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Real Madrid CF 2014/15 - Taktikanalyse

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Ich weiß nicht wie häufig ich das auch noch fragen soll (und hoffentlich mal beantwortet kriege) - Warum sollte Carlo das tuen? Warum sollte Carlo gegen Mannschaften, die sich eher hinten reinstellen mit zwei defensivdenkenden (und offensiv nicht so stark wie Isco, Modric, James) Spielern (auf 6 und 8) auf dem Platz stehen? Warum sollte man Isco von der Modric Position runternehmen, obwohl er sackstark dort spielt? Es macht einfach keinen Sinn, außer man will unbedingt Illara auf dem Platz sehen, komme was wolle.
 
Ich weiß nicht wie häufig ich das auch noch fragen soll (und hoffentlich mal beantwortet kriege) - Warum sollte Carlo das tuen? Warum sollte Carlo gegen Mannschaften, die sich eher hinten reinstellen mit zwei defensivdenkenden (und offensiv nicht so stark wie Isco, Modric, James) Spielern (auf 6 und 8) auf dem Platz stehen? Warum sollte man Isco von der Modric Position runternehmen, obwohl er sackstark dort spielt? Es macht einfach keinen Sinn, außer man will unbedingt Illara auf dem Platz sehen, komme was wolle.

Gegenfrage: Warum sollte er auf eine defensive Absicherung verzichten? Warum sollte er im MF nicht Kroos-Offensivstärken ausnutzen und ihn statt Modric auf die 8 stellen? Warum hat Carlo letztes Jahr auch gegen mauernde Teams auf Xabi gesetzt und nicht auf Isco im ZM? Warum, Warum…

Es gibt plausible Gründe, Isco statt Modric aufzustellen, ich befürworte das gegen viele Teams sogar. Trotzdem gibt es auch viele Gründe Illarramendi neben einem (dann offensiveren) Kroos aufzustellen. Carlo ist der Trainer aber wäre ich Illarra würde ich meine Lehren aus diesem Jahr ziehen und im Sommer abhauen, da ich offensichtlich nicht ins Konzept des Trainers passe und nicht "to big to fail" bin wie andere.

Ich weiß übrigens nicht, warum du gleich so scharf reagierst. Es gibt nicht nur die eine wahre Meinung und das hier ist ein Forum. Selbst wenn ich deine Meinung teile, kann man doch auch andere Sichtweisen aufzeigen und vor allem zulassen.
 
Habe ich doch in meinem Post geschrieben!? Weil wir gegen schlechtere Mannschaften spielen, die sich häufiger auf Mauern und Kontern verstehen als auf Ballbesitz. Wie häufig haben wir in einem Spiel den Ball im Umkreis von 30 Metern vor dem Tor und spielen gegen 8-10 Feldspieler? Warum sollte man dort geniale Momente von einem Isco, von einem James opfern für defensive Stabilität, die wir anscheind aktuell nicht gegen diese Art von Gegner benötigen? Illara ist kein Kroos und Kroos ist kein Isco.

Weil wir anders spielen als letztes Jahr und Xabi König des vertikalen Passes ist.

"aber wäre ich Illarra würde ich meine Lehren aus diesem Jahr ziehen und im Sommer abhauen"

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Ich weiß nicht wie häufig ich das auch noch fragen soll (und hoffentlich mal beantwortet kriege) - Warum sollte Carlo das tuen? Warum sollte Carlo gegen Mannschaften, die sich eher hinten reinstellen mit zwei defensivdenkenden (und offensiv nicht so stark wie Isco, Modric, James) Spielern (auf 6 und 8) auf dem Platz stehen? Warum sollte man Isco von der Modric Position runternehmen, obwohl er sackstark dort spielt? Es macht einfach keinen Sinn, außer man will unbedingt Illara auf dem Platz sehen, komme was wolle.

Hat jemand behauptet, dass er das tun muss? In den bisherigen Begegnungen ist die Lösung mit Isco doch absolut OK. Ich sehe ihn zwar weiterhin einfach nicht gerne auf der 8, aber das ist mein Problem. Isco macht das den Umständen entsprechend extrem gut. Weil er einfach in super Form ist. Die Entscheidung, ihn dort aufzustellen, ist nachvollziehbar und wie oben beschrieben mMn deswegen gefallen, weil sich rundherum von den Rollen her weniger ändert.

Die Möglichkeit, Illarra auf die 6 zu packen und Kroos auf die 8 ist gegeben, würde aber wohl einige Veränderungen mitbringen. Mit Illarra wäre man defensiv mit Sicherheit kompakter und hat eine zusäztliche Absicherung. Nur hast du eines schon richtig bemerkt. Bei den momentanen Gegnern wird diese defensive Absicherung nicht wirklich benötigt. Also warum das kleine Experiment mit Illarra wenn man Isco hat, wo sich wenig rundherum verändert und man nur hautpsächlich defensiv zurückstecken muss? Bei den Gegnern momentan absolut nachvollziehbar. Zumal mich Isco gegen Malaga auch defensiv beeindruckt hat. Ich habe kein Problem mit der Lösung. Gegen "große" Gegner wäre mir die andere Variante dann aber doch lieber. Da wäre es vl auch gut, wenn das schon eingespielt ist. Aber wer weiß, Carlo kann Isco das Ganze auch gegen einen Großen zutrauen. Auch da kann er mich überraschen.
 
@jmghaz haz, Heis_dom

Ich hab auch überhaupt kein Problem mit der Lösung Isco, im Gegenteil: ich war dafür, dass wir es probieren und bisher klappt es ja auch gut. Ich wollte nur sagen, dass es für ein Problem mehr als eine Lösung gibt und es keinen Sinn macht sich hinzustellen und zu behaupten, "seine" Lösung wäre die einzig Richtige, lieber jmghaz. Auch gegen schlechtere Mannschaften kann Illarra eine Lösung sein. Ich sage nicht, dass ich sie für die Beste befinde aber auch Isco hat im ZM Nachteile. Du sagst, Illarra ist kein Modric: Stimmt. Isco aber eben auch nicht.
 
LIGA BBVA
REAL MADRID CF 3:0 Celta Vigo


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Real kontrolliert das Spiel defensiv und erzielt irgendwie auch 3 Tore gegen einen interessanten Gegner.


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Spielaufbau gegen Mannorientierungen
Zu Beginn des Spiels versuchte Ancelottis Mannschaft über ein gutes Aufbauspiel das Geschehen zu domieren, doch Vigo hatte ein paar gute Anpassungen an Reals Aufbauspiel. Sowohl Illarra als auch Kroos befinden sich in Mannorietierungen. James wird meist auch verfolgt und durch das Herauskippen beider 6er wird das Zentrum versperrt. Marcelo spielte recht hoch und befand sich meist isoliert auf den Außen wieder. Damit war das ganze 4-1-4-1 von Vigo mannorientiert ausgerichtet und sogar die Innenverteidiger verfolgten Ronaldo und Benzema bis ins zweite Drittel. Da Kroos und Illarra nur selten passende und raumöffnende Laufwege zeigten wurde der Spielaufbau meist auf die Flügel gelenkt. Da Marcelo allerdings hoch spielte und James meist im Halbraum aktiv war und eher selten auf den Flügel auswich erfolgte die Spieleröffnung meist über Verlagerungen auf die rechte Seite mit Carvajal. Bale spielte sehr inversiv und zirkulierte entlang der Horizontalebende mit Benzema und Ronaldo, die sich beide oft fallen ließen. Dabei rückte Benzema meist in den linken Halbraum und Ronaldo agierte als Wandspieler im Zentrum. Die Positionswechsel von "BBC" hatten zudem die Folge, dass die Mannorientierungen durch diese Zonen nicht direkt verfolgt werden konnten und sie sich somit daraus befreiten.
Wie bereits erwähnt erfolgte die Spieleröffnung meist über den rechten Flügel. Da Real im Aufbau keine ruhigen Zirkulationen kreieren konnte, wurde das Spiel im letzten Drittel dementsprechend dynamisch und wirkte schon fast wie im Umschaltmoment, da das Tempo sehr hoch war um den Raum zu nutzen, der sich hinter der ersten Pressinglinie befand. Vigo bot damit eine sehr unangenehme Aufgabe, die im Ballbesitz vor allem durch sehr gutes Positionsspiel kontrolliert werden muss. Die andere Option war die von Real verwendete dynamische Variante.

