Analyse

Nicht der FC Bayern: Warum Real Madrid das CL-Finale erreicht

Real Madrid trennt nur noch ein Sieg vom Einzug in das Finale der UEFA Champions League. In München bringt sich Carlo Ancelottis Ensemble beim Halbfinal-Hinspiel mit einem 2:2 in eine bessere Ausgangslage als der FC Bayern. Es gibt Gründe, um an ein Weiterkommen der Königlichen zu glauben.

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FC Bayern München Real Madrid Champions League
Real Madrid will Bayern unbedingt aus dem Weg räumen – REAL TOTAL-Grafik: Getty Images

Real Madrid verlässt München mit gutem Gefühl

MÜNCHEN. Und mal wieder verlässt Real Madrid den deutschen Boden zufrieden. Nachdem die Königlichen in dieser Champions-League-Saison in der Gruppenphase ein 3:2 bei Union Berlin eingefahren und im Achtelfinale ein 1:0 bei RB Leipzig erzielt hatten, reichte es diesmal zwar nicht zu einem Erfolgserlebnis. Mit dem 2:2 am Dienstag im Halbfinal-Hinspiel können sie aber besser leben als Gegner Bayern München.

REAL TOTAL nennt Gründe, warum das weiße Ballett das Endspiel am 1. Juni im Londoner Wembley-Stadion gegen Borussia Dortmund oder Paris Saint-Germain erreicht.

  • Kampf ums Finale im Bernabéu: Real hat Heimvorteil

Antonio Rüdiger: „Für uns ist das ein gutes Ergebnis. Wenn du nicht gewinnen kannst, dann verliere nicht.“ Die Blancos können nun auch ihr letztes schwieriges Auswärtsspiel in der laufenden Königsklassen-Saison abhaken – und zwar schadlos. In der Allianz Arena ging es für sie primär darum, keine Niederlage zu erleiden, daher rührte auch ihr über weite Strecken wieder defensive Ansatz. Die Münchner dagegen plagt das Gefühl, das in Madrid nicht wenige erst zuletzt nach dem Viertelfinal-Hinspiel gegen Manchester City (3:3) verspürt hatten: Das Hinspiel im eigenen Stadion nicht mit einem Sieg genutzt – Mist!

Jetzt darf Real das Finale um das Finale ausrichten. Es ist falsch, wenn man meint, ein entscheidendes K.o.-Duell im eigenen Stadion würde das praktisch sichere Weiterkommen bedeuten. Was jedoch auf der Hand liegt: Ein Heimspiel mit der Energie der Fans im Rücken hat man einfach lieber, wenn so ein Kampf ansteht. Real braucht keine Aufholjagd, aber einen Sieg – mit welcher Differenz auch immer. Eine Ausgangslage, die auch schon genügt, damit das Bernabéu zu einem Hexenkessel mutiert, der bei den eigenen Stars zusätzliche Kräfte freisetzt, gegnerische Akteure bestenfalls einschüchtert. Es ist zu erwarten, dass Real Zuhause gegen Bayern eine grundsätzlich offensivere Herangehensweise wählt. Wen würde es dann wundern, wenn die Blancos am Ende mindestens das eine Tor besser sind?

  • Bernabéu diese Saison ein Erfolgsfaktor

Die Merengues sind seit dem 8. April 2023, damals ein 2:3 gegen den FC Villarreal, im Bernabéu ohne Niederlage. 29 Mal blieben sie seitdem ungeschlagen, davon entschieden sie sogar 23 Begegnungen für sich. Real markierte diese Saison Zuhause 51 Treffer und kassierte nur 15. Und in 15 Partien beförderte man das Runde mindestens zweimal ins Eckige. Nur beim 0:0 am 5. November 2023 gegen Rayo Vallecano gelang in dieser Spielzeit vor heimischer Kulisse kein Tor. Bayern hat derweil übrigens nicht im Achtelfinale (0:1 bei Lazio) und auch nicht im Viertelfinale (2:2 beim FC Arsenal) auswärts gewonnen.

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  • Größeres Zutrauen bei Real Madrid

Bayern wäre nach dieser lange so schwachen Saison vielleicht überrascht und würde es von sich selbst gar nicht erwarten, plötzlich dann doch einen so großen Coup zu landen und das Finale der Königsklasse zu erreichen. Ihre Brust war schon mal breiter. Real dagegen geht wesentlich gefestigter, selbstbewusster durch die gesamte Saison, steht auch nach dem 48. Pflichtspiel bei gerade mal zwei Niederlagen. Das Zutrauen dürfte im Lager der Madrilenen wohl zweifellos größer sein als innerhalb des oftmals fragilen Ensembles von Thomas Tuchel, dessen Projekt im Februar nach damals bloß elfmonatiger Zusammenarbeit mit der Verkündung der Trennung im Sommer offiziell als gescheitert erklärt wurde.

