Interview

„Zug hält manchmal nur einmal“: Carvajal über Mbappé, Vinícius und Hazard

Daniel Carvajal möchte Kylian Mbappé die Tür für einen Wechsel zu Real Madrid zu einem späteren Zeitpunkt nicht verschließen, weist aber darauf hin, dass sich diese Möglichkeit am Ende vielleicht doch nur einmal ergibt. An Eden Hazard glaubt der Rechtsverteidiger weiterhin, Vinícius Júnior zollt er Respekt.

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Daniel Carvajal Real Madrid
Carvajal spielt schon seit 2013 für die Profis von Real Madrid – Foto: IMAGO / sportphoto24

Mbappé zu Real Madrid „schien schon beschlossen zu sein“

MADRID. Als das Achtelfinale der Champions League in der vergangenen Saison absolviert war, war Daniel Carvajal heilfroh. Nicht nur, da er es mit Real Madrid geschafft hat, Paris Saint-Germain letztlich doch noch aus dem Weg zu räumen (0:1, 3:1). Sondern auch, weil er die die direkten Duelle als Rechtsverteidiger mit Kylian Mbappé überstanden hatte – in dem Glauben, dass der französische Top-Angreifer ab der kommenden Spielzeit in den eigenen Reihen stehen und nicht mehr ihn maximal herausfordern würde.

Am Ende ist es aber ja ganz anders gekommen. Carvajal könnte es auf seiner Position wieder mit dem 23-Jährigen zu tun bekommen, weil dieser überraschend doch bei PSG verlängerte anstatt zu den Königlichen zu wechseln.

„Es schien schon praktisch beschlossen gewesen zu sein“, sagte der Spanier der Sportzeitung AS in einem Interview hinsichtlich des für sicher geglaubten Mbappé-Transfers in das Estadio Santiago Bernabéu. „Sein Vertrag lief aus, doch letzten Endes hat er sich für einen Verbleib entschieden. Er wird das mit seinem Umfeld abgewogen haben, die Pros und Contras. Man muss jedermanns Entscheidung respektieren. Er bleibt in Paris, um dort die Champions League zu gewinnen“, so Carvajal.

„Will Mbappé die Tür nicht schließen, aber…“

Angesichts der kurzfristigen und fragwürdigen Absage darf nun bezweifelt werden, dass Mbappé das Trikot des weißen Balletts jemals trägt – trotz seines noch jungen Alters. Zu empört ist man in Madrid, zu negativ dem Weltmeister von 2018 gegenüber eingestellt, zu sehr im Stolz verletzt. „Manchmal hält der Zug nur einmal… Ich will ihm die Tür nicht schließen, ganz im Gegenteil, aber du weißt nicht, was in der Zukunft passiert“, betonte auch Carvajal. „Ein hoher Prozentanteil aktiver Spieler denkt nicht mal darüber nach, wenn Real Madrid an ihre Tür klopft. Er ist in seiner Stadt, das Idol, der Star und will bei seinem Klub Geschichte schreiben. Es erscheint mir in Ordnung. Aber Real Madrid ist da, war da und wird da sein. Real Madrid steht über allen“, so das Eigengewächs der Merengues.

An der Concha Espina lobt man sich Akteure wie Eduardo Camavinga, David Alaba oder Antonio Rüdiger, die umgehend Feuer und Flamme für Real waren, daher umso mehr. Carvajal: „Spieler wie Antonio, Camavinga… Sie entscheiden sich für Real Madrid, weil sie wissen, was es bedeutet, zu diesem Klub zu kommen. Alles, was den Klub umgibt, ist gigantisch. Sie werden es innerhalb kürzester Zeit erleben. David hat es schon zu spüren bekommen.“

Hazard hat bei Real Madrid „eine Tortur durchgemacht“

Eden Hazard ebenfalls, auch wenn er selbst am Erfolg der letzten Jahre praktisch überhaupt keinen Anteil hatte. Der Belgier ist erpicht darauf, nach drei enttäuschenden Spielzeiten es bei Real nun endlich allen zu beweisen. Ist das überhaupt realistisch? Für Carvajal durchaus. „Ich denke schon, wenn er dieses Problem überwindet, auch mental. Wenn er in den Rhythmus kommt, Partie für Partie, dann wird er ein beeindruckender Spieler, wie er es jahrelang war. Er ist ein guter Kerl, hat eine Tortur durchgemacht, in Valdebebas aber seine Arbeit gemacht und nie ein grimmiges Gesicht gezogen. Das kann nicht jeder“, meinte der 30-Jährige.

Carvajal: „Dafür hat Vinícius all meinen Respekt“

Klar dürfte jedoch sein: Auf seiner Idealposition, dem linken Flügel, wird es für Hazard als Profi der Königlichen nichts mehr werden. Dort ist Vinícius Júnior gesetzt. Dem Brasilianer ist in der zurückliegenden Saison mit 22 Toren und 20 Vorlagen der endgültige Durchbruch gelungen.

Carvajal zollt ihm dafür Respekt. Der Defensiv-Spezialist: „Wie Karim (Benzema) es gesagt hat: Er kann es ohne Zweifel unter die fünf besten Spieler der Welt schaffen. Er kam in einem sehr jungen Alter und hat viel auf die Mütze bekommen. Wegen des Misserfolgs vor dem gegnerischen Tor wurden sogar Memes erstellt, die Leute sind sehr kritisch. Es ist nicht leicht, so jung zu sein und dieses Trikot zu tragen. Vielen ist das passiert, sie hatten diese Angst vor dem Scheitern und davor, letztlich nicht man selbst zu sein. Er hat aber weitergemacht, das hinter sich gelassen und all meinen Respekt dafür. Er hat sich einen guten Vertrag verdient, hoffentlich ist er noch für viele Jahre hier.“

Vinícius ist es gewesen, der eine überragende Königsklassen-Saison krönte und Real im Finale gegen den FC Liverpool zum 1:0-Triumph schoss. Der fünfte große Coup auf der europäischen Bühne binnen acht Jahren. Carvajal ist der Überzeugung, dass es mit dem jeweiligen Kontrahenten etwas macht, wenn es in einem Endspiel gegen die Madrilenen geht. „Es ist mehr das Gefühl des Gegners als unseres. Wir wissen, selbst wenn wir sehr schlecht sind und nicht unseren Tag haben, dass wir unsere Chancen haben werden. Das beeinflusst den Gegner mehr, ihm steht Real Madrid gegenüber. Real Madrid verliert Finals nicht, Real Madrid weiß in Finals mitzuhalten. Wir wissen, was zu jedem Zeitpunkt zu tun ist“, sagte die Nummer 2, die persönlich zu dem Kreis der aktuellen Real-Profis gehört, die den Henkelpott schon fünfmal abräumten.

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von
Filip Knopp

Begleitet den Mythos Real Madrid als Fan seit der Ära der „Galácticos“ und journalistisch bei REAL TOTAL seit Mitte 2011. Erfahrungen auch bei SPORT1 und SPOX, zudem Autor von »111 GRÜNDE, REAL MADRID ZU LIEBEN«.

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