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Carvajal als Breitengeber - Benzema im Zwischenlinienraum und Bale überladen den Halbraum und kombinieren sich mittels Doppelpass durch die Linien - Ronaldo bindet gleich 2 Gegner

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Benzema weicht auf den Flügel aus - Bale besetzt das Zentrum - Carvajal vorderläuft intelligent
Ronaldo lauert auf die Flanke - erneuter Flanken- und Flügelfokus über rechts

Verstärkte Passivität als Reaktion
Nach der Anfangsviertelstunde stellte Real nach und nach die Versuche ein das Spiel über einen kontrollierten Aufbau zu dominieren und suchte vermehrt die offensiven Umschaltsituationen aus dem 4-4-0-2. Um geplant in das 4-4-0-2 zu kommen verwendete Real ein elementares Stilmittel bewusst kaum - das Gegenpressing. In der Regel versucht man den Ball sofort zurückzuerobern indem man die Zone in der sich der Ball befinden schnell überlad und kollektiv, aggressiv presst. Doch um die Konterstärke von "BBC" zu nutzen verzichtete man darauf und führte meist nur ein Scheinpressing durch, bei dem der ballführende Spieler kurz angelaufen wird um das Spiel zu verzögern oder in einigen Fällen einen langen Ball zu provozieren. Wenn durch dieses Anlaufen der direkte Konter unterbunden wurde, formierte sich Real im 4-4-0-2. Die zentralen Mittelfeldspieler Kroos und Illarra versperrten dabei positionsorientiert das Zentrum. Dabei gab es 2 Möglichkeiten:
1: Real ist schnell komplett in der Staffelung und agiert in einem Mittelfeldpressing, das teilweise schon tief ist
2: Bis die Flügelspieler nachrücken verzögern die ZM den Angriff indem sie passiv nach Außen leiten

Die Anordnung war dabei sowohl im Mittelfeld- als auch im Abwehrpressing asymmetrisch. Die Abwehrkette war leicht nach rechts verschoben. Ronaldo nahm den RV in den Deckungschatten und James stand positionsorientiert leicht eingerückt im linken Halbraum. Somit war die linke Seite theoretisch offen, doch aufgrund der Deckungsschatten und im Zusammenhang der benötigten Zeit für eine Verlagerung nur schwer zu bespielen. Benzema war dabei der aktiv leitende Teil der ersten Pressinglinie. Entweder beide Stürmer standen breit und öffneten somit den 6er-Raum, der dann von den ZM Kroos und Illarra gepresst wurde.

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Ronaldo und Benzema öffnen den Passkanal - der Ballempfänger hat ein weggedrehtes Sichtfeld und die Pressingfalle schnappt zu

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gutes Sichtfeld für den Ballführenden; die Mittelfeldkette verengt sich positionsorientiert und zunächst passiv


Wenn dieser Weg durch die Mitte im Pressing nicht geöffnet wurde, leitete Benzema den Spielaufbau meist auf die zweikampfstarke rechte Seite. Mit seinem Deckungsschatten verhinderte er den Pass zum Innenverteidiger und Bale sowie Illarra pressten - eine weitere Pressingfalle. Dabei lief Bale den Gegner direkt an und provozierte ein hektisches, fehlerbehaftetes Zuspiel.

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ungünstiger Winkel für Pass in 6er-Raum - Benzema nimmt Rückpassoption und setzt den IV unter Druck
In dieser Szene folgt ein langer Befreiungsschlag, der in Ballbesitz für Real endet

Wie erwähnt zog sich Real im ungeordneten Zustand ins Abwehrpressing zurück. Beide Stürmer zockten, was an Sacchis Milan erinnerte. Je tiefer die Ketten standen, desto mehr verengte sich der Zwischenlinienraum. Kombinationen dadurch waren daher nur schwer möglich, weshalb Vigo dadurch auch keine Durchschlagskraft kreieren konnte. Nun gab es im Abwehr- und tiefen Mittelfeldpressing zwei asymmetrische Staffelungen.
Auf links stand James breit und deckte den Flügel ab, während Marcelo zentraler stand. Mit dem ballnahen ZM entstand das bereits erwähnte Dreieck.

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James steht breiter und nimmt den Gegner in dem Deckungschatten - Marcelo sichert ab
Mit dieser Maßnahme vermeidet Ancelotti, dass Marcelo zu viele direkte Zweikämpfe hat und nutzt die lokale Kompaktheit in Ballnähe. Auf der rechten Seite stand Carvajal breiter und verfolgt den Gegner mannorientiert und Bale bzw. Illarra versperren das Zentrum und doppelten wenn nötig. Damit wird Carvajals Dynamik und Antizipationsfähigkeit genutzt, was eine passende Rollenanpassung beider Seiten darstellt.
Der Nebeneffekt der zockenden Stürmer ist die Möglichkeit im offensiven Umschaltmoment schnell über diese beiden Stationen nach vorne zu gelangen.

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2 v 2 - James spielt nach Balleroberung zu Benzema der als Durchlaufstation dient und mittels cleverer Drehung den Ball in den offenen Raum spielt in den James läuft - mit Ronaldo steht gleich ein Abnehmer bereit
Mit Verlauf des Spiels wiederholte sich dieses Bild oft. Vigo versuchte die zwei 4er-Ketten zu durchbrechen und Real setzte auf schnelle Kombinationen und Angriffe, sowie Flanken. Auffällig war, dass Ronaldo bei der Spieleröffnung als Wandspieler agierte, doch sobald die erste Pressinglinie überspielt wurde schob er schnell in die Spitze und bildete die Speerspitze des Angriffs.
Ansonsten bot dieses Spiel wenig Besonderes auf taktischer Ebene.

Ronaldos Schwalbe
Daher möchte ich Ronaldos Verhalten beim Elfmeter bewerten. Menschen zu durchschauen ist simpel, doch man kann nicht zwangsläufig von einem Sportler auf den Menschen schließen, deshalb bewerte ich diese Schwalbe lediglich im Kontext des Spielers Ronaldo. Es gibt Spieler wie Klose, die nach solchen Fehlentscheidungen zum Schiedsrichter gehen, denn solch eine Fehlentscheidung ist mehr als unfair und in einem Spiel, das das eigene Team auch so wohl gewinnt nicht nötig. Doch Ronaldo nutzte diese Situation aus und zeigte damit eines - Tore zu erzielen ist ihm wichtiger als Gerechtigkeit. Das zeigt einen Aspekt, der sich auch in seinem Spiel findet, denn Ronaldos Aktionen sind oft von der Idee geprägt selbst zum Abschluss zu kommen und damit teilweise egozentrisch. Und damit komme ich zu Xavi, der meinte, dass Messi mehr zum Spiel beiträgt als Ronaldo. Und das ist wahr. Man stelle sich eine Pizza vor. Der Bacon sind die Tore und Broccoli, Käse, Paprika, Champignons andere strategische Fähigkeiten. Dann ist auf Ronaldos Pizza sehr viel Bacon, doch Messis Pizza vielfältiger. Ronaldo ist eine Waffe im letzten Drittel und er ist ein Arbeiter. Einer der besten Spieler aller Zeiten ohne Frage, doch Messi ist in seinen Fähigkeiten kompletter. Ich persönlich bevorzuge Spieler, die selbstlos sind. Spieler wie Busquets, Modric oder den komplettesten von allen - Alfredo di Stéfano. Im Endeffekt ist Fußball ein Mannschaftsspiel und daher sind die Vergleiche der besten Spieler in meinen Augen nicht besonders wichtig. Zudem muss man festhalten, dass Ronaldo besser zu Reals und Messi besser zu Barcas Stil passt und wenn beide Teams damit erfolgreich sind, dann ist die Frage nach dem besseren Spieler nicht bedeutend. Das ist lediglich eine gekürzte Fassung eines gewissen Problems das Ronaldo hat, doch soll nicht als negative Kritik aufgefasst werden. Es ist lediglich ein Fakt, dass Ronaldo so ist und dieser Vorfall entspricht nicht den Werten von Real Madrid, daher bewerte ich diese einzelne Szene negativ und toleriere dieses Verhalten nicht.

