
Ein Zeichen: Hazard statt Rodrygo, Asensio und Mariano
GLASGOW. Es seien „immer die gleichen Wechsel“, die Carlo Ancelotti vornehmen würde, hatte er sich erst am vergangenen Samstag bei dem LaLiga-Duell mit Real Betis (2:1) auf der Ersatzbank beklagt. Jedenfalls wollen Lippenleser ausgemacht haben, dass diese Worte fielen. Etwa 75 Stunden später sah die Welt des Eden Hazard dann schon ganz anders aus, so schnelllebig kann der Fußball eben oftmals sein.
Als Real Madrid am Dienstag zum Auftakt der Champions-League-Gruppenphase in Glasgow bei Celtic gastierte, fand sich der Belgier abermals nicht in der Startformation wieder. Doch immerhin war er diesmal derjenige, der von „Carletto“ als erstes eingewechselt wurde – wenn auch gezwungenermaßen. Kapitän Karim Benzema musste in der 30. Minute mit Schmerzen am rechten Knie weichen. Ancelottis Wahl für die Position in der Angriffsmitte fiel auf Hazard. Nicht auf Rodrygo Goes, nicht auf Marco Asensio, nicht auf Mariano Díaz.
Eden Hazard als Karim Benzema light
Was die restlichen 60 Minuten folgte, war eine Darbietung des 31-Jährigen als Benzema light. Hazard hatte mit seinen 43 Ballkontakten zwar bei weitem nicht exorbitant viele (31 von 33 Pässen kamen an), ließ sich jedoch ein ums andere Mal fallen, um sich anzubieten, mit den Mitspielern zu kombinieren, Räume zu schaffen. Kurz: um etwas zu bewirken.
Und das konnte die Nummer 7 nach einem zunächst schwierigen Start so gut wie wohl in keinem ihrer vorherigen 68 Pflichtspiele im Trikot der Madrilenen. An der Führung durch Vinícius Júnior (56.) war Hazard beteiligt, indem er Assistgeber Federico Valverde per Brust-Ablage auf dem rechten Flügel auf die Reise schickte.
Nur vier Minuten später ließ er im Mittelfeld einen Gegner aussteigen, bewegte sich mit schnellen Schritten nach vorne, bediente dann Luka Modrić, den Torschützen zum 2:0 (60.). Offiziell wertete ihn die Statistik nicht als Vorlagengeber, weil vor dem Modrić-Treffer ein Celtic-Profi noch an den Ball kam, diesen aber nicht entscheidend klären konnte. Kleinlich, doch die Beteiligung kann ihm auch hier niemand absprechen. Erst recht nicht beim 3:0, für das er in lässiger Manier aus kurzer Distanz selbst sorgte (77.).
Es war nie ein Frage der Qualität. Es lag an seiner physischen Verfassung oder an den Verletzungen. Er war nach seiner Einwechslung phänomenal. Toni Kroos nach dem Celtic-Spiel über Eden Hazard
Das 3:0 von Eden Hazard: ein historisches Tor
Sein siebtes Real-Tor und erstes Erfolgserlebnis in der jungen Saison, nachdem er in der Liga gegen Celta Vigo einen Elfmeter vergeben hatte. Und es ist ein denkwürdiges: 33 ununterbrochene Kontakte waren es insgesamt, ehe das Runde im Eckigen landete. So viele hatte es von Real in einem Champions-League-Spiel seit Beginn der Datenerfassung in der Saison 2003/04 nicht gegeben – bei satten 434 Treffern des weißen Balletts.
33 – There were 33 uninterrupted passes in the build-up to Eden Hazard’s ???????? goal this evening; since 2003-04 (as far back as data is available), this is the most in the build-up to any of @realmadriden‘s 434 goals in the Champions League in this period. Waltz. pic.twitter.com/zzcG3ME7Vd
— OptaJose (@OptaJose) September 6, 2022
Während die Sportzeitung MARCA auf ihrem Mittwochscover die Mannschaft generell für die Performance im stimmungsvollen Celtic Park lobt („Der Champion macht weiter sein Ding“), singt die AS speziell ein Loblied auf die teuerste Verpflichtung der Vereinshistorie. „Hazard schließt sich der Party an“, lautet der Titel nach dem sechsten Triumph im sechsten Saisonspiel, während es online nach dem Spiel dort hieß: „Hazard war Benzema.“
Ya está aquí la #portadaAS del miércoles, 7 de septiembre
Hazard se suma a la fiesta pic.twitter.com/7HWH5zyQI5— Diario AS (@diarioas) September 6, 2022
Benzema-Beschwerden und Mallorca-Spiel als Chance
In bislang drei Jahren einer von extrem wenigen Lichtblicken des zu Zeiten beim FC Chelsea so atemberaubenden Angreifers. Auch Ancelotti gefiel, was er da sah. Hazard sei „entscheidend“ gewesen und ein „wichtiger Spieler für uns“, woraufhin der Italiener dem Mann des Tages über die Öffentlichkeit noch mit auf den Weg gab: „Jetzt so weitermachen.“
Genau darum geht es. Dass Hazard die Saison zu seiner machen möchte, ist hinlänglich bekannt. Während er unter Zinédine Zidane ständig durch Verletzungen zurückgeworfen wurde, ist es unter der Regie von Ancelotti schlicht die Konkurrenz, die ihm in der Regel zum Zuschauen verdammt. Wenn Vinícius und Benzema spielen können, spielen sie.
Zumindest der Franzose ist dazu jetzt vielleicht erst einmal nicht in der Lage. Eine Untersuchung steht aus, angesichts des nicht allzu hohen Schwierigkeitsgrads am kommenden Sonntag im Estadio Santiago Bernabéu gegen RCD Mallorca (14 Uhr, im REAL TOTAL-Liveticker und bei DAZN) wären Ancelotti und Benzema sicherlich gut beraten, einen Einsatz von Beginn an lieber zu vermeiden. Auch, damit Hazard gegen die Balearen – und nicht nur gegen sie – da weitermachen kann, wo er in Glasgow aufgehört hat.
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