Reportage

Moratas Real-Abgang mündet in WM-Absage – Kritik aus Madrid

Nach seinem Abgang von Real Madrid wollte Álvaro Morata im Trikot des FC Chelsea zeigen, dass er ein Weltklasse-Stürmer ist. Münden sollte seine erste Saison fernab des Estadio Santiago Bernabéu letztlich aber in der Nicht-Nominierung für die Weltmeisterschaft. Aus der spanischen Hauptstadt erhält Morata für seine Ungeduld bei den Königlichen noch einmal nachträglich Kritik. 

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Chelsea's Spanish striker Alvaro Morata reacts after their goal was disallowed during the English Premier League football match between Chelsea and Manchester United at Stamford Bridge in London on November 5, 2017. / AFP PHOTO / Adrian DENNIS / RESTRICTED TO EDITORIAL USE. No use with unauthorized audio, video, data, fixture lists, club/league logos or 'live' services. Online in-match use limited to 75 images, no video emulation. No use in betting, games or single club/league/player publications. / (Photo credit should read ADRIAN DENNIS/AFP/Getty Images)
Morata ging im Juli 2017 für 80 Mio. Euro zu Chelsea – Foto: Adrian Dennis/AFP/Getty Images

Kader-Bekanntgabe: Ein Name fällt nicht

MADRID. Julen Lopetegui setzte sich am Montag um 13 Uhr mit der Pressesprecherin der spanischen Nationalmannschaft auf das Podium und machte kurzen Prozess. 23 Namen nannte der Nationaltrainer bei der Verkündung seines WM-Kaders, nach jedem pausierte er für wenige Sekunden. Wohl, um der schreibenden Zunft ein wenig Zeit zum Notieren zu geben. Einen Profi, der bei der EM 2016 noch bei jeder Partie in der Startelf gestanden hatte, erwähnte der 51-Jährige allerdings nicht: Álvaro Morata.

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Bei Real war Moratas Bilanz besser

Andere seien aktuell eben besser in Form, begründete Lopetegui die Nicht-Berücksichtigung des Stürmers. Eine überraschend Entscheidung – obwohl Morata sich beim FC Chelsea zuletzt hin und wieder abseits der Startelf wiedergefunden hatte. Unter anderem kürzlich bei dem Finale des FA Cups gegen Manchester United (1:0). Insgesamt hat Morata in der abgelaufenen Saison zwar mehr Spielpraxis bei den „Blues“ erhalten als 2016/17 bei Real Madrid, eine bessere Bilanz erzielte er jedoch nicht. Nachdem der 25-Jährige in 43 Partien für die Königlichen 20 Tore geschossen und sechs vorbereitet hatte, brachte er es in London bei 48 Einsätzen neben sechs Assists auf nur 15 Treffer.

Spain's national football team coach Julen Lopetegui holds a press conference in Madrid on May 21, 2018 to announce Spain's 23-man squad for the 2018 World Cup. (Photo by GABRIEL BOUYS / AFP) (Photo credit should read GABRIEL BOUYS/AFP/Getty Images)
Lopetegui verzichtet bei der WM auf Morata – Foto: Gabriel Bouys/AFP/Getty Images

In Madrid zu ungeduldig: Kritiker tadeln Morata

Aufgrund des ausgebliebenen Karriere-Fortschritts und der WM-Absage verleihen in Madrid nicht wenige ihrer Kritik an Morata Nachdruck. Der Vorwurf: Er sei viel zu ungeduldig gewesen, habe an der Concha Espina bei seinem zweiten Anlauf zu schnell schon wieder aufgegeben. Zur Erinnerung: Nach seiner Rückkehr im Sommer 2016 verabschiedete er sich bereits Mitte 2017, weil er gegen Karim Benzema den Kürzeren gezogen hatte.

Ob Morata bei einem Real-Verbleib für das Turnier in Russland berufen worden wäre, ist hypothetisch. Wegen Benzemas oftmals schwacher Leistungen (elf Tore in 46 Spielen) wäre der gebürtige Madrilene aber sicherlich öfter zum Zug gekommen als im Vorjahr. Und wer sich bei dem Champions-League-Triumphator mit guten Auftritten ins Rampenlicht spielen kann, hat automatisch höhere Chancen, sich überhaupt erst einmal einen Platz in der „Selección“ zu sichern. Lucas Vázquez oder Nacho Fernández sind wunderbare Beispiele.

Bei einer Trennung verliert der Spieler – nicht Real

Ex-Blanco Míchel nach der Kader-Bekanntgabe: „Ich gehöre zu denjenigen, die denken: Wenn man bei Real Madrid ist, ist es besser, wenn man nicht geht.“ Denn es heißt seit langem: Kommt es zu einer Trennung, ist nicht der Verein, sondern der Spieler der Verlierer.

„Der Abgang von Morata war für Real Madrid nicht gut, für ihn selbst aber verdammt schlecht. Er hat um sich herum schlechte Ratgeber. Lucas, der in Cardiff auf der Tribüne saß, arbeitete noch mehr, um Spielpraxis zu erhalten und dachte nicht einmal an die WM“, schreibt auf Twitter der Journalist Paul Tenorio. Ein anderer User sagt: „Nacho, Isco, Asensio und Lucas Vázquez haben es geschafft, spanische Nationalspieler zu werden, als sie bei Real Madrid Reservisten waren. Das war dein großer Fehler, Álvaro.“

Immerhin: Schon eine halbe Stunde nach der Hiobsbotschaft meldete sich Morata öffentlich zu Wort und wünschte der Nationalmannschaft für die WM alles Gute. Für den Torjäger ist nun erst einmal Urlaub angesagt. Wie es danach für ihn weitergeht, steht in den Sternen. Auch, weil Antonio Conte, wegen dem er nach gemeinsamen Juventus-Zeiten überhaupt erst an die Stamford Bridge gekommen war, bei Chelsea schon wieder vor dem Aus steht…

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
das ist bitter für ihn.

finde aber auch das er nicht wirklich in das system von spanien passt, selbes gilt für costa. Hoffe das aspas stammstürmer ist der kerl ist von den anlagen her ein ähnlicher spieler wie damals david villa der perfekt in das spanische system gepasst hat.
 
