Kommentar

Erst Isco, jetzt Bale: Liebe Kollegen, ihr macht euch lächerlich!

Keine Woche vergeht, in der irgendein spanisches Medium aus irgendeinem „direkten Umfeld“ irgendeines Spielers nicht Wechselabsichten eines Akteurs herausgehört haben will. Fokussierten sich MARCA und Co. in letzter Zeit aufgrund des „BBC“-Comebacks auf Isco, so steht nun mal wieder Gareth Bale, der in den letzten vier Partien nur einmal von Beginn an spielte, im Fokus der spanischen „AS-Geier“. REAL TOTAL-Redakteur Kerry Hau findet das nur noch lächerlich.

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Bale dürfte mal wieder nach einer „Facepalm“ zumute sein – Foto: Pierre-Philippe Marcou/AFP/Getty Images

Aus dem Leben eines Sportjournalisten

Donnerstagmorgen, 8:30 Uhr. Ich musste, obwohl ein zwölf-stündiger Arbeitstag hinter mir lag, sowieso aufstehen. Allerdings wäre ich lieber von virtuellem Vögelgezwitscher geweckt worden. Stattdessen beendete eine ohrenbetäubenden Push-Mitteilung auf meinem Smartphone meinen Schlaf. Sie kam von der MARCA, der größten spanischen Sportzeitung, und hatte folgende Botschaft für mich parat: „Gareth Bale verlässt Real Madrid im Sommer!“ Schon wieder. Ich wusste nun nicht, ob ich darüber lachen oder weinen sollte. Schließlich sollte man niemals mit dem falschen Fuß aufstehen. Irgendwie kam ich aber nicht umhin, mich über die MARCA aufzuregen. Und das nicht nur über das heutzutage leider immer noch oft als „Madrider Hausblatt“ bezeichnete Medium. Sondern über die gesamte spanische Sportpresse. Eigentlich hätte mir nach den letzten Partien und der Startaufstellung Leganés (3:1) klar sein müssen, dass eine derartige Nachricht folgen würde. Aber ich glaubte fest daran, dass sich meine Kollegen in ihrer Dreistigkeit nicht noch weiter überbieten würden. Von wegen!

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Vor zwei Wochen war’s Isco, davor Ronaldo, jetzt Bale

Nach Ronaldos angeblicher Freigabe-Forderung und seinem Dementi soll vor zwei Wochen noch Isco aufgrund einiger Einsätze von der Bank aus plötzlich total unzufrieden gewesen sein und keine Rolle mehr in den Zukunftsplänen des Klubs gespielt haben soll, bis Zinédine Zidane mit einer deutlichen Ansage („Ich liebe Isco, er soll für immer hier bleiben“) dazwischen grätschte und diese von AS und EL CHIRINGUITO in die Welt gesetzte Ente beerdigte. Nun ist Bale an der Reihe. Mal wieder Bale, den sie in Spanien sowieso nicht mögen, weil er die Sprache immer noch nicht spricht und die britische der iberischen Küche vorzieht. Peinlicher als diese Einstellung ist nur die Berichterstattung: Wenn er spielt, ist er schlecht – obwohl er trotz seines großen Verletzungspechs bei neun Toren und sechs Vorlagen steht, was ihn nach CR7 zum Zweiteffektivsten dieser Saison macht – und wenn er nicht spielt, will Real ihn nicht mehr. Diese Art der Berichterstattung ist lächerlich – und nicht mehr als ein ausgemachter Schwindel, um Unruhe im Umfeld des Vereins zu stiften. Und um Zeitungen zu verkaufen, Quoten zu erhöhen.

Unruhe stiften, Zeitungen verkaufen

Es ist kein Geheimnis, dass Bale höchste Anerkennung bei Real-Präsident Florentino Pérez und seinen Mitspielern genießt. Er ist ein freundlicher und gebildeter Kerl, wovon ich mich am Rande des Champions-League-Finals im vergangenen Jahr selbst überzeugen durfte. Er weiß selbst genau, dass er aufgrund seiner Verletzungsanfälligkeit nicht jedes Spiel von Anfang an bestreiten kann, das verdeutliche auch Zidane am Mittwochabend. Klar: Dass er gegen PSG nicht in der Startelf stand, mag ihn enttäuscht haben. Aber Bale ist kein Ego. Er ist ein Teamplayer ohne allzu große Star-Allüren, obwohl „Garethcito“ zu den Top-Stars gehört. Und für diese Bodenständigkeit wird er innerhalb des Klubs sehr geschätzt.

Wie viele Dementis soll es noch geben?

Man sollte zwar nicht komplett ausschließen, dass im Sommer der eine oder andere neue „Galáctico“ kommt und der Waliser gewinnbringend verkauft werden könnte, ihn aber im Februar zum drölften Male abzuschreiben und von einem besiegelten Abschied zu berichten? „Come on“, würde der „Express aus Cardiff“ jetzt sagen. Als „Müll“ bezeichnete Bale-Berater Jonathan Barnett Gerüchte erst im November, als „lächerlich“ im Juli, und erneut als „Müll“ vor genau einem Jahr.