Das weiße Ballett hat zudem nicht zuletzt beim großen Kampf in Manchester unter Beweis gestellt, auch in schwierigen Phasen als eingeschworener Haufen und mit seiner Mentalität total widerstands- und leidensfähig zu sein – so sehr wie wohl keine andere Mannschaft in Europa. Auch das nach dem erlittenen Doppelschlag noch erzielte Unentschieden ist mal wieder so ein Beispiel dafür gewesen, dass Real vielleicht wanken mag, aber nicht fällt, dass es so schnell nichts aus der Fassung bringt.

  • Einer der Saison-Besten: Daniel Carvajal kehrt zurück

Lucas Vázquez hatte mit einer starken Leistung beim 3:2-Erfolg gegen den FC Barcelona (ein Tor, eine Vorlage, ein herausgeholter Elfmeter) Eigenwerbung betrieben, sich so auch für einen Startelf-Einsatz in München empfohlen. Kurz vor dem Clásico hatte sich Daniel Carvajal beim Rückspiel gegen ManCity nämlich seine dritte Gelbe Karte in der Königsklasse eingefangen, weswegen er gesperrt fehlte. Carlo Ancelotti schenkte Vázquez das Vertrauen, bot nicht etwa Kapitän Nacho Fernández auf der rechten Seite und Aurélien Tchoauméni im Abwehrzentrum auf, wodurch sich im Mittelfeld ein Platz für Eduardo Camavinga ergeben hätte. Allerdings: Überzeugen konnte die Nummer 17 diesmal nicht.

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Das Kollektiv hielt sich mit seinen Angriffsbemühungen über weite Strecken zurück, insofern trug auch Vázquez offensiv wenig bei. Nachdem der frühere rechte Flügelstürmer bis dahin nicht mehr als einen durchschnittlichen Job verrichtet hatte, verschuldete er kurz nach dem 1:1 zu kopflos mit einem Foul an Jamal Musiala den Elfmeter zum 1:2 von Harry Kane. Mit der Nummer 42 hatte er auch sonst seine Probleme. Gut, dass der obendrein robustere Carvajal zum Rückspiel wieder ran darf. Einer von Reals besten Spielern in dieser Saison.

  • Real-Gegentore in München: Bayern hatte auch Glück

Als Bayern das Geschehen weitestgehend kontrollierte, traf Real. Und nachdem Real das Heft des Handelns übernommen hatte, netzte Bayern ein – und zwar per Doppelschlag. Dass sich die zuvor führenden Madrilenen binnen vier Minuten sogar zweimal schocken ließen, ist für sie unüblich, eine Ausnahmesituation. Insofern haben die Münchner ihr Glück auch herausgefordert. Bayern kam abgesehen ihrer Erfolgserlebnisse ebenso zu guten Gelegenheiten, diese waren für Andriy Lunin allerdings haltbar. Top-Goalgetter Kane, der per Elfmeter das zwischenzeitliche 2:1 schoss, wurde weitestgehend gut in Schach gehalten. Blickt man übrigens auf den xG-Wert, also die erwarteten Tore gemessen an den Chancen, fällt dieser sogar für die Gäste aus Spanien aus. Bayern: 1,58. Real: 1,90.

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Ich versteh die Zuversicht die ich auch habe das wir ins Finale kommen aber was ich nicht verstehen kann warum Real nur das nötigste im Spiel tut. Wir haben solche individuelle und Mannschaftliche klasse dir wir in der letzten Zeit zu wenig einsetzen. Hätten wir gestern nach dem 1 zu Null richtig Druck gemacht dann würden wir jetzt schon im Finale stehen. Eigentlich haben wir schon lange nicht mehr gegen solche schwachen Bayern gespielt aber anscheinend lassen wir es zu das sie uns trotzdem weh tun können
 
Ich bin nicht so zuversichtlich. Nach dem 1:0 war Bayern angeknackst, da hätten wir ihnen mit dem 2:0 den K.O.-Schlag geben müssen, stattdessen lassen wir viel zu leicht zu, durch diese elende Passivität und dumme Fehler, dass sie das Spiel innerhalb von 4 Minuten drehen. Wir haben Bayern unnötig wieder stark gemacht, die werden uns daheim das Leben extrem schwer machen, denn sie schnuppern jetzt ebenfalls Final-Luft. Tuchel wird Carlo wieder auscoachen befürchte ich...
 
Ich muss sagen. Was mir bei Bayern Sorgen macht, ist dass sie ebenfalls wie wir dieses Siegergen haben.