Perez - nur ein schmieriger Geschäftsmann?
Weiterhin gab es eine Kontroverse um den Vergleich zwischen Perez und Bernabeu. Doch dieser Vergleich ist ein Fehler. Diese Art der Bewertung führt immer dazu, dass einer der beiden negativer bewertet wird und damit teilweise Anfeindungen entstehen. In diesem Fall steht Perez aufgrund einiger Entscheidungen in der Kritik. Vor allem hier im Forum gibt es gespaltene Meinungen.
Perez oder Bernabeu? Perez und Bernabeu!
Bernabeu machte Real Madrid mit Di Stefanos Hilfe zu dem Mythos und größtem Klub den wir heute kennen. Seine Taten werden zurecht unvergessen bleiben. Doch um Bernabeu zu glorifizieren wird Perez angezweifelt. Er wird als Fremdkörper dargestellt, der lediglich finanzielles Interesse hat und die Geschichte des Klubs nicht achtet. Ich finde diese Anfeindungen unfair und problematisch. Einerseits ist es wichtig Entscheidungen kritisch zu hinterfragen, andererseits müssen bestimmte Sachen respektiert und rational betrachtet werden.
Perez wuchs zur Zeit des großen Madrids auf. Unsere Helden sind seine Helden. Er möchte die Große Geschichte des Klubs weiterschreiben. Doch was tut er dafür?

Neben Umsatzsteigerungen, auf die ich nicht eingehen möchte, brachte er Real Madrid 2 Champions League Titel. Wurden diese mit effizientem Kosteneinsatz errungen? Nein.
Doch er setzte finanzielle Mittel ein um den Club vom peinlichen Achtelfinalisten zu einem der dominanten Clubs der Welt zu machen, weil er den Club auch liebt. Ich bin kein großer Perezbefürworter, doch ich versuche seine Taten rational zu bewerten.
Hat er in seiner ersten Amtszeit schwerwiegende Fehler gemacht? Definitiv! Falsche Trainerentlassungen, eine am Ende der ersten Amtszeit fragwürdige Transferpolitik und finanzielle Defizite gehen auf sein Konto. Doch jeder Mensch verdient eine zweite Chance. In seiner zweiten Amtszeit baut Perez Schulden ab, erhöht die Einnahmen und versucht erneut die besten Spieler zu holen. Auch hier sind einige Personalentscheidungen fragwürdig. Doch im Endeffekt hat Real Madrid nun eine sehr starke und junge Mannschaft. Was mit di Maria war, wie die Ticketpreise sich entwickeln etc. sind durchaus berechtigte Kritikpunkte. Einerseits soll der Gewinn maximiert werden, andererseits soll auch ein madrilenischer Arbeiter die Chance haben sich einen Stadionbesuch für sich und seine Kinder leisten zu können. Hier stehen sich Moral und Kapitalismus gegenüber. Doch das sind nur Randnotizen.

Ich möchte ein Beispiel ansprechen, das sinnbildlich für die Situation ist - das neue Stadion.
Welche sind die Motive? Gewinnsteigerung und erhöhtes Prestige durch ein modernes, großes Stadion.
Hat Bernabeu nicht das gleiche gemacht? Hat Bernabeu nicht ein für damalige Verhältnisse großes Stadion bauen lassen und bekam dafür große Kritik? Die Menschen haben Angst vor Veränderungen, denn sie gewöhnen sich an das vorhandene. Das neue Stadion sei hässlich und Perez sei geldgeil heißt es. Selbst wenn es einem nicht auf Anhieb gefällt, so wird man es nicht ändern können. Die Ästhetik ist eine subjektive Wahrnehmung und auch wenn man es nicht mag, so sollte man versuchen es und andere Neuerungen zu verstehen und zu respektieren, denn sie geschehen mit dem Ziel dem Klub voranzubringen. Wut darüber wird nicht helfen, denn sie vergiftet lediglich alles und erzeugt unnötige Spannungen.
Gleiches gilt für den Stadionnamen. IPIC Bernabeu. Gefällt mir das? Bestimmt nicht. Doch was ist die Situation?
Ein neues Stadion muss her. Ganz Europa rüstet auf. Atletico, Bayern schon früher, Erzfeind Barcelona, Bilbao, Tottenham, Liverpool, Juventus vor einigen Jahren. Und die Motive sind absolut nachvollziehbar. Wer will nicht mehr Umsatz, wenn die Konkurrenz nicht schläft? Spielergehälter und Transferkosten werden immer weiter steigen, ergo die Ausgaben und somit muss man die Einnahmen steigern. Zudem ist es nur positiv ein architektonischen Zeichen durch ein modernes Stadion setzten zu wollen. Die Gründe und Motive sind also nachvollziehbar. Auch wenn mir das bisherige Bernabeu wirklich sehr gefällt, doch Veränderungen gehören zum Leben. Perez brachte uns immerhin auch das jetztige Stadion, das wir so sehr mögen. Nun möchte er es weiter verbessern und wird dafür kritisiert?
Nun kommt das Problem der Finanzierung. Real Madrid ist der umsatzstärkste Sportclub der Welt. Doch 400 Millionen Euro sind selbst für Real Madrid zu viel. Man braucht einen Investor. Und verglichen mit Real Madrid sind die Einnahmen von Microsoft oder Fly Emirates viel größer. Man braucht das Geld des Investors und dieser will einen positiven Nutzen daraus ziehen. Also beschließt man eine Partnerschaft. Das Bernabeu nennt sich danach IPIC Bernabeu und weitere Bedingen werden ausgehandelt, doch das ist ein Kompromiss im Interesse eine höheren Sache. Und Kompromisse muss man in bestimmten Situationen eingehen um etwas zu erreichen. Ich fordere nicht dazu auf Perez zu lieben, das tu ich auch nicht. Doch ich denke Respekt und die rationale Bewertung von bestimmten Sachen ist wichtig. Denn am Ende des Tages ist auch er nur ein Kind des Vereins und möchte das besten für den Club den er liebt.
Damit komme ich zur Ausgangsfrage zurück. Perez oder Bernabeu? Perez und Bernabeu!
Wenn man als Club stark sein will muss man zusammenhalten. Sowohl Perez als auch uns liegt der Club am Herzen. Wir verfolgen die gleichen Interessen. Also anstatt sich intern zu bekriegen sollte man versuchen geeinigt zu sein. Ich weiß, dass einige diese Einstellung nicht unterstützen und mich möglicherweise als Perezfanatiker darstellen, doch im Bewerte lediglich so, dass ich objektiv unterstützen kann was im Verein passiert. Solange jemand dem Verein einen positiven Nutzen bringt sollte man ihn unterstützen, aber dennoch jede einzelne Entscheidung kritisch hinterfragen.

Ich habe natürlich die Diskussionen um die Außenverteidiger, sowie Isco mitbekommen und werde dazu in Form eines Berichts Stellung beziehen.

Des weiteren möchte ich die Möglichkeit geben mir Fragen zu stellen, die euch beschäftigen und diese in einer kommenden Analyse zu beantworten. In diesem Sinne....

¡Hala Madrid!
 
Zuletzt bearbeitet:
Mittelfeldspieler Situation für 2015 wäre ein interessantes Thema.
 
Zu Ronaldo: Sein Spiel basiert vielleicht zu großem Teil "nur" auf Tore, aber gab es in der Geschichte des Fußballs einen Spieler, der auf mehr Wegen eine Bude machen konnte? Ronaldo hat 1000 Wege, wie er dir eins einschenken kann. Und die Bedeutung davon ist nicht zu unterschätzen. Die Kreativität ist das schwierigste im Fußball. Dazu ist Fußball eine Sportart, die extrem von der Gefühlslage abhängt und ein Tor hat da eine immense Bedeutung. Vor allem, wenn man die CL bedenkt, so kann ein Tor vieles verändern. Man kann ja den ein oder anderen Fußballtypen bevorzugen, Ronaldo ist auch nicht mein Lieblingsspieler, aber jeder der nicht wahrnimmt, dass er ein ganz ganz großes Phänomen ist, der gerade Fußballgeschichte schreibt, verpasst meiner Meinung nach etwas.

Zu Messi: Ich hasse ja eigentlich diese Vergleicherei und verstehe immer nicht, warum man immer den einen erwähnen muss, wenn es um den anderen geht, aber da er schon im Spiel ist: Ich finde seine "Pizza" auch gar nicht so vielfältig. Er hat 3-4 Superkräfte, die ihn auszeichnen. Für mich ist er nicht einer, der einen großen, direkten Einfluss auf das Spiel selbst nimmt. Außer natürlich mit seiner Präsenz, damit dann schon wie kein anderer, den ich sonst je gesehen habe. Er ist einfach technisch auf einem vorher noch nie gesehenem Niveau.

