Stadion

Bernabéu: Konzert-Ära beginnt – und die Nachbarschaft wütet schon

Im umgebauten Estadio Santiago Bernabéu ist die Konzert-Ära angebrochen, weil sich das Fußballfeld je nach Bedarf schnell in ein unterirdisches Lager verfrachten lässt. Doch schon nach den ersten Musik-Veranstaltungen gibt es Ärger: Die Nachbarschaft fühlt sich durch den Lärm belästigt. Von Medien wird ihr Gehör verschafft, neben der Polizei ist nun auch der Bürgermeister eingeschaltet.

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Estadio Santiago Bernabéu Real Madrid Musik Konzert
Das Bernabéu von Real Madrid als Musikstätte – Foto: YouTube/@lanavedelmadridismo

Immer mehr Musik-Events im Bernabéu

MADRID. Am 26. April das erste Festival, vom 10. bis 12. Mai die nächsten drei, am 18. Mai ein Event mit drei großen Acts – und demnächst kommt unter anderem noch US-Pop-Star Taylor Swift für einen Doppel-Auftritt (29. und 30. Mai): Im Estadio Santiago Bernabéu ist inzwischen die Ära der regelmäßigen Konzerte eingeläutet worden. Diese sind jetzt sogar während einer Saison von Real Madrid möglich, weil sich das Fußballfeld rasch in sechs Stücken binnen einiger Stunden in ein unterirdisches Lager verfrachten lässt.

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Estadio Santiago Bernabéu Real Madrid Rasen Lager

So kommt das Spielfeld ins Lager

Im Zuge des Umbaus des Estadio Santiago Bernabéu wurde auch ein unterirdisches Rasen-Lager... weiterlesen

Wo dementsprechend zum Beispiel am 8. Mai, einem Mittwoch, noch das Champions-League-Halbfinal-Rückspiel gegen den FC Bayern München stattgefunden hatte, befand sich am darauffolgenden Freitag bereits eine große Show-Bühne. Durch die Bernabéu-Vermietung an Nicht-Spieltagen verspricht sich Real so exorbitante Mehreinnahmen. Mehreinnahmen, die allerdings auch Ärger mit sich bringen – in der Nachbarschaft.

Das Stadion entstand in den 1940er Jahren am Rande Madrids, liegt durch die Entwicklung der immer größer gewordenen Stadt aber unlängst inmitten des belebten Gebiets Chamartín. So befinden sich unmittelbar vor dem Bernabéu auch viele normale Wohnhäuser, deren Bewohner sich jetzt bereits beschweren. Wie viele es ungefähr sind, lässt sich derzeit nicht seriös beantworten. Der Tenor lautet jedoch: Reals Heimstätte wird als Schauplatz des Fußballs voll und ganz akzeptiert, als Konzerthaus dafür keineswegs. Das Innendach ist dabei zwar geschlossen, jedoch dringt die Lautstärke durch einen „Schlitz“ seitlich unter der Dachkonstruktion hindurch. Vollkommen zu ist der Fußballtempel demnach also nie.

Nachbarschaft leidet unter lauten Konzerten

Auf dem Kurznachrichtendienst X gibt es einen Account (@RuidoBernabeu), der die Zustände bei Musik-Events in Schrift, Bild und Video festhält, dabei in einer Tour eine Lärmbelästigung mit einhergehender Vibration durch den Bass moniert.

Man werde nicht nur tagsüber und abends zugedröhnt, sondern würde auch nachts darunter leiden – ebenso wie danach unter einem hohen Geräuschpegel von Arbeiten durch etwa piepende Gabelstapler. Grund: Vor dem Bernabéu haben sich auf den Straßen neue Baustellen aufgetan, es entstehen dort unterirdische Parkhäuser. Die entsprechenden Baustellen-Abgrenzungen werden daher noch nachts wieder errichtet.

