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Kommentar: Zeit, um Carlo Ancelotti zu loben

Real Madrid siegt im Derbi Madrileño souverän mit 2:0 gegen Atlético Madrid. Laut REAL TOTAL-Redakteur Adrian Kühnel ist vor allem einer löblich in den Vordergrund zu stellen: Cheftrainer Carlo Ancelotti. Der Italiener haucht den Königlichen seit seiner Rückkehr im Sommer 2021 neues Leben ein – und weckt Euphorie auf mehr. Endlich hat der spanische Rekordmeister wieder einen Übungsleiter, der zu begeistern und Spieler auf das nächste Level zu heben weiß.

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Kommentar Carlo Ancelotti
REAL TOTAL-Redakteur Adrian Kühnel singt ein Loblied auf Carlo Ancelotti – Foto: Privat, IMAGO / ZUMA Wire

Mit 42 Punkten Tabellenführer in LaLiga, starke 13 Zähler Vorsprung auf Atlético Madrid, sagenhafte 18 auf den FC Barcelona: Das alles ist Carlo Ancelotti in seiner Funktion als Chefcoach von Real Madrid zuzuschreiben. Der 62-Jährige gewinnt am Sonntagabend auch das Derbi Madrileño gegen Diego Simeones Truppe – das wohlgemerkt erstmals in der Primera División – und steht nach 17 Spieltagen bei 13 Siegen, drei Remis und nur einer einzigen Niederlage. Wer hätte das vor der Saison gedacht?

Die Königlichen stehen absolut verdient dort, wo sie stehen: An der Spitze. Weil Ancelotti weiß, wie er seine Mannschaft zu führen und zu kontrollieren hat. Die Blancos besiegeln mit dem 2:0 gegen Atlético wettbewerbsübergreifend nicht nur ihren zehnten Sieg in Folge – der Fußball, den „Don Carlo“ spielen lässt, ist abermals auch schön anzuschauen. Unter dem Italiener ist eine klare Spielidee zu erkennen: Der Spielaufbau basiert auf einem taktischen Konzept, Offensivaktionen wirken ausgeklügelt – aber doch kreativ. Ancelotti weckt endlich wieder Begeisterung, Spiele von Real Madrid anzusehen.

Das war unter seinem Vorgänger Zinédine Zidane teilweise anders. Zumindest zur zweiten Amtszeit des Franzosen. Zwar holte der 49-Jährige mit den Merengues 2020 noch die Supercopa und den letzten Meistertitel, doch waren die Siege oft „dreckig“ und wenig ästhetisch. Der Spielaufbau wirkte unter „Zizou“ teils auf Zufall basiert, Offensivaktionen zu ideenlos. Ancelottis Real hat allein in den bisherigen 17 Ligaspielen schon 39 Tore erzielt. In der Vorsaison waren es unter Zidane in der kompletten Ligasaison 67 Tore. Spielen die Königlichen unter Ancelotti so weiter, kommen sie am Ende der Spielzeit bei 20 Toren mehr als in der Vorsaison unter Zidane raus.

Der Wechsel vom Franzosen zum Italiener kam für Real Madrid genau zum richtigen Zeitpunkt. Zidane wirkte amtsmüde – und konnte Spielern und Verein auch deshalb kein neues Leben mehr einhauchen. Ancelotti startete seine zweite Amtszeit beim spanischen Rekordmeister dafür mit neuem Elan und einer ganz besonderen Motivation: Diesmal will er nicht wieder entlassen werden, er möchte mehr als den Champions-League-Titel und die Copa del Rey gewinnen. Diese Saison ist wohl mindestens der Meistertitel fällig.

Ancelotti hat im Sommer genau an den richtigen Stellschrauben gedreht: Er hat so ziemlich jeden Spieler nochmal auf ein neues Level gehoben. Anfangen im Tor bei Thibaut Courtois, der letzte Saison schon stark auftrat, aber in dieser Spielzeit nochmal einen Sprung gemacht hat. Oder auch Éder Militão, der unter Zidane teilweise kaum Beachtung fand, sich unter Ancelotti aber bislang prächtig entwickelt. Auch das Dreier-Mittelfeld um die Routiniers Luka Modrić, Casemiro und Toni Kroos zählt wieder zu den besten Mittelfelds oder ist gar (wieder) das beste Mittelfeld der Welt.

Und im Angriff spielt Vinícius Júnior unter Ancelotti derart beeindruckend auf, dass der 21-jährige Brasilianer derzeit völlig zurecht Ovationen im Abonnement des Estadio Santiago Bernabéu erhält. Doch selbst Spieler wie Marco Asensio, der zwischen Startelf und Joker-Rolle wechselt, stehen plötzlich wieder im Fokus – während unter Zidane noch über einen Abgang spekuliert wurde. Ähnlich verhält es sich bei Luka Jović, der unter Ancelotti eine ganz andere Körpersprache an den Tag legt als unter Zidane.

