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Kommentar zum Ballon d‘Or für Karim Benzema: So klar wie nie

Die französische Fußball-Fachzeitschrift FRANCE FOOTBALL überreicht den Ballon d‘Or im Jahr 2022 an Karim Benzema. An wen denn auch sonst? Das Resultat ist so klar wie nie und die Auszeichnung für den Kapitän von Real Madrid maximal verdient, kommentiert auch REAL TOTAL-Redakteur Filip Knopp.

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Benzemas Triumph ist klar und verdient – REAL TOTAL-Grafik: IMAGO / NurPhoto, L’ÉQUIPE

Ballon d‘Or: Benzema brauchte keinen Wahlkampf

MADRID/PARIS. Er „orchestriert die Kampagnen gut, stillschweigend, ohne Abweichungen. Alles, was er tut, ist autorisiert“, sagte der Direktor von FRANCE FOOTBALL, Pascal Ferré, kürzlich. Gemeint: Florentino Pérez. Kontext: die Vergabe des Ballon d‘Or 2022 am Montagabend in Paris. Das französische Fußballmagazin organisiert die Abstimmung und vergibt den Award, für den Real Madrids Präsident zumindest dieses Jahr aber eigentlich gar keinen öffentlichkeitswirksamen Wahlkampf in die Wege leiten musste.

Sein Schützling Karim Benzema hat allein mit seinen sportlichen Taten auf dem Rasen derart viel Eigenwerbung in Sachen Goldener Ball betrieben, dass dies schlicht genügte, alles andere darüber hinaus nicht benötigt wurde. Vergangenes Jahr beispielsweise, als der französische Top-Angreifer eigentlich zu den Top-Favoriten zählte, machten sich einige Wochen zuvor mit Ronaldo, Roberto Carlos und Zinédine Zidane absolute Legenden des Fußballs und von Real für eine Benzema-Wahl stark. Ergebnis: vierter Platz, enttäuschend.

Es gibt Maschinen wie Real Madrid, die sehr stark sind. Sie sind intelligent, indem sie einen einzelnen Spieler unterstützen. Jahrelang war es Cristiano Ronaldo, jetzt ist es Karim Benzema. Das verhindert, dass die Stimmen verstreut werden. Sie wissen, wie das funktioniert. Pascal Ferré zur spanischen Nachrichtenagentur EFE

Ballon d‘Or: Im Frühsommer war alles klar

Knapp elf Monate später steht er bei der Vergabe des prestigeträchtigsten Einzelpreises des Weltfußballs ganz oben – nach einer „Bewerbungsphase“, in der die Konkurrenz irgendwann gar keine Konkurrenz mehr war. Spätestens Anfang Mai, nach abermals überragenden Auftritten in der für den Gewinn des Ballon d‘Or so bedeutenden Champions League war klar, dass Benzema ihn gewinnen wird. Und zwar jedem. Lionel Messi zum Beispiel meinte wenig später: „Es ist ganz klar, dass Benzema ein spektakuläres Jahr hatte. Er war seit dem Achtelfinale fundamental. Ich denke, dieses Jahr gibt es keine Zweifel.“

9. März: Nach einer 0:1-Niederlage im Achtelfinal-Hinspiel der Königsklasse gegen Paris Saint-Germain schießt der Kapitän das weiße Ballett mit einem Hattrick binnen 17 Minuten ins Viertelfinale. 6. April: Mit einem Dreierpack beim FC Chelsea legt er im Hinspiel den Grundstein zum Weiterkommen. 12. April: Mit seinem 2:3-Endstand in der Verlängerung beschert er Real den Halbfinal-Einzug. 26. April: Bei der 3:4-Pleite gegen Manchester City schnürt er einen Doppelpack. Als es 2:4 steht, verwandelt der 34-Jährige einen Elfmeter per Heber. 4. Mai: Rodrygo Goes rettet Real gegen die „Skyblues“ in die Verlängerung, dann beweist Benzema vom Punkt aus erneut Nerven und löst mit dem 3:1 das Final-Ticket. Krönung: der Titelgewinn gegen den FC Liverpool.

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Ein Meisterwerk à la Cristiano Ronaldo

Seine K.o.-Phase war mit zehn vitalen Erfolgserlebnissen ein Meisterwerk, mit dem er sich nicht mal vor einem fußballerischen Giganten wie Cristiano Ronaldo verstecken muss. Dem war das in der Saison 2016/17 ebenso mit zehn Toren gelungen. Ein Meisterwerk, das auch über den Madridismo hinaus überhaupt gar keine Gedanken aufkommen ließen, dass ein anderer Profi realistische Chancen auf den Ballon d‘Or hat. Vielmehr wurden die Stimmen lauter, wonach das Resultat diesmal so eindeutig wie wohl nie zuvor sei. Das liegt natürlich auch daran, dass Ronaldo und Messi ihre große Zeit hinter sich haben.

Benzemas beste Argumente: Dass er den Henkelpokal gewann, dabei Torschützenkönig wurde (15). Dass er die spanische Meisterschaft gewann, auch dabei Torschützenkönig wurde (27). Seine weiteren Errungenschaften in der höchsten europäischen Spielklasse: Bester Scorer, Auszeichnung zum Spieler der Saison, mit Thibaut Courtois und Kylian Mbappé meiste Auszeichnungen zum Spieler der Woche, Schütze des besten Treffers der Saison, Teil des Teams der Saison der UEFA. Seine weiteren Errungenschaften in der Liga: Bester Scorer, Auszeichnung zum Spieler der Saison, meiste erzielte Siegtore, meiste Auszeichnungen zum Spieler des Spiels, meiste Auszeichnungen zum Spieler des Monats.

Bernabéu gratuliert Benzema vorab

Mit Real räumte Benzema zu Beginn des Jahres bereits die Supercopa de España ab. Im Halbfinale gegen den FC Barcelona gelang ihm ein Tor und ein Assist, im Endspiel gegen den Athletic Club ein Tor. Im Oktober 2021 war er für seine französische Nationalmannschaft im Final-Modus bei der Nations League entscheidend, indem er im Halbfinale gegen Belgien (3:2) und im Endspiel gegen Spanien (2:1) je einmal einnetzte. Das fließt ebenfalls ein, da inzwischen nicht mehr ein Kalenderjahr gewertet wird, sondern eine Saison.

Das Wasser reichen konnte ihm im Zusammenspiel zwischen individueller Performance und kollektivem Abschneiden, das mit Anpassungen der Regeln beim Ballon d‘Or nun erst recht ins Gewicht fällt, niemand. Kein Wunder, dass die Fans im Estadio Santiago Bernabéu ihn schon am Sonntag bei seiner Auswechslung gegen den FC Barcelona zu seinem erfüllten Traum von dieser Trophäe mit Sprechchören gratuliert haben.

Wie maximal verdient kann so ein Award sein? Benzema: ja.

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Übrigens: Ich hätte KdB auf Platz 2 gesehen. Er spielt Zucker und ist einfach unfassbar stark. Hätte jetzt ehrlich gesagt nicht gedacht, dass Manes letzte Saison treppchenwürdig direkt hinter Benz gewesen ist:idk:.
Lag bei Mane nur am Afrika Cup, KdB hat halt nur die meisterschaft gewonnen
 

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