben und können. Wer das nicht tut, kann gehen, grosser Name und x Millionen Ablöse hin oder her.
Wenn man das wie oben gerade beschrieben mal konsequent machen würde, könnte man mittel bis langfristig mal etwas aufbauen. In dieser Hinsicht beneide ich Bayern und Barca wirklich, so sehr ich sie auch hasse. Bayern hat eine klare Vereinsphilosophie und richtet alles von den Transfers über Finanzen zum Trainer usw. danach aus. Barca hat eine klare Spielphilosophie, der sich alle unterzuordnen haben und die schon den kleinsten konsequent eingeimpft haben. Wir haben vorallem fette Zahlen und grosse Namen, aber wenig dahinter. Wenn wir gewinnen, dann dank Einzelleistungen usw. Praktisch alle anderen Vereine bringen das hin, nur wir nicht, trotz unserem Möglichkeiten, ein Armutszeugnis sondergleichen.
Ich würde die Saison wohl oder übel mit Benitez beenden und die richtigen Konsequenzen aus gestern ziehen. Sprich es muss schleunigst ein LV und ein Stürmer her, keine Stammplatzgarantie mehr, die Abwehr muss kompakter werden, das MIttelfeld stabiler und der Angriff kreativer un gefährlicher. Aber ja, wie ich Perez kenne, wir er das wieder als Grund nutzen, um nächsten Sommer zu seinem Abschied nochmal fett einkaufen gehen und der Affenzirkus beginnt mit neuem Trainer und neuem Galacticos (Hazard, Pogba usw.) von vorne, Stichwort “Nuveo Impulso”.
Ich kann 2017 kaum erwarten, dann wird gefeiert wie schon lange nicht mehr, bis dahin wird man wohl noch durch die eine oder andere Hölle müssen. Aber man ist es sich ja langsam gewohnt und was tut man nicht alles für den Verein. Hala Madrid bis zum bitteren Ende.