Dieser Ancelotti erhält sämtliche Lobeshymnen völlig zu Recht. Und das sich ausgerechnet Simeone nach der Derby-Niederlage vor seinem Kollegen verneigt, zeigt den Stellenwert, den der Real-Coach und seine gegenwärtige Spielweise in der Fußballwelt besitzt. „Real spielt einen Fußball, der mir sehr gefällt, auf hohem Niveau und mit schnellen Umschaltaktionen, dazu mit einem großartigen Trainer, der viele Dinge gut macht, vieles verbessert hat… Sie kommen auf dein Tor zu und oft wird es gefährlich. Sie befinden sich in einer sehr starken, konstanten Verfassung“, schwärmt der Atlético-Trainer. Ancelotti muss seine Erfolgsformel nur am Laufen halten, dann dürfen sich die Real-Fans vermutlich noch auf so einige Spektakel in dieser Saison und auch darüber hinaus freuen. Vertraglich ist „Carletto“ ja noch bis 2024 an die Madrilenen gebunden.

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Kommentare
Es wäre sehr schön, wenn das wirklich der Fall ist und es sich am Ende auszahlt. Irgendwie bin ich momentan wirklich etwas gespalten.

Momentan sprechen die Resultate und die nach oben zeigende Formkurve klar für Carlo. Die Bilanz, von 6 wichtigen Spielen gegen Athtletic, Sheriff, Sevilla, Sociedad, Inter und Atletico alle zu gewinnen mit nur 1 Gegentor ist brutal stark und muss man neidlos anerkennen. Die Stammelf scheint sich nach ein paar knorzigen Auftritten mittlerweile gefunden zu haben und spielt immer besser, Vini ist nach wie vor in Überform, KMC trumpft mit etwas Anlauf nochmal auf, die Verteidigung hat sich, von ein paar Mendy Unsicherheiten, stabilisiert, T-Bo ist überragend, Benze ist weiter überragend und Pintus scheint die kleinen Verletzungen gut in den Griff bekommen zu haben.

Soweit so gut, und doch bleibt bei mir immer ein Auge auf der Rotation und 2014. Vielleicht bin ich auch schlicht zu paranoid deswegen und durch die schwache Konkurrenz ist die Chance dieses Jahr tatsächlich grösser, dass man am Ende als erster über die Ziellinie geht. Mal sehen.

Ich würde sagen Carlo und die Mannschaft haben den ersten grossen Charaktertest der Saison mit Bravour bestanden. Entscheidend ist jetzt, was man in den nächsten Wochen daraus macht, wie man die Belastung steuert und wie man mit eventuellen Rückschlägen umgeht. Auf der Erfolgswelle reitend geht immer alles etwas leichter von der Leber, aber wahrer Charakter und Leistung zeigen sich oft eher schwierigen Momenten. Und genau diese Momente waren bei aller Kritik Zidanes Spezialgebiet. Carlo hat es jetzt in der Hand, er kann eine erfolgreiche Saison daraus machen oder den Karren wieder mit 300 gegen die Wand fahren.

Ich bin da ganz bei Dir. Ich bin auch nicht mit allem zufrieden und hätte einige Punkte zu kritisieren, aber diese Serie ist einfach bockstark. Ich wüsste nicht, welcher Trainer bislang mit dieser Kader, der nicht perfekt ist, weitaus bessere Resultate eingefahren hätte. Vielleicht hätte man noch attraktiveren Fußball sehen können, aber sogar die Bayern müssen bei Ihrer Balance aufpassen und kassieren zu viele Gegentore, die sie offensiv auffangen müssen. Daher bin ich in dieser Spielzeit etwas milder mit dem Team und Trainer, obgleich ich davor warne, gar nicht zu rotieren und Spieler wie Valverde, Camavinga, Rodygo, Hazard und Jovic überhaupt nicht zu nutzen oder mit Alibieinsätzen abzuspeisen.

