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Kommentar zur Super League: Dafür oder dagegen?

Ob ich für oder gegen die Super League bin? Ich weiß es noch nicht! Einiges spricht dagegen, aber bei manchen Dingen sehe ich keinen Nachteil zu dem, was die UEFA tut und plant. Der Versuch eines Kommentars zur geplatzten Bombe am Sonntagabend.

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Nils Kern sieht sowohl Pro- als Kontra-Argumente zu den Super-League-Plänen

Wie eine Drohung hallt das Wort Super League seit Monaten durch Zeitungen und Twitter, und doch wusste keiner so richtig, womit genau gedroht wurde. Als es endlich Fakten gab, war mein erstes Gefühl: Erleichterung. Erleichterung, weil die Super League NICHT als Ersatz für die nationale Liga gelten soll („Spiele unter der Woche, sodass alle Klubs weiterhin an ihren jeweiligen nationalen Wettbewerben teilnehmen können.“). Ob Real, United, Juventus und Co. überhaupt noch erlaubt wird, in ihren Ligen mitspielen zu dürfen, sei mal dahingestellt – aber glaubt wirklich jemand, dass der Verband Barça die rote Karte zeigt? Für mich haben die nationalen Wettbewerbe klar Vorrang, das Alltagsgeschäft ist das Wichtigste, hier können Cádiz und Levante sich noch mit den Großen messen und von ihnen profitieren – sei es durch die dank Real höheren TV-Gelder oder durch die erhöhten Ticket-Verkäufe wenn Messi ins Benito Villamarín kommt. Hier können Dawids noch Goliaths schlagen. Der europäische Wettbewerb kommt in meinen Augen dann on top. Dass es hier Reformen benötigte, ist klar. Stillstand ist im Billionen-Geschäft Fußball Gift – so nüchtern muss man es sehen. Solange also die ältesten Wettbewerbe – die Ligen – unangetastet bleiben, bin ich pauschal erstmal offen für Neuerungen oder zumindest Änderungen.

Aber: Ein „geschlossener“ Wettbewerb, in dem zwölf oder 15 Granden nur fünf weiteren Klubs gestatten, sich ihrer Exklusiv-Orgie anzuschließen? Das sehe ich kritisch, so brauchen sich Sevilla, Gladbach und Co. kaum noch anstrengen – die Großen blieben unerreichbar, die Lücke unüberwindbar. Andererseits: Die UEFA hatte selbst feste Startplätze in Planung – Arsenal wieder in der Champions League, obwohl sie in den letzten Jahren nie auf Qualifikationsplätzen standen? Und noch mehr Einnahmen für die Ihrwisstschonwen. Das hätte es mehr oder weniger so oder so gegeben. Jetzt könnet man philosophieren über die ohnehin korrupte UEFA – oder die nicht stillbare Gier der Top-Klubs. Wer ist gieriger, UEFA oder Real? Egal ob Champions oder Super League: Wer daran teilnimmt, muss es sich verdienen – durch eine Qualifikation und auch während des Wettbewerbs muss es um mehr als nur „Hauptsache gegeneinander spielen“ gehen. Noch erkenne ich den Reiz der SL nicht, aber auch die CL soll durch vier weitere Teams aufgestockt und weiter aufgeblasen werden mit noch mehr Partien. Änderungen gerne, Änderungen sind irgendwann unvermeidlich, aber hinsichtlich der Anzahl der Spiele sehe ich nicht viele Unterschiede zwischen SL und CL. Es ist wohl die Söder-Laschet-Frage: Welcher Wettbewerb ist das kleinere Übel?