Beide Spieler sorgen von alleine dafür, dass ihre Teams sich Erfolge erhoffen können. Sie können es nicht garantieren, da Fußball immer noch ein Mannschaftssport, wo du von deinen 10 Kollegen abhängig bist. Aber wenn du taktisch gut aufgestellt und eine ordentlich viel Klasse im Team verteilt, plus einen der zwei hast, dann kann man dich schlecht abschreiben.
Wir sollten einfach glücklich sein, zwei solche Titanen täglich verfolgen zu können. Es ist krass, was die beiden mit den Fußballfans angestellt haben. Die Erwartungshaltung ist an einem Punkt angelangt, dem keiner gerecht werden kann. Einerseits ein bisschen schade, dass man nicht einfach genießen kann, wie früher, andererseits ist das schon ein Zugeständnis dafür, wie krass das ist, was gerade abgeht.
 
@stefano: Erst mal danke für die ausführliche Analyse :)

auch zu Ronaldo:
Ich persönlich kann Schwalben überhaupt nicht ab. Man kann jetzt diskutieren, ob es wirklich eine "richtige" Schwalbe war, eine Berührung war ja schon vorhanden, die war aber meiner Meinung nach sehr gering und hätte Ronaldo nicht beeinflussen müssen. Deswegen sehe ich es genauso wie stefano und halte nicht viel von solchen Szenen, auch wenn sie nicht häufig vorkommen. Es macht einfach keinen Spaß, so zur Führung zu gehen, wobei das Spiel noch lange nicht zu Ende war und das Tor zu diesem Zeitpunkt noch nicht absolut notwendig war.

zu Perez:
Ich finde auch, man sollte das, was Perez für den Verein bereits getan hat, würdigen, trotzdem überwiegen bei mir im Moment die Kritikpunkte:
Ich mache mir einfach Sorgen, dass für Perez die Marke Real Madrid und dessen Popularität manchmal über dem Fußball steht, was man besonders an den Transfers sieht. Jedes Jahr ein neuer "möglicher Galactico", auch wenn es gar nicht notwendig ist, das sorgt bei mir vor jeder Sommertransferperiode schon für ungute Gefühle.....
Kaum haben sich einige Spieler in Madrid etabliert, müssen sie fürchten, bald durch neue ersetzt zu werden, es sei denn sie sind Vereinslegenden, Symphatieträger oder waren zu teuer um sie jetzt schon wieder zu verkaufen.
Das ist für mich persönlich eine Sache, die mich sehr stört.
Trotzdem gebe ich dir recht und man sollte nicht zu sehr auf ihm herumhacken, viel Gutes hat er uns ja auch schon getan^^
 
Hey Stefano, danke für deine ausführliche Analyse!
Wenn du uns schon zum Wünschen anforderst, lasse ich mich nicht zweimal bitten: Wie und wo denkst du, wir man Jesé in Zukunft einplanen und was traust du ihm zu, in dieser Mannschaft zu erreichen?
 
Real Madrid 2:0 San Lorenzo - kurze Reflexion

Real Madrid holt den verdienten Sieg und krönt sich damit das erste Mal zum FIFA-Klubweltmeister - Hala Madrid!
Ancelotti schickte die beste 11 aufs Feld. James agierte als linker 8er im 4-3-3 als Kombinationspartner und offensiver Arbeiter, während Isco als rechter 8er aus höheren Zonen den Spielaufbau unterstützte. Davor das typische "BBC-Muster".

Mit 66% Ballbesitz kann man sich vorstellen wie das Spiel aussah. San Lorenzo versuchte hauptsächlich in einem asymmetrischen 4-4-2 mit situativen Mannorientierungen Reals Aufbau zu erschweren was auf links ganz passabel gelang. Dort wurde der Halbraum immer wieder zugestellt und führte zu Anpassungsschwierigkeiten bei Real. Marcelos Offensive Läufe, James vertikale und diagonale Bewegungen, sowie das Anbieten von Ronaldo bzw. Benzema führte zu einer Enge im schon zugestellten Raum. Wirklich gute Lösungen wenn das Spiel direkt auf links eröffnet wurde hatte Real weniger. Währenddessen viel auf, dass Kroos oft aus dem 6er-Raum agierte und nicht abkippte. Somit ergab sich im Mittelfeld eher eine flache 3 als eine 1-2 Stellung.
James sollte wohl im linken Halbraum herauskippen, was allerdings durch die Mannorientierung nicht wirklich funktionierte. Generell fallen in letzter Zeit etwas unkoordinierte, grupppentaktisch unsaubere Synergien auf, die flüssige Kombinationen erschweren.
Bale agierte zu Beginn stark im Zentrum und im linken Halbraum. Gegen Ende des Spiels wurden die Bewegungen auf dem Flügel mit Bale und Carvajal variabler, sodass Bale vermehrt die 1 gegen 1-Situationen suchen konnte.
Iscos hohe Rolle als Spieleröffner im linken Halbraum was nichts neues, doch interessant waren vor allem zu Beginn des Spiel viele hinterlaufende Bewegungen hinter Carvajal, sodass Isco einige Male als Flankengeber fungierte.

Da Intensität, Gegneranpassungen und Tempo in den letzten Wochen etwas nachgelassen haben soll es das für dieses Spiel gewesen sein. Man darf gespannt sein wie die Entwicklung nach dem Hoch im Herbst nun weitergeht.

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Mittelfeldspielersituation 2015:

Real wird sich Ende des Winter verstärken - zumindest mit Modric.
Eine Verpflichtung von Lucas Silva halte ich für beide Parteien nicht sinnvoll. Silva ist einer junger Spieler, der Spielpraxis braucht. Auch wenn er ein gutes Gespür dafür hat, wie er das Spiel wann verlagern muss, technisch- sowie defensivstark ist, würde er bei Madrid wohl nicht über die "Casemiro-Rolle" hinauskommen.

Auf der 6 wird Kroos Stammspieler bleiben und Illarra das Back up.
Ansonsten ist die Situation bei den 8ern wenig spektakulär. Modric wird zurecht gesetzt sein, James und Isco werden rotieren und Illarra bekommt immer mal zwischendrin ein paar Spielminuten, wird aber trotz seiner fantastischen Fähigkeiten keine tragende Rolle bekommen.
Schade ist allerdings, dass Illarra stark genug ist um Stammspieler bei Real Madrid werden zu können, doch selbst wenn Modric im Laufe der Jahre altert gibt es dann noch Isco, Kroos und James, die alle in einem guten Alter sind. Abgesehen davon, dass Modric ebenfalls noch lange spielen wird.

Jesé:

Jesé hat riesiges Potenzial. Um es einfach zu sagen könnte ich mir vorstellen, dass er in ca 4 Jahren einer der Superstars, wenn nicht der offensive Super des Teams wird. Viel hängt von seiner Spielpraxis ab. Doch genug Potenzial hat er. Daher traue ich ihm zu nach Ronaldos "Ende" dessen Lücke zu schließen. Aber es ist Geduld gefragt. Wie er sich entwickelt, wieviele Minuten er bekommt, ob Real dann nicht doch einen anderen Star holt. Das wird die Zeit zeigen.

¡Hala Madrid!
 
Zuletzt bearbeitet:
Aufgrund der anstehenden Prüfungen werden im März wieder regelmäßig Analysen folgen, die sich unter anderem auch auf die aktuellen Probleme beziehen.

Des weiteren werde ich eine neuartige Arbeit zur Natur der Räume und deren Relativität zur Gravitationsquelle hochladen.

Bis dahin - ¡Hala Madrid!
 
Aufgrund der anstehenden Prüfungen werden im März wieder regelmäßig Analysen folgen, die sich unter anderem auch auf die aktuellen Probleme beziehen.

Des weiteren werde ich eine neuartige Arbeit zur Natur der Räume und deren Relativität zur Gravitationsquelle hochladen.

Bis dahin - ¡Hala Madrid!
Wut Natur der Räume und die Relativität zur Gravitationsquelle? Egal. Ich freu mich auf deine Analysen.
 
Ich denke nach der Club WM hat Carlos seinen ersten großen Fehler in seiner Zeit als Trainer gemacht. Er hätte unbedingt den Spielern Kroos und CR7 mehr Zeit zur Regeneration lassen müssen. Die sind offensichtlich nicht ganz bei 100%. Psychisch und physisch.