Ich wünsche mir einen schrittweisen personellen Neuaufbau. Dafür braucht man finanzielle Ressourcen. Je besser man dieses Jahr sportlich abschneidet (Ligatitel, CL-VF oder mehr), dazu die Stadioneinnahmen (z.B. im Vergleich zur BuLi und den Bayern kann man hier aktuell wesentlich mehr einnehmen) und die Schwäche der Konkurrenz (ich würde nicht ausschließen, dass Atletico oder Barcelona - eher Letztere - den direkten Einzug in die CL verpassen), desto besser positioniert man sich finanziell und am Transfermarkt. Dies ist v.a. auch im Vergleich zur PL wichtig, mit der wir uns messen müssen. Nach aktuellen Stand droht hier eine Zweiklassengesellschaft, bei der bestenfalls die Bayern, Juve, Paris und wir in den kommenden Jahren konkurrieren können, wobei Paris Mbappé an uns verlieren könnte und Juve national große Probleme hat. Alleine aus dieser Überlegung heraus wäre ich sehr dafür diese Saison, die als Übergangssaison gedacht war, alles mitzunehmen, was geht. Es werden sportlich wieder schlechtere Phasen und Zeiten folgen, für die an sich wappnen muss. Umgekehrt kann man schon jetzt den Grundstein legen, um national in den kommenden Jahren zu dominieren. Die Katalanen werden merken, dass ohne Xavi, Iniesta, Messi, Neymar, Suarez, Pique oder Alba die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Bei uns sind Ramos, Varane, Marcelo und Ronaldo "weg" (es fehlen noch KMC, Carvajal und Benzema) und wir haben es bisher etwas besser verkraftet. Jedoch stehen auch uns noch herausfordernde Zeiten bevor.
 
Erstmals wirklich ein grosses Lob an Ancelotti! Er hat den Spielwitz wieder nach Madrid gebracht und bereitet uns Fans grosse Freude! Man getraut sich kaum ihn wegen den sehr guten Ergebnissen zu kritisieren, aber ich möchte es trotzdem wagen. Das Stammpersonal ist sehr gut eingespielt, doch vermisse ich die stärkere Einbindung der jungen Wilden. Ich hoffe sehr, dass Ancelotti Spielern wie Valverde, Camavinga, Guti und Blanco mehr Spielzeit geben, damit man die nicht verrotten lässt. Zudem haben "leider" auch die Oldies nicht mehr unendliche Energie. Das finde ich, darf man schon "kritisieren". Ansonsten gibt es da nichts hinzuzufügen:)
 
Mir persönlich ist das alles etwas zu einseitig geschrieben, wohl auch der momentanen Euphorie geschuldet. Carlo hat sicher seinen Anteil daran, dass einzelne Spieler stark auftreten und sich verbessert haben. Aber es ist sicher auch nicht nur sein Verdienst. Militao zB ist nun Stammspieler, das gibt ihm mehr Sicherheit und die Abstimmung stimmt besser. Das hat mit Carlo erst einmal nichts zu tun. Auch Courtois, der war doch die letzten Saisonen schon unsere Lebensversicherung. Und die potentiell 20 Tore weniger am Ende werden ziemlich genau jene von Vini sein, der heuer ein ganz anderer Spieler ist. Es ist sein drittes Jahr, mag sein, dass der Italiener seinen Anteil daran hat aber er hat ihn sicher nicht allein plötzlich besser gemacht.
Die größte Veränderung ist zweifelsfrei die direktere Spielweise, was mir persönlich gefällt (auch wenn ich sichtlich oft das Pech habe, zu den schwächeren Spielen einzuschalten) und wo Carlo eindeutig "Schuld" im positiven Sinne hat. Bei den anderen Aspekten hat er bestimmt seinen Anteil aber die Umstände spielen ihm aktuell auch in die Karten.
 
Es ist schön das ganze momentan.
Wegen die Rotation es waren starke Spiele letzter Zeit mit Sevilla, real sociedad, Inter, Atlético und war wichtig zu Siegen und wenn man sieht große Mannschaften außer City und Chelsea und wenige Ausnahmen die anderen spielen immer mit den gleichen Stammpersonals als Beispiel Liverpool, PSG… außer paar Ausnahmen wenn verletzte da sind
Und wegen die Rotation ist Atlético weit geschlagen sind, sie haben öfter mit verschiedenen Formationen gespielt und fehlt da die Automatismen sie haben viele starke Spieler und sollten eigentlich mit solchen Spieler weit vorne sein
Es ist besser jetzt die Punkte einzufahren und Februar, März wenn die heisse Phase anfängt kann man mehr rotieren
Zum Beispiel Atlético hat gegen Mallorca verloren und Punkte liegen lassen.
Denke jetzt kommt eine Phase wo man Valverde, Camavinga, Rodrygo auf links, Hazard Spielzeit geben
 
Wahrscheinlich bin ich hier wieder mal das Haar in der Suppe, aber ich bin weiterhin der Meinung, dass dieses wenige Rotieren uns am Ende das Genick brechen wird!
Du bist kein Haar ,du bist ne Perücke :D
 

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