In den drei verbleibenden Monaten der Saison kann viel passieren. Es ist ja noch nicht einmal klar, ob Zidane bleibt. Wenn man all diesen Zeitungen, die Tag für Tag unter Verkaufsdruck stehen, Glauben schenkt, wird der gesamte Kader im Sommer ausgetauscht. Entschuldigung, aber das kann ich nicht ernst nehmen. Und ihr, liebe Leser, bitte auch nicht. Ich frage mich gerade sowieso, warum ich diesen Text geschrieben habe. Eigentlich sollte man solche Berichte ignorieren und weiter schlafen. Aber das ging heute nicht. Nicht nach diesem ohrenbetäubenden falschen Alarm. Mal wieder.

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Kommentare
Solche Pseudo-Nachrichten werden aber immer genüsslich von anderen Medien aufgeschnappt und dann als Fakten dargestellt. Habe das heute schon bei einigen (ehemals seriösen) deutschsprachigen Sportseiten gesehen, selbstverständlich ohne Quellenangabe, denn die Konkurrenz soll ja möglichst keine Klicks erhalten. Für die Ronaldo-Gerüchte haben solche Seiten bestimmt schon einen eigenen Redakteur.
 
Das kommt noch dazu und macht's noch trauriger. Teilweise dichten sie sogar noch was dazu ("Bayern angeblich dran", wie bei Isco) oder noch schlimmer, wenn der Müll von Fake-News-Portalen wie "Don Balon" oder "Diario Gol" übernommen wird, die ihre "Artikel" täglich beim Stuhlgang schreiben und die Haufen, die sie herunter spülen, dankbar bei Sky, Sport1 und Co aufgenommen wird...

Solche Pseudo-Nachrichten werden aber immer genüsslich von anderen Medien aufgeschnappt und dann als Fakten dargestellt. Habe das heute schon bei einigen (ehemals seriösen) deutschsprachigen Sportseiten gesehen, selbstverständlich ohne Quellenangabe, denn die Konkurrenz soll ja möglichst keine Klicks erhalten. Für die Ronaldo-Gerüchte haben solche Seiten bestimmt schon einen eigenen Redakteur.
 
Warum gilt die Marca eigentlich als Hausblatt? Schreiben mittlerweile leider auch nur noch Müll.
 
Weil's früher mal so war, als deren Reporter (wie von anderen Medien auch) mit der Mannschaft verreisten/flogen, teilweise sogar R9 und RC3 morgens aus der Disko getragen haben, oder noch in der Kabinendusche mit den Spielern Interviews führten. Doch durch die Mourinho-Ära hat sich vieles verändert, eigentlich zum positiven, sodass der Klub diese Medien immer weiter außen vorlässt, weil die ihre Macht ausnutzten (Startelf vorab verrieten, noch mehr Unruhe stifteten als heute) und zB Kooperationen beendet, so kriegen MarcAS schon länger keine "Klub-Geschenke" mehr für deren Abonnenten (zB Schlüsselanhänger) und natürlich: kaum noch exklusive Interviews. Aber in deutschen Köpfen ist MARCA immernoch das Hausblatt, so wie Madrid immernoch ein Schuldenklub ist...

Warum gilt die Marca eigentlich als Hausblatt? Schreiben mittlerweile leider auch nur noch Müll.
 
Ach das geht doch noch ;P
Ich habe seit dem letzten Sommer vermehrt darauf geachtet welche verrückten Gerüchte von welchen Medien gestreut werden.
Und "Diario Gol" hat die mit Abstand kreativsten Redakteure. Zu Beginn findets man auf eine Art und Weise traurig und man regt sich drüber auf. Mittlerweile finde ich es ziemlich lustig und ich feiere sie zum Teil für ihre Dreistigkeit. Die schreiben Sachen, mein Gott. :D Ich stelle mir häufig vor wie sie bei der "Arbeit" ,lachend vor sich hin, ihre Artikel zusammenstellen.
 
Danke! Ich kann mittlerweile auch nur noch den Kopf schuetteln.

Kleiner Hinweis:
Man kommt nicht "umhin", etwas zu tun.
Im Text wird die Vokabel "umher" verwendet.
 
Das ist es ja was Zidane gemeint hat, der Trainerjob ist "zermürbend" - nirgends auf der Welt bei keinem anderen Verein sitzen dir die Presse Hyänen so im Nacken wie in Madrid bei Real.

Was die "Marca" nicht schon alles wusste und zu wissen glaubte in den letzten Jahren...Musterbeispiel letztens der schon für fix gemeldete Torhüter Wechsel von Kepa Arizabalaga. :headbang:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich stimme Kerry in allem zu.

Aber finde es aber etwas heuchlerisch, da REALTOTAL selbst gerne hanebüchene Gerüchte übernimmt und als News veröffentlicht.
Insbesondere betreffend der regelmässig sich wiederholenden Ronaldo Wechselgerüchte.
Copy&Paste-Journalismus wird leider immer mehr zur Norm. Ist ja auch einfacher als erst mal die Fakten zu prüfen oder Statements der Betroffenen abzuwarten oder gar selbst einzuholen.
 

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