Was ich besonders kritisch sehe bei all der Thematik: Im Gegensatz zu City, Liverpool, Chelsea und Co., wo Investoren dahinter stecken und entsprechend Einzelpersonen über das Schicksal entscheiden, ist Real Madrid (genauso wie Barcelona) ein mitgliedergeführter Verein. Fragt Florentino Pérez die circa 100.000 „Socios“ noch nach ihrer Meinung (spätestens auf der jährlichen Mitgliederversammlung im Spätherbst) oder hat er auch deswegen die „Präsidentschaftswahlen“ extra früh angesetzt, um dem nun aufgekommenen Gegenwind aus dem Weg zu gehen? Wenn die Mitglieder hierbei übergangen würden, wäre das in meinen Augen der eigentliche Skandal.

Denn Fußball gehört in meiner teilweise noch immer leicht naiv-romantischen Welt nur einer Gruppe: den Fans, nicht zwölf Milliardären. Die Fans entscheiden, ob sie Katar 2022 floppen lassen (ich habe „Die Mannschaft“ schon ewig nicht mehr gesehen), die Fans entscheiden durch ihre TV-Quoten – dass die TV-Gelder wichtiger sind als Eintrittsgelder machte spätestens Corona offensichtlich – wie der Erfolg einer SL oder einer reformierten CL ausfällt. Und die Fans müssten zumindest bei Real Madrid über so eine elementare Entscheidung mitbestimmen.

An Drohungen wie Nationalmannschaftsverbot der SL-Spieler glaube ich nicht (halte sie zumindest für sehr schwierig umsetzbar), aber ich traue dem Braten auch noch immer nicht. Am Ende ist es doch ein gewaltiges Druckmachen auf die UEFA, damit mehr Prozente an die Vereine gehen. Viele sind heutzutage pauschal erstmal nicht nur kritisch, sondern direkt ablehnend gegenüber Neuem – egal ob im Technologischen oder Politischen. Aber irgendwann waren auch mal Anschnallgurte, Rauchverbot in Flugzeugen und Pfandpflicht neu und verpönt – oder als die drei-Punkte-Regel eingeführt wurde oder der Weltpokal zur Klub-WM wurde. Ob ich für oder gegen die Super League bin? Ich weiß es noch immer nicht! Vieles ist noch unklar, und am Ende wird es vielleicht doch der größte Furz der Fußballgeschichte sein – ein bisschen hoffe ich darauf.

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von
Nils Kern

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Kommentare
Am meisten habe ich Angst davor, das wir diese Saison noch aus der Liga und CL ausgeschlossen werden. Dann wäre die ganze Saison für nix. Das würde den Spielern und Zidane auf jeden Fall auch nicht gefallen. Da bin ich mir sicher.
 
Am meisten habe ich Angst davor, das wir diese Saison noch aus der Liga und CL ausgeschlossen werden. Dann wäre die ganze Saison für nix. Das würde den Spielern und Zidane auf jeden Fall auch nicht gefallen. Da bin ich mir sicher.

Es gäbe keinen Grund uns diese Saison aus einem Wettbewerb auszuschließen, wenn dann vielleicht ab nächster Saison oder je nachdem wann diese Super League starten würde.
Dann betrifft das aber nicht nur uns ,sondern eben auch Barca und Atletico.

Ich bin mir wie Nils noch total unsicher, weil man eben noch so wenig weiß um sich eine klare Meinung zu machen. Das ist halt gerade ein riesiges Machtspielchen der Vereine und Verbände. Mal sehen was sich daraus noch entwickelt.
 
Wie gesagt, die Superleague ersetzt die Championsleague. Die UEFA hat sich genauso dem Kommerz verschrieben wie die top Klubs. Wer nun damit droht die superleague zu boykottieren(viele Fans) sollte konsequent sein und ebenfalls die Championsleague boykottieren.

Die sportliche Qualifikation ist sicherlich ein berechtigter Kritikpunkt, aber die Leute haben wohl nicht mitbekommen, dass die UEFA ebenfalls feste Plätze für Traditionsverein (top Klubs) plant, von daher sehe ich nicht den Grund das eine zu boykottieren und das eine als den heiligen Gral des Fußball als "den fussball wie wir ihn kennen" anzusehen.
 