Eine Nachbarin gibt zu verstehen, die Musik würde sich in Kombination mit der Vibration „wie Schläge“ anfühlen. „Wir können hier während Konzerten nicht leben, nicht arbeiten, nicht lernen. Fußball ja, Tore ja, aber keine Dezibel“, sagt ihr Mann, der zudem darauf aufmerksam macht, das Bernabéu sei nicht schalldicht. Ein anderer Anwohner: „Beim Fußball ist es letzten Endes die Hymne nach den Toren, aber bei Konzerten konstante Musik – fünf, sieben Stunden.“ Sie sind verärgert, fordern eine rasche Lösung des Problems.

Bernabéu: Polizei misst Lautstärke in Dezibel

Weil eine Überschreitung der zulässigen Lautstärke in Dezibel beklagt wurde, führte die Polizei inzwischen sogar eine Messung durch. Ergebnis: bis zu 84,9. Erlaubt seien abends angeblich nur 50 bis 65 sowie nachts 40 bis 55, die in die Umgebung durchdringen dürfen.

Da der Unmut wächst, hat sich auch Bürgermeister José Luis Martínez-Almeida in die Thematik involviert. Der Atlético-Fan, der Real zuletzt anlässlich der Meisterschaft feierlich im Rathaus empfing: „Wir werden uns die Lärmmessungen vom Samstag ansehen, um zu prüfen, ob es zu Verstößen gekommen ist. Die Aktivitäten fallen unter die Lizenz, die dem Santiago Bernabéu erteilt wurde. Sie müssen eine Reihe von Anforderungen und Parametern erfüllen. Die Hauptprämisse, auf der die Nutzung des Santiago Bernabéu beruhen muss, ist die Minimierung der Belästigung für die Nachbarn in der Umgebung.“

Etliche Events auf dem Programm

Wie Real und die Veranstalter die erhitzten Gemüter besänftigen können, bleibt abzuwarten. An Versuchen einer Verbesserung der Situation wird es auch nach Taylor Swifts Auftritten jedenfalls nicht mangeln. Allein 2024 stehen nämlich noch 13 weitere Events an.

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

Kommentare
Also irgendwie kommt da schon so langsam das Gefühl auf, dass da einiges nicht zu Ende gedacht wurde.
- Erst die löchrige und zu offene Fassade, die nicht mal ansatzweise dem Modell entspricht.
- Dann das Rasenproblem, das sich offenbar auch durch UV-Bestrahlung usw. nicht lösen lässt.
- Jetzt das Schallproblem, das sich wohl nur sehr schwer lösen lassen wird...wie will man diesem Problem bautechnisch gegensteuern?

Die Fassade muss mMn nachhaltig geschlossen werden (würde auch das Schallproblem mindern), Das Dach bei Konzerten schließen und schallabsorbierende Maßnahmen anbringen. Den Rasen wird man im "Lager" allerhöchstens instand halten können, aber mit Sicherheit braucht man 2-3 Mal im Jahr eine Neuverlegung um annähernd die Qualität zu haben, die sich für einen Verein wie Real Madrid gehört.
Bin schon gespannt wann das nächste Problem auftaucht...hoffe die Einnahmen sind die Sache am Ende wert!
 
Krank, da würde ich auch ausrasten. Das muss Real lösen, geht gar nicht.
Ich habe bereits Probleme mit einem neuen Nachbarn und der Lautstärke von Musik und Fernseher, schon das ist heftig. Aber ein Konzert vor dem Fenster ist unerträglich, vor allem so häufig.
Ich hoffe, man findet eine Lösung (und ich auch :) )
 
7-9 Stunden Konzerte ? Ist ja auch ne menge
Naja mit Soundcheck, an- und abreisenden Besuchern und nächtlichen Aufräumarbeiten kommt das in Summe an Lärmbelästigung bestimmt zusammen, wenn auch vielleicht nicht als reine Musikbeschallung.
Mir tun die Anwohner echt leid, ich würde auch versuchen, mich zu wehren. Ist ja nun wirklich ein eklatanter Unterschied, ob ich neben einem reinen Fußballstadion oder so einer „offenporigen“ Eventlocation wohne.
 

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