Allein schon das Duell gegen Arsenal spricht Bände. Da kommt das beste Arsenal der letzten 10 Jahre gegen die schwächste Bayern Mannschaft der letzten 10 Jahre. Und trotzdem schaffen es die Bayern ihnen den Schneid abzukaufen. Gestern kamen wir eigentlich auch immer besser ins Spiel. Nach der 2.Halbzeit haben wir immer mehr das Zepter in die Hand genommen und in unserer stärksten Phase schenkt uns Bayern 2 Tore ein. Das hat sich merkwürdig vertraut angefühlt.

Ich glaube also auch, dass das noch ein ganz heißer Tanz wird. Aber wir sind seit einem Jahr zuhause ungeschlagen. Ob in 90, 120 Minuten oder wieder ein Elfmeterschießen. Am Ende werden wir den Job erledigen.

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Bayern ist der härteste Gegner für Real Madrid. Ich meine jetzt generell. Nicht umsonst wird das Duell ein Clasico der UCL genannt. Kein Duell gab es häufiger und auch die Bilanz ist äusserst ausgeglichen. Ausserdem haben die Bayern bestimmte Aspekte in ihrem Spiel, die Real sehr ähnlich sind. Es wurde hier schon angesprochen, sie sind völlig angeschlagen und spielen gegen eine aufregende junge Mannschaft (Arsenal) und kommen trotzdem weiter. Gestern haben wir sie mit der Zeit völlig unter Kontrolle und booom, sofort zwei Tore und es steht 2:1 für sie..das kommt uns doch bekannt vor.

Deshalb ist hier noch nichts gegessen. Ich glaube aber dass wir uns durchsetzen werden. Wir haben diese Saison nur ein einziges Spiel in der regulären Spielzeit verloren, sind daheim seit Monaten ungeschlagen, ein City konnte im Bernabeu nicht gewinnen, Barça nicht, selbst Atlético nicht, die gegen uns immer wie ein prime brasilianisches Nationalteam aufläuft. All das nur um im Halbfinale im eigenen Stadion dann doch zu verlieren? Ne, da kenne ich den Fussball anders. Wenn du solche Statistiken aufweist, ziehst du das im Normalfall bis zum Ende durch. Erst recht Real Madrid! Ich glaube allerdings, weil die Bayern halt immer sau hart zu bespielen sind, dass das in die Verlängerung gehen wird und dort wieder mal die Magic des Bernabeus zur Geltung kommen wird und wir die Sache kurz vor Elfmeterschiessen dann doch klären werden.
 
Ich versteh die Zuversicht die ich auch habe das wir ins Finale kommen aber was ich nicht verstehen kann warum Real nur das nötigste im Spiel tut. Wir haben solche individuelle und Mannschaftliche klasse dir wir in der letzten Zeit zu wenig einsetzen. Hätten wir gestern nach dem 1 zu Null richtig Druck gemacht dann würden wir jetzt schon im Finale stehen. Eigentlich haben wir schon lange nicht mehr gegen solche schwachen Bayern gespielt aber anscheinend lassen wir es zu das sie uns trotzdem weh tun können

Ich verstehe Ancelotti auch einfach nicht. Allein die Qualität hätte uns gestern zu einem überlegenen Sieg führen müssen. Das Leiden ist überhaupt nicht nötig.
 
Ich verstehe Ancelotti auch einfach nicht. Allein die Qualität hätte uns gestern zu einem überlegenen Sieg führen müssen. Das Leiden ist überhaupt nicht nötig.

Hätte genauso gut nach hinten losgehen können sich rein auf die Qualität zu verlassen und drauf los zu spielen. Bayern ist immer noch gefährlich.War schon die richtige Taktik erst mal die Bayern kommen zu lassen. Die Ausgangslage ist nicht schlecht. Zu glauben man kann da jetzt nach München waren die 3-0 weg klatschen und wieder heimfahren war nicht realistisch.
 
Ich gebe Dir mit allem recht.Rege mich immer noch auf wegen gestern. Aber.....
Real ging in Führung und damit war klar, dass noch weniger gemacht wird.
Ist ja klar dass man dann hinten noch mehr zumacht und gut stehen will.
Für mich ist real einfach platt, die sind durch.
Gegen cadiz die castilla bitte.
Finde nicht dass wir im Vorteil sind, Bayern wird frei aufspielen im Santiago B.
Mal ehrlich, verdienen wir den Titel?
Wohl eher nicht....




Ich bin nicht so zuversichtlich. Nach dem 1:0 war Bayern angeknackst, da hätten wir ihnen mit dem 2:0 den K.O.-Schlag geben müssen, stattdessen lassen wir viel zu leicht zu, durch diese elende Passivität und dumme Fehler, dass sie das Spiel innerhalb von 4 Minuten drehen. Wir haben Bayern unnötig wieder stark gemacht, die werden uns daheim das Leben extrem schwer machen, denn sie schnuppern jetzt ebenfalls Final-Luft. Tuchel wird Carlo wieder auscoachen befürchte ich...
 

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