Ob wir jetzt dafür sind oder dagegen sei mal dahingestellt, Fakt ist, dass die Super League gewinnen wird! Ich kann euch aber beruhigen: La Liga wird uns niemals aus der Liga verbannen. Ohne uns, Atlético und Barça wäre das ihr Untergang. Uefa wird das wohl eher tun, aber auch sie werden verlieren, weil Teams wie Bayern und PSG dann eben nachrücken werden, weil auch für sie die CL ohne uns, Liverpool, Barça, Juve und wie sie alle heissen, auch nicht mehr dasselbe sein wird. Das weiss auch Perez!

Diese Drohungen sind zwar zumindest von der Uefa ernst gemeint, aber man versucht die Klubs in erster Linie einzuschüchtern. Sie werden ganz klar verlieren, egal wie und egal wann.

Der Gedanke einfach mal so weil man daran teilgenommen hat um die 400 Mio zu kassieren und jede Woche sich mit den besten der Besten zu messen, liest sich aufregend, auch, weil dann die Siegesprämien für die Klubs deutlich höher ausfallen würden. Aber ich kann und will mich damit nicht anfreunden! Ich liebe die CL so sehr, und mein Herzensklub ist just Rekordsieger davon.....die schöne CL-Hymne unter Flutlicht, die Zahl der gewonnen CL-Titel auf dem Trikot, das Staunen wenn ein Verein wie Porto Beispiel City oder Bayern aus der CL wirft, der schöne CL-Pokal, all das wird es einfach so über eine einzige Nacht nicht mehr geben......
 
Fußball Abende ohne CL-Hymne, ob ich mich daran gewöhnen möchte?
 
Finanziell finde ich die Super League ja eigentlich nicht uninteressant. Das Geld steht im Vordergrund, egal ob bei der UEFA, FIFA oder den Super League Clubs.

Aber ich sehe das grösste Problem im sportlichen Aspekt. Die 12 Clubs sind garantiert in der Super League, egal wie schlecht oder gut sie spielen? Heisst das Milan vor 3-4 Jahren wäre auch dabei, etc. obwohl es mit dem damaligen Napoli, heutigem Atalanta, etc. viel bessere Clubs gibt und wohl auch spannendere Duelle? Das hat doch nichts mit Fussball zu tun..
Und wie Nils es bereits geschrieben hat, wieso soll sich ein Sevilla dann noch anstrengen? Was ist mit den kleinere Clubs? Und erzählt mir nicht die haben eine Chance sich zu qualifizieren bei gerade mal 5 Clubs verteilt auf ganz Europa.. was ist mit den kleineren Ligen wie der Liga NOS, Eredivisie etc.?
 
Ganz ehrlich, das ist der größte Blödsinn überhaupt. Auch die Großen leben davon, dass nicht alles rund läuft und die Kleinen brauchen die Großen, zum Einen als "Hassobjekt", zum Anderen als idealistisches Ziel (die Spieler) usw.

Im Grunde bin ich 100% der Meinung von Gary Neville.
 
Ich habe wirklich grosse Angst, dass der Fussball wie wir ihn kennen sterben wird und endgültig nur noch für Geld genutzt wird. Meine einzige Hoffnung derzeit ist, dass die 12 Vereine den ausschluss aus Ihren Liegen und CL nicht riskieren wollen. Unter anderem sollen die Spieler ja auch von den Nationalmannschaften gesperrt werden, was sich wirklich niemand gefallen lassen wird. Generell ich sage das hier und jetzt und werde dazu stehen! Wenn Real alles wegwirft um bei dieser "Super League" mitzumachen kann ich hinter diesem Verein nicht mehr stehen. Diese Liga verkörpert MMN alles was im Fussball so falsch läuft und ich möchte dies nicht unterstützen und keinen Verein der dabei mitmacht. Das ist nicht Real Madrid, das ist nicht Fussball.
 

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