
Man kann ein Spiel verlieren, das ist klar. Vor allem ein Vorbereitungsspiel, das steht auch außer Frage. Und auch wenn ich kein Freund davon bin, schwache Darbietungen in Testspielen überzudramatisieren, regt diese 3:7-Niederlage (3:7!) gegen Atlético beziehungsweise – oder vor allem – ihr Zustandekommen durchaus zum Nachdenken an. Oder anders gesagt: Die Skepsis gegenüber dem Projekt Neuanfang unter Zinédine Zidane ist weiter gestiegen.
Natürlich, abgerechnet wird am Schluss, wie es so schön heißt. Oder wie Zidane auf der Pressekonferenz nach der Begegnung richtig anmerkte: „Am 17. August müssen wir bereit sein, das ist der erste Spieltag und dann werden wir sehen.“ Aber für den Moment tut man sich als Real-Fan irgendwie schwer, dem Saisonstart optimistisch entgegen zu blicken. Zu eklatant sind dafür aktuell die Fehler in der Rückwärtsbewegung, zu wenig ist aktuell von der von „Zizou“ immer wieder propagierten taktischen Neuausrichtung zu sehen.
Ja, wir befinden uns mitten in der Vorbereitung und die Umfänge respektive Intensität der vergangenen Trainingseinheiten vermag man als Außenstehender keineswegs seriös einschätzen zu können. Dennoch wirkt es für den Moment so, als hätte man die Probleme der vergangenen Spielzeit nahtlos mit in die „Pretemporada“ geschleppt. Im Spielaufbau mangelt es oftmals an kollektiven Lösungen und man ist auf kreative Geistesblitze einzelner Spieler angewiesen. Gegen den Ball entwickelt man kaum Zugriff und agiert phasenweise komplett orientierungslos. Und insbesondere das Mittelfeld der Blancos wirkt weiterhin völlig von der Rolle. Verbesserungen oder Neuerungen im Vergleich zur vergangenen Spielzeit? Kaum. Weder taktisch noch personell.
Insbesondere der letzte Punkt ist es, der bei mir aktuell die Skepsis gegenüber dem Projekt Neuanfang unter Zidane wachsen lässt. Man hat phasenweise das Gefühl, dass „Zizou“ zu sehr an seinen alten Weggefährten festhält und damit in gewisser Weise auch die Entwicklung der Mannschaft blockiert. Zurückzahlen konnten die „Veteranen“ um Luka Modrić Zidanes Nibelungentreue bislang jedenfalls noch nicht. Und auch die Abgänge derart hochveranlagter Spieler wie Marcos Llorente oder Daniel Ceballos – die überdies in der vergangenen Spielzeit noch zu den wenigen Akteuren gehörten, die Leistung zeigten – erschließen sich mir vor diesem Hintergrund (noch) nicht. Gleichzeitig dürften solche Auftritte wie der gegen Atlético Zidane dahingehend in die Karten spielen, dass die Notwendigkeit weiterer Neuverpflichtungen von höchstem Niveau (Stichwort Paul Pogba) nicht länger wegdiskutiert werden kann. Ob man allerdings allein durch personelle Auffrischungen den aktuellen Problemen Herr werden kann? Ich habe da irgendwie meine Zweifel…
Inwieweit diese letztlich tatsächlich angebracht sind, werden die nächsten Wochen zeigen. Noch ist ausreichend Zeit, dass sich gewisse Dinge entwickeln und korrigiert werden können. Für den Moment bleibt einem auch wenig anderes übrig, als auf Zidanes Pläne zu vertrauen. Dieses Vertrauen hat er sich aufgrund der Erfolge der letzten Jahre sicherlich auch verdient. Nach diesem Derby-Desaster schwingt dabei jedoch auch eine gehörige Portion Skepsis mit.
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