Aber dann gehn die Probleme eben los. Mit Luka, der fehlt, ist der Kader auf einmal nicht mehr so dolle. Illara und Sami kann man vergessen. Sry, aber das ist meine Meinung. Illara noch eher, aber Sami spielt einfach nur noch Mist. Das kann man in seiner Rolle auch verstehn. Er sollte wechseln. Im Mittelfeld ist Silva hoffentlich eine nützliche Verstärkung. Ich wäre auch noch für den Transfer von z.B Ramires oder wie schon oft erwähnt Pogba.

Toni ist für mich fast gesetzt. Nur als heilig und damit unantastbar sollte man auch ihn nicht einstufen.

Zu Cr7. Cr7 ist der absolute Boss. Ein Megaspieler. Weiss eh jeder. Aber die letzten 4 5 Spiele waren alle mies. Er hat sich seine Auszeit verdient. Hoffentlich kann er sich gut regenerieren.


Dann die Abwehr.
Da sehe ich auch größere Probleme. Es muss unbdingt an die Verpflichtung eines vernünftigen und wenn möglich verletzungsresistenten Abwehrmannes gedacht werden. Das kommt mir momentan viel zu kurz.


Real hat mich jetzt seit der Club WM nur noch enttäuscht. Das einzig gute ist das wir diese Phase bis jetzt ohne Schaden überstanden haben. Nach solchen Jammertälern kommen bekanntlich immer wieder gute Zeiten. Die brauchen wir dann auch wenn die CL losgeht. Also bezogen auf den Gegner nach Schalke natürlich :D
 
UEFA CHAMPIONS LEAGUE


ROUND OF 16: FC SCHALKE 04 v REAL MADRID CF


PREVIEW

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Deja vu; Real Madrid trifft das zweite Jahr in Folge im Achtelfinale der UCL auf Schalke 04. Im Vorjahr konnte Real das Hinspiel mit einem „knappen“ 1:6 für sich entscheiden. Doch seit dem hat sich auf Schalke einiges verändert.

Unter Di Matteo spielt Schalke seit einiger Zeit ein 5-3-2. Dieses wird (gegen ballbesitzorientierte Gegner) meist passiv und zentrumsorientiert gespielt, sodass der Gegner auf die Flügel geleitet wird. Dort soll dieser dann isoliert werden. Dabei schiebt das gesamte Team ballorientiert und der ballnahe Mittelspieler presst im Verbund mit ballnahem AV und ST, sodass in eigen Fällen sogar die Rückpassoptionen zum IV und 6er genommen werden. Aufgrund einer guten horizontalen und vertikalen Kompaktheit sind diese Isolationen relativ stabil.
Situativ und gegnerabhängig verfolgen die Stürmer Vorderlaufbewegungen des Gegners bis in den eigenen defensiven Halbraum, sodass situativ auch 5-4-1-Staffelungen entstehen.
Durch die 5-er-Abwehrkette hat Schalke in der letzten Linie eine gute Breitenstaffelung und stabile Absicherung bei Hinter- und Vorderlaufen.

Real hat seit einigen Wochen Abstimmungsprobleme (offensiv & defensiv).
Im eigenen Ballbesitz fehlen vor allem auf der linken Seite konstruktive Staffelungen für stabile Kombinationen.
Ronaldo scheint zuletzt ein Formtief zu haben, doch auch seine Einbindung ist etwas unpassender geworden. Er findet sich vermehrt im engen Halbraum, wo ihn der Gegner leicht verfolgen kann und er zunehmend auf simple Ablagen reduziert wird. Gerade gegen das kompakte 5-3-2 von Schalke könnte eine solche Einbindung hinderlich für das Offensivspiel sein, denn damit verliert das Team die dynamikerzeugenden Vertikalbewegungen die aufgrund von Ronaldos Athletik und Durchschlagskraft gegen einen solchen Gegner vonnöten sind.

Weiterhin gab es Anbindungsprobleme zwischen Angriff und Mittelfeld, da bedeutende Räume nicht oder unpassend besetzt waren. Durch diese taktisch-strategischen Mängel gerät das offensive Ballbesitzspiel (über das sich RMCF seit Ancelotti zunehmend definiert) ins Stocken und wirkt statisch.

Da es meiner Einschätzung nach ein Spiel wird bei dem Real auf etwa 55-60% Ballbesitz kommen wird, sind dies zentrale Aspekte. Es ist also unwahrscheinlich, dass das heutige Spiel so klar ausgeht wie in der Saison 2013-14.

Eine mögliche Ausrichtung wäre mit breiten Innenverteidigern zu spielen und Kroos situativ abkippen zu lassen um die erste meist passive Linie schnell zu umspielen, aber dennoch keine Spieler in diesen Zonen zu verschwenden, denn das erhöht die Unterzahl in Schalkes Kompaktheit. Isco könnte als linker Nadelspieler im Halbraum gleich mehrere Gegner binden und Synergien mit Marcelo als falschem, vorderlaufenden, kombinativen AV erzeugen, während Ronaldo als diagonaler Flügelstürmer agiert. Ein 4-4-2 mit Doppelspitze Bale und Ronaldo würde ich als extreme hausgemachte Schwächung gegen eine 5er-Kette erachten, da beide Spieler in engen Räumen nicht sind so stark sind wie beispielsweise Isco, Modric (auch wenn Bale diesbezüglich besser ist als Ronaldo). Zudem sind Tiefensprints aus dem Zentrum gegen ein zentral kompaktes Team im tiefen Mittelfeldpressing weniger effektiv.

Auf der rechten Seite könnte man mit Illarra als Balancespieler agieren, der das polyvalante Paar Bale-Carvajal unterstützt. Sollte Benzema spielen, kann er mit ausweichenden Bewegungen und Ablagen Räume für Ronaldo und Bale schaffen, sowie das Tempo des Kombinationsspiels erhöhen und zentrale Präsenz für Anbindungen erzeugen.
Für den Fall, dass Benzema (aufgrund von Krankheit) nicht spielt würde sich Jese empfehlen, da er ebenfalls sehr dynamisch und polyvalent ist, auch wenn er strategisch nicht so intelligent und robust ist wie Benzema so könnte er dennoch durch seine Dynamik und Pressingresistenz für Gefahr sorgen.
Eine falsche 9 mit Isco halte ich in diesem Spiel für keine schlechte Option. Allerdings interpretiert Isco diese Rolle so weitreichend, dass man eventuell leichter aus dem Zentrum gedrängt werden könnte, da zentrale Zonen nicht stabil besetzt wären.
Chicharito wäre (ähnlich zu Jese) sehr geeignet für viele Positionswechsel entlang der Horizontalen um Mannorientierungen und das allgemeine Übergeben zu erschweren. Zudem ist es taktischpsychologisch schwerer für den Gegner, wenn er sich stets auf neue Gegenspieler einstellen muss.

Defensiv wäre man mit Balancespieler Illaramendi und entsprechenden Absicherungen mit variablen Rollen von Marcelo und Isco auf im Halbraum recht gut abgesichert gegen Versuche hinter den AV durchzubrechen. Sollten diese dennoch überspielt werden sind sie durch den dynamischen Varane und relativ stabilen Nacho gut abgesichert.
Probleme könnte Real haben, wenn die Verzögung im defensiven Umschaltmoment nicht stabil gelingt und man nicht in das 4-4-2 kommt, denn dann neigt Ancelottis Team zu etwas unkompakten Staffelungen, die zuvor von schwächeren Teams der Liga BBVA nicht genutzt wurden, aber dennoch gute Gelegenheiten eröffneten.

Alles in allem dürfte es ein eher taktisches Spiel werden. Real wird wohl Probleme haben konstant eine gute Intensität und Durchschlagskraft zu erzeugen und durchgehend gefährliche Kombinationen zu kreieren. Schalke fehlte es bisher noch ein vertikaler Durchschlagskraft im Konter.
Es wird also wohl ein Spiel mit mehr Ballbesitz für Real werden, aus dem Real aber Schwierigkeiten hat Chancen zu kreieren und im Gegenzug kontert Schalke suboptimal, kommt aber wegen Reals Defensivproblemen dennoch zu einigen guten Chancen.

¡Hala Madrid!
 
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ROUND OF 16: FC SCHALKE 04 0:2 REAL MADRID CF


1 Jahr nach dem 1:6 treffen Schalke 04 und Real Madrid erneut auf einander. Konnte Real Madrid erneut so überzeugen und was konnte Schalke entgegensetzen?

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Schalke im 5-3-2 erstaunlich passiv..
Die ersten fünft Minuten waren geprägt von hektischen Aktionen und vielen Ballverlusten. Schalke begann in einem relativ aggressiven Angriffspressing, bei dem die Stürmer die Innenverteidiger anliefen und durch das ballorientierte Verschieben der Mittelkette, sowie die rückenden Außenverteidigern gelang es Schalke damit Real Madrid unter Druck zu setzten. Allerdings war der Aufbau von Real stabil genug um dafür nicht anfällig zu werden. Aber wer dachte, dass Schalke im eigenen Stadion offensiver agierte wurde schnell eines Besseren belehrt. Nach fünf Minuten gab Schalke dieses Pressing auf und zog sich in ein passives Mittelfeld- und situativ ein Abwehrpressing zurück. Wie erwartet versuchte Schalke nach Verlagerungen auf den Flügeln zu isolieren und im besten Fall Ballgewinne zu erzielen. In zweiten Drittel versuchte der ballnahe Außenmittelfeldspieler den Gegner zu stellen, während man im letzten Drittel meist versuchte den ballführenden Spieler zu doppeln. Insgesamt konnte Schalke Real das Spiel erschweren.

Hinzu kam, dass auch wenn ein Madrilene im Halbraum war, er nur ungünstige Passwinkel hatte, da die Deckungsschatten von Schalkes Mittelfeld auch diagonale Pässe ins Zentrum erschwerten.

Wenn es Real allerdings gelang Schalke tiefer in die eigene Hälfte zu drängen konnte Di Matteos Mannschafts nur schwer Zugriff gegen die schnellen Ablagen und pressingresistenten Spieler herzustellen.
Ein weiteres Problem, dass damit verbunden war konnte man beim 0:2 durch Marcelo sehen. Wenn das Doppeln gegen die technisch starken Madrilenen nicht gelang gab es zentral zwei Probleme. Zunächst ergaben sich ein offener Halbraum, denn das 3er Mittelfeldband wurde so gestreckt, dass die Staffelungen sehr flach wurden, was tororientierte Aktionen erleichterte.
Weiterhin ergab sich aus dieser fehlenden horizontalen Kompaktheit das Problem, dass die Abwehrkette unkoordiniert agierte. Durch unpassend getimtes Herausrücken ergaben sich einige Schnittstellen, die allerdings nicht konsequent bespielt wurden. Aufgrund der numerischen Überzahl für Schalke wäre dies ohnehin schwer gewesen.

Offensiv versuchte Schalke immer wieder die Räume hinter den Außenverteidigern zu suchen. Dabei wurde versucht die ballnahen Bereiche zu überladen, indem sich beide Stürmer in den Halbräumen positionierten. Dieser Versuche wurden allerdings relativ konsequent von Reals Innenverteidigern abgefangen. Weiterhin suchte Schalke im Aufbau die Flügel. Die Wingbacks positionierten sich sehr breit was durch Reals 4-3-3-Staffelung zu Beginn begünstigt wurde, denn neben der engen 3er-Mittelfeldkette ergaben sich Freiräume die Schalke im Aufbau bespielte. Damit konnten sie Real zumindest bis ins Abwehrdrittel drängen doch letztendlich verfingen sie sich in kleinräumigen Aktionen oder scheiterten in individuellen Duellen.

Real bemüht sich gegen kompaktes Schalke
Real agierte wie gewohnt im 4-3-3. Carvajal und Marcelo gaben im Aufbau Breite, wobei ihre Rollen asymmetrisch waren. Zu Beginn verhielt sich Carvajal etwas zurückhaltend und beschränkte sich auf einfache Weiterleitungen auf Bale oder den eingerückten Ronaldo. Mit Verlauf des Spiels und dem zunehmenden Zurückziehen von Schalke wurde Carvajal auch offensiv präsenter. Dabei vorderlief er Bale allerdings nicht so oft wie gewohnt was aus der Positionierung der Stürmer resultierte. Auf der anderen Seite agierte Marcelo als ...eigentlich alles. Während er im Aufbau meist Breite gab agierte er offensiv zunehmend als kombinativer (teilweise falscher, also eingerückter) Außenverteidiger (Pep hat's cool gemacht..). Oft bildete er für Kombinationen ein Paar mit Isco und beide kreierten interessante und gut abgestimmte Wechselwirkungen. Marcelo agierte dabei situativ als Flügelspieler im letzten Drittel, zog diagonal in die Halbräume oder baute das Spiel von hinten auf. Isco gab den linken Nadelspieler, kombinierte mit Marcelo und spielte situativ auf dem Flügel. Im Aufbau kippte er oft heraus und dirigierte das Spiel aus dem linken defensiven Halbraum. Kroos spielte wie gewohnt als 6er, kippte situativ ab oder band die gegnerischen Stürmer im 6er-Raum. Mit zunehmender Spieldauer rückte er weiter vor und organisierte Verlagerungen. Die Neuverpflichtung Lucas Silva wurde als Balancespieler im rechten Halbraum eingebunden. Er agierte nicht so weiträumig wie Isco und befand sich meist zwischen Schalkes Stürmern und deren Mittelfeldkette. Insgesamt war er recht stabil in seiner Entscheidungsfindung und machte ein ordentliches Spiel. Dennoch wirkte er in einigen Szenen noch unpassend eingebunden und band oft eher die Mittelfeldspieler von Schalke um Carvajal und Bale Räume zu öffnen. Bei Verlagerungen kippte er beispielsweise nicht heraus (wie Modric oder Illarra) sondern bliebt im Halbraum zwischen Schalkes Pressinglinien. Benzema zeigte seine ausweichenden Bewegungen, ging vermehrt auf den linken Flügel, gab schnelle Ablagen und zeigte sich präsent im Kombinationsspiel zwischen den Linien (sofern er dort Raum vorfand). Bale agierte wie gewohnt als rechter Flügelspieler und zog gelegentlich diagonal in den Halbraum wenn dieser offen war.
Ronaldo spielte sehr weiträumig. Er gab den linken Flügelspieler, zog diagonal in die Halbräume, positionierte sich im Zentrum als Stoßstürmer, überlud den rechten Halbraum zusammen mit Benzema und zeigte neben Ablagen auch viele Tiefensprints. Ergo nahezu alle positiven Facetten des Cristiano Ronaldo.

Auf der linken Seite fehlten Real im Angriff teilweise Anbindungen. Dies schien teilweise so beabsichtigt zu sein, denn BBC positionierte sich zentral um als Abnehmer für Marcelos Halbfeldflanken zu fungierrn. Dieses Mittel war wie im Champions League Finale 2014 ziemlich simpel und nicht wirklich gefährlich. Wenn Isco mit Marcelo oder Ronaldo kombinierte vorderlief er im Anschluss darauf und öffnete Räume, die im durch ausweichende Bewegungen von Benzema genutzt werden konnten.
Um Schalkes Kompaktheit aus dem Weg zu gehen und die formativen Lücken nutzen griff Real auf viele Spiel- und Halbraumverlagerungen zurück, die Schalke in der Folge tiefer zurückdrängten.

Beim 0:1 nutze Real die seit Monaten genutzte Besetzung des Strafraums. Wenn der Flügelspieler oder Außenverteidiger am Flügel ist rücken BBC und situativ ein weiterer Spieler in die Box um die Präsenz für Flanken zu erhöhen.
Eine interessante Gegneranpassung waren die Bewegungen von BBC gegen die Halbverteidiger. Einige Male stellten sie sich passiv vor oder neben sie und gelangten nach einer Auftaktbewegung (Körpertäuschung) nach einem Pass auf die Flügen und hinter die Abwehr. Damit nutze Ancelotti diese Mannorientierungen intelligent und band dabei Athletik der Angreifer gut ein.


Real defensiv vom 4-3-3 zum 4-4-2

Defensiv hatte Real wie bereits erwähnt im 4-3-3 zunächst Probleme. Daraufhin stellte Ancelotti auf ein 4-4-2 um was diese Probleme minimierte und eine bessere Stabilität sowie bessere horizontale und vertikale Kompaktheiten gab. Dennoch gab es einen Aspekt, der Probleme brachte. Durch die zentrale, offensive Stellung der Stürmer hatte Real einige Male Schwierigkeiten im defensiven Umschaltmoment, da Schalke den Freiraum zwischen Mittelfeld und Angriff nutzte. Gerade in dieser Zone war Schalke mit in der Regel drei Mittelfelspielern numerischen gut besetzt, sodass nur schwer Zugriff hergestellt werden konnte. Allerdings war Schalke im Umschaltspiel nicht vertikal und schnell genug, sodass dies nicht besonders negativ zum tragen kam.
Dennoch war Real über das gesamte Spiel nicht besonders gut organisiert in der Defensive, sodass man Glück hatte, dass Schalke nicht besonders effektiv war.