Das ist doch allgemein so das es Spielern scheisse geht wenn die real verlassen. Auser samir khedira der wurde Bissl besser. Özil, di Maria, Alonso usw waren nicht mehr so gut noch wo sie in real gespielt haben. James am Anfang auch Aba er hat sich bei Bayern gesteigert. An sich werden Spieler schlechter, wenn sie real verlassen. Leider gottes hat dieser Fluch auch morata getroffen.
 
Das ist doch allgemein so das es Spielern scheisse geht wenn die real verlassen. Auser samir khedira der wurde Bissl besser. Özil, di Maria, Alonso usw waren nicht mehr so gut noch wo sie in real gespielt haben. James am Anfang auch Aba er hat sich bei Bayern gesteigert. An sich werden Spieler schlechter, wenn sie real verlassen. Leider gottes hat dieser Fluch auch morata getroffen.

Ich weiss nicht, ob man das alles so 1 zu 1 vergleichen kann, weil es alles Einzelfälle mit verschiedenen Hintergründen und Emotionen sind. Ob ein Spieler verliert, wenn er geht, hängt mMn auch immer davon ab, aus welchen Gründen er den Verein verlässt. Ein Spieler, der mit der Ansicht "Ich bin grösser als der Verein, ich brauche euch nicht" geht, wird in der Regel verlieren, das sind aber nicht so viele. Sneijder und Robben gingen mangels Perspektiven, gewannen woanders das Triple und wurden zu Legenden, Alonso ging weil er alles gewonnen hatte und nochmal was neues wollte, Khedira erfüllte seinen Vertrag und ging zu nem Verein, wo er gut hinpasste, Callejon und Albiol gingen für mehr Spielzeit und sind in Neapel mittlerweile halbe Legenden, di Maria wurde gegangen, hat sich bei PSG mittlerweile gut eingelebt. James ging mangels Perspektiven, ist nun in Bayern glücklich. Alle diese Spieler gingen aus anderen Gründen als "Ich brauche euch nicht', und sind glücklich, insofern kann von "sie haben verloren" nur bedingt die Rede sein. Aus prestigeträchtiger Sicht vielleicht, sportlich und menschlich auf den jeweiligen Fall betrachtet wohl nur selten. Einzig Özil hatte geldgeile Berater und nen schwachen Charakter, aber er wirds wohl auch oft genug bereut haben.

Ich finde übrigens auch, dass der Verein durchaus verlieren kann. Am Ende ist er immer grösser als einzelne Spieler und wird weiterleben, aber zumindest ich frage mich schon manchmal, was wäre wenn man X/Y behalten hätte und er hier aufgeblüht wäre? Gerade wenn Spieler unrühmlich gegangen werden, kann sich das auch beim Verein durchaus rächen. 14/15 haben viele wohl Di Maria vermisst. Und diese Saison hätte man in La Liga James oder Morata sicher gut gebrauchen können, CL Triple hin oder her.

Morata ist mMn ein besonders abstruser Fall mit Fehlern von beiden Seiten. War er ungeduldig und schlecht beraten? Vielleicht. Allerdings hätte man ihn von Vereinsseite auch besser behandlen können. Ich hab zumindest ein gewisses Verständnis für Morata. Er ist 25, kein Canterano mehr, will nicht ewig die 2te Geige spielen. Menschen sind verschieden, nicht jeder will jahrelang in Madrid warten, bis vielleicht irgendwo mal eine Chance bekommt. Wenn dann der englische Meister mit deinem Wunschtrainer, Stammplatzgarantie und wohl deutlich mehr Gehalt anruft, würde ich auch 2 mal überlegen. Manchmal musst du auch einfach mal das Risiko eingehen und ne Chance packen. War es ein Fehler? Ist im Nachhinein immer einfach gesagt. Morata hätte auch bei Chelsea abgehen oder bleiben und hinter einem katastrophalen Benz versauern können, so ist das Leben, so ist Fussball. In dem Falle haben am Ende beide Seiten verloren finde ich mit Blick auf die erbärmliche Liga Saison.

Und weil Vazquez erwähnt wurde, bei ihm wäre ich doch auch etwas vorsichtig. Ich gönne es ihm und er hat es verdient, aber man sollte auch beachten, dass sehr viel für ihn lief. Nicht jeder hat nen Bale, der andauernd verletzt ist und Spielzeit abwirft. Nicht jeder setzt nen James für dich auf die Tribüne. Nicht jeder gibt dir zig Chancen trotz 1,5 Jahren mässiger Leistungen. In 99% aller möglichen Szenarien hätte Lucas nie so viel gespielt. Ich mag ihn, schätze seinen Einsatz, aber er war jetzt auch der eine glückliche, der zur rechten Zeit am rechten Ort war und die richtigen Leute um sich hatte. Zig andere geben auch ihr bestes und finden keine Beachtung. Wäre daher vorsichtig damit, das als Beispiel zu nehmen.
 

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