Man of the Match: Toni Kroos
Beim erneut uninspirierten Auftritt gegen Atlético Madrid hatte sich Toni Kroos noch am wenigsten vorzuwerfen.
Von
Michael Tran Xuan -
Feb 27, 2016
Es fällt bei einer Niederlage nicht leicht einen Mann des Spiels zu wählen – erst recht nicht, wenn Real Madrid erneut im Stadtderby gegen Atlético Madrid unterlegen ist. Wie immer agierten die Königlichen dabei äußerst uninspiriert und fanden gegen die rot-weiße Mauer keine Mittel. Im Gegenzug überfielen die Mannen von Simeone regelmäßig die Abwehr Real Madrids und konnten einen Konter schließlich zum 1:0 Sieg verwerten.
Die positiven Aspekte der Partie kann man eigentlich an einer Hand abzählen: Das Debüt von Borja Mayoral, der Einsatz von Danilo – und die solide Leistung von Toni Kroos. Und eben eine solche solide Vorstellung reicht an einem Tag wie diesem auch schon, um der beste Mann auf Seiten Real Madrids zu sein.
Defensiv und in der Ballzirkulation stabil
Kroos zeigt eine gewohnt starke Passquote und überraschend starke Defensivwerte.
In typisch klinischer Manier brachte Kroos 94 Prozent seiner Bälle an den Mitspieler und konnte insgesamt 87 erfolgreiche Pässe spielen – natürlich Bestwert im Team. Als tiefster Mann der Mittelfeldkette sorgte er somit beim Übergang ins zweite Drittel für eine stabile Ballzirkulation, selbst als er phasenweise von Atléticos Pressing umringt wurde.
Das Problem der mangelnden Kreativität ist hingegen eher eine Reihe weiter vorne bei seinen Mittelfeldkollegen zu suchen, aber auch im letzten Drittel brachte er 20 von 21 Pässen an den Mann – seiner Natur nach allerdings meistens horizontale Bälle, was ihm jedoch nicht anzukreiden ist.
Was man Kroos des Öfteren ankreiden kann ist, dass der Deutsche erkennen lässt, dass er kein gelernter Sechser ist. Rafa Benítez stellte in seinem Derby gegen Atlético beispielsweise noch Casemiro als „echten“ Sechser hinter Kroos und Modric. Von mangelnden Defensivfähigkeiten konnte man in diesem Spiel allerdings nicht sprechen.
Kroos warf sich in die Zweikämpfe, war sich auch für Grätschen (7 von 10 erfolgreich) nicht zu schade und erarbeitete sich die mit Abstand beste Defensivstatistik: 7 erfolgreiche Tacklings, 2 abgefangene Bälle und eine geklärte Defensivsituation – und das alles mit nur einem einzigen Foul in der gesamten Partie. Mit ähnlichem Erfolg warf sich bei Real Madrid eigentlich nur Danilo in die Zweikämpfe (9 erfolgreiche Tacklings), ansonsten kommt niemand auch nur in die Nähe von 7.
Um zu relativieren: Es war keineswegs eine überragende Leistung von Kroos, er war nur der Spieler, der seine Aufgaben gegen Atlético noch am besten erfüllte. So sorgte beispielsweise sein neu entdeckter Kampfgeist nicht nur für tolle Defensivwerte, sondern auch für teilweise gewagte Ausflüge im Offensivpressing. Mehrmals ging der eigentlich tiefliegende Spielmacher im letzten Drittel auf die Gegner los, eine Aufgabe, die beim Sturmtrio wahrscheinlich besser aufgehoben wäre.