In der zweiten Hälfte sanken die Intensität und das Tempo zunächst stark. Auch Reals Freilaufbewegungen wurden schwächer, sodass sich kaum torgefährliche Szene ergaben. Mit Chicharito wollte Ancelotti Benzema schonen und gab dem Mexikaner endlich ein paar (wenn auch zu wenig) Minuten. Dieser agierte als Stoßstürmer konnte aber aufgrund der Ausgangssituation keine Akzente sorgen.
Auch wenn Schalke (viel zu spät) offensiver und stärker wurde killte das 0:2 das Spiel. Ein interessanter Effekt war, dass Ronaldo zum Schluss eine Art Spielmacherrolle einnahm und einige Bälle aus dem Halbraum verteilte was allerdings, um es freundlich zu sagen, in "sehr exotischen" Zuspielen in Räume, die nie ein Madrilene zuvor gesehn hatte endete und damit seine strategischen Defizite in der Entscheidungsfindung aufzeigte.

Fazit
Schalke konnte Real mittels guter Organisation lange Zeit auf ungefährliche Aktionen reduzieren. Allerdings reichten zwei Aktionen, in denen die dünnbesetzte 3er-Mittelfeldkette horizontal unkompakt war um das Spiel zu entscheiden oder zumindest für die Torerfolge Reals, denn auch offensiv wusste Schalke nicht zu überzeugen. Mit dieser 0:2 Niederlage steht Di Matteos Mannschaft nun vor dem sicheren Aus in der Champions League. Trotz der guten Organisation muss sich Di Matteo vorwerfen lassen das Heimspiel viel zu passiv angegangen zu haben. Real zeigte eine solide Leistung, die etwas verbessert zu den vorigen Spielen war, aber sich dennoch in der Defensive noch zu schwach darstellte. Gerade Kompaktheiten, Mechanismen im defensiven Umschaltmoment und das Übergeben des Gegners müssen weiterhin verbessert werden, will man die Titelverteidigung realisieren.

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"Defensiv hatte Real wie bereits erwähnt im 4-3-3 zunächst Probleme. Daraufhin stellte Ancelotti auf ein 4-4-2 um was diese Probleme minimierte und eine bessere Stabilität sowie bessere horizontale und vertikale Kompaktheiten gab. "

Man kann das natürlich auch so wie du beschreiben. Ich interpretiere das eher so, dass Gareth Bale aufgrund seines La Décima entscheidenden Tores sich (mal wieder) für zu gut für die Defensivarbeit hielt. Als er dann merkte, dass die Mannschaft Probleme hat und er sich durch ein potenzielles Ausscheiden aus der CL weniger gut im Rampenlicht zelebrieren lassen könnte, überwand er sich mürrisch für Defensivaufgaben, die ein Spieler seinesgleichen beschmutzen.
Oder aber er befolgt, wie bereits gesagt, lediglich die Anweisungen des Trainers.

Vielleicht ist ja Ancelotti arrogant? Oder Pérez?

edit: Ganz vergessen: Danke für die tolle Analyse!
 
Ein interessanter Effekt war, dass Ronaldo zum Schluss eine Art Spielmacherrolle einnahm und einige Bälle aus dem Halbraum verteilte was allerdings, um es freundlich zu sagen, in "sehr exotischen" Zuspielen in Räume, die nie ein Madrilene zuvor gesehn hatte endete und damit seine strategischen Defizite in der Entscheidungsfindung aufzeigte.

Haha, ich dachte ich wäre der einzige dem das auffiel ;)

Tolle Analyse, über mMn hätte sich auch das Pressing/Gegenpressing noch eine Erwähnung verdient. Das wirkte nämlich im Gegensatz zu den Ligaspielen wieder stark verbessert, sowohl was Rollenverteilung als auch Intensität anging. Sogar Ronaldo hat sich beteiligt, auch wenn eher durchs Zustellen von Passoptionen auffiel, als durchs direkte Anlaufen.

Marcelo muss man diese Saison einfach loben, er ist ein absoluter Schlüsselspieler, defensiv wirkt er auch individuell verbessert.
 
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REAL MADRID CF 1:0 ATLÉTICO DE MADRID


Real Madrid erneut im Halbfinale...

Nach dem 0:0 Hinspielresultat musste Ancelotti auf vier bedeutende Spieler verzichten. Benzema, Bale, Marcelo und Modric fehlten. Dies war natürlich ein großer taktischer Verlust, vor allem gegen einen so kompakten Gegner wie Atléti. Nach Monaten der taktischen Monotonie war dieses Duell aufgrund der Verletzten und gesperrten in dieser Ausgangslage besonders interessant. Die Ausfälle kompensierte Ancelotti weitestgehend wie erwartet. Mit Coentrao für Marcelo gab es auf der rechten Seiten zwar weniger Kreativität, aber eine gute Stabilität, was unter diesen Umständen nicht negativ war. Bale wurde erwartungsgemäß durch James ersetzt und Chicharito spielte für den angeschlagenen Benzema. Lediglich die Aufstellung von Ramos war etwas überraschend. Wird Real mit einer 3er-Kette spielen? Da Ancelotti bekräftigte, dass er sein taktisches Konstrukt nicht verändern werde, legte dies den Schluss nahe, dass Ramos auf der rechten 8 spielt. Mit Ramos wurde versucht mehr Dynamik, aber auch Stabilität und Präsenz zu erzeugen.


Ancelotti muss anpassen
Carvajal spielte wie gewohnt als rechter Wingback, gab nahezu durchgehend in jedem Drittel Breite und vorderlief situativ weniger als gewohnt. Coentrao spielte absichernder als sein Gegenüber, gab allerdings ebenfalls Breite. Da er allerdings nicht so kombinativ wie Marcelo agiert, wirkte sich dies ebenfalls auf Isco aus. Dieser spielte als linker 8er und machte das Spiel aus dem defensiven Halbraum, wenn Coentrao vorschob, vorderlief diesen diagonal und gab situativ selbst Breite und versuchte im Zwischenlinienraum präsent zu sein. Kroos agierte wie gewohnt im 6er-Raum, von wo er selten abkippen musste, da er in der Regel nicht besonders intensiv attackiert wurde. Eine sehr interessante Anpassung war Varane als vorstoßender Innenverteidiger, der immer wieder den linken Halbraum mit Ball anlief um diese formative Lücke zu nutzen, ohne einen offensiveren Spieler (Isco) durch herauskippen zu verlieren. Ramos spielte in einer sehr khedira-artigen, ergo weiträumigen Rolle und integrierte immer wieder vertikale, raumschaffende Läufe. Apropos raumschaffende Läufe – das beschreibt auch Chicharitos Aufgabe, da dieser versuchte die defensive Kompaktheit Atléticos mit Diagonalläufen hinter die Abwehr aufzuweichen.

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Chicharito erkennt den offenen Raum
Ronaldo agierte wie gewohnt entlang der Horizontalachse. Mit zunehmender Spieldauer begab dieser sich immer wieder auf den Flügel und versuchte durch seine Dynamik ungünstige Staffelungen bei Atlético zu erzeugen und diese zu bespielen. James agierte vermehrt im Zwischenlinienraum des rechten Halbraums und versuchte Anbindungen mittels kurzer Kombinationen zu schaffen, was ihm einige Male gut gelang. Ballfern positionierte sich meist ein Spieler am Rande des Strafraums um eventuell als lange Anspielstation genutzt zu werden, aber primär um Atléticos Defensive zu strecken.
Somit agierte man offensiv im gewohnten 4-3-3, da aufgrund der Verletzten etwas angepasst wurde. Real suchte wie gewohnt viele Spielverlagerungen um nicht auf den Flügeln isoliert zu werden. Meist endet dies dennoch in Halbfeldflanken oder Rückverlagerungen, da Simeones Mannschaft bekanntlich extrem gut organisert ist. Ein weiteres Problem war Iscos unpassende Umgebung. Durch den weniger kombinativen Coentrao und Chicharitos Bewegungen in letzter Linie hatte Isco schlichtweg kaum Kombinationspartner. Im Verlauf konnte er dennoch einige gute Aktionen generieren und das Spiel aus dem linken Halbraum unterstützen, dennoch wirkte es als ob er passiver wäre.


