
Liga-Start: Real Madrid so gut wie zuletzt 2016/17
MADRID. 2014/15, in der zweiten Saison von Carlo Ancelottis erster Amtszeit, hatte Real Madrid eine erstaunliche Serie hingelegt: 22 aufeinanderfolgende Partien wurden gewonnen. Jetzt, in der zweiten Saison von „Carlettos“ zweiter Amtszeit bei den Königlichen, nimmt eine ja vielleicht ähnliche Serie gerade an Fahrt auf. Fünf Pflichtspiele, fünf Erfolgserlebnisse!
Das jüngste: ein 2:1 gegen Real Betis. Die Andalusier hatten bis zu ihrem Auftritt am Samstag im Estadio Santiago Bernabéu ebenso keinen einzigen Zähler liegen gelassen.
Ancelotti hält Kader von Real Madrid für noch stärker
Im Falle der Madrilenen ist das auch nach dem 4. Spieltag noch so, mit ihren zwölf Punkten freuen sie sich über den stärksten Liga-Start seit der Spielzeit 2016/17. Diese hatte Real unter Zinédine Zidane mit dem Gewinn der Meisterschaft und der Champions League beendet. Ein Coup, der dieses Kalenderjahr bekanntermaßen wiederholt werden konnte.
Ob dieses Kunststück sofort wieder gelingt? Fragt man Ancelotti, ist die Basis – der Kader – jedenfalls nicht schlechter. „Das Team ist besser als in der vergangenen Saison“, hatte sich der Italiener bereits während der Sommervorbereitung optimistisch gezeigt. Eine Aussage, der im ersten Moment so einige Anhänger und Experten jedoch nur wenig abgewinnen konnten, dafür waren die Aktivitäten der Madrilenen auf dem Transfermarkt schlicht zu unspektakulär. Vor allem natürlich: Kylian Mbappé sagte ja bedauerlicherweise ab.
Real Madrid: Fast alle Abgänge hatten keinen Nutzen mehr
Dass „Carletto“ mit seiner These allerdings nicht unbedingt falsch liegt, kristallisiert sich bereits mit dem fulminanten Auftakt heraus. Mit Marcelo, Isco, Gareth Bale und Luka Jović haben einige Akteure den Klub verlassen, deren Status streng genommen schon seit einiger Zeit an sportlicher Bedeutungslosigkeit grenzte. Niemand von ihnen ist ein Verlust.
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Besser als 2021/22? Abwehr: definitiv
In der Verteidigung ist Real nicht nur numerisch besser aufgestellt. Mit Marcelo sind die Blancos eine fußballerische Altlast losgeworden, mit Antonio Rüdiger hat die Abwehr fraglos an Qualität und Variabilität gewonnen. Der vom FC Chelsea gekommene Berliner wird auf allen Positionen in der Viererkette eingesetzt, ist nach Nacho Fernández eine weitere Allzweckwaffe im Ensemble. Álvaro Odriozola wäre dann theoretisch noch eine zusätzliche Alternative auf der rechten Abwehrseite, wobei Ancelotti nicht auf ihn zählt.
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Besser als 2021/22? Mittelfeld: Tendenz ja
Von den Abgängen richtig ins Gewicht fiel bloß der Verkauf von Casemiro an Manchester United – wobei 80-Millionen-Euro-Neuzugang Aurélien Tchouaméni seine Abwesenheit bislang herausragend kompensiert. Anpassungsschwierigkeiten offenbarte der 22-Jährige einzig in Almería. Technisch wirkt er fähiger als der manchmal hölzern agierende Brasilianer.
Es macht nicht den Anschein, als hätten sich die Blancos verschlechtert – im Gegenteil. Einen Anteil daran haben auch Eduardo Camavinga und Daniel Ceballos. Der Franzose ist mit seiner Entwicklung auf dem Weg, eine noch bessere Version von sich abzurufen und wertvoller zu werden. Ancelotti bot ihn schon dreimal von Anfang an auf, was zeigt: Dieser Camavinga ist der Startelf viel näher als der aus dem ersten Jahr, als es insgesamt bei 40 Einsätzen 15 von Beginn an waren. Jetzt ermöglicht es wiederum einen höheren Konkurrenzkampf und eröffnet eine höhere Unberechenbarkeit.
Ceballos dient Real derweil als nicht zu unterschätzender Ergänzungsspieler nun gleich vom Auftakt hinweg, nachdem er im zurückliegenden Spieljahr verletzungsbedingt erst im letzten Viertel so richtig half. Mit seinem stets engagierten Einsatz, wo auch immer auf dem Rasen, hat sich der Spanier auf den Rängen und bei Ancelotti Respekt verschafft. Auch gegen Betis wieder. Der 63-Jährige: „Dani kennt seine Rolle hier sehr gut und weiß, dass es eine wichtige ist, wir ihn sehr mögen. Er komplettiert das Mittelfeld mit seinen Eigenschaften sehr gut.“
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Besser als 2021/22? Angriff: abwarten
Vergangene Saison bildeten Eden Hazard, Bale und Jović bei Real so etwas wie das Frust-Grüppchen, weil sie so selten eingesetzt wurden, permanent auf der Bank schmorten. Sind es nun der Belgier und Marco Asensio? Hazard will es in Spanien jetzt eigentlich endlich allen beweisen, nicht nur zum Einsatz kommen, sondern dabei auch glänzen. Seine bisherige Ausbeute: mickrige 39 Minuten. Der Spanier unterbietet das sogar mit sieben.
Beide dürften bei den anstehenden Englischen Wochen fortan jedoch öfter in Erscheinung treten – wohl gerade Asensio, bei dem es bis zuletzt noch die Möglichkeit eines Abgangs gegeben hatte und der ja auch 2021 erst zur zweiten September-Hälfte aufblühte.
Sind die Königlichen in vorderster Front stärker? Das bleibt noch abzuwarten und hängt stark davon ab, ob Asensio erneut ähnlich gut knipst (2021/22 zwölfmal), Hazard sein Versprechen erfüllt und speziell, ob Rodrygo Goes diesmal auch konstant seine Erfolgserlebnisse verzeichnet und nicht erst im letzten Drittel zündet. Was sich die Bosse früher oder später womöglich nochmals vorwerfen lassen werden müssen: Dass sie den Kader bei zwei freien Plätzen mit nicht zumindest einem Angreifer aufgefüllt haben. Sie glauben scheinbar nicht, dass diese Kritik wieder aufkommt. Dafür ist ihr Vertrauen in das Spielermaterial zu groß.
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