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Isco aus dem linken Halbraum und Atlético im 4-5-1 Abwehpressing
Dabei ist aber zu beachten, dass dies ein weitverbreiteter Fehler, da meist behauptet wird, dass ein Spieler „nicht in Form“ sei. Dabei ist er oftmals lediglich nicht gut eingebunden.

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Ramos zieht Mandzukic mit einem diagonalen Lauf mit und öffnet den Halbraum
Gegen den Ball agierte man erneut in einer Art 4-4-2/4-3-3-Mischform, bei der James situativ zockte. In der Regel rückte er jedoch nach Hinten und erzeugte das 4-4-2, wobei ballnah drei Spieler (z.B. James, Ramos, Kroos) eine lokale Kompaktheit herstellen sollten, während der ballferne Mittelfeldspieler eventuelle Diagonale Verlagerungen abfangen sollte. Diese Flügelangriffe werden von Atlético besonders fokussiert und waren auch diesmal nicht immer konstant verhinderbar, konnte jedoch die meiste Zeit unterbunden werden. Besonders auffällig war die hohe Intensität des Anlaufens der Stürmer (Ronaldo, Chicharito) aus den Halbräume, womit man Atlético zu langen Bällen verleiten wollte, denn dabei spielte Real mit zwei engen und parallelen Ketten (4-3-Staffelung) und konnte im Block Zugriff auf den Ball herstellen. Doch meisten gab es keine langen Ballzirkulationen Atléticos zu sehen, da diese ein „2-Phasen-Spiel“ forcierten (gegnerischer Ballbesitz, offensiverer Umschaltmoment).

konservatives Atlético
Bei Atlético fehlte Mario Suarez, der durch Koke ersetzt wurde. Für ihn spielte Saúl auf der linken Mittelfeldseite. Zudem spielte der defensiv stabilere Gámez anstelle von Siqueira. Diese Wechsel beschreibt die Ausrichtung der Rojiblancos relativ gut. Der Matchplan war offensichtlich defensiv stabil und kompakt zu stehen und wenn möglich per Konter und Standarts Nadelstiche zu setzen. Folglich begann Atléti in einem 4-4-2 Mittelfeldpressing. Auffällig war, dass sie erneut mit ähnlich breiten Ketten spielten und von der engen Mittelfeldkette des Vorjahres abkommen. Wahrscheinlich um schnellen Verlagerung von Real entgegenzuwirken und schließlich steht man weiterhin sehr kompakt. Interessant war, dass man schon zu Beginn der Partie bei gegnerischen Abstößen weit zu den Innenverteidigern vorschob um lange Bälle zu provozieren und die Schlacht um die langen Bälle im Anschluss zu gewinnen. Dies blieb jedoch ohne großen Effekt. Weiterhin agierten die Stürmer nicht mehr so passiv und leitend wie 2013/2014, sondern attackierten situativ intensiver und zwangen sogar Varane etc. zu Fehlpässen. Nach etwa 15 Minuten stellte Simeone jedoch auf ein 4-5-1-Mittelfeldpressing um, da er wahrscheinlich die Breite noch besser abdecken wollte. Dabei agierte Griezman nun als rechter Flügelspieler. Während des Spielverlaufs agierten die 8er in den Halbräumen immer intensiver in ihren Herausrückbewegungen, sodass situativ immer wieder ein 4-4-1-1 gebildet wurde. Dies sollte wohl Simeones Antwort auf die aufrückenden Innenverteidiger sein. Vor allem in der zweiten Halbzeit wurde dies immer stärker, öffnete allerdings auch immer wieder vereinzelt Raum hinter dem Deckungsschatten von Atléticos 8ern, die dann durch kurze Kombinationen einige Male bespielt wurden konnte. Aufgrund der hohen Kompaktheit war dies jedoch nicht so gefährlich und endete einige Male in Freistöße für Real.
Ein Problem, das sich daraus ergab, waren noch ungefährlichere Angriffe, da diese meist in deutlicher Unterzahl stattfanden. Mandzukic, der von Natur nicht so durchschlagskräftig wie Diego Costa ist fand sich dann meist in aussichtslosen 1v3 Situationen wieder. Dabei war der längere Weg, den Griezman nun zurücklegen musste ein weiterer Schwachpunkt. Ein Aspekt der auffiel war, dass man bei eigenen Abstößen und Standarts stets die rechte Abwehrseite von Real suchte.


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Atlético versucht immer wieder Reals rechte Seite nach Standarts zu bespielen

Dort ballten sich dann Griezman/Turan und vor allem Mandzukic, der allerdings im Zweikampf gegen Sergio Ramos ran musste und dementsprechend nicht so viele Luftzweikämpfe wie gewohnt gewann. Gegen Ende des Spiels kam Garcia für Griezman, was einen weiteren Abnehmer für Flanken bringen sollte. Damit fehlte allerdings ein sehr wichtiger Umschaltspieler, wodurch diese Auswechslung differenziert zu bewerten ist.


Fazit:

Real Madrid war über beide Spiele insgesamt das bessere Team. Man erspielte sich vergleichsweise viele Chancen gegen Atlético. Das entscheidende 1:0 entstand durch einen sehr dynamischen Durchbruch auf der rechten Seite mit James, der im Zwischenlinienraum den intelligent durchstarten Ronaldo in die Tiefe schickte, der am Anschluss auf Chicharito auflegte. Ob dieses Weiterkommen durch eigene Verbesserungen zustande gekommen ist oder dadurch, dass Atlético etwas ungünstiger als noch zuvor ausgerichtet war ist schwer zu sagen. Bekanntlich gehört immer beides dazu. Im Halbfinale wartet nun Juventus FC.


Kurze Halbfinalvorschau

Juventus steht nach vielen Jahre wieder im Halbfinale der Champions League und ein Grund dafür ist die neue taktische Ausrichtung. Im Vergleich zu Vorgänger Conte agiert man kaum noch mit einer 3er/5er-Kette sondern erneut mit einer 4er-Kette. Diese passt zum Kader mit Evra, Chiellini, Bonucci und dem robusten Lichtsteiner. Zudem ermöglicht es im Mittelfeld einen Spieler mehr. Allegri spielt daher meist mit einer Raute. Pirlo gibt den alleinigen 6er, während Pogba und Marchisio auf den Halbpositionen agierten. Vidal spielt hier als weiträumiger 10er, der ballnahe Kombinationen unterstützt. Mit Roberto Pereyra hat man zudem einen talentierten Nachwuchsspieler mit großem Potenzial im Mittelfeld. Da Pogba zum Hinspiel wohl nicht fit sein wird (und eventuell im Rückspiel ebenfalls fehlt) ist es wahrscheinlich, dass Pereyra als linker 8er agiert.

Neben einem guten, kombinativen Aufbauspiel und gefährlichem Konterspiel mit Tevez und Morata (den kennen wir doch...) kann Juventus auch durch eine große defensive Stabilität und Flexibilität beeindrucken.
Dabei spielen sie in der Regel ein 4-3-1-2 Pressing. Dabei wird die Raute praktisch gestaucht und die Halbspieler (Pogba/Pereyra und Marchisio) spielen in einer breiten 3er-Kette aus den Halbräumen heraus. Somit können sie auch auf den Flügeln doppeln, wenn ballorientiert verschoben wird. Der 10er bildet dabei mit den Stürmern eine Art Deckungsdreick, das den 6er-Raum zustellt und kaum ein Durchkommen in das Zentrums gewährt. Zudem kommen die enorm kopfballstarken Innenverteidiger, die simple Flanken leicht abfangen.

In der Leserumfrage war Juventus mit der Abstand beliebteste Gegner, doch Juventus ist vor allem defensiv nicht schlechter als z.B. Barcelona. Da man erwartungsgemäß etwa 55% Ballbesitz haben wird, ist dieser Aspekt also sehr bedeutend. Es ist unwahrscheinlich, dass Ramos erneut als 8er auflaufen wird. Man darf davon ausgehen, dass Isco den engen Räume auf links mit Marcelo bespielen soll und James auf die rechte 8 zurückkehrt. Alternativ kann James auch auf links spielen, jedoch ist dies aufgrund der Kompatibilität von Marcelo und Isco weniger empfehlenswert.

Man darf also